Laut einer Umfrage des Automobilzulieferers Meyle will fast die Hälfte der freien Werkstätten innerhalb der nächsten zehn Jahre die Hälfte des Umsatzes mit E-Mobilität erwirtschaften. Zahlreiche Betriebe planen die Zukunft aber auch ohne Stromer-Kunden.
Insgesamt 274 freie Werkstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden für die Auswertung zu ihren aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sowie Chancen befragt. Aktuell ist E-Mobilität für die meisten demnach bislang kein relevantes Thema. Nur drei Prozent der befragten Betriebe machen heute schon mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit E-Autos. Etwas weniger als jede zweite Werkstatt (39 %) plant in diesem Zeitraum, einen Großteil des Umsatzes mit Elektroautos zu machen. Knapp jede fünfte freie Werkstatt (19 %) plant die Zukunft ganz ohne Hochvolt-Kunden.
40 Prozent geben an, mindestens einmal bis mehrmals wöchentlich elektrische Autos auf dem Hof stehen zu haben. Dabei sind Reifenwechsel aktuell noch das häufigste Anliegen (58 %), gefolgt von allgemeinen Reparaturarbeiten (49 %) und Bremsen-Service (38 %).
Für die Reparatur von E-Fahrzeugen benötigen Mitarbeiter eine entsprechende Ausbildung. 25 Prozent der befragten freien Werkstätten sind qualifiziert, im spannungsfreien Zustand zu warten. Nur jeder fünfte Betrieb darf ans Hochvoltsystem ran und auch unter Spannung stehende Bauteile tauschen.
Mit der höchsten Relevanz (83 %) für das zukünftige Werkstattgeschäft wird die Wartung und Reparatur von Fahrassistenzsystemen bewertet. Drei Viertel der Befragten geben außerdem an, dass Optimierung von Software zur Steigerung der Werkstattleistung sowie die Reparatur beziehungsweise Wartung von Fahrzeug-Infotainmentsystemen zukünftig stark nachgefragt sein werden. 77 Prozent vermuten, dass die umweltfreundliche Entsorgung beziehungsweise das Recycling von Autobatterien die zweitwichtigste Dienstleistung der Werkstatt der Zukunft sein wird.
Neben Schulungen zu Elektro- und Hybridfahrzeugen wünschen sich Werkstätten (70 %) Schulungen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (60 %) und Fortbildungen zu neuen Service- und Kommunikationstechnologien (58 %).
„Genau solche Einblicke brauchen wir, um Herausforderungen und Pain Points der Werkstätten zu kennen, um unser Angebot darauf ausrichten zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass freie Werkstätten, Lösungen jenseits der üblichen Teileherstellung benötigen, um zukünftig Schritt halten zu können“, zitiert das Portal AutoServicePraxis Michael Grimm, Innovation Manager bei Meyle AG. Die meisten unabhängigen Akteure seien viel zu klein, um allein einen Unterschied zu machen. Deshalb wolle Meyle gemeinsam mit der Branche Ideen für den freien Aftermarket der Zukunft entwickeln.
klaus meint
Nokia hatte auch mal ohne Android geplant….. :-)
hu.ms meint
Habe kürzlich den inhaber einer kleinen freien 4-mann-werkstatt getroffen, der viele jahre beim in Krakau gekauften Yeti das nötigste gemacht hat.
Fragte nach Bremsflüssigkeitswechsel und Brems-beläge/scheiben für meinen ID.3.
Antwort: Ein elektroauto kommt bei ihm nicht auf das gelände.
Offensichtlich hat er noch genug mit stinkern zu tun.
Elvenpath meint
E-Mobilität braucht auch weniger Werkstätten. Insofern passt das schon.
Achim Galat meint
Die Zahl derer, die „MIT E-Mobilität planen“, ist freilich auch freundlich zu hinterfragen. Meine freie Werkstatt hier am Ort bejaht die Frage – natürlich..;) – ebenfalls. De facto wird aber bei Inspektion der Hochvoltbereich beim Plug-in-Hybriden ausgelassen. Das wird auch dem Kunden entsprechend mitgeteilt („kein Check des Hybridakku und drumherum“).
Elvenpath meint
Frage der Zeit. Die Werkstätten werden ihre Mitarbeiter schulen und die entsprechenden Geräte anschaffen. Wir sind in einer Entwicklung.
Egon Meier meint
Umgkehrt eine positive Aussage: 80% der Werkstätten planen mit E-Mobilität.
Das ist doch mal ein Wert, der sehr optimitisch ist wenn man die gegenwärtige BEV-Absatzflaute im Auge behält.
Zudem wird an BEV recht wenig zu schrauben sein – außer eben Blechschäden, Klima, Scheiben, Reifen, Stoßdämpfer ..
