Der Fahrdienstleister MOIA ist mittlerweile neben Hannover auch in Hamburg unterwegs. Die Volkswagen-Tochter würde ihre Elektro-Shuttles gerne auch in Berlin anbieten, darf dies vorerst aber nicht. Der Grund: Das Ressort von Verkehrssenatorin Regine Günther erteilt keine Genehmigung für den Service.
„Im Moment scheint der Wille noch nicht ausreichend vorhanden zu sein, uns als Anbieter zu begrüßen“, kommentierte MOIA-Geschäftsführer Ole Harms das Nein des Senats im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Berlin ist für uns natürlich superattraktiv, nicht zuletzt weil sich hier der Stammsitz unserer Firma befindet.“
MOIA befördert mit einem neu entwickelten Elektro-Kleinbus Passagiere, die sich per Smartphone-App einen Platz reserviert haben. Nach einem halben Jahr Praxisbetrieb ist bereits eine weitreichende Expansion geplant. „MOIA hat globale Ambitionen“, erklärte Harms. Mit über 50 weiteren Städten befinde man sich im Gespräch.
MOIA hat laut der Redaktion des Tagesspiegel vor knapp einem halben Jahr beim zuständigen Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) einen Antrag auf Genehmigung eines „Pooling Shuttles“ im Erprobungsverkehr gestellt. Ende Oktober habe die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr dann verlauten lassen, dass eine Ausnahmegenehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz für das Konzept in Berlin nicht in Aussicht gestellt werden kann. Ein formeller Negativbescheid stehe zwar noch aus, soll aber in Kürze erfolgen.
Bereits mehrere Ride-Pooling-Services aktiv
„Die Gründe für die Ablehnung liegen nach den Berliner Gegebenheiten auf der Hand“, sagte Behördensprecher Jan Thomsen. Er verwies auf zwei bereits erteilte Ausnahmegenehmigungen zum Test von „Ride-Pooling“-Services – für den „Berlkönig“ der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit 100 Fahrzeugen in der östlichen Innenstadt sowie für „CleverShuttle“ der Deutschen Bahn mit derzeit 30 Fahrzeugen im Westen der Stadt. Berlin wolle mit diesen Erprobungen „belastbare Erkenntnisse zu den Auswirkungen auf die private Mobilität, den öffentlichen Nahverkehr und das Taxigewerbe“ erhalten, so Thomsen. „Weitere Probebetriebe mit ähnlichen Konzepten auf dem gleichen Gebiet wären dabei kontraproduktiv.“
Als weiteren Grund, dass MOIA nicht in Berlin starten darf, führte das Labo öffentliche Verkehrsinteressen an. In der Hauptstadt hätten der Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehr Vorrang. „Ride-Pooling“ sei zwar nicht ausgeschlossen, dürfe aber keine Zunahme des Kfz-Verkehrs mit sich bringen. Die Beförderung mit den von MOIA angestrebten 1000 Kleinbussen mit einem flexiblen Tarifsystem stünde dem „eindeutig entgegen“.
„Kontraproduktiv ist das was der Senat macht“, kritisierte Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands Elektromobilität (BEM). „Die ganze Welt hat mittlerweile begriffen, dass die urbanen Räume entlastet werden müssen – egal ob durch Vermittlungsdienste wie MOIA oder Carsharing-Angebote.“ Sigl beklagte, dass es „extrem anstrengend“ sei, den Ausbau der Elektromobilität in Berlin voranzubringen. „Das haben wir schon gemerkt, als es darum ging, eine Infrastruktur für Ladesäulen aufzubauen: Die einzelnen Bezirke haben da an jeder Stelle blockiert“, sagte er. Für E-Mobilitäts-Unternehmen sei Berlin „alles andere als ein attraktiver Markt“.
