Eine Auswertung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) zeigt, dass China seine heimischen Industrien besonders stark subventioniert – insbesondere in den Bereichen grüner Technologien wie Elektromobilität oder Windkraft.
Unterschiedliche Schätzungen kommen je nach Umfang der berücksichtigten Subventionen gesamtwirtschaftlich auf das Drei- bis Neunfache dessen, was andere OECD-Länder wie die USA oder Deutschland für Unternehmenssubventionen ausgeben. Einer der größten Profiteure ist nach der Analyse neuer Daten der Hersteller von Elektroautos BYD. Dies spiegele die stark expandierenden Technologie- und Produktionskapazitäten von BYD und die steigende Wettbewerbsfähigkeit wider.
„Chinas Subventionspolitik ist ein seit Jahren kontrovers diskutiertes Thema: Zwar ist die europäische Industrie gegen die Konkurrenz aus China preislich oftmals nicht mehr konkurrenzfähig. Ohne Chinas subventionierte Technik würden aber auch Produkte teurer und knapper, die Deutschland für die grüne Transformation benötigt“, sagt Dirk Dohse, Forschungsdirektor am IfW Kiel.
Die Autoren der Studie „Foulspiel? Zu Höhe und Umfang der Industriesubventionen in China“ zeigen, dass staatliche Subventionen in der Volksrepublik allgegenwärtig sind. Mehr als 99 Prozent der börsennotierten Unternehmen erhielten demnach 2022 direkte staatliche Subventionen. China setzt seine Subventionen oftmals auch sehr gezielt ein, um damit Schlüsseltechnologien zur Marktreife zu bringen.
In Kombination mit anderen Unterstützungsmaßnahmen, etwa dem bevorzugten Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils gegenüber ausländischen Investoren erzwungenen Technologietransfer und der Vorzugsbehandlung in öffentlichen Vergabe- und Verwaltungsverfahren, konnten chinesischen Unternehmen in vielen grünen Technologiebereichen sehr schnell expandieren, den chinesischen Markt dominieren und zunehmend in EU-Märkte vordringen.
So ist das Land in den vergangenen Jahren bereits zum weltweit führenden Produzenten von Photovoltaikanlagen und Batteriezellen geworden. Diese Führungsrolle strebt Peking offensichtlich auch im Bereich anderer grüner Technologieprodukte wie Elektrofahrzeugen und Windturbinen an.
BYD besonders stark subventioniert
Besonders hohe Subventionen erhält laut der Studie derzeit der Hersteller von Elektroautos BYD. So beliefen sich die direkten Subventionen im Jahr 2020 noch auf umgerechnet rund 220 Millionen Euro – im Jahr 2022 waren es hingegen schon 2,1 Milliarden Euro. Bezogen auf den Umsatz entspricht dies einem Anstieg der direkten Subventionen von 1,1 Prozent im Jahr 2020 auf 3,5 Prozent im Jahr 2022. BYD erhält außerdem weit mehr Kaufprämien für Elektroautos in China als alle anderen inländischen Hersteller wie etwa GAC oder auch die vor Ort produzierenden ausländischen Firmen wie Tesla oder die Joint-Ventures von VW.
„Die Zahlen erfassen das wahre Ausmaß und den Umfang der Subventionen für grüne Technologien in China jedoch nur unzureichend“, sagt Dohse. So profitiere etwa BYD auch von Subventionen für Batteriehersteller, indem das Unternehmen billigere Komponenten bezieht, genauso wie von der Unterstützung für Käufer batterieelektrischer Fahrzeuge durch die auf diese Weise erhöhte Nachfrage.
Auch im Bereich Windkraftanlagen profitierten führende chinesische Anbieter wie die Firmen Goldwing und Mingyang stark von Regierungssubventionen. Beim Anlagenbauer Mingyang stiegen diese von 20 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 52 Millionen Euro im Jahr 2022. Im Verhältnis zum Umsatz seien die Subventionen ähnlich hoch wie für den Automobilhersteller GAC und beliefen sich 2022 auf etwa 1,2 Prozent.
Der Europäischen Union raten die Autoren, im Zuge des jüngst eingeleiteten Antisubventionsverfahrens gegen Importe von Elektrofahrzeugen aus China mit der Regierung in Peking in Verhandlungen einzutreten, um sie zur Abschaffung von Subventionen zu bewegen, die für die EU besonders schädlich sind.
Angesichts der gegenwärtigen makroökonomischen Schwäche Chinas, seiner relativen Stärke in grünen Technologiebranchen und seinen Spannungen mit den USA sehen die Autoren eine realistische Chance, dass solche Verhandlungen erfolgreich sein werden.
Earth is Burning meint
Schicke und günstige E-Autos. Schade, dass es sowas bei uns nicht gibt.
brainDotExe meint
Letztendlich steht und fällt alles mit der Akzeptanz am Markt, da nutzen auch die meisten Subventionen nichts.
Es ist jetzt allgemein bekannt und dann sollte jeder (Europäer) zweimal überlegen sich ein Auto von BYD und Co. anzuschaffen.
Im Gegensatz zu anderen Branchen (PV) haben wir ja eine heimische Produktion und Entwicklung.
MiguelS NL meint
Das anregen von grüne Technologieën (Clean Tech) ist das intelligente was machen kann.
Daran könnte sich der Rest der Welt (Rusland, Europa, VS…) einen Vorbild machen.
andi_nün meint
Zusammengefasst treibt China grüne Technologien weltweit am meisten an.
Aus der EU kommen mahnende und warme Worte.
Mäx meint
Da wird immer geschrien, dass China zu wenig macht in Bezug auf Co2 und wenn China dann grüne Technologien fördert ist’s auch wieder falsch…
Kannst du dir nicht ausdenken.
Steven B. meint
Eben eben, Lass die Chinesen mal machen… Nur leider nicht immer nur im Verkehrssektor, sondern auch im industriellen Sektor müssen die Werte massiv herunter, damit will Peking aber nicht vor 2050 beginnen, aber bis 2060 CO2 Neutral sein – schon klar. Fast jede Woche wird dort ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. Umweltbewusst sieht in meinen Augen aber anders aus!
BEV meint
grüne Technologien zu fördern ist ja grundsätzlich nicht schlecht
macht man in den USA auch
wir in Europa müssen halt auch mal mehr tun
Chriss meint
vielleicht solte man sich mal anschauen mit welchen Beträgen die deutschen Technologien subventioniert werden und wurden in den letzten Jahren.
Kasch meint
Richtig, u.A. massiv die deutsche Autoindustrie seit der Jahrtausendwende. Fördergelder abgreifen muss überhaupt nicht zu einer umweltfreundlichen Energiewende führen. China scheint mir, kann staatliche Gelder per „böser Autokratie“ deutlich leichter und gezielter verteilen und damit wesentlich effizienter Ziele wie Umwelt- u. Klimaschutz erreichen. Dass China der Weltöffentlichkeit incl. IfW, etc. alle Wirtschaftszahlen zur Verfügung stellt, halte ich allerdings für ein Gerücht.
eCar meint
Sollen wir ruhig machen, dann ist Europa Indutriepolitisch Aufgrund unseres festklammerns an den fossilen Energien tot.