Aktuell sind Elektroautos noch Ladenhüter. Potenzial, dass sie mittelfristig auch hierzulande einen breiten Durchbruch schaffen, ist aber durchaus vorhanden – es muss nur richtig genutzt werden. Dies zeigen die Ergebnisse des Reports E-Mobility – vom Ladenhüter zum Erfolgsmodell des internationalen Marktforschers YouGov in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM).
Insgesamt sehen 64 Prozent der deutschen Autofahrer Elektroautos als Transportmittel der Zukunft. Und jeder zweite Autofahrer (53 Prozent) kann sich grundsätzlich vorstellen, innerhalb der nächsten vier Jahre ein Elektroauto anzuschaffen. Für die Gruppe jener, die sich den Kauf eines E-Autos vorstellen können, bringen diese schon jetzt viele Vorteile mit sich: Die Umweltfreundlichkeit (90 Prozent) spielt dabei als möglicher Anschaffungsgrund die wichtigste Rolle. Ebenfalls wichtig: weniger Lärm (82 Prozent), steuerliche Vorteile (81 Prozent) und geringe Verbrauchskosten (75 Prozent). Aspekte wie die gute Beschleunigung sind bedeutend weniger wichtig.
Den positiven Aspekten stehen derzeit aber noch zu viele Hürden gegenüber: So sind wenig überraschend der Preis (89 Prozent) und die geringe Akku-Reichweite (88 Prozent) aus Sicht der Autofahrer aktuell die größten Hürden. Auch bereits bekannte Probleme wie eine zu große Entfernung zur nächsten Ladestation (85 Prozent) und eine lange Ladedauer (76 Prozent) werden bemängelt.
„Autofahrer erwarten von Elektroautos in erster Linie, dass diese im Hinblick auf die Leistungsmerkmale ebenso gut ausgestattet sind, wie konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, sagt Prof. Dr. Stefan Bratzel, Leiter des CAM. „E-Autos werden nicht aus der Nische kommen, wenn diese als Verzichtsobjekte wahrgenommen werden. Elektrofahrzeuge müssen vielmehr neue Begehrlichkeiten auslösen, dann kommen sie für Kunden auch als Erstwagen infrage.“
Autobauern fehlt die richtige Kommunikationsstrategie
Besonders spannende Ergebnisse liefert der Report bei einer detaillierteren Betrachtung der unterschiedlichen Erfolgsfaktoren. Ein wichtiger Punkt für die potenziellen Kunden ist die Reichweite: Diese sollte mindestens zwischen 301 und 500 Kilometern liegen. Ab diesem Wert steigt die geäußerte Kaufbereitschaft bei den Befragten mit hohem E-Mobility-Potenzial auf über 70 Prozent. Die Nähe zur nächsten Ladestation ist ebenfalls ein wichtiger Faktor innerhalb der Potenzialgruppe: Eine zwischen einem bis drei Kilometer entfernte Ladestation führt bei 63 Prozent zur Steigerung der Kaufabsicht.
Vielen Verbrauchern ist allerdings offensichtlich noch nicht bewusst, dass bereits eine Reihe von Modellen diese Anforderung erfüllt. Die Studie zeigt somit auch, dass der Erfolg des Themas Elektromobilität vor allem mit der richtigen Kommunikationsstrategie zu tun hat. Entsprechend hoch sind diesbezüglich die Anforderungen an die Autobauer. Diese Erkenntnis gewinnt umso mehr an Bedeutung, wenn man sich die Markenbewertung im Bereich Elektromobilität anschaut.
VW & Tesla in Deutschland besonders beliebt
Obwohl die Elektromarke Tesla auf dem Automarkt insgesamt betrachtet noch keine große Rolle spielt, steht sie bei künftigen Elektro-Käufern bereits hoch im Kurs. So hat jeder fünfte deutsche Autofahrer (22 Prozent) in der letzten Zeit etwas Positives über den Autobauer aus dem Silicon Valley im Kontext E-Mobility gehört, womit das Unternehmen den höchsten „Buzz“ in der Zielgruppe aufweist. Zudem ist Tesla für 12 Prozent der Befragten sogar die erste Wahl beim Kauf eines Elektroautos. Nur Volkswagen schneidet hier bei den deutschen Autofahrern mit 15 Prozent besser ab.
