Die von der Landesagentur E-Mobil BW veröffentlichte Studie „Servicemarkt 2040: Perspektiven und Strategien für freie Werkstätten“ zeigt Szenarien für Marktvolumen und Beschäftigung im freien Aftersales.
Von den insgesamt 36.570 Kfz-Werkstätten in Deutschland waren laut der Auswertung im Jahr 2021 rund 22.000 Betriebe markenungebunden. Freie Werkstätten machen damit deutschlandweit nahezu zwei Drittel der Betriebe aus und bieten über 105.000 Arbeitsplätze. Die Unternehmen sind zu großen Teilen Klein- und Kleinstbetriebe. Ihr wirtschaftliches Rückgrat ist das Werkstatt- und Teilegeschäft.
Rückläufige Wartungs- und Reparaturintensitäten je Fahrzeug reduzieren das Auftragsvolumen im freien Servicemarkt, sodass die Geschäftsmodelle im Kfz-Gewerbe grundsätzlich angepasst – vielmehr sogar neu gedacht – werden müssen. Wie genau, hat die Studie untersucht.
„Freie Kfz-Betriebe tragen mit ihren Wartungs- und Reparaturleistungen entscheidend dazu bei, dass der motorisierte Individualverkehr – insbesondere in ländlichen Regionen – funktioniert“, sagte Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur E-Mobil BW. „Erfolgsentscheidend für zukünftige Geschäftsmodelle sowie digitale Services wird im Aftersales der Zugang zu Fahrzeug- und Kundendaten sein. Dazu müssen sich freie Werkstätte neue Kompetenzen aneignen und Unternehmensstrategien anpassen. Hierbei bietet Baden-Württemberg Unterstützung, z. B. mit den Beratungsgutscheinen speziell für kleine Betriebe oder mit kostenfreien und persönlichen Lotsengesprächen.“
Beschäftigungsrückgang in den Jahren 2030/2040
Ein Kernergebnis der Studie ist, dass die deutschlandweite Beschäftigung in freien Kfz-Werkstätten bis zum Jahr 2030 um rund 18 Prozent und bis zum Jahr 2040 um rund 36 Prozent (jeweils gegenüber dem Jahr 2021) sinken wird. In Baden-Württemberg wird bis 2030 sogar mit einem Minus von 22 Prozent und bis 2040 von 38 Prozent gerechnet. Damit wirken sich die zunehmende Digitalisierung und Elektrifizierung in Fahrzeugen, aber auch der generelle Fachkräftemangel und protektionistische Maßnahmen der Fahrzeughersteller „massiv“ auf das Kfz-Handwerk aus. Betroffen sind von der Abnahme insbesondere Tätigkeiten in der Serviceberatung, im Leitungsbereich Teile und Zubehör sowie im Lager.
Gleichzeitig ermittelt die Studie auch einen Rückgang der Anzahl der freien Kfz-Betriebe: bis 2030 um 20 Prozent und bis 2040 um 40 Prozent im Vergleich zu 2021. Wettbewerbsverstärkend wirkt der fortschreitende Konsolidierungsprozess im markengebundenen Kfz-Markt, der den Wettbewerb im freien Aftersales durch die Abwanderung der Betriebe intensiviert.
Datenzugang sichern & Digitalisierung ausbauen
Mit steigendem Fahrzeugalter werden die zunehmenden Wartungs- und Verschleißreparaturen in der Regel häufiger von freien Werkstätten durchgeführt, während die Betreuung junger Fahrzeuge meist durch markengebundene Betriebe erfolgt. Daher bewertet die Studie den immer größer werdenden Anteil älterer Fahrzeuge im Gesamtfahrzeugbestand positiv für den freien Aftersales. Zudem wirkt sich die Erhöhung von verbauten Fahrerassistenzsystemen in den Fahrzeugen positiv auf das Servicemarktvolumen aus.
Die Digitalisierung bietet zudem Chancen für neue Geschäftsmodelle und verbesserten Kundenservice. So bietet beispielsweise „Predictive Maintainance“ die Möglichkeit, den Fahrzeughalter konkrete Reparatur- und Serviceangebote zu unterbreiten, bevor ein Schaden am Fahrzeug eintritt.
„Die dargestellten Chancen machen aber auch deutlich, dass der Zugang zu Daten, Ressourcen und Funktionen, insbesondere von vernetzen Fahrzeugen, zukünftig eine zentrale Rolle für den Erfolg im freien Aftersales sein wird“, heißt es. Die Studie betont daher, dass protektionistische Maßnahmen der Fahrzeughersteller im Bereich Datenzugang sowie Fahrzeug- und Kundenbindung den freien Betrieben den Marktzugang erschweren und für sie ein Wettbewerbsnachteil sein können.
Strategien zur Absicherung des Servicegeschäfts
Grundsätzlich werden in der Studie vier Strategieoptionen benannt, um das freie Servicegeschäft abzusichern: organisches Wachstum, externes Wachstum, Wachstum anhand Spezialisierung oder Marktaustritt. Um die Betriebe bei der Erschließung ihres Strategiepfads zu unterstützen, gibt die Studie Toolboxen an die Hand. Trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen in den freien Kfz-Betrieben könne so ein individueller und langfristig angelegter Strategieprozess angestoßen werden.
Die Studie steht hier (PDF) online kostenfrei zur Verfügung.
Michael meint
Bei Wartezeiten von derzeit mehr als vier Wochen für eine simple Jahresinspektion mache ich mir für die Werkstätten wenig Sorgen.
Stefan Schönborn meint
Erlebe ich derzeit
und schon seit langem
genau so.
Allerdings wird die elektrische Zukunft für die Freien nicht einfach: Know-how, Hochvoltqualifizierung und spezielle -arbeitsplätze, allgemein Elektronikzentrierung..
Meine Lieblings-Freie geht davon aus, dass sie die kommenden 15-20 Jahre durch Verbrenner weiter gut -und mehr als gut- ausgelastet sein wird. Und dann ist für El Jefe altersmäßig ohnehin Schicht im Schacht.
LiFePo4 meint
Also doch. Die ganzen Assi-systeme kosten in der Anschaffung und später in der Wartung viel Geld :)
Man könnte meinen das diese teure Wartung den bisher günstigen Ölwechsel mehr als ersetzt.
South meint
Ja, Mai k, VW und günstiger Ölwechsel, aus der Quelle im Garten und am Baum hängen die günstigen Öl-, Luftfilter, Glühkerzen und Dichtungen…und Sicherheits- und Assistenzsysteme, pah, für Weicheier … hehehe… oh mann, Hopfen und Malz verloren…
South meint
und sogar der Dieselpreis kratzt wieder an den 1,90€/L …
LiFePo4 meint
@South tja du musst halt die teure Wartung beim Eauto bezahlen.
Unser Kollege hier hat einen schönen E-Corsa aber in den Urlaub (620km) fährt er mit dem Verbrenner.
LiFePo4 meint
@South der E-Corsa muss übrigens jedes Jahr zahlungspflichtig zur Wartung.
Jeff Healey meint
Deutlich günstiger als beim Verbrenner.
LiFePo4 meint
@Jeff Healey leider nicht.
Der Verbrenner ist hier deutlich günstiger in der Wartung obwohl mehr Teile gewechselt werden.