Die größten Autokonzerne der Welt bleiben laut einer Analyse der Unternehmensberatung EY auf Wachstumskurs: Der Umsatz der Top-16-Autohersteller kletterte demnach im zweiten Quartal 2023 um 18 Prozent und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der Gesamtgewinn stieg um 31 Prozent auf knapp 40 Milliarden US-Dollar – ebenfalls ein neuer Rekordwert.
Angetrieben wurde das Gewinnwachstum vom schwachen Yen, der den japanischen Autokonzernen zu einem Gewinnplus von 91 Prozent verhalf. Verhaltener war die Gewinnentwicklung bei den deutschen Autobauern, deren operativer Gewinn um 19 Prozent stieg. Die US-Autokonzerne verzeichneten einen Gewinnrückgang von sechs Prozent.
Bei der Gewinnmarge haben laut der Auswertung weiterhin deutsche Autokonzerne die Nase vorn: Mercedes-Benz führt mit einer Marge von 13,04 Prozent knapp vor Kia (12,97 %). BMW liegt mit einer Gewinnmarge von 11,7 Prozent auf dem dritten Platz. Stellantis hat für das zweite Quartal keine Zahlen zum Gewinn veröffentlicht, im ersten Halbjahr aber eine Marge von 13,8 Prozent erwirtschaftet.
Fast alle Autokonzerne konnten im zweiten Quartal den Neuwagenabsatz steigern insgesamt wuchs die Zahl der verkauften Pkw um 11 Prozent. Im Vergleich zum ersten Quartal hat sich damit das Wachstumstempo sowohl beim Absatz als auch bei Umsatz und Gewinn nochmal verstärkt.
„Die Pkw-Produktion wird derzeit hochgefahren, ein komfortables Auftragspolster ermöglicht deutlich mehr Auslieferungen zu immer noch sehr guten Preisen“, erklärt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. „Daher ist die Gewinnsituation insgesamt immer noch sehr gut.“ Bis auf Tesla und Ford konnten alle Unternehmen ihre Gewinne steigern, bei der Marge verzeichneten nur drei Unternehmen einen Rückgang.
„Die Mehrheit der Unternehmen hat es erneut geschafft, die Profitabilität weit oben zu halten“, so Gall. „Allerdings werden wir wohl noch in diesem Jahr erleben, wie sich der Markt dreht. Denn wenn die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sind, sehen sich die Autobauer mit der neuen Realität konfrontiert: Konjunkturschwäche, sinkende Nachfrage, Preisdruck, Überkapazitäten. Für die Autohersteller wird es immer schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten.“ Gall prognostiziert: „Die Zeit der Traummargen wird für viele Unternehmen bald vorbei sein.“
„Profitabilität wichtiger als Menge“
Der Experte rechnet vor diesem Hintergrund mit einer neuen Kostensenkungswelle in der Automobilindustrie. „Die Lektion aus der Pandemie ist: Profitabilität ist wichtiger als Menge, zweistellige Margen sind auch langfristig möglich. Viele Konzerne wirtschaften aktuell sehr profitabel und werden auch zukünftig keine Abstriche bei der Marge zulassen wollen. Also wird man wieder verstärkt auf alle Kostenarten achten – auch auf die Entwicklungs- und die Personalkosten. Gerade am Standort Deutschland mit seinen sehr hohen Energie- und Arbeitskosten und der hohen Steuerbelastung wird der Druck nochmal deutlich steigen.“
Zudem erschwere der angestrebte Hochlauf der Elektromobilität die Lage. „Elektroautos liefern derzeit noch nicht die Deckungsbeiträge von Verbrennern, und auch die Nachfrage entwickelt sich längst nicht so stark wie erhofft. Eine Elektro-Flaute würde vielen Unternehmen richtig weh tun und die hochfliegenden Elektro-Pläne durchkreuzen“, so Gall.
Dass es zu einer Abschwächung der Dynamik bei Elektroautos komme, sei etwa in Deutschland sehr wahrscheinlich. „In Deutschland sehen wir aktuell eine Sonderkonjunktur für Elektroautos, da ab September die Förderung für gewerbliche Elektro-Neuzulassungen gestrichen wird. Danach wird es eine deutliche Delle beim Absatz von Elektroautos in Deutschland geben.“
Chinas Anteil am Gesamtabsatz sinkt weiter
Während der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im zweiten Quartal in Europa um 15 Prozent und in den USA um 18 Prozent stieg, gelang in China nur ein Plus von 6 Prozent. Im ersten Quartal war sogar ein Einbruch um 22 Prozent registriert worden. Während die Hälfte der Unternehmen in China einen schrumpfenden Absatz verbuchte, ging es für die deutschen Konzerne insgesamt um 13 Prozent aufwärts.
„Die Situation in China ist unübersichtlich, das Marktwachstum längst nicht mehr so stark wie vor zehn Jahren, als zweistellige Wachstumsraten normal waren. Zudem gewinnen einheimische Hersteller immer mehr Marktanteile – gerade im Elektro-Segment“, beobachtet Gall. Die chinesischen Hersteller lieferten sich einen harten Preiskampf und böten ihre Elektroautos deutlich günstiger an als viele etablierte Hersteller.
