E-WALD ist das eigenen Angaben nach größte Demonstrationsprojekt für Elektromobilität in Deutschland. Das angebotene Elektroauto-Carsharing soll mit Hilfe intelligenter und integrierter Ladeinfrastruktur sowie innovativen Steuerungs- und Kommunikationskonzepten den Nachweis liefern, dass E-Mobilität auch im ländlichen Raum funktioniert. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n hat sich E-WALD-Geschäftsführer Otto Loserth ausführlich zu dem aktuellen Stand des Projekts sowie den psychologischen Aspekten von Elektromobilität geäußert.
Die Ziele für E-WALD von 100 Ladestationen in sechs Landkreisen sowie 100 neue E-Autos hätten sich „mehr als übererfüllt“, verkündete Loserth. So seien mittlerweile bereits 200 Elektrofahrzeuge und 150 Ladesäulen realisiert worden. Durch enge Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Deggendorf habe man zudem das „Reichweiten-Modell“ der E-WALD-Flotte perfektionieren können, das „ziemlich exakt“ die Reichweite eines Elektroautos bis zur nächsten Batterieladung anzeige. Eine weitere wichtige Errungenschaft des E-WALD-Projekts sei die Entwicklung von neuen Ladesäulen, an denen mehrere Fahrzeuge gleichzeitig Strom tanken können. Dank des technischen Fortschritts könne man diese Ladestationen nun deutlich kostengünstiger produzieren.
Das Thema Elektromobilität führe in der Bevölkerung nach wie vor zu Diskussionen, was „viel mit Psychologie zu tun“ hat, glaubt Loserth. Viele Autofahrer würden lieber nichts ändern wollen und weiter mit Verbrennungsmotoren fahren, gleichzeitig aber von der Politik fordern, dass der CO2-Ausstoß reduziert wird. „Das stimmt nicht zusammen“, mahnte der E-WALD-Chef. Die Nutzung der zur Miete zur Verfügung stehenden Elektroautos im Bayerischen Wald ist laut Loserth sehr unterschiedlich. In manchen Gemeinden würden die Fahrzeuge zwar gebucht, in anderen aber nur kaum. Nach Ende des Projekts werde es daher in einigen Regionen wohl keine Stromer mehr geben. „Wird das Angebot nicht genutzt, wird es wieder wegfallen“, betonte Loserth.
Elektromobilität sei kein „Allheilmittel“, aber „eine wesentliche Komponente“ für die Reduktion der weltweiten Umweltbelastung, so Loserth. Man müsse Elektromobilität dabei als „Gesamtkonzept“ sehen, bei dem das Fahrzeug „nur ein Teil davon“ sei. Im ländlichen Raum habe unabhängige Mobilität zwar einen hohen Stellenwert, auch hier müsse aber ein Umdenken stattfinden. Man könne nicht erwarten, dass „die Industrie einen Sinneswandel innerhalb der Gesellschaft herbeiführt“, erklärte der E-WALD-Geschäftsführer.
Loserth kündigte an, dass das E-WALD-Forschungsprojekt definitiv Ende des Jahres auslaufen wird. Nun, da die Infrastruktur stehe, müsse man diese „erhalten und betreiben“ – und umsetzen, „was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben“. Ab 2017 soll sich die 2012 gegründete E-WALD GmbH daher selbst tragen. Man sei diesbezüglich bereits „auf einem sehr guten Weg“. E-WALD soll in Zukunft durch den Betrieb der Infrastruktur im Bayerischen Wald, die Durchführung ähnlicher Projekte in ganz Deutschland sowie weitere Forschungen im Bereich Elektromobilität Geld verdienen und so den eigenen Fortbestand sichern.
stefan meint
Nach der geförderten Projektphase wird E-WALD hoffentlich sein Ladenetz weiter für Gäste öffnen (zu akzeptablen Preisen), das kam ja erst nach massivenm Druck von Gästen mit eigenem E-Auto. Hier musste E-WALD erst einen Sinneswandel durchlaufen.
Und hoffentlich wird das Navigationssystem von E-WALD mit verläßlicher Reichweitenanalyse bei anderen Herstellern Einzug halten. Ich würde es mir sogar separat kaufen, um das sehr magelhafte Navi in der ZOE (1) zu ersetzen. Da könnte E-WALD Navigon und Google Konkurrenz machen oder als wertvoller Partner agieren.
Rene Ecar meint
„Man könne nicht erwarten, dass „die Industrie einen Sinneswandel innerhalb der Gesellschaft herbeiführt“, erklärte der E-WALD-Geschäftsführer.“
Ja genau, nicht in Deutschland – da muss es schon mutigere Unternehmer wie Elon Musk und Tesla geben …
oder aber auch Herrn Carlos Ghosn – die Verkaufszahlen des Renault ZOE und des Nissan Leaf sprechen für sich.
Der „Sinneswandel innerhalb der Gesellschaft“ wird von den deutschen Herstellern nach wie vor zum Diesel motipuliert – das Ziel deutscher Hersteller scheint zu sein, mit den CO2-Grenzwerten mit ein bisschen Elektro (Hybrid) über die Runden zu kommen – eine Schande nach dem Pariser Klimagipfel!