Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) warnt, dass dem E-Bus-Hochlauf im ÖPNV nach den Mittelkürzungen der Ampel-Regierung ein jähes Ende droht. Eine Branchenumfrage unter Mitgliedsunternehmen des Verbands zeigt, dass von den ursprünglich geplanten 2.396 lokal emissionsfreien Stadtbussen nur noch 42 Prozent wie geplant beschafft werden. Im Gegenzug fließen mehr als die Hälfte der an sich für E-Fahrzeuge geplanten Investitionen dieser Unternehmen nun in Diesel- oder Gasfahrzeuge.
„Die nun eingetretene Mechanik ist simpel“, kommentiert VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. „Die grundsätzlichen Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 drosseln den weiteren Markthochlauf emissionsfreier Antriebe bei den E-Bussen erheblich. Die deutsche Verkehrspolitik schafft damit Fakten, die vor Ort bei den Verkehrsunternehmen nun bittere Früchte tragen.“
Die Mittel für den Ankauf emissionsfreier Busse und für die notwendige Umrüstung von Betriebshöfen wurden laut dem Verband im Bundeshaushalt um fast 77 Millionen Euro gesenkt. Obwohl der Klima- und Transformationsfonds für 2025 eine leichte Aufstockung vorsehe, sollen die Förderprogramme bis 2029 auslaufen.
Die Förderkürzung schlägt inzwischen bei den ÖPNV-Unternehmen durch. Die aktuelle Tendenz der Mitgliedsunternehmen, sich hin zu Diesel und Gas umzuorientieren, führt Overkamp auf den hohen Kostendruck in den Verkehrsunternehmen zurück. Der Ausfall der Bundesförderung sorgt seiner Meinung nach für eine Verschiebung der geplanten Anschaffungen um ein bis drei Jahre. „Dabei hatte sich die Branche in den vergangenen Jahren eine Vorreiterrolle erarbeitet.“
Ab 2030 müssen laut neuen CO2-Flottengrenzwerten 90 Prozent der neu in den Markt gebrachten Stadtbusse emissionsfrei sein, ab 2035 alle. „Es gibt da in Deutschland keine zweite Meinung: Ohne Förderung geht es nicht, Förderprogramme sind angesichts der schwierigen Finanzierungssituation wichtiger denn je“, so der VDV-Vizepräsident.
Eigentlich wollten die rund 700 im Verband organisierten Verkehrsunternehmen bis 2025 rund 10.000 Busse auf emissionsfreie Antriebe umstellen. Doch ohne verlässliche Finanzierung sei die Zukunft dieser Pläne infrage gestellt, erklärt der VDV. Der Verband schlägt zum Gegensteuern vor, das sogenannte Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz finanziell stärker auszustatten. Die Förderung über den Bundeshaushalt und den Klima- und Transformationsfonds solle dagegen beendet werden. Außerdem plädiert der VDV dafür, ÖPNV-Unternehmen von den Einsparzielen des Bundes beim Energieverbrauch auszunehmen.
Mike meint
Und wenn der Diesel wieder teuer wird, wird halt wieder nur gejammert.
Thorsten 0711 meint
Bei uns in der Straße fährt neuerdings ein Solaris Urbino electric eBus. Was für eine Wohltat gegenüber den lauten Dieselbussen! Meine Gebete wurden erhört 😍
JuergenII meint
Kann es auch daran liegen, dass die Verkehrsbetriebe hauptsächlich überteuerte Busse aus deutscher Produktion einsetzen? Hier im Süden von Südamerika werden immer mehr städtische Busse auf E-Antrieb umgestellt. Bis 2035 sollen alle Linien auf E-Busse umgestellt sein. Und das wird auch konsequent durchgezogen.
Allerdings sieht man hier ausschließlich Produkte aus China. Und interessanter Weise funktionieren die hier.
Torsten meint
BYD & Co. sind auf dem Vormarsch.
Trotzdem, jeder Verkehrsbetrieb hat im Detail unterschiedliche Anforderungen, das macht es für Anbieter aus „Übersee“ schon schwer.
