Die Bundesregierung hat vor etwa acht Jahren das Ziel geäußert, bis 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. Nach aktuellem Stand ist das ehrgeizige Vorhaben kaum noch erreichbar. Eine Studie sagt nun voraus, dass die 2017 von Angela Merkel bekräftigte Zielmarke erst in knapp vier Jahren realisiert wird.
Ende vergangenen Jahres waren 123.000 Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen, 62.000 davon fuhren rein elektrisch. Dies entspricht einem Plus von knapp 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – die Zuwachsrate lag damit seit 2012 erstmalig wieder über der durchschnittlichen Wachstumsrate der vorangegangenen drei Jahre. Wenn diese Wachstumsgeschwindigkeit beibehalten wird, ist das ursprünglich für 2020 ausgegebene Million-Ziel der Bundesregierung Anfang 2022 erreicht. Das hat die Managementberatung Horváth & Partners in ihrem jährlichen „Fakten-Check Mobilität 3.0“ errechnet.
„Die hohe Wachstumsrate der Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen ist wirklich erfreulich – insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich 2017 nur wenige Treiber der Elektromobilität positiv entwickelt haben“, so Oliver Greiner, Studienleiter und Partner bei Horváth & Partners. „Vor allem fehlt noch immer eine ausreichend ansprechende und wirtschaftlich attraktive Auswahl an Elektro-Modellen.“
Dass aus Sicht der Berater die Marke von 200.000 Elektrofahrzeugen in Deutschland 2018 trotz des geringen Stromer-Angebots durchbrochen werden wird, liegt an der Einführung weiterer teilelektrischer Plug-in-Hybride sowie an der Verbesserung bestehender Elektroautos. So gab es 2017 eine Reihe von zusätzlichen Ausstattungslinien und Überarbeitungen für rein elektrische Pkw, die oft eine größere Batterie und damit eine höhere Reichweite beinhalteten.
Gunnar meint
Nicht nur der VW neo, sondern auch die aktuellen Modelle Ioniq, Niro oder Kona sind mit sehr kleinen Jahresstückzahlen weit unter 40.000 geplant. Das ist schon traurig.
Nur das Tesla Model 3 und der Nissan Leaf sind mit einer 6-stelligen Jahreskapazität geplant.
Das ist aktuell leider zu wenig, um den Massenmarkt zu erobern.
alupo meint
Ein Nachbar hat sich einen Smart bestellt. Auf meine Frage ob mit oder ohne Auspuff antwortete er nur: ich wollte, aber ich wollte nicht solange warten.
Ich kann es ihm nicht verdenken…
alupo meint
In Zukunft werden auch Streetscooter und der Semi von Tesla mit dazugezählt, damit die Zahlen schöner werden ;-).
Ich denke auch, dass, wenn man heutzutage nicht gerade ein teures eAuto einer amerikanischen Marke kauft, die Randbedingungen für ein eAuto noch sehr gut passen müssen damit es keine allzu großen Nutzungseinschränkungen gibt. Dazu gehört meist auch ein Stromanschluß am Abstellplatz. Ich habe selbst bisher nur zweimal zum Ausprobieren in der eigenen Garage geladen. Das geht mit Tesla eben auch deutlich einfacher.
Aber die Leute die ich kenne sind interessiert und ich habe inzwischen 180 begeisterte Teilnehmer von Probefahrten mitgenommen. Ich denke, da wird es auch zu einem Schneeballeffekt kommen und in 3-4 Jahren ist ein lärmender und stinkender Auspuff verbunden mit der Einstufung „so ein Looser“, so als wenn man heute einen Schwarzweiss-Röhrenfernseher im Wohnzimmer betreiben würde. Er erregt, außer im Museum, nur Mitleid mit seinem Besitzer.
Remo meint
Wie will man denn 1 Millionen E-Autos auf die Straßen bekommen, wenn keine gebaut werden. Bestellt man heute einen eGolf, Hyundai Ionoc, oder Tesla Model 3, also einigermaßen bezahlbare Autos in gewissen Rahmen, dann kommt das Auto erst in 1 1/2 Jahren zu mir nachhause.
Ich denke, wenn die „E-Offensive“ der deutschen Autobauer anläuft, allen voran der VW Konzern mit Seat, Skoda und Audi dann wird sich der Absatz exponentiell entwickeln.
