Der US-Elektroautobauer Fisker geht in ein Insolvenzverfahren. Das auch in Europa aktive Start-up hatte bereits Ende Februar gewarnt, dass ohne frisches Kapital seine Existenz gefährdet sei. Gespräche mit einem „großen Autobauer“ über eine Investition waren ohne Ergebnis geblieben. Nun wurde in den USA ein Verfahren mit Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt, berichtet unter anderem das Handelsblatt.
Fiskers Erstlingswerk Ocean kam unter anderem wegen Problemen mit Zulieferern später als geplant auf den Markt. Während das Design des SUV und die gebotene Leistung und Reichweite durchaus gelobt werden, stehen die Fisker-Fahrzeuge wegen Softwarefehlern und technischen Probleme in der Kritik.
Im vergangenen Jahr baute Fisker knapp 10.200 Exemplare des 2022 eingeführten Ocean und lieferte 4929 davon an Kunden aus. Die Marke hatte daraufhin den ursprünglichen Direktvertrieb in den USA und Europa weitgehend als gescheitert bezeichnet. Seit Januar versuchte das Unternehmen, mit einem Händlermodell voranzukommen.
In diesem Jahr wollte Fisker 20.000 bis 22.000 Autos an Kunden und Händler übergeben. Doch schon Mitte März wurde die Produktion beim Auftragsfertiger und Partner Magna in Österreich ausgesetzt, um Geld zu sparen.
Fisker bot bisher nur den Ocean an. Darauf sollte mit dem PEAR ein kompakteres SUV für den Massenmarkt folgen, die Produktion sollte das taiwanesische Technologieunternehmen Foxconn übernehmen. Darüber hinaus hat die Marke weitere Baureihen angekündigt, darunter den Pick-up Alaska und einen Sportwagen.
Für Firmenchef Henrik Fisker ist es die zweite Insolvenz einer von ihm gegründeten Stromer-Firma nach 2013. Er hatte zuvor als Autodesigner unter anderem bei BMW und Aston Martin gearbeitet.
Franz Mueller meint
Fisker war von Anfang an ein Luftschloss, das schon viel früher hätte zusammenfallen müssen. Das es überhaupt zu Auslieferungen kam, lag an dem nicht-nachvollziehbaren Engagement von Magna. Man hat ohne vernünftige Risikoeinschätzung die zentralen Entwicklungsrollen von Fisker übernommen – um die verfügbaren Fahrzeug und Komponenten-Fertigungen auszulasten.
Jetzt steht Magna vor einem Scherbenhaufen.
Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum ein etablierter Lieferant wie Magna jede Warnung in den Wind geschlagen hat. Selbst wenn Fisker als OEM funktioniert hätte, wäre es für Magna nicht wie gewünscht weiter gegangen – Fisker hätte die Produktion aus Wettbewerbsfähigkeit in die USA verlagern MÜSSEN (wo ein so großes Auto auch seinen Hauptabsatz hat).
Ocin meint
Schade. In den Ocean hatte ich mich von Beginn an verschossen. Und die anderen geplanten Baureihen hatten mich auch optimistisch gestimmt. Ist halt ein teures Hobby, eine Automarke aufzubauen. Aber so läuft es nun mal. Der eine hat das Budget, der andere nicht.
Future meint
Fisker ist ein ordentlicher Designer.
Aber er ist eben kein Musk.
Shino meint
Den PEAR fand ich extrem interessant und hätte ihn Probe gefahren. IMO hätte dieses Auto zu erst kommen sollen und nicht der drölfzigste SUV.
Future meint
Ja, geht mir ähnlich. Der hat mir auch extrem gut gefallen. Ich hoffe ja auch, dass Fisker doch noch übernommen wird.
Dagobert meint
Ein Auto ist eine für mich so hohe und Langfristige Investition, dass ich niemals bereit wäre einem Start-Up Geld dafür anzuvertrauen. Es wäre mir viel zu unsicher ob das Unternehmen im Garantie-Zeitraum insolvent geht, oder ob es auch nach 15 Jahren noch Ersatzteile gibt. Außer zu absoluten Schleuderpreise düfter jeder Fisker gebraucht jetzt praktisch unverkäuflich sein.