Joachim H. Hartung meint
Wenn der Berliner Senat sich wehrt, dann deshalb,weil uns alle VW in der Vergangenheit eines Besseren belehrt hat. OK, bei Betrügereien mussten in den USA bei jedem Bürger einzeln Schadenersatz zahlen.Hierzulande können wir da nur erstaunt die Augen reiben.Für mein Dafürhalten brauchen alle Berliner kein Unternehmen, was sich mit der Macht eines Global Players in den Markt drängen will.Wer zu spät kommt,den bestraft das Leben. Andere Väter haben auch schöne Töchter. Man denke nur an Professor Dr. Günther Schuh von der TH aus Aachen.Die Post fährt schon mit elektrobetriebenen Kleinlastern Pakete aus.Im Ursprung eine Idee vieler Studenten der TH Aachen und Prof. Dr. Günther Schuh, die der Post alles verkauft haben.
Jörg2 meint
Wo laden diese Fahrzeuge?
Ducktales meint
Die MOIA-Transporter (noch keine BEV sonder TSI und ggf. TDI-Verbrenner) in Hannover sehe ich sehr oft (fast täglich). Je nach Sonnenstand / Helligkeit kann man trotz verdunkelter Scheiben reinsehen
Wenn ich die Fahrzeuge sehe, –
– stehen die Fahrer am Straßenrand und haben keine Fahrgäste.
– oder fahren so vor sich hin ebenfalls ohne Fahrgäste.
Kaum MOIAS für die Fahrten zum / vom Werk VW Stöcken.
Jetzt wo ich es schreibe fällt mir auf, dass ich tatsächlich zu keiner Tageszeit jemals Fahrgäste in den MOIAs gesehen habe, nur den Fahrer…
Das ist natürlich ein subjektiver Eindruck von diesem Angebot dieses Konzerns.
aber ich kann mir kaum vortellen, dass sich das irgendwan in der Stadt rechnen wird. Bei dem bisherigen Angebot in einer Stadt mit U-Bahn, S-Bahn, Bussen, Taxen, Car-Sharing bin ich mir nicht sicher, ob wer das überhautp als zahlender Fahrgast nutzt. Es wird also eigentlich nur Luft hin- und hergefahren, dabei Abgase etc. erzeugt, aber kein Mehrwert generiert.
So wirkt es hautpsächlich wie “ ich zeig mal meinen Namen“
Bin gespannt ob und wann das eingestellt wird.
Vor dem Hintergrund und der zusätzlichen Verstopfung der größeren Städte
scheint die Entscheidung in Berlin richtig zu sein. Auch wenn mein Wunsch anders ist.
Uwe meint
Das ist richtig: Die fahren alle leer in Hannover rum.
Das sind die eingesparten Fahrer der autonomen Shuttle-Services in Berlin.
Der sozialverträgliche Abbau von Kraftfahrern mit Personentransporterlaubnis wurde für das Pilot-Projekt garantiert.
Bis zur Rente fahren die nun zum Ausgleich leere Fahrzeuge in Hannover.
Moia hat nun gegen die Absprachen auch für Berlin eine Genehmigung beantragt.
Deshalb bekommen die dort keine Genehmigung.
Aber PSSST! Nicht weiter sagen.
Und auch noch geheim:
Demnächst werden auch Tankstellen ohne Tanks gebaut, um die Tankstellenpächter und ihre Angestellten zu beschäftigen.
El Commandante meint
„“Ride-Pooling” sei zwar nicht ausgeschlossen, dürfe aber keine Zunahme des Kfz-Verkehrs mit sich bringen. Die Beförderung mit den von MOIA angestrebten 1000 Kleinbussen mit einem flexiblen Tarifsystem stünde dem “eindeutig entgegen”.“
Genau das ist der Punkt… dadurch verschlimmert sich im Besten Fall nur die (Auto-)Verkehrsproblematik…
Tim Leiser meint
? So eine Flotte könnte 5000 private Pkw ersetzen…
Jörg2 meint
@Tim
Im geplanten Berliner Einsatzgebiet gibt es ausreichend Fußwege, Fahrradwege, Strassenbahn, S- und U-Bahn, Bus,Taxen und diversen CarSharingsystemen. Das meiste davon 24/7.