„Angesichts der aktuellen Wirtschaftsflaute in China und zunehmender Nachhaltigkeitsbemühungen in den chinesischen Metropolregionen verfängt das preisgünstigere Angebot chinesischer Hersteller im Elektro-Segment bei den einheimischen Käufern zurzeit stärker als das der etablierten Hersteller“, so Gall. Für die deutschen Autobauer bleibe China aber ein Schlüsselmarkt: Im zweiten Quartal habe der Anteil Chinas am weltweiten Neuwagenabsatz der drei deutschen Autokonzerne bei 34,2 Prozent gelegen.
MAik Müller meint
„Profitabilität wichtiger als Menge“ so steht es im Artikel.
Die vorwiegende Meinung des Forums das die alten Hersteller verschwinden stimmen einfach nicht.
Eugen P. meint
Ein paar alte Hersteller können schon verschwinden, aber es sind keine Startups die den Markt aufmischen werden, sondern andere etablierte Größen, natürlich in der Tendenz eher aus Asien als aus Deutschland, aber das wäre in der Verbrennerwelt auch so gekommen.
Da gerne Nokia als Beispiel genommen wird, kaum jemand hat heute mehr ein Nokia Handy, der „normale“ Mensch hat heute ein Samsung Smartphone. Samsung gibt es aber auch nicht erst seit gestern und Apple war als das I-Phone herauskam auch kein Startup mehr.
Powerwall Thorsten meint
Sagt wer -Du?
Vielleicht nicht alle – aber einige sicherlich.
MAik Müller meint
@Powerwall Thorsten welcher alte Hersteller ist den schon verschwunden?
Aktuell werden seit Jahren maximale Gewinne eingefahren und ALLE stellen ihre Produktion auf Eautos die nächsten 10 Jahre um.
Kasch meint
Drann stören wird sich sicherlich kaum Jemand, dass dieser Murx, Verbrenner eingeschlossen, immer noch so patriotisch gekauft wird. Unserer gesmten Volkwirtschaft haben wir in den letzten Jahren die Flügel schon heftig genug gestutzt. Langfristig werden lediglich die Reste unseres Erbreichtum der letzten Generationen, für etwas Aufschub, zügig verbraten.
MAik Müller meint
@Kasch die breite Masse wird das mußt du endlich akzeptieren niemals 40000€ für ein Auto ausgeben können.
Kai Knüller meint
Die breite Masse kauft auch keine Neuwagen. Das machen nur Menschen die nicht rechnen können oder welche, die ihr Auto entsprechend konfigurieren wollen. Ansonsten kauft die breite Masse seit Jahrzehnten gebrauchte Fahrzeuge. Und gerade du mit deinen beiden Dieseln und Vielfahrer bist nicht die breite Masse.
MAik Müller meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Futureman meint
In Zeiten der (angeblichen) Knappheit von Bauteilen wurde halt alles aus den Kunden gezogen was geht. War in vielen anderen Branchen ja auch so (1l Sonnenblumenöl für 6€), dort ist aber wieder Preisnormalität eingekehrt. Das wird bei Autos auch so kommen. Dann gut für die, die auch bei sinkenden Margen zurecht kommt. Der erste chinesische Hersteller hat schon gesagt, 1% Marge reicht, Hauptsache Marktanteile gewinnen.
MAik Müller meint
@Futureman AHA wo gibt es einen Kompakten mit 80er Akku für 25000€ ?
Tim Leiser meint
Da, wo es ein Einfamilienhaus für 50.000 gibt.
Kai Knüller meint
Ein freistehendes mit 500 qm Grundstück…
Yoyi meint
1+
Manche Kommies wachen halt nie auf…
MAik Müller meint
@Tim Leiser den ID3 mit 50er Akku gibts in China für 15000€.
Kai Knüller meint
Nö Maik, gibt es nicht mehr, das war eine begrenzte Aktion, jetzt ist der id.3 in China wieder teurer…
Futureman meint
In anderen Ländern, halt nur noch nicht in Deutschland. Wird aber schneller kommen, als den VW-Freunden lieb ist.
Jeff Healey meint
Wow. Welches chinesische Unternehmen war das?
Futureman meint
Xiaomi, und die sind ja nicht gerade unbekannt und teuer sind deren Produkte im Verhältnis zu anderen gleichwertigen auch nicht. Zum Glück für die deutschen Hersteller wollen die aber erstmal nur 1.000.000 Autos pro Jahr bauen. Da gibt es andere mit anderen Zahlen.
Jeff Healey meint
Danke @Fututeman,
das war mir bisher nicht bekannt.
Mit 1% Marge zu kalkulieren ist schon krass.
ID.alist meint
Xiaomi, eine Firma de bis jetzt 0 Autos gebaut hat ??
Das sagt zumindest Onkel Google wenn man ihn nach Xiaomi EV fragt.
Sandro meint
Wer nichts baut kann sogar mit 0% Marge kalkulieren und macht immer noch keinen Verlust.
Flo meint
Es gilt noch die Devise, Gewinn vor Markanteil und das dürften einige in ein paar Jahren bereuen. Tesla wird sicher auch nochmal an der Preisschraube drehen, wenn die Förderung wegfällt.
MAik Müller meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Kai Knüller meint
@Redaktion
Danke!
Anne Neys meint
@Redaktion
Vielen Dank.