Tadeky meint
Aiways hat sich vor einem Jahr aus Europa zurückgezogen und ist inzwischen insolvent.
Ersatzteile gibt’s nicht mal mehr für gute Worte in China. So viel, dass Hersteller in Europa Ersatzteile 15 Jahre vorhalten müssen.
Die 2 Aiways die im letzten Quartal in Deutschland zugelassen wurden hat jemand gekauft, der schließlich einen als Ersatzteilspender zum ausschlachten braucht.
Wer heute ein Startup BEV kauft kann morgen einen grossen Briefbeschwerer haben
Holger meint
Exakt
Ossisailor meint
Der Laden ist ja noch nicht ganz am Ende: er hat Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Das Gericht teilte mit, dass Vermögenswerten von 500 Mio bis 1 Mrd. $ Verbindlichkeiten von 100 bis 500 Mio $ gegenüberstehen.
Es ist also durchaus möglich, dass noch ein Investor und/oder Wettbewerber dort eintritt und es weitergeht.
Gernot meint
Das hat nicht das Gericht mitgeteilt, sondern das sind Angaben, die Fisker bei Gericht eingereicht hat. Und was sind die Assets?
– immer noch unverkaufte Autos
– Spezialwerkzeuge für die Produktion des Ocean
– bevorratete Teile für die weitere Produktion des Ocean
– IP an Plattform usw.
Wenn man die Autos in 2-3 Monaten mit hohen Rabatten nicht losgeworden ist, dann wird das auch nicht mehr gelingen. Eine Produktion gibt es nicht mehr. Die Plattform ist solide Durchschnittsware. Da ist nichts innovativ. Ich vermute, dass die Assets bei realistischer Bewertung auf max. 100 Mio. zusammen schrumpfen.
Die einzige mögliche Rettung besteht darin, dass Stellantis, Renault/Nissan, Tata, Foxconn oder ein Chinese einsteigt. Aber genau das versucht Fisker seit einem halben Jahr zu verhandeln. Bislang ohne Erfolg. Chapter 11 macht es für potentielle Investoren ggf. noch mal günstiger/attraktiver.
CJuser meint
Das war so vorhersehbar…
Yoyo meint
Es wird spannend bleiben mit der Ersatzeilversorgung für die bereits verlauften Autos….
David meint
Selbst wenn sich die Käufer jetzt als Opfer gerieren, sie sind ausschließlich selber schuld. Wie so viele „einmalige Anlageoptionen“ hätte eine Portion weniger Gier, dafür Verstand, verhindert, dass man dieses Fahrzeug bestellt. Das war im Vorfeld deutlich zu erkennen. Mindestens so klar wie bei Sono Motors. Jetzt wüsste ich nicht, warum Magna seinen finanziellen Schaden erweitern sollte, um günstig Ersatzteile bereit zu halten. Wobei ich mich über Magna Steyr wundere, mir ist unverständlich wie sie da mitmachen konnten.
Stefan meint
Wahrscheinlich hatte und hat Magna Steyr Kapazitäten frei und wollte seinen Anteil am E-Automarkt steigern. Bisher war Magna stark im Verbrennerbereich tätig für Modelle, die große Hersteller ausgelagert haben. Magna hat ja in den letzten Jahren keine neue Autofabrik gebaut.
Die großen Hersteller haben inzwischen selbst wieder Kapazitäten frei und ziehen Modelle auf andere Herstellerorte um.
alupo meint
Wenn Du Dir damals so sicher warst hast Du jetzt doch sicher durch entsprechende Aktiengeschäfte Millionen verdient.
Freu Dich doch darüber.
Oder hast Du es gelassen weil Du damals doch nicht so sicher daran geglaubt hast um mit wenigen Euros Millionen zu verdienen?
David meint
Falls du mich meinst, mach dir keine Sorgen! Ich habe aus meinem Wissen Kapital geschlagen und habe vor, das weiterhin zu tun.
Rolf meint
O Henrik, wann kommt dein dritter Flop ?.
David meint
Der lässt nicht auf sich warten. Ich habe hier vom ersten Moment an gegen den Fisker geschrieben. Denn Konzept und Verkaufspreis passten nicht zusammen. Entwicklung und Produktion bei einem sehr teuren Unternehmen in einem Hochlohnland und dann Preise ab 40k. 140 k wäre kostendeckend gewesen.
