Im Projekt MobilKULT untersucht das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Zusammenhänge zwischen Infrastrukturen, Mobilitätsgewohnheiten, Mobilitätskultur und der Einstellung zu politischen Maßnahmen im Mobilitätsbereich wie dem Deutschlandticket.
Bei einer Befragung im Frühjahr 2024 wurde erhoben, inwiefern die Meinungen der Menschen zu verschiedenen Maßnahmen in der Verkehrswende auseinanderdriften. Die Erkenntnis: Über verschiedene gesellschaftliche Gruppen hinweg gibt es eine große Ähnlichkeit bei den Antworten sowie eine kontinuierliche Unterstützung von Maßnahmen wie dem Deutschlandticket – allerdings auch eine Einigkeit darin, dass die Verkehrswende aktuell wenig Anklang findet.
„Wenn es um die Gestaltung einer nachhaltigeren und ökologischeren Mobilität geht, denken wir häufig an den Ausbau und die Umgestaltung von Mobilitätssystemen: mehr ÖPNV auf dem Land, flächendeckende Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, mehr Angebote zur geteilten Nutzung von Fahrädern oder Elektrofahrzeugen“, erklären die Forscher. „Solche Veränderungen brauchen die Unterstützung und Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung, da sie konkrete Auswirkungen auf die Gewohnheiten und Lebensrealitäten der Menschen haben.“
Zur Verkehrswende insgesamt äußerten sich die Befragten der Studie im Durchschnitt verhalten bis ablehnend. Es finden sich allerdings leichte Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen den Befragten in den beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern.
Am größten und bedeutsamsten jedoch sind die Unterschiede zwischen den Personen, die aktuell entweder viel oder wenig mit dem Auto unterwegs sind: Menschen, die wenig Auto fahren, sind in der Regel auch eher überzeugt von der Verkehrswende. Gleichzeitig sind sich alle Gruppen darüber einig, dass die individuelle Automobilität auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.
„Wir interpretieren die Befunde so“, erklären die Studienautoren. „Besserer Zugang zu Infrastrukturen für alternative Mobilität geht mit einer positiveren Einstellung zur Mobilitätswende einher. Außerhalb der Städte, wo der Zugang zu alternativen Mobilitätsformen häufig schlechter ist, sind die Menschen auch skeptischer, wie diese funktionieren könnten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Nutzungsgewohnheiten und Vorlieben für Verkehrsmittel wahrscheinlich schon bei der Wohnortwahl eine Rolle spielen – wer mit dem Auto fährt, eines besitzt oder sich den Besitz vorstellen kann, zieht vermutlich eher in ländlichere Bereiche.“
„Die Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist spürbar“
Die Wahrnehmung des sozialen Zusammenhalts in Deutschland ist unter den Teilnehmenden eher negativ. Kleinere Unterschiede finden sich zwischen den Bundesländern: In Baden-Württemberg bewerteten die Menschen den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Durchschnitt etwas positiver als in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem ist die Wahrnehmung in städtischen Gebieten positiver als in ländlichen Regionen. Dabei ist es wichtig zu berücksichtigen, dass in Mecklenburg-Vorpommern mehr Menschen in ländlichen Regionen wohnen als in Baden-Württemberg. In dem nordöstlichen Bundesland ist es fast jeder zweite Befragte, im Südwesten nur jeder fünfte – diese beiden Faktoren überlagern sich also.
Im Großen und Ganzen sind sich die Menschen einig in ihren Wahrnehmungen und sehen das Risiko einer gesellschaftlichen Spaltung. Gleichzeitig sehen sich die Befragten in der Stichprobe überwiegend akzeptiert in Deutschland – bei einem gleichzeitigen Gefühl, durch die Regierung benachteiligt zu sein. Das deutet auf eine Entfremdung von der Politik hin.
Die Wahrnehmung des sozialen Zusammenhalts und die Befürwortung politischer Maßnahmen hängen zusammen: Wer den Zusammenhalt positiver sieht, unterstützt auch stärker sämtliche politische Maßnahmen, die im Fragebogen gefragt waren. Nur bei zwei Mobilitätsmaßnahmen hat die Wahrnehmung des sozialen Zusammenhalts keinen nennenswerten Einfluss: Das Deutschlandticket, das über alle vier bisherigen Wellen der MobilKULT-Studie hinweg die beliebteste Maßnahme ist, und die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs.
