Der globale wirtschaftliche Wettbewerb wird laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey 2040 zunehmend von sogenannten Arenen geprägt sein. Diese seien nicht nur Industrien, sondern umfassen auch Technologien, die sich durch überdurchschnittliches Wachstum gemessen an Umsätzen oder Marktkapitalisierung sowie ihre Dynamik bei der Veränderung von Marktanteilen auszeichnen.
Zu den wichtigen Arenen zählen unter anderem E-Commerce, Elektroautos, digitale Werbung, Halbleiter und E-Autos, modulares Bauen, Batterien, Biotechnologie und Künstliche Intelligenz. Allein 18 dieser Arenen können der Analyse zufolge bis 2040 zwischen 29 und 48 Billionen US-Dollar an Umsätzen (heute 7,3 Bio. US-Dollar) und 2 bis 6 Billionen US-Dollar Gewinnen auf sich vereinen. Sie stünden damit für 16 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und mehr als ein Drittel des Wirtschaftswachstums.
„Schon heute spielen diese Industrien eine maßgebliche Rolle für globales Wachstum und Wohlstand, und ihre Relevanz wird bis 2040 erheblich steigen. Die heutigen Arenen des Wettbewerbs sind Treiber für Innovation und werden voraussichtlich neue Wachstumszentren in der globalen Wirtschaft bilden“, sagt Chris Bradley, Senior Partner und Director beim McKinsey Global Institute (MGI).
Während sie 2005 nur 10 Prozent des wirtschaftlichen Gewinns generiert hätten, seien es 2019 bereits die Hälfte gewesen. Unternehmen, die in diesen Arenen erfolgreich waren, konnten laut den Beratern ihre Umsätze doppelt so schnell und ihre Marktkapitalisierung dreimal so schnell steigern wie der Rest der Wirtschaft. Zudem haben die Arenen einen zunehmenden Anteil am weltweiten wirtschaftlichen Gewinn erfasst, der sich in der Zeit von 2005 bis 2019 etwa verfünffacht hat, während der Gewinn in Nicht-Arenen halbiert wurde.
Die Rolle der Arenen im globalen Wettbewerb
Die Arenen zogen außerdem einen hohen Anteil der Investitionen für Innovationen an: Bereits 2005 ging 62 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in den USA in diese Industrien, 2020 waren es 65 Prozent. Zudem zeichneten sich die Arenen durch eine große Offenheit aus: Ein Drittel der Marktkapitalisierung steuerten Unternehmen bei, die 2005 noch keine Rolle gespielt haben.
Die weltgrößten Unternehmen sind überproportional oft in Arenen zu finden: 8 der 10 größten Unternehmen 2020 waren Teil einer Arena – 2005 war es mit Microsoft nur ein Unternehmen. Trotz dieser positiven Entwicklungen sehe sich Europa jedoch mit großen Herausforderungen konfrontiert, so McKinsey. Während die Arenen in den USA stark wuchsen und die Unternehmen in diesen Sektoren hohe Gewinne erzielten, blieben europäische Unternehmen oft hinter den Erwartungen zurück. „Das langsame Wachstum europäischer Firmen führte zu geringerer Rentabilität, was sich auch im Rückgang des wirtschaftlichen Gewinns in anderen Sektoren zeigte“, heißt es.
Von heutigen 12 Arenen werden nicht alle relevant bleiben
Die Autoren der Studie stellen fest, dass drei Voraussetzungen notwendig sind, damit eine Industrie zur Arena wird: Erstens muss ein technologischer Sprung erfolgen – beispielsweise Lithium-Ionen-Technologie in der Batterie – oder ein gänzlich neues Geschäftsmodell durch Technologie ermöglicht werden. Zweitens ermöglichen hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben schnelle Wettbewerbsvorteile, die wiederum neue F&E-Ausgaben ermöglichen. Und drittens adressieren Arenen sehr große und wachsende Märkte.
Die von den Beratern identifizierten 18 zukünftigen Arenen lassen sich in drei Gruppen einteilen – heutige Industrien, die auch 2040 eine herausragende Rolle spielen werden, Ableger („Spin-offs“) heutiger Arenen sowie gänzlich neue Felder. Unter Berücksichtigung der Umsatzwachstumspotenziale ergibt sich folgendes Bild:
Zu ersten Kategorie gehören:
- E-Commerce (7-9% Wachstum p.a. bis 2040): Unternehmen, die Produkte online verkaufen
- Elektroautos (10-12% Wachstum): Hersteller von Batterieelektrischen- oder Plugin-Hybrid-Fahrzeugen sowie solche mit Brennstoffzelle
- Cloud-Services (12-17%): Unternehmen, die Cloud-Services und Plattformen zur Verfügung stellen
- Halbleiter (6-8%): Designer und Hersteller von Halbleitern sowie solche Unternehmen, die die Werkzeuge zur Herstellung bereitstellen
Zu den Spin-offs zählen:
- KI-Software und -services (17-25% Wachstum, Spin-off von Software): Anbieter von KI-basierter Software sowie Hardwareprovider
- Digitale Werbung (8-10%, Spin-off des Consumer Internet): Plattformen, die Werbenden ermöglichen, Konsumenten digital zu erreichen
- Streaming (6-11%, Spin-Off von Video- und Audio-Entertainment): Anbieter von On-Demand-Video über das Internet.
Die neuen Arenen sind:
- Gemeinsam genutzte autonome Fahrzeuge (ohne Wachstumsrate, da Markt heute nicht existent): Unternehmen, die autonome Fahrzeugflotten betreiben
- Weltraum (7-10%): Anbieter von Infrastruktur und Services für private und staatliche Raumfahrt
- Cybersecurity (8-12%): Unternehmen, die Schutz für Computersysteme bieten
- Batterien (12-14%): Hersteller von Batterien für E-Autos und weitere Anwendungen rund um die Energiewende
- Videospiele (5-8%): Hersteller und Distributoren von Spielen für Konsolen, PCs und Mobiltelefone
- Robotik (13-23%) Hersteller von Robotern und Robotiklösungen
- Biotechnologie (5-11%): Anbieter von biotechnologiebasierten Produkten in Märkten wie Landwirtschaft, alternative Proteine, Biomaterialien und -chemikalien sowie Endkundenprodukte
- Modulares Bauen (6-10%): Unternehmen in der gesamten Bauwertschöpfungskette – vom Design bis zum Bau.
- Kernkraftwerke (7-13%): Betreiber von Kernkraftwerken
- Future Air Mobility (ohne Wachstumsrate, da Markt heute nicht existent): Unternehmen, die Luftfahrtservices betreiben auf Basis von elektrisch betriebenen Flugzeugen oder Drohnen für den Transport
- Medikamente gegen Übergewicