Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR haben ein Brennstoffzellenmodul speziell für Lastenräder entwickelt. Das Fuel Cell Power Pack (FCPP), das mit Hilfe von Wasserstoff elektrische Energie für den Elektroantrieb generiert, soll rein batteriebetriebenen Systemen überlegen sein und Lastenräder fit für den kommerziellen Alltagseinsatz machen.
Das FCPP ermöglicht laut dem DLR eine höhere Reichweite und doppelte Lebensdauer bei vergleichbaren Kosten im Vergleich mit reiner Batterie-Technik. Im Zuge eines Ausgründungsprojekts sollen die Technologie und ein Logistikkonzept realisiert werden, das schneller und flexibler als Pkw oder Transporter sowie emissionsfrei und leise auf der Straße unterwegs ist
Das Brennstoff-Lastenrad des DLR basiert auf einem hybridisierten Antriebssystem: Das Fuel Cell Power Pack kombiniert eine Brennstoffzelle mit einer kleinen Lithium-Ionen-Batterie. Die Brennstoffzelle ist auf eine Dauerleistung von 300 bis 500 Watt ausgelegt und kann die Batterie, die bei Spitzenlasten – etwa Beschleunigungsvorgängen – zugeschaltet wird, während der Fahrt und in Pausen aufladen.
„Unser System lässt sich in Sekunden betanken und funktioniert auch bei tiefen Temperaturen zuverlässig“, erklärt Mathias Schulze vom Stuttgarter DLR-Institut für Technische Thermodynamik zwei zentrale Vorteile des Fuel Cell Power Packs gegenüber rein batteriebasierten Systemen. Durch das schnelle Befüllen des Wasserstofftanks soll ein ganztägiger Betrieb in mehreren Schichten möglich sein, lange Ladezeiten oder zeitaufwändige Batteriewechsel entfallen.
Einen zuverlässigen Winterbetrieb will das DLR mit einem neu entwickelten Kaltstartmodul gewährleisten. Es arbeitet auf Basis von Metallhydriden und heizt das Brennstoffzellensystem vor, ohne ihm Energie zu entnehmen und damit die Reichweite zu verringern. Dank seines modularen Aufbaus lässt sich das Fuel Cell Power Pack den Forschern zufolge leicht in bestehende Fahrradkonzepte integrieren.
„Der Anwendungsfokus liegt auf der sogenannten letzten Meile, also der Strecke zwischen Verteilzentren und Kunden. Diese gewinnt durch den zunehmenden Online-Handel stark an Bedeutung, denn immer mehr kleine Sendungen müssen immer schneller an dezentrale Empfänger verteilt werden“, so Christian Rudolph vom DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin. „Bestehende Konzepte erfüllen nicht die Anforderungen der Logistikindustrie hinsichtlich Reichweite, Lebensdauer und Winterbetrieb. Hier sehen wir das Alleinstellungsmerkmal unseres Ansatzes.“ Elektrisch angetriebene Lastenräder könnten laut dem DLR für die Hälfte aller Dokumenten- und Paketsendungen auf der letzten Meile genutzt werden.
Peter W meint
Das Thema Wasserstoff muss wohl unbedingt „am Leben“ erhalten werden. Während die Akkutechnik für die meisten Unternehmen verloren geglaubt und uneinholbar in asiatischer Hand scheint, könnte man mit Wasserstoff noch ein gutes Geschäft machen. Erdgas zur Wasserstoffgewinnung kann man bei den Russen und Arabern ja genug kaufen. Die vorgeschobene Umweltfreundlichkeit des Wasserstoffs ist fast genau so verlogen wie die geschönten Abgaswerte eines Dieselmotors.
Was uns da als zukunftsfähiger Quatsch verkauft werden soll, ist nicht nachvollziebar, wenn man über die Vor- und Nachteile nachdenkt.
Jeru meint
Ich habe mich schon gefragt, wann der Dieselmotor mit ins Spiel gebracht wird. Danke dafür.
Sie können ruhig mal laut über die Vor- und Nachteile von Wasserstoff in einer CO2 freien Gesellschaft nachdenken. Würde mich interessieren.