„Mit der nun abgeschlossenen vierten Welle stellen wir beachtliche Kontinuitäten fest: Das Deutschlandticket ist die beliebteste Maßnahme, und es hat zu Mobilitätsverlagerungen vom Auto auf den ÖPNV beigetragen“, so die Studienautoren. „Bei den untersuchten verkehrspolitischen Maßnahmen zeigt sich wenig Veränderung in der Bewertung: Autofreie Innenstädte, Tempolimit auf Autobahnen und eine Home-Office Pflicht sind die Maßnahmen, die zusammen mit dem Deutschlandticket über alle Wellen hinweg am besten bewertet wurden.“
Auch die Wahrnehmung der Automobilitätskultur habe sich über die Wellen hinweg nicht verändert – was darauf hinweise, dass sich die Rolle des Autos in der Wahrnehmung der Menschen bisher nicht ändert. Dabei sei die Identifikation mit dem Auto konstant niedrig über die Wellen. Aber für viele bedeuteten Autofahren, Freiheit und Unabhängigkeit im Alltag zu haben und die Möglichkeit, persönliche Vorlieben bei der Wohnsituation zu realisieren.
Egon Meier meint
Vor 1 jahr gab es mal ein Interview mit einem Wutbürger am Gartenzaun
„Die ganze Politik ist Sch***e – alles ist Müll“
F: „Wie sollte man es denn machen?“
„Anders!“
F: “ wie anders ?“
„Einfach anders .. so ist das Sch***e“
Meinen Schwiegervater frage ich mal – nach derm er über die bescheuerten und korrupten Politiker abgelästert hatte und dabei eigentlich nie wusste, woran der Korruption meinte erkennen zu können – wie denn ein Politiker sein müsste, mit derm er zufrieden wäre.
Seine Antwort: „Gibt es nicht“
Nach einigen Augenblicken musste er dabei grinsen
Wir sollten in die Welt gucken und entdecken, dass mir mit unseren Sch***-Politikern und ihrer Sch…politik auf Wolke 7 leben.
Franky meint
Verkehrswende? Außerhalb Ballungsgebieten und großer Innenstädte ist der ÖPNV tot, die Bahn komplett unzuverlässig und somit unbrauchbar. Dabei war das D-Ticket zumindest ein guter Ansatz. Millionen Laternenparker sollen gucken wie sie klarkommen, die ausufernden Strompreise werden hingenommen.
Aber hey, aber wir bauen Spot-Fahrradständer(!), sperren Straßen in den Städten, damit an anderen Stellen Verkehrschaos entsteht. Bei uns in der Region ist eine Stadt jetzt wieder frei von Parkgebühren, weil aus dem ländlichen Umland niemand mehr kam.
Diese „Verkehrswende“ hat weder Kopf noch Fuß, sie ist ein Sammelsurium aus Aktionismus. Naja, was anderes kennt man von der Politik seit 20 Jahren eh nicht. Flickschusterei ohne Konzepte, dafür immer mehr Bürokratie.
Da wundert man sich, dass das bei den Leuten schlecht ankommt? Nein! Doch! Ooooh…
Future meint
Deutsche sind dann zufrieden, wenn es anderen schlecht geht. Dafür haben die Deutschen auch das Wort Schadenfreude erfunden. Es ist eines der wenigen Wörter, die es auch ins Englische geschafft haben. Berühmte andere Lehnwörter sind Kindergarten, Zeitgeist und Angst. Das macht schon nachdenklich, was die Seelenverfassung der Landsleute so betrifft.
Ben meint
„Bürger sind unzufrieden mit hier beliebiges Thema einfügen.“
Wenn der Deutsch nicht meckern kann ist et nicht gesund, im Sommer wird gemeckert das es warm ist im Winter das es kalt ist, typisch deutscher Volkssport.
Deine Mudder meint
Welche Verkehrswende? Es sind mehr Autos zugelassen denn je (Deutschland hat aber auch mehr Einwohner als je zuvor) und die Bahn ist schlechter denn je.
South meint
… absolut korrekt. Wir tun in BRD immer so, wie wenn wir plötzlich „grün“ werden würden. In Wahrheit verprassen wir immer schneller, als wenn es kein Morgen geben würde, vorallem in der Mobilität. Wir fliegen mehr, Autos pro Kopf mehr und teilweise bis zur Absurdität große Autos, wir fahren mehr, ÖPNV unterfinanzieren, aber Straßeninfrastruktur aufbauen ….
Es ist keine Wende in dem Sinne oder grün, wir haben Jahrzehnte schlicht nicht unsere wichtigen Hausaufgaben gemacht…
Bahnfahren stinkt meint
Welche Verkehrswende? Es sind mehr Autos zugelassen denn je (Deutschland hat aber auch mehr Einwohner als je zuvor) und die Bahn ist schlechter denn je.