Die sonstige Dauerbeschäftigung mit Reifen, Motor, Getriebe, Auspuff .. fällt alles weg und die paar wenigen Schäden am elektrischen Antrieb .. ja .. davon kann die Branche nicht leben.
Die Problematik „Hochvolt“ betrifft nur die allerwenigsten Fälle und dafür wird es für alle wichtigen Plattformen Spezialwerkstätten geben.
Solariseur meint
Prima, es geht voran mit Dir. Einige BEV-Basics hast Du schon verstanden und musst sie nun fix teilen. Bist auf dem richtigen Weg.
Nun mach Di im nächsten Schritt mal schlau, wer an „Hochvolt-Fahrzeugen“ arbeiten darf, bevor Du Dich noch weiter blamierst. Spezialwerkstätten, ts ts ts. Gefährliches Halbwissen Du hast.
Egon Meier meint
Dir .. lieber @Solarisär .. fehlt jedwede Kompetenz um irgendwas beurteilen zu könnnen.
M. meint
Wieso fällt die „Beschäftigung mit Reifen“ weg?
Matthias meint
„Beschäftigung mit Reifen“ fällt weg weil „noch dieses Jahr“ die Steuerdüsen von SpaceX bei Modellen des E-Marktführer zum Tragen kommen. Der Reifen im Cockpit ist schon abgeschafft, samt Blinkerhebel.
Solariseur meint
Ohne einen HV-Schein darf ein Werkstatt-Mitarbeiter an einem BEV nicht einmal die Räder wechseln.
Egon Meier meint
Komisch, dass die Reifendienste das bislang immer ganz souverän gemacht haben.
Komisch .. komisch ..
M. meint
Da du dich wieder für besonders schlau hältst, erzähle uns doch mal was zu „dem HV-Schein“.
:-)
Solariseur meint
Nö, warum? Hinweis auf die Informationslücken bei einigen Schlaumeiern hier genügt. Den Rest müsst Ihr Euch selbst aneignen. Mir reicht es verbindlich zu wissen, wie die Rechtslage ist. Aussagen wie „fehlt jedwede Kompetenz“ perlen dadurch an mir ab. Wenn Egon es besser wüsste könnte er konkret werden und darlegen, warum eine HV-Qualifikation für Angestellte bei arbeiten an HV-Autos nicht notwendig ist. Stattdessen kommt nur presönliches – weil eben null Kenntnisse zur Sachlage.
Soll ich hier jetzt noch den Grundausbilder für die ganzen Unterbelichteten machen?
hu.ms meint
Bei mir hat auch ein reifenhändler neue schlappen beim ID.3 aufgezogen.
Der hat bestimmt keinen HV-schein.
Egon Meier meint
Hat das jemand behauptet? .. ich meine außer dem @Solaritör? Weiter unten?
HV Trainer meint
Zum Arbeiten an E-Fahrzeugen durchzuführen ohne arbeiten an der HV-Anlage, benötigt man eine Unterweisung nach DGUV 209-093 Stufe 1S. Dauer der Unterweisung 45-90 Minuten. Kostenpunkt ab 150€ bzw. wenn der Betrieb eine 2S/3S Fachkraft hat, darf diese Fachkrazunterweisen. Jeder Reifenhändler usw. hat dafür qualifizierte Techniker. Der Verstoß gegen die Richtlinie der BG kostet ein Vielfaches. Von einem verunfallten Techniker ohne Qualifikation gar nicht zu denken.
Was ist den mit dem Hochvoltschein gemeint von dem ich hier immer lese :-)? 2S/3S o.ä.?
Halber Akku meint
Das eigentliche Problem ist doch nicht, dass 20% der freien Werkstätten auch künftig ohne E-Fahrzeuge planen. Einfach deshalb, weil der Prozentsatz von Werkstätten, die in den nächsten 10 Jahren keinen Nachfolger finden, zumindest in meiner Gegend noch höher ist. Mein langjähriger Schrauber, der meinen Oldtimer wartet, geht in den nächsten Monaten endgültig in den Ruhestand. Die Suche nach einer Alternative ist nicht einfach, da bei anderen Betrieben wo ich bisher angefragt habe, das gleiche Schicksal droht. Das gleiche Problem haben auch immer mehr diejenigen, die einen älteren Verbrenner am laufen halten wollen. Von dem her ist es auch in dieser Hinsicht ein Vorteil, wenn ein E-Fahrzeug weniger Wartung benötigt, da wir in Zukunft mit weniger Werkstätten und entsprechend qualifiziertem Personal auskommen müssen.