nilsbär meint
Die Hersteller wurden laut eigener Aussage ,von der Nachfrage nach E-Autos überrascht‘. In Wirklichkeit produzieren sie nur wenige, um die Verkäufe ihrer Verbrenner nicht zu gefährden. Und um den Kipppunkt möglichst weit rauszuschieben, ab dem Verbrenner nur mehr mit immer größeren Abschlägen verkauft werden können. Den Managern ist natürlich bewusst, dass diese Strategie nicht ewig durchzuhalten ist, aber 5-10 Jahre lang noch die Gewinne weiterlaufen lassen und Boni zu kassieren ist natürlich verlockender als jetzt für die Zukunft Mühen auf sich zu nehmen. Und vielleicht haben wir ja wirklich die Autobosse, die wir verdienen:-(
Fritz! meint
Und aktuellsieht es bei der Model-Politok seitens der etablierten Hersteller echt so aus, also ob das noch länger so bleiben soll. Die Vorstellung vom Audi etron ist auf ungewisse Zeit verschoben, der Chef sitz im Knast, VW will vom I.D. Neo in 2020 nur 40.000 Autos/Jahr bauen. Der einzige, der an Stückzahlen glaubt und entsprechend handelt, ist Elon Musk/Tesla. Hat ja aber auch keine hochbezahlten Ingenieure, die nur Schummel-Diesel oder Direkeinspritzer-Benziner können…
holi meint
Oh die Glaskugel will ich auch. Aufs Stück genau zu wissen wieviele Pkw in 3 oder 4 Jahren verkauft werden…
Fritz! meint
Naja, das ist seit 1.4.2016 nicht schwer. Als innerhalb von 4 Wochen über 300.000 Reservierungen vom bezahlbaren Model 3 bei Tesla eingegangen sind, konnte sich jeder E-Auto-Hersteller ausrechnen, daß jedes E-Auto unter 45.000,– einschlagen wird wie eine Bombe. Und die Lieferzeiten genau dieser (nicht Tesla) Autos (Leaf II, Hyundai Ioniq, …) geben den Kritikern ja recht. Die haben bis zu 1,5 Jahre Lieferzeit, weil die Hersteller „von der Nachfrage überrascht“ worden sind. Leider falsch. Ihr wollt nicht!
Steffen H. meint
Ich glaube, holi wollte auf die exakten Prognosen der Studie für die Jahre 2018-2020 heraus.
Ansonsten bin ich absolut Ihrer Meinung. Das Millionen-Ziel scheitert momentan nicht an der Nachfrage, sondern an den Liefermengen (und daraus resultierenden Lieferzeiten) der Hersteller.
Daniel S meint
Hybride als Elektroautos zu zählen ist beschönigend. Ohne Hybride sehen die Zahlen leider noch recht bescheiden aus. Aber in Zukunft werden diese Zahlen wohl auch in DE schnell nach oben gehen. Gut so!
Utx meint
Wenn man nur die richtigen Elektroautos zählt, wird die Millionen nach dieser Studie 2023 überschritten.
Jürgen W. meint
Weiß eigentlich jemand wie viel Model 3 von Deutschland aus reserviert wurden?
Wenn man dann noch die Niro und Kona Interessenten dazu rechnet, kann man ahnen wo die Reise hingeht, ganz ohne Hellseher zu sein. Danach kommen ja auch noch die deutschen Hersteller mit ihren Modellen. Ich denke die Million wird noch vor 2022 erreicht. Übrigens hat mich gerade Tesla angerufen und mir als Model 3 Reservisten eine einstündige Probefahrt im Model S angeboten. Damit ich mich schon mal dran gewöhnen kann. Das nenn ich mal Engagement.
Dete meint
Ca 30.000 vom Modell 3 sind reserviert,das ist aber nur eine Schätzung aus einschlägigen YouTube-Kanälen.
lukasz meint
Ich denke dass vor allem der VW Neo ab 2020 für große Stückzahlen sorgen wird.
nilsbär meint
VW hat kein Interesse an großen Stückzahlen für den Neo oder ein anderes E-Auto. Das würde nur den viel lukrativeren Absatz der Verbrenner stören. Und daran wird sich erst unter großem Druck etwas ändern, etwa durch Verbot des Verbrennungsmotors oder Invasion von leistbaren und brauchbaren chinesischen E-Autos (Tesla allein wird die Welt nicht versorgen können). Wir in D werden noch lange Verbrenner fahren müssen.
225XE meint
1+
Du hast den Kern mit deinem Post getroffen. Das ist nämlich die Realität. Und das ist Traurig. Das Elektroauto ist noch weit weg von der Massenproduktion. Die in den nächsten Jahren geplanten Produktionsmengen werden hauptsächlich in China verkauft werden. Die für Deutschland in kleinen Mengen produzierten Autos werden im Carsharing der OEM verschwinden und in Staatlichen Vorzeigeprojekten (siehe E-Golf Stadt Hamburg)
Fritz! meint
Wäre schön, aber da ist VW vor. Die planen vom I.D. Neo für 2020 ganze 40.000 Autos/Jahr, für 2022 ganze 60.000 Autos/Jahr. VIEL zu wenig…
McGybrush meint
Ich denke mal das die Wachstumsrate solche Effekte schon drin hat. Würde es das Model 3, Niro, Kona bis dahin nicht existieren würde die Wachstumsrate irgendwann wieder flacher werden weil dann der Markt mit dem bisherigem Angebot was die Leute wollen gedeckt wäre. Also solche exponentielle Kurve würde nicht so existieren wenn nicht auch das Angebot der Autos exponentiell ansteigt.
Die Kurve deckt quasi nur das ab was die Leute kaufen „wollen“ nicht was sie können. Das geht eben nur mit den Modellen die noch kommen. Jaguar i-Pace, Audi E-Tron, VW Neo, BMW iX3… Ohne die klappt das in Summe auch nicht.