„Das Thema E-Mobility wird für die deutsche Autoindustrie zunehmend zum Risiko“, sagt Markus Braun, Head of Business Unit Reports bei YouGov. „Das entscheidende Thema Kommunikation muss von den Autobauern deutlich in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Ansprache der unterschiedlichen Kundenpotenziale muss dabei differenziert und zielgenau mit jeweils relevanten Themen erfolgen. Die Ergebnisse werfen zudem Zweifel an der Submarken-Strategie der deutschen Autobauer auf.“
Für die Studie wurde auf die 100.000 Datenpunkte umfassende YouGov-Datenbank zugegriffen, für die im Jahresverlauf 60.000 Deutsche kontinuierlich repräsentativ befragt werden. Die intelligente Vernetzung der Daten soll eine besonders detaillierte Analyse des Konsumentenverhaltens ermöglichen. Kombiniert wurde die Analyse mit einer zusätzlichen Befragung von 3000 Autofahrern.
Franz Fehrer meint
E-autos sind nur für REICHE ! Heute kriegt man für 10 000 Euro einen wunderbaren Gebrauchten Benziner.
Die Leute HABEN nicht das Geld für Spielkram, besonders Familien nicht.
Die brauchen EIN Zugpferd und kein Spielquatsch.
Ohne Garage in einer Mietwohnung ist es sowieso unmöglich.
Fazit: E-Autos sind für REICHE, die shcon alles haben, als Zweitwagen…
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Die Studie zeigt doch, dass Besitzer von E-Autos die Reichweite UND die Ladesäulen-Anzahl sowie -Standorte signifikant besser beurteilen, als Interessenten eines E-Autos. Dann verbreitet das WISSEN bitte unter deutschen Autofahrern.
In der Realität, also im Alltag, bin ich als Besitzer eines E-Autos nicht darauf angewiesen, dass ich in jedem Parkhaus in der Stadt oder im Einkaufszentrum eine Elektroauto-Ladesäule habe. Weshalb? Weil ich mein Fahrzeug JEDEN Tag in der eigenen Garage oder im Umfeld meiner Wohnung, meines Arbeitsplatzes vollgeladen habe. Irgendwo geht immer! Für 100% der Alltagsfahrten reicht das überall hin. 15.000 Km p.a. entsprechen bei 250 Arbeitstagen sowie 50 Wochenenden je 2 Tagen (also 100 Tage) etwa 40 – 60 Km durchschnittlich je Tag, je nachdem, ob Urlaube mit dem PKW selbst absolviert oder z.B. per Flugzeug/ Schiff gebucht und das Fahrzeug zuhause gelassen wird.
Dagegen auf Langstrecke oder im Hotel unterwegs bin ich auf schnelles und unkompliziertes Laden angewiesen. Wie auch auf der Heimreise. NICHT aber im Umkreis von 250 km meines Heimat-Domizils. Dafür genügt die Reichweite der heutigen Elektroautos schon allemal. TESLA hatte dies schon bei Existenzgründung vor mehr als einem Jahrzehnt erkannt und eine engmaschige Errichtung seiner unternehmenseigenen SUPERCHARGER zum festen Bestandteil der (Vertriebs-)Philosophie gemacht. DAS war der Grundstein des Erfolgs.
Im Grunde genommen könnte heute NAHEZU JEDER, der eine eigene Garage besitzt, SOFORT völlig risikolos ein Elektroauto erwerben. Die meisten trauen sich mangels ausreichender Informationen der Automobilhersteller und allen voran unserer Medien trotzdem (noch immer) nicht!
Nightrunner meint
Nicht die Masse der Ladestellen macht es, sondern die intelligente Verteilung. Geladen werden können muss auf Langstrecken und dort, wo Autos länger stehen. Tesla hat mit seinen Superchargern bereits ein fast europaweites Schnellladenetz geschaffen. Genau dort, wo Tesla seinen Stationen aufstellt, nämlich entlang der Autobahnen, müssen auch die CCS Ladepunkte entstehen und zwar nicht einzeln, sondern in großen Ladeparks. Wenig sinn macht es, in den Städten Laternen Laternen und auf dem Land Rathausvorplätze mit Ladesäulen auszustatten. Besser geeignet sind da Einkaufszentren und Supermärkte sowie beliebte Ausflugsziele.
Wännä meint
Vielen Dank für den Bericht und die Erwähnung der wichtigsten Fakten aus dieser Studie!
Mein Appell an alle E-Auto-Interessierten: Schreibt eine Eingabe an die Wirtschafts- und Verkehrsausschüsse eurer Kommunen oder Landkreise mit der dringenden Bitte um Ausbau der Infrastruktur für E-Fahrzeuge, d.h. mehr Ladesäulen, mehr Laternen mit Lademöglichkeit usw.
Ich habe den Eindruck, dass da viele Gemeinden noch im Dornröschenschlaf sind.