Future meint
Das ist ein wichtiger Aspekt. Zusammen mit den Verbrennern werden Tankstellen und Werkstätten verschiwnden. Alles hängt eben zusammen.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass auch heute schon die alten Verbrenner nur noch im Notfall in die Werkstatt kommen – erst gestern stand ich wieder hinter so einem an der Ampel und musste die Luft anhalten. Es war einer dieser berüchtigten Diesel von VW.
DerMond meint
Problematisches Abgasverhalten hat schon füher wenig Leute interessiert solange ihr Wagen lief.
Hier von berüchtigten Diesel bestimmter Marken zu schwadronieren lässt auf ziemliche Unkenntnis des Dieselmotorenmarktes schließen.
Stefan meint
„unter Spannung stehende Bauteile tauschen“:
Kein Hochvolttechniker fasst gerade unter Spannung stehende Teile an.
Ein Hochvolttechniker kann bei abgetrenntem Akku Teile tauschen, die bei angeschlossenem Akku unter Hochvoltspannung stehen würden.
Solariseur meint
Naja. Wen ich den Akku tausche, dann tausche ich ein unter Spannung stehendes Bauteil. Auch FUs sind als unter Spannung stehend anzusehen – nicht nur am Auto.
HV Trainer meint
Ein HV Akku zu tauschen, gehört im übrigen nicht zu den Arbeiten unter Spannung (AuS) Das öffnen und tauschen von Modulen eines HV Akkus hingegen schon. Aber auch wenn ein Fehler auftritt und das System nicht Ordnungsgemäß freigeschaltet werden kann spricht man von Arbeiten unter Spannung. (Auch wenn keine Spannung nachweisbar ist –> Systemstatus unbekannt)
MichaelEV meint
Warum kann man den Titel nicht einfach umdrehen:
4 von 5 freien Werkstätten planen mit E-Mobilität.
Ich weiß, klingt nicht so negativ und zieht damit weniger Klicks an…
Die 20% sind auch wenig Spektakulär. Wer kurz vor dem Ruhestand steht und keine sichere Nachfolge hat, hat gute Gründe sich den Schritt zur E-Mobilität zu sparen.
Mäx meint
So schätze ich das auch ein.
Oder ohnehin schon im Oldtimergeschäft ist…der macht verständlicherweise auch nichts mit E-Mobilität.
Stefan meint
https://ecomento.de/2019/09/05/vw-bietet-elektroauto-umruestung-fuer-historische-kaefer-an/
https://ecomento.de/2016/04/15/dieser-mann-baut-vw-kaefer-zu-elektroautos-um/
Mäx meint
Schon klar; die Frage ist doch wie viele das wirklich machen werden.
Bert Rohr meint
Völlig richtig.
Mein Freier-Werkstatt-Chef hat noch 10, 12.. Jahre bis zum Ruhestand und sein stets mit Aufträgen überlasteter Betrieb ist bis dahin weiß Gott „mehr als beschäftigt“.
tutnichtszursache meint
Naja wenn man wirklich eine Freie Werkstatt ohne Kette dahinter ist, scheut man sich vor Investitionen und kann sicherlich auch nicht jeden modernen Verbrenner auslesen und codieren wie z.B. die beiden bekannten Herren in Köln.
…und „Hochvolt-Kunden“ schließt dann auch zumindest Plug-in-Hybride ein.
Holger Schill meint
So ist es.
Meine ‚traditionsreiche‘ freie Werkstatt sagte mir, dafür müssten sie separaten Hochvoltarbeitsbereich einrichten und vorhalten. Dafür fehlt ihnen sowohl die Fläche als auch der ordentlich fünfstellige Euro-Betrag.
HV Trainer meint
Sorry das ist Stammtisch gequatsche. Es muss kein HV Bereich vorgehalten werden. Die Kosten für die persönliche Schutzausrüstung und HV Werkzeug betragen ab 1500€ aufwärts und nochmals 1000€ für eine Fachkraft nach DGUV 209-093 Stufe 2. Wen jemand das nicht investieren möchte, ist ja I.O. aber Schauergeschichten zu erzählen ist doof.
F. K. Fast meint
Wie die bekannten Kölner gut zeigen, sind ja schon viele Werkstätten überfordert, bei Verbrennern Fehler richtig zu erkennen und beheben. Oder sie bauen billige Ersatzteile ein, die nicht richtig funktionieren.
Nils P. meint
Das stimmt absolut. Ich musste mich von 3 Verbrennen trennen weil die Werkstätten sie nicht dauerhaft bzw. In 2 Fällen gar nicht reparieren konnten und nur immer mehr Geld vernichtet wurde. Das Betraff zweimal den Motor und in einem Fall das Getriebe mit Schaltkullisse.
nie wieder Opel meint
Klingt nach Opel.