M. meint
Wenn man keine eigene Produktion hat, hat man eh keine andere Wahl, als das Geld ins Ausland zu tragen. Das haben wir in D mit fossilen Brennstoffen, und Südamerika (u.a.) mit Bussen.
In Deutschland ist es so, dass die „überteuerten“ Produkte ja auch „überhöhte“ Löhne im eigenen Land zahlen, und damit auch Lohnsteuer, Gewerbesteuer,… die im eigenen Land bleiben. Klar, damit kann man als reiner Importeuer nichts anfangen. Da kann man sich auch gut einer Autokratie an den Hals werfen.
Die Kosten dafür stehen halt nicht auf den Rechnungen der Busse…
JuergenII meint
Nur was nützt es einer Exportnation, wenn sie ihre überteuerten Produkte im Ausland nicht absetzen kann? Oder glaubt hier einer, dass der heimische Absatzmarkt für das überleben der Arbeitsplätze ausreicht?
Denn so wie im Artikel beschrieben wollen oder können die Verkehrsbetriebe sich die dt. E-Busse nicht leisten.
Die anfallenden Steuern – bis auf die Lohsteuer – werden von den ach so treuen dt. Firmen geschickt durch Niedrigsteuerländer umgangen. Da bleibt nicht viel für den dt. Staat übrig.
Future meint
BYD übernimmt in Südamerika nach und nach das komplette Geschäft von VW.
Das ist bitter, aber wohl unvermeidbar. VW wird in 10 Jahren vermutlich nur noch einen europäischen Markt haben.
Michael meint
Einfach die Förderung der Wasserstoffbusse einstellen, dann ist genug Geld da um die Mehrkosten für EBusse zu finanzieren Die Batterien sind ja auch deutlich billiger geworden. So viel kann das jetzt nicht mehr sein
David meint
Es gibt ja immer noch die CVD und die deutsche Umsetzung SaubFahrzeugBeschG. Ohne diese Auflagen würden die bräsigen und uninteressierten Chefs der Verkehrsbetriebe nie etwas ändern. Müssen sie jetzt aber und somit ist das nur Theaterdonner.
Torsten meint
Und wer bezahlt die Party?
M. meint
Die TOC zahlen das – eigentlich.
Dazu muss man aber über Quartalsergebnisse hinwegsehen können.
David meint
Die Party bezahlt immer der Steuerzahler. Auch wenn ein Dieselbus gekauft wird. Das ist also keine spannende Frage. Da ein Verkehrsbetrieb kein klassisches Wirtschaftsunternehmen mit Aktionären undQuartalsberichten ist, erwartet man hier im besonderer Weise langfristiges Handeln für eine niedrigere TCO. Das ist der Punkt.
MrBlueEyes meint
Für mich ganz schönes „Mimimi“, hey 🙄 …dass Elektrobusse ungefähr nur halb so viel Betriebskosten verursachen wie Diesel, wird anscheinend völlig ignoriert… zudem sind sie einfach auch viel leiser, was zum Transportkomfort der Gäste beiträgt…. von den gesparten Tonnen CO2 ganz zu schweigen…
Vorallem stört mich, dass dann die Forderungen nicht an Wissing und die FDP gestellt werden… der schlechteste Verkehrsminister nach allen CSU-Losern und der schlechteste Finanzminister aller Zeiten sind das Problem… also bitte auch an diese Herren adressieren…
eBikerin meint
Dafür kosten eBusse aber auch mehr als das Doppelte. Und man muss den Betriebshof entsprechend ausrüsten. Meinst du nicht, dass die Flottenbetreiber das genau durchrechnen? Meinst du nicht, dass wenn ein eBus über die Zeit billiger wäre als ein Diesel, dass man dann nicht eben diesen kaufen würde, anstatt des „teurern Diesel“.
Ach und der schlechteste Finanzminister hält sich einfach nur an geltendes Recht. Er muss so handeln, da die Schuldenbremse im GG verankert ist.
Yoshi meint
Nein, die Fuhrparkmanager müssen als einzige im Unternehmen keine Zahlen bringen und können nach Belieben ihren Dieselfetisch ausleben.
Torsten meint
@Yoshi: Das ist nicht korrekt. Wenn nicht gar gelogen.