Da auch CarSharing offenbar keine privaten Pkw’s wesentlich reduziert (eher fährt der Nochnicht-Pkw-Besitzer jetzt auch SharingPkw), wird der neue Taxidienst das wohl auch nicht tun.
Ein gutes Testgebiet für solche Sammeltaxen wäre der ländliche Raum mit dünnem bis keinem ÖPNV.
Tim Leiser meint
Ok. Das war mir nicht bewusst, dass es den Verkehr nicht reduziert. Gehe vielleicht zu sehr von mir aus. Aber ab dem Tag, an dem es free floating carSharing in meiner Stadt gibt oder ridepooling bin ich mein Auto los. Die Dinger machen eh nur Ärger. Angefangen vom Reifenwechsel bis hin zum Parkplatz suchen…
Jörg2 meint
@Tim
Meine Erfahrung aus dem näheren Umkreis: wenn das erste Kind da ist, dann gibt es zur Babyschale das passende private Auto.
Egal, wie dicht ÖPNV getaktet und die Sharingflotten rumstehen.
Tim Leiser meint
@jörg. Ich hab 2 davon. Das meiste machen wir mit Lastenrad. Mein Bruder hat ein Kind und macht seit 4 Jahren nur Caraharing. Hat halt car2go und ein gutes U-Bahn-Netz in der Stadt. Er ist übrigens viel unterwegs. Für Touren außerhalb der Stadt oder in andere Länder eben Stadt mobil oder Sixt etc. Und er führt penibel Buch. Er spart neben Stress auch eine Menge Kohle.
Tim Leiser meint
Aber stimmt schon… Ich kenne das auch, dass Leute beim ersten Kind direkt ein Einfamilienhaus kaufen, noch anbauen und einen Siebensitzer holen… Und sich wegen Überschuldung 3 Jahre später scheiden lassen
Jörg2 meint
@Tim
Ja, da gibt es alle Varianten. ;-)
Ich glaube halt nur nicht, dass aktuell beim Auftauchen von Sammeltaxis und/oder CarSharingPkw pro neuem Fahrzeug jemand (1:1) sich von seinem PrivatPkw verabschiedet.
Ich vermute eher, die Autos dieser Systeme kommen zusätzlich zum aktuellen Bestand dazu.
(Möglicher Weise verhindern sie die eine oder andere Pkw-Anschaffung.)
El Commandante meint
Wie schon mit Jörg2 diskutiert, ist das meines Erachtens der allgemeine Irrglaube… wer privat fährt und die „Vorteile“ schätzt, wird dies auch weiter tun… aber wer eh kein Auto hat, und dem das Gedränge, der Geruch oder was auch immer des ÖPNV stört, der wird das interessant finden… ergo, mehr Verkehr, weil Umverteilung von ÖPNV Richtung CarSharing…
McGybrush meint
Statistil? In der Marktwirtschaft regelt sich das von selbst. Da braucht man keine Statistik. Wenn damit kein Geld verdient wird siebt sich das doch eh aus. Hat man doch bei den Busflotten gesehen. Ist doch nur FlixBus über geblieben soweit ich weiss. Ganz ohne Erprobung seites des Staates.
Andreas meint
Wie ist das zu bewerten? Scheint mir, dass Wettbewerb gegen die eigenen Stadtwerke und die DB nicht erwünscht ist.
Eine „Verfälschung“ der verschiedenen Probebetriebe wäre nur gegeben, wenn die einzelnen Unternehmen ihre Zahlen nicht austauschen. Tauschen denn DB und Stadtwerke ihre Zahlen aus?
Mir scheint der „Probebetrieb“ der beiden Firmen nur der Versuch, vollendete Tatsachen zu schaffen, insbesondere, wenn der geschützte Probebetrieb nicht zeitlich begrenzt ist.
Fun fact: Wenn ein Sprecher von „liegt auf der Hand“ spricht, folgt immer ein blanke Behauptung oder Falschaussage. Das gleiche gilt bei „jeder weiss doch“ oder „gesunder Menschenverstand“.