Chinesische Elektroauto-Hersteller drängen nach Europa. Die Exporteuere haben laut einem Bericht zunehmend damit zu kämpfen, dass zu wenig Schiffe für den Transport ihrer Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Wegen des Mangels seien die Charterraten für Pkw-Frachter um das Siebenfache gestiegen, berichtet das Handelsblatt.
Den Grund hierfür sieht die Londoner Schiffsberatung Clarksons, die vor Kurzem eine Studie veröffentlichte, in der Fehleinschätzung vieler Reedereien während der Coronapandemie. Weil 2020 zunächst die weltweite Nachfrage nach Neuwagen massiv einbrach, gingen zahlreiche ihrer betagten Roll-on/Roll-off-Schiffe („Ro-Ro“) in die Verschrottung.
Neubestellungen habe es dagegen bis vor Kurzem kaum gegeben, auch wegen der Unsicherheit über künftig klimafreundlichere Schiffstreibstoffe, so das Handelsblatt. 49 Prozent dieser Schiffe seien heute älter als 15 Jahre und müssten daher in absehbarer Zeit ausgemustert werden.
Allein der Seeautohandel habe 2023 gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 23,7 Millionen Fahrzeuge zugelegt – den höchsten jemals gemessenen Wert, so der Bericht. Als wichtigsten Wachstumstreiber ermittelte Clarksons dabei die Exporte aus China. 2020 lieferten Autohersteller aus der Volksrepublik weniger als eine Million Fahrzeuge nach Übersee, 2023 ersten Schätzungen zufolge 4,1 Millionen. Besaßen 2019 nicht einmal ein Zehntel der per Schiffsverkehr beförderten Fahrzeuge einen Elektroantrieb, sei es 2023 fast jedes dritte Auto gewesen.
Die akuten Transportengpässe dürften die Verkaufsoffensive der Chinesen bremsen, so das Handelsblatt. Neben Europa wollen sie auch Nord- und Südamerika mit ihren Elektroautos beliefern. Hierzulande haben sich die angebotenen Modelle noch nicht zu Verkaufsschlagern entwickelt, da die Marken dahinter unbekannt und die Modelle noch vergleichsweise hochpreisig sind. Branchenkenner erwarten jedoch, dass chinesische Hersteller bald deutlich günstiger E-Autos anbieten werden.
Das chinesische Unternehmen BYD, der mit Stand Q4 2023 weltweit größte Elektroautohersteller, hat zur Unterstützung seiner Exportoffensive seit Kurzem ein eigenes Autotransportschiff im Dienst. Weitere sechs sollen von dem Konzern bestellt worden sein. In Zukunft wird BYD auch in Europa produzieren und so nicht mehr nur auf den Schiffstransport angewiesen sein.
Spock meint
Wenn die Charterraten sich so verteuert haben wäre ja vielleicht, bis wieder Schiffskapazitäten verfügbar sind, der Eisenbahntransport via neue Seidenstraße eine Übergangslösung? Wenn es da noch Kapazitäten gibt. Aber ich denke da spielt vielleicht auch die Gefahr von Diebstahl und Beschädigung eine große Rolle.
Matthias meint
Tesla wird aus der Giga Shanghai ganz einfach Europa beliefern können: dank Boring Company per Tunnel als Autopipeline. Und die hektischen Auslieferungen zum Quartalsende liefert SpaceX frei Haus.
Haben die Japaner alle ihre Schiffe verschrottet? Die haben doch mal Autos nach Europa exportiert wie man so hört.
Futureman meint
Gut, wenn man dann sein Produktionskapazitäten auf der Welt verteilt hat. Aber daran arbeiten die chinesischen Hersteller ja gerade massiv es zu ändern. Auf jeden Fall werden sie schneller wachsen als so manch anderer Hersteller
Flo meint
Schiffe – das Klopapier und Sonnenblumenöl 4.0
Draggy meint
Wen wunderts wenn die Verbrenner dauernt die Schiffe abfackeln.
Steffen meint
„dauernt“ – gleich in zweierlei Hinsicht falsch.
Draggy meint
3 bekannte Vorfälle in 2 Jahren, dazu Dunkelziffer von welchen, die einfach „verloren“ gingen.