Yoshi meint
Ach was
eBikerin meint
Yoshi – du must bei so was ganz dick Ironie davor schreiben ;-)
Torsten meint
das war tatsächlich etwas missverständlich…
Mäx meint
Er könnte aber auch zusätzliche Einnahmen generieren.
Beispiel: Vermögenssteuer mal wieder einsetzen.
Da kommen je nach Rechnung 10 Mrd.€ oder deutlich mehr zusammen.
eBikerin meint
Ja je nach Rechnung – gibt auch Rechnungen wo dann die Einnahmen negativ sind.
Mäx meint
Jaja weil die dann alle abhauen schon klar.
Aus der Schweiz hauen ja auch alle ab, wegen der Vermögenssteuer von 1-5% ab 1. Mio. Franken.
Mit einem Freibetrag von 2 Mio. € und einer entsprechenden geringeren Besteuerung für Betriebsvermögen betrifft das echt nur die oberen 1-2%.
Wegzugsbesteuerung ist da außerdem noch ein Thema und so weiter.
Andi EE meint
@eBikerin
Es muss konsequent das verteuert werden, was das Problem verursacht = der fossile Brennstoff. Die Regeln sind wirklich dumm, das was massiv schadet und uns in grosse Probleme reitet, ist günstig. Jemand der nur einen Funken Verstand hat, begreift doch, dass man an diesem Schema was ändern muss. Ich kann doch nicht etwas was massiv schadet, immer gleich preiswert lassen. Wir können uns die 5€ Batterie herbei beten, das wird nicht passieren.
Nichts gemacht wird deshalb, weil das Businessmodell der Deutschen Autobauer nicht mehr aufgehen würde, wenn man den fossilen Weg mit einem Malus belegen würde. Das ist der Grund wieso sich nichts bewegt. Die Deutsche Industrie wartet auf den Staat, dass der die Elektromobilität subventioniert … gleich günstig, statt den Verbrenner verteuern, das ist deren Intention.
brainDotExe meint
Künstliche Verteuerung erzeugt keine Akzeptanz, Vergünstigungen hingegen schon.
Abseits davon gibt es die künstliche Verteuerung fossiler Kraftstoffe bereits, nennt sich CO2 Steuer.
South meint
Naja, es gibt drei Wege, malus, bonus und einschränken/verbieten.
Bei (überspitzt) Freibier hast du die geringsten Akzeptanz-Probleme, aber „Vergünstigungen“ kosten dem Staat ordentlich Geld, obwohl die Hersteller Firmen ordentlich Gewinne machen. Zuviel Bonus kassieren also nur die Akteure.
Der Staat geht deshalb eigentlich clever vor. Er macht alle drei Stellhebel. Bonus im Sinne der Förderung, Malus im Sinne der CO2 Steuer und verbieten oder korrekter einschränken mit den 90% ab 2030.
Jetzt kommt es darauf an, zu kucken, wie der Dreiklang wirkt. Übermäßige Förderung sind meistens eher eine versteckte Subvention für die Hersteller und nicht der Nachhaltigkeit…
South meint
Naja, es gibt drei Wege, malus, bonus und einschränken/verbieten.
Bei (übe rspi tzt) Fre ibi er hast du die geringsten Akzeptanz-Probleme, aber „Vergünstigungen“ kosten dem Staat ordentlich Geld, obwohl die Hersteller Firmen ordentlich Gewinne machen. Zuviel Bonus kassieren also nur die Akteure.
Der Staat geht deshalb eigentlich clever vor. Er macht alle drei Stellhebel. Bonus im Sinne der Förderung, Malus im Sinne der CO2 Steuer und verbieten oder korrekter einschränken mit den 90% ab 2030.
Jetzt kommt es darauf an, zu kucken, wie der Dreiklang wirkt. Übermäßige Förderung sind meistens eher eine versteckte Subvention für die Hersteller und nicht der Nachhaltigkeit…
South meint
Naja, es gibt drei Wege, malus, bonus und einschränken/verbieten.
