Dass das Interesse an Elektroautos wie von Branchenexperten vorhergesagt steigt, zeigen die in fast allen Ländern langsam aber stetig zunehmenden Stromer-Neuzulassungen. Die ebenfalls von vielen prognostizierte Abkehr vom eigenen Auto tritt dagegen offenbar nur bedingt ein.
Elektroautos werden beliebter, Carsharing dagegen kaum – zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Führerscheininhabern der Beratungsgesellschaft Arthur D. Little in Deutschland und 12 anderen Ländern. Die Zahlungsbereitschaft für alternative Antriebe ist demnach gestiegen – die Hälfte der Befragten würde einen höheren Preis für ein Batterie-Elektroauto akzeptieren. Sechs von zehn würden mehr für ein Fahrzeug mit Hybridantrieb bezahlen.
Dass immer mehr Autokäufer ein E-Auto in Betracht ziehen, liegt laut Klaus Schmitz von Arthur D. Little daran, dass Menschen vermehrt die Kosten über die gesamte Nutzungsdauer eines Pkw im Blick haben. „Zudem hat die Debatte um den Dieselantrieb und um Fahrverbote diesen Wandel befeuert“, sagte er der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Mit Blick auf alternative Antriebe befinde sich die Autobranche generell an einem Wendepunkt, ergänzte Schmitz‘ Kollege Hoppe: „Die Kunden sind zunehmend wechselwillig, und die Nachfrage nach Elektromobilität wird schon bald stark steigen.“
Carsharing noch in der Nische
Für knapp die Hälfte der bis zu 44-jährigen hierzulande ist es weiter wichtig, ein Auto zu besitzen, so ein weiteres Ergebnis der Unternehmensberater. Im höheren Alter nimmt die Bedeutung allerdings ab: Von den 45 bis 60 Jahre alten Befragten sieht rund ein Drittel den Autobesitz als wichtig an, unter den mehr als 60 Jahre alten Umfrageteilnehmern sind es 25 Prozent.
In Deutschland und anderswo teilt sich der Befragung zufolge weiter nur eine Minderheit Autos mit anderen: Drei Viertel der insgesamt 8000 Umfrageteilnehmer aus 13 Ländern gaben an, bei keinem Carsharing-Anbieter registriert zu sein. Knapp 16 Prozent sind bei einem Dienst angemeldet, weitere gut 9 Prozent bei zwei oder mehreren. Die tatsächliche Nutzung liege allerdings noch unter diesen Registrierungszahlen, heißt es von Arthur D. Little.
„In der öffentlichen Wahrnehmung steht Carsharing oft im Fokus. Doch ist es vielen Menschen immer noch wichtig, ein Auto zu besitzen“, so Schmitz. „Fahrzeuge mit anderen zu teilen bleibt eine Nische. Das wird sich erst ändern, wenn Autos tatsächlich autonom fahren. Dann wird das Carsharing anderen Transportarten mit Macht das Wasser abgraben.“ Den Umfrageergebnissen der Berater nach würden 44 Prozent ein autonomes und mit anderen geteiltes Auto für Kurzstreckenfahrten nutzen. Rund ein Drittel würde mit autonomen Autos den öffentlichen Nahverkehr ersetzen, 22 Prozent Taxifahrten.
Selnim meint
Hauptsächlich im ländlichen Raum ist Carsharing basierend auf autonomen Fahrzeugen die Revolution der Öffis. Dort werden sie die meisten vorhandenen Buslinien und auch viele Bahnlinien verdrängen. Die Dichte an Angebot und Nachfrage ist viel zu klein, um gegen die autonomen Taxis bestehen zu können. In den Städten werden sie sich auch durchsetzen. Ich habe Hoffnung, dass für die Pendlerzeiten Ride Pooling wie bei MOIA von VW genutzt wird, denn es wäre sicherlich unwirtschaftlich ausreichend Fahrzeuge für einfachbesetzungen vorzuhalten. Fahrtenpreise im einfachtaxi sind zu diesen Zeiten einfach teurer.
Venyo meint
„Elektroautos beliebter, aber Carsharing in der Nische“? Das liest sich so als wären Elektroautos schon raus aus der Nische.
michelken meint
E-Mobilität und Carsharing sind eigentlich stark von unterschiedlichen Nutzeranforderungen geprägt.
Carsharing kann in Gebieten mit leicht erreichbarem ÖV oder kurzen Wegen ein sehr gutes Ergänzungsangebot mit steigender Akzeptanz darstellen. Zumeist also städtisches Umfeld bis hin zu Metropolregionen.
Hier kann zwar auch E-Mobilität bei Fahrzeugen mit (noch) kleineren Reichweiten gut einsetzbar sein. Steht aber dann in Konkurrenz u.a. zum Carsharing.
In Außenbereichen oder dem eher ländlichen Raum wird Carsharing eher ein Nischenangebot bleiben. Da muss auch die Wirtschaftlichkeit für den Betreiber berücksichtigt werden. Hier bieten m.E. E-Fahrzeuge mit mittlerer bis ansteigend hoher Reichweite zunehmend eine alternative Möglichkeit, den Grundbedarf einer flexiblen Mobilität mit dem steigenden Umweltbewusstsein zu kombinieren.
Insbesondere Pendler, die in umweltgeregelte Städte fahren müssen, werden die Umstiegsfrage auf ein E-Fahrzeug höher bewerten.
Demnach bleibt die Steigerung von Carsharing gegenüber der von E-Mobilität künftig sicher noch weiter im Hintertreffen.
Niklas meint
An sich ist Carsharing eine tolle Sache und ich nutze es auch gelegentlich. Ich sehe es aber mehr als ein flexibleres ergänzendes öffentliches Verkehrsmittel, für Fälle, wo mich die Tram und S-Bahn mal wieder im Stich lässt.
Als Ersatz für das eigene Auto käme es für mich nicht in Frage, denn je nach Aufenthaltsort ist manchmal auch kein Auto in der Nähe bzw. man ist außerhalb des Geschäftsgebietes. Nervig ist auch, dass man vorher immer die Schäden prüfen und ggf. melden muss, zumindest wenn man das (wie ich) überhaupt und gründlich macht..