Im Projekt „Vernetzte Mobilität für lebenswerte Orte“, abgekürzt VMo4Orte, entwickelt und erprobt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Lösungen für einen Wandel des Verkehrssystems. Dazu entwickeln die Wissenschaftler neue Mobilitätskonzepte. Diese sollen klimaverträglich, wettbewerbsfähig, bedarfsorientiert und nah an den Menschen vor Ort sein.
Die Forschenden werden von Verkehrsunternehmen, Kommunen und öffentlichen Einrichtungen sowie Firmen der Mobilitäts- und Logistikbranche unterstützt. Sie arbeiten mit der Wissenschaft und bringen Anforderungen und Erfahrungen aus ihrem Alltag ein. Die erarbeiteten Ideen und Konzepte werden beispielhaft umgesetzt in Form von Demonstrationsprojekten. Das DLR finanziert das Projekt VMo4Orte über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt rund 21 Millionen Euro. 19 Institute und Einrichtungen des DLR sind beteiligt.
„In Zukunft müssen wir Mobilität noch viel stärker als bisher als vernetztes System denken und dann auch umsetzen. Denn Mobilität hat maßgeblichen Einfluss darauf, wie wir den öffentlichen Raum und die Infrastruktur gestalten. Gesellschaftliche Teilhabe und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten sind die Grundlagen für eine auch von allen akzeptierte Mobilitätswende. Sie ist ein entscheidender Hebel, um im Klimaschutz weiterzukommen sowie die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und den Erfolg des Wirtschaftsstandorts zu sichern“, sagt Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR.
Stadt & Umland
Das erste Teilprojekt erarbeitet Mobilitätsangebote, um den Personen- und Güterverkehr in Stadt und Umland nachhaltiger zu machen. Im Fokus steht laut dem Projektteam, einen für die jeweilige Situation vor Ort passenden und nachhaltigen Mix zu entwerfen. Das bedeute, das Angebot müsse so gestaltet sein, dass es die Mobilitätsbedürfnisse erfüllt und ökonomisch wie ökologisch attraktiv ist.
Neue Ideen für den nachhaltigeren Transport von Gütern auf der letzten Meile seien ein weiterer Aspekt des ersten Teilprojekts. Darunter fielen zum Beispiel Paketlieferungen. Ein Ansatz seien kleinere, lokale Zwischenlager, sogenannte „Mikro-Depots“. Von hier aus könnten kleinere, leisere und alternativ angetriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen.
Außerdem untersuchen die Forscher, wie das Umwidmen von Flächen in Stadtquartieren eine klimaverträgliche Mobilität und Orte mit hoher Aufenthaltsqualität unterstützen kann. Als Demonstrationsprojekte sind die Umgestaltung des Berliner Stadtquartiers „Lausitzer Platz“ sowie ein Konzept zum Aufbau eines stadtweiten Netzwerks von Mikro-Depots ebenfalls in Berlin geplant.
Intermodale Netze & Knoten
Verkehrsnetze und Verkehrsknoten stehen im Zentrum des zweiten Teilprojekts. In Zukunft sollen sie so gestaltet und miteinander verbunden sein, dass sie für die Nutzenden attraktiver werden. Vor allem das geschickte und zuverlässige Kombinieren mehrerer Verkehrsmittel – also „intermodale“ Angebote – sind ein zentraler Lösungsansatz.
Die Wissenschaftler des DLR untersuchen unter anderem, welche Infrastruktur für intermodale Konzepte benötigt wird. Anhand eines „digitalen Zwillings“ des Kölner Hauptbahnhofs wollen sie die relevanten Verkehrsflüsse dieses Knotenpunktes erfassen und ins gesamtdeutsche Verkehrsnetz integrieren.
Ökonomisch nachhaltige Mobilität
Ein Schwerpunkt des dritten Teilprojekts sind neue Geschäftsmodelle, die klimaverträgliche Mobilität fördern. Speziell untersuchen die DLR-Forscher, wie diese Ideen am besten etabliert werden können und welche politischen Rahmenbedingungen notwendig sind.
Ein Beispiel ist die Einführung alternativer Kraftstoffe an Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen. Zu den alternativen Kraftstoffen gehört Wasserstoff, der mit Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Er kann entweder direkt als Energieträger zum Einsatz kommen oder dient als Ausgangsprodukt, um dann meist flüssige Kraftstoffe herzustellen. Diese können im Industrie- und Mobilitätsbereich vielfältig eingesetzt werden.
Das dritte Teilprojekt untersucht zudem bedarfsorientierte Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr, beispielsweise in Form von Kleinbussen, die nach Bedarf – also „on demand“ – eingesetzt werden können. Praktische Anwendung finden die Erkenntnisse in Projekten zur Einführung alternativer Kraftstoffe am Flughafen Hamburg sowie zum Start neuer Mobilitätsangebote im öffentlichen Personennahverkehr der Regionen Braunschweig und Rheinland.
Fahrzeugkonzepte für lebenswerte Orte
Das vierte Teilprojekt von VMo4Orte beschäftigt sich mit der Entwicklung von neuen Fahrzeugkonzepten für Straße und Schiene – also wie die Vehikel selbst aufgebaut und gestaltet sind. Innovative Fahrzeuge, die möglichst automatisiert, flexibel und elektrisch unterwegs sind, spielen dabei laut den Forschern eine wichtige Rolle.
Beispiele seien „Mover“-Konzepte für den Transport von Personen und Gütern genauso wie elektrische Klein- und Leichtfahrzeuge. Wichtig seien dabei besonders die Aspekte Emissionsfreiheit, Automatisierung sowie die Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzenden und der Quartiere, in denen sie eingesetzt werden. Dies beinhalte auch Betrachtungen zur ökologischen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft bei Produktion, Einsatz und Entsorgung. Das DLR bringt hier seine bereits existierenden und prototypisch umgesetzten Fahrzeugkonzepte wie das U-Shift mit ein. Es kombiniert eine U-förmige, elektrisch betriebene, automatisiert fahrende Antriebseinheit mit Kapseln für den Transport von Personen und Gütern. „Aber auch innovative Konzepte für die Schiene werden mit dem zukünftig autonom fahrenden Schienenbus ‚Next Generation Train – Taxi‘ (NGT – Taxi) betrachtet“, so die Forscher.
alupo meint
Der bodenständige Verkehr hat nun aber so gar nichts mit Luft- und Raumfahrt zu tun.
Es scheint, das DLR ist gelandet. Warum? Gibt es in der Luft und im Raum zu wenig Aufträge?