Bei (überspitzt) Freibier hast du die geringsten Akzeptanz-Probleme, aber „Vergünstigungen“ kosten dem Staat ordentlich Geld, obwohl die Hersteller Firmen ordentlich Gewinne machen. Zuviel Bonus kassieren also nur die Akteure.
Andi EE meint
@South
Wenn der Haushalt neutral diesbezüglich sein soll, dann ist es klar, dass die 95% Verbrenner etwas mehr für die 5% Elektromobilität zahlen müssen. Man könnte das nach einer Formel vom einen zum anderen Bereich verschieben.
Das ist ja das Verrückte, das würde sich problemlos finanzieren lassen, weil man eben noch derart viele Verbrenner im Betrieb hat. Die Leute in der Regierung auch bei uns, haben einfach Angst vor dem Volk. Dass die ganze Flotte 2025 nicht mehr so viel CO2 ausstoßen darf, ist schön und gut. Aber das grosse Geld liegt beim Bestand, wenn der nur etwas mehr für die fossilen Treibstoffe zahlen müsste, hätte man das Finanzierungsproblem gelöst. Wenn der fossile Weg günstig bleiben muss, dann fehlt das Geld und der Anreiz zum Umsteigen.
South meint
Mein ursprünglicher Kommentar war länger und hängt. Der Staat macht clevererweise alles drei. Bonus ist Förderung, Abwrackprämie etc. . Malus ist CO2 Steuer… und bei den Einschränkungen/Verbote kommt die Quote und das Verbrennerzulassungsverbot zum Zuge.
Trotz der dauerjammerei in BRD über Politik ist die Politik hierzulande deutlich besser als der Ruf….
volsor meint
Die Busse waren doch nur durch die Förderung so teuer.
Siehe einfache bei den E-Autos. Föderung weg , Preise runter.
eBikerin meint
Die Preise fallen wohl hauptsächlich, damit die Co2 Grenze eingehalten werden kann, die fallenden Batteriepreise und der steigende Konkurrenzdruck.
eBusse sind immer noch viel teurer als ein Dieselbus.
Steffen meint
Soll er doch mal Cum-Ex und Cum-Cum ordentlich verfolgen lassen (oder überhaupt erstmal sicher abdichten), bringt laut berichten auch bis zu 30 Milliarden.
Swissli meint
TCO ist Elektro Bus (oder E-LKW) günstiger (Infrastruktur mal weggelassen). Es geht also eigentlich nur darum, die zeitliche und fianzielle Lücke zwischen höheren Anschaffungskosten und dem Payback durch tiefere TCO zu füllen. Könnte der Staat (Bund, Land, Gemeinde, Städte) statt (à fond s perdu) Subventionen nicht einfach (rückzahlbare) Darlehen an die ÖV Unternehmen vergeben? Das wäre win-win: ÖV kann Elektrifizierung weiter machen und Staat hält Schuldenbremse ein (buchhalterisch neutral).
Klar, der ÖV möchte beides: Subventionen (Geschenk) + tiefere TCO…. ist irgendwie gierig.
Torsten meint
Das mit den halb so hohen Betriebskosten interessiert mich aus gegebenem Anlass sehr. Haben Sie da Quellen?
Konkret: Ich zweifle diese Aussage an.
Hinweis: Neben den Kosten für die Traktionsenergie und im Zweifel noch Heizdiesel sind auch AfA für Fahrzeug und Ladeinfrastruktur anzusetzen.
MrBlueEyes meint
„Die Betriebskosten – Energie und Wartung – erwiesen sich nach Lösels Worten als halb so hoch wie bei den Dieselbussen.“
https://www.omnibusrevue.de/nachrichten/technik/elektrobusse-haelfte-der-betriebskosten-von-dieselbussen-3557822
M. meint
Warum beschaffst du dir nicht selbst die Daten und rechnest das durch, dann brauchst du hinterher nicht am Ergebnis zu zweifeln?
Schauen wir doch mal, was es so an Rechnungsposten gibt:
Anschaffungskosten Bus
Anschaffungs/Errichtungskosten Infrastruktur
Stromkosten / Stromverbrauch
Wartungskosten
Fahrzeugsteuern / Versicherung
jeweils Abgleich mit Dieselfahrzeug
Was noch?