Besser-BEV-Wisser meint
Bei uns fährt der Bus jetzt endlich stündlich.
Ausserhalb der Stoßzeiten sitzt da oft nur einer drin: der Busfahrer.
Egon Meier meint
ja .. der Bürger ist unzufrieden mit allem und jedem.
Das war schon immer so und immer wurde behauptet es wäre noch nie so schlimm gewesen.
Es ist immer alles zu teuer.
Also ich bin mit der Verkehrswende auch unzufrieden:
– Das Deutschlandticket gehört abgeschafft. Das kostet nur meine Steuergelder.
– Bahn – bis auf Fernverkehr – gehört auch abgeschafft. Zerschneidet die landschaft und erzeugt Flächenverbrauch. Mehr und breitere Straßen bitte.
– kfz-Steuererlass für mein BEV ist lächerlich. Bitte Gutschrift!!
– Laden kostenlos und überall zum Erzeugungspreis. Die Strukturkosten sollen bitte die Verbrenner-Fahrer bezahlen.
– Zulassungsteuer für alle pkw entsprechend dem gesamten Umwelt-Fußabdruck. Auch für Verbrenner für die gesamte Lieferkette und Recycling-Malus für den nicht recyclingfähigen Kraftstoff mit einer geschätzen fzg-Laufleistung von 500.000 km (das schaffen nach Petrolhead-Aussagen schließlich ihre Diesel)
Also.. ich bin voll unzufrieden .. das war nur ein winziger Ausschnitt aus dem Gesamtpaket der Unzufriedenheitsmöglichkeiten in unserer Republik und Welt.
Das war oben übrigens nur teilweise Ironie.
David meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
South meint
Na wir haben nun mal ein großes Bedürfnis nach Mobilität und wir müssen zur Arbeit, zum Arzt und ja, auch in den Urlaub oder eine Spritztour. Und ja, es gibt einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land aufgrund unterschiedlicher bzw. fehlender Angebote an öffentlichen Nahverkehr.
Der öffentliche Nahverkehr und die Bahn wurden die letzten Jahrzehnte sträflich vernachlässigt und haben nicht mit der Entwicklung mitgehalten, sondern sind kaputtgespart worden. Das wird schlicht dauern, bis wir da mal irgendwann mal wieder auch nur den alten Stand erreichen. Es ist genau genommen keine Wende, sondern ein Stück zurück.
Und individuelle Mobilität wird es weiterhin geben, weil es sich auch gar nicht lohnt, den letzten Winkel mit ÖPNV abzudecken.
In Summe also. Klar, am besten Autofahrten vermeiden oder lieber mit ÖPNV oder Rad machen, aber ohne Auto wirds nicht gehen. Und da sollten wir zumindest effiziente unterwegs sein. Klar, da geht es auch um E Autos vs. Verbrenner, aber auch um die Frage, ob man sich unbedingt das größte Ungetüm zulegen muss. Denn auch hier gilt. Noch vor zwei Jahrzehnten hatten wir viel kleinere und effizientere Fahrzeuge mit wenige KM Leistung und da haben wir noch nicht einmal ernsthaft von Grün geredet. Anders als oft dargestellt, in der Mobilität reden wir immer von Nachhaltigkeit und wir sind zuviel Grün, in Wahrheit, haben wir uns dort doch stark verschlechtert….
Dagobert meint
Das Problem ist, dass die Kunden des öffentlichen (Nah)-Verkehrs nicht bereit (oder nicht in der Lage) sind die Preise zu bezahlen, die notwendig wären, um diesen aufrecht zu erhalten. Es gibt wirtschaftlich nun mal keine Mobilität für 49€ im Monat, ohne dass erhebliche Summen aus dem Staatshaushalt kommen müssen (Die muss aber auch jemand einzahlen).
Im Gegensatz dazu:
Wer alle 10 Jahre einen neuen Kompaktwagen kauft und 12.500 km pro Jahr fährt zahlt, wenn wir von einem Verbrauch von 7l/100 km Benzin ausgehen ca. 108 € alleine an Steuern pro Monat.
Berechnung Gesamtkosten pro Jahr:
Kfz-Steuer (1.5 L Benziner, 135 g/km): 118 €
Mehrwertsteuer auf den Kauf (19% von 25.000€ auf 10 Jahre verteilt): 475 €
Energiesteuer auf Benzin: 572 €
Mehrwertsteuer auf Benzin: 142 €
Gesamtbelastung durch Steuern pro Jahr: 1.307 €.