Gernot meint
Nur weil Fisker gescheitert ist, heißt das nicht, dass Du Recht hattest, denn die Gründe liegen ganz wo anders. Tesla hat sich auch dafür entschieden, Autos zu Preisen ab 40.000 Euro im Hochlohnland Deutschland zu fertigen. VW fertigt hier auch. Wenn man wie Mercedes bei Smart zu 100% auf eine Fertigung im Billigland China setzt, läuft man angesichts der nun drohenden Zölle auch komplett gegen die Wand.
Die Gründe für das Scheitern bei Fisker liegen ganz woanders. Fisker ist ein öffentlich gelistetes Family-Business, bei dem Governance abwesend ist. Über die B-Shares mit 10fachem Stimmrecht hatten die Fiskers immer die totale Kontrolle über alles und alle anderen Aktionäre waren praktisch völlig rechtlos. Beide sind als Auto-Manager aber inkompetent und restlos überfordert.
Das Scheitern ist komplex und nicht monokausal. Ein wesentliches Problem: Fisker hat über Magna eine chinesische BEV-Plattform gekauft. Die erwies sich als Schrott. Fisker musste die Plattform stark überarbeiten (wodurch Fisker heute praktisch eine eigene Plattform hat). Das bedingte massive Verzögerungen und die wiederum hohe Mehrkosten, durch die vieles den Bach runterging. Statt wie geplant 2022 in einem exzellenten Marktumfeld auszuliefern (Tesla hatte Anfang 2022 1 Jahr Lieferzeit), kam der Ocean effektiv erst Ende 2023 in einem miserablen Marktumfeld auf den Markt.
Der Ocean wurde dann auf Biegen und Brechen ausgeliefert, obwohl es noch keine funktionierende Auslieferungslogistik und Servicelogistik gab, die Software nicht fertig war und die Buchhaltung bei Fisker eine einzige Farce war. Viele Kunden haben deshalb schlimme Erfahrungen mit Fisker gemacht haben. Das hat eine nicht endende Flut an negativen Berichten in Medien und Social Media getriggert. Das hat wiederum reihenweise die Vorbesteller verprellt. Rein gar nichts davon hat mit dem Thema Endmontage in Österreich zu tun.
David meint
Das alles ist richtig. Aber da hast du mehr eine Chronologie des Niedergangs aufgeschrieben. Ich habe dagegen einen Frühindikator genannt, an dem man ablesen konnte, ob man kaufen sollte oder nicht.
Ich weiß nicht, ob du es weißt, dein Beitrag gibt den Eindruck, dass nicht, aber bei Magna Steyr sind die Basislöhne ziemlich genau 2,5 mal so hoch wie in Grünheide. Das kann man aber nachgucken. Es dürfte bekannt sein, dass Österreich ein Hochlohnland ist und Magna Steyr sehr gut zahlt. Ebenso wusste man, dass Fisker eine vorhandene Plattform umstricken würde, er wollte erst auf VW MEB Basis bauen und ist dann nach China gewechselt. Diese Adaption in Österreich machen zu lassen, ist aus gleichen Gründen keine gute Idee gewesen. Ebenso ist man bei CATL ein Kleinkunde und kann keine guten Preise verlangen.
Wenn also jemand, der wirklich Produktion kann, wie VW, seine unter dem Fisker positionierten Modelle, bei denen die Entwicklungskosten auf 10 Millionen Fahrzeuge abgeschrieben werden und die Zellen über einen Milliardenvertrag bestellt wurden, für 50.000 € verkauft, wie soll dann 40.000€ aus Österreich möglich sein?
Heinz Staller meint
Tesla war schon fest etabliert als sie sich entschlossen haben hier eine Fabrik zu bauen, noch dazu mit einem ganz anderen finanziellen Background. Tesla hatte lange Zeit auch keine Konkurrenz in ihrem Segment. Ob die im heutigen Umfeld nochmal eine Fabrik in D bauen würden ist sehr unwahrscheinlich.
Powerwall Thorsten meint
Es bleibt eher abzuwarten ob das „deutsche Wirtschaftsumfeld“ künftig überhaupt noch für irgend einen Globalen Player attraktiv genug sein wird.
Time will tell