Fritz! meint
Ja, da hat er recht, der Peter W. Was die Konzerne da mit dem Dieselmotor an Verbrauchertäuschung begangen haben, ist schon eine Frechheit. Schön, daß Sie dem zustimmen.
Also, ich würde mal sagen, eine Gesellschaft, die selbst kein zusätzliches CO2 erzeugt, ist gut und sinnvoll.
JoSa meint
Ich glaube nicht, das jemand, der den Affentanz eines Motorradfahrers, auf einem vereisten Gullideckel gesehen hat, im Winter mit einem Lastenfahrrad durch die Gegend fährt.
schöner Bandwurmsatz :)
Fritz! meint
Wie Fotolaborbär unten schon geschrieben hat, das Ding hat nur Nachteiel gegenüber einem guten E-Lastenfahrrad.
Es ist schwerer, teurer, die Tankstelle kostet ein Vermögen, benötigt einen großen Drucktank und der einzige Vorteil ist komplett irrelevant, da für E-Lastenräder bereits Wechsel-Akkus verfügbar sind. Einer im Depot, der langsam geladen wird, der zweite im Fahrrad. Wechsel dauert ca. 10 Sekunden. Reine Konzeptfrage.
Priusfahrer meint
Kaltlaufeigenschaften bei der Brennstoffzelle ist die Königsdisziplin.
Toyota hat seinen Mirai unter anderem auch auf einer finnischen Teststrecke
bei tiefen Minusgraden getestet und mehr als ein Jahr lang verbessert bis
die FC jetzt auch „kältestabil“ funktioniert.
Was auch immer für Temperaturbereiche gemeint sind.
Leonardo meint
…..Der Anwendungsfokus liegt auf der sogenannten letzten Meile…..
Ich dachte bisher daß genau das die Paradedisziplin von reinen Batteriefahrzeugen sei. Da muß ich mich wohl getäuscht haben.
Michael S. meint
Zeitaufwändiger Batteriewechsel? Bei dem (mehrere Jahre alten) e-Bike meiner Mutter dauert der Akkuwechsel keine Minute. Warum soll das bei einem Fahrrad, das für Wechselakkus konzipiert ist, länger dauern?
Und ich wüsste auch gerne, woher den die Energie für die winterliche Heizung kommt, schließlich wurde das Perpetuum Mobile (noch) nicht erfunden. ;)
Landmark M3 vs. Sion meint
na aber schau doch mal, bei einem Akkuschrauber dauert so ein AkkuWechsel bestimmt 5 – 10 sek, da muss eine Brennstoffzelle dran. 10 sek das ist unzumutbar….. lol :-D
Lewellyn meint
„In Sekunden betanken“
Das ist die entscheidende Aussage. Zahllose Menschen sind völlig auf Tankzeiten fixiert.
Tankzeiten rechtfertigen offensichtlich jeden Aufwand und jedwede Kosten. Hauptsache es geht schnellerf als laden.
Ladezeiten sind des Teufels. Ob es überdimensionierte 350kW-Schnellader sind, die dann gekühlte Kabel und einen heidenaufwand bei der Installation erfordern oder eben Wasserstoff, was ja soooo viel schneller zu betanken ist, als einen Akku zu laden.
Lastenbikes. Aktuell mit zwei Akkus und 1000Wh erhältlich, wenn mehr benötigt wird, einfach noch nen Akku mitnehmen. Oder zwei.
Immer noch leichter als Brennstoffzellentechnik. Und um Größenordnungen billiger.
Fotolaborbär meint
Ich bin mir nicht sicher was die Idee vom DLR ist. Etwas schwerer zu machen in einem Bereich wo es auf 100g ankommt? Eine Reichweitenfrage aufbringen in dem Segment der E-Mobilität in dem das Problem gelöst ist? Ein Fahrrad in der Preislage von Kleintransportern? Und schnelles Laden im E-Bike wird seit Jahren erfolgreich mit Wechselakkus erledigt! Ein missglückter Versuch von Öffentlichkeitsarbeit? Die Suche nach der Mikronische? Oder einfach nur das Sommerloch?
Im abgelaufenen Jahr haben die E-Bikes das erste Mal mehr Verkäufe als die herkömmlichen Räder gehabt. Vielleicht ist auch Platz für ein Dutzend Raumfahrer-Experimental-Drahtesel im Markt.