Da reden wir noch gar nicht von der gesamten Last, die liegt mit allem drum und dran eher so bei 300-500€ pro Monat. DAS ist es was Mobilität kostet.
Die Frage ist: „Wie soll das zusammen passen und wie sehr ist es Staatsaufgabe für Mobilität zu sorgen?“. Die Antwort ist bei allen Arten der Fortbewegung, mit Ausnahme von Bus und Bahn, nämlich: Gar Nicht!
Das Schienennetz Deutschlands ist nicht zu klein sondern, wenn man die Netzdichte pro Einwohner oder pro Fläche mit anderen Industrienationen vergleicht, deutlich zu groß.
lanzu meint
„Die Frage ist: „Wie soll das zusammen passen und wie sehr ist es Staatsaufgabe für Mobilität zu sorgen?“. Die Antwort ist bei allen Arten der Fortbewegung, mit Ausnahme von Bus und Bahn, nämlich: Gar Nicht!“
Ist das jetzt die Forderung Gehwege, Fahrradwege, Straßen und Autobahnen zu privatisieren?
Andreas meint
Das nennt sich Infrastruktur, Dagobert wollte auf was anderes raus. Straßen braucht es allein schon für die Erschließung von Baugrund, Versorgung usw.
Aber er hat die Kosten für „gefahren werden“ vergessen, das kommt beim ÖPNV oben drauf.
E-Tom meint
ÖPNV ist das Grundangebot, private PKW der Luxus.
Wenn alle Bürger das Deutschlandticket bezahlen würden, kann der ÖPNV gut ausgebaut werden. Wer 300 bis 500 € für einen PKW ausgeben kann, sind zusätzliche 49 € tragbar. So kann an Fahrt- und Parkkosten sogar noch gespart werden. Vor jeder Fahrt überlegen, welches Verkehrsmittel sinnvoll ist, auch mit Umweltschutzüberlegungen, die uns wichtig sein sollten.
South meint
Noch ein kurzer Satz zur Stadt. Das witzige dabei ist, dass sich Städter immer über fehlende kostenlose Parkplätze in Ballungszentren beschweren, während ich auf dem Land ein Stellplatz selbst bezahlen musste. Teilweise ist der Anspruch, den alle selbstverständlich dem Auto zuschreiben, nicht logisch sondern schon fast grotesk… über die Zeit gewachsen…
South meint
Du redest von unterschiedlichen Punkten. Nahverkehr. Städte wie z.B. München würden ohne Nahverkehr schlicht nicht mehr funktionieren, sogar wenn der Staat deutlich mehr in eine Autoinfrastruktur in den Städten stecken würde. Und jetzt kommts. Wo sollen den diese Auto parken? Nicht nur unbezahlbar, sondern unmöglich. In Kürze. Der Nahverkehr ist kein nettes Beiwerk, er ist Pflicht. Das Auto ist volkswirtschaftlich viel teurer als die reine Anschaffung, es verbraucht um ein vielfaches mehr an teuren Platz, Energie und Infrastruktur als der Nahverkehr, das rechtfertigt auch die hohe Steuerlast.
South meint
Dann zu deiner Frage, ja, es ist eine hoheitliche Aufgabe des Staates für Mobilität, die Infrastruktur und übrigens auch der Sicherheit der Mobilität zu sorgen. War es übrigens schon zu Römerzeiten.
Netzdichte bzw. Land. Da kann man trefflich diskutieren. Lassen wir mal Land in Stadtnähe aussen vor, die profitieren ja sehr gut vom ÖPNV. Wenn einer wirklich in der Pampa lebt, dann lohnt kein ÖPNV, die Grenze ist da fließend. Dann ist man zwar mit dem Auto selbst für den fahrbahren Untersatz verantwortlich und zahlt vermeidlich mehr Steuern, aber der Staat zahlt da überproportional in die Infrastruktur und die Knappheit des Landes nimmt ab, sprich, billiger Bauplatz/Wohnen. Warum haben den die Städter weniger Autos, nicht nur weil sie es nicht brauchen, sie müssen schon soviel für Miete bezahlen. Dann fördert der Staat auch gezielt ländliche schwache Regionen, da werden Behörden hin verlegt, Industrien mit Subventionen gelockt…. du bist also keine armer Ländler der die Infrastruktur des OPNV mit überbordernd Steuern finanziert, du bist auch einer der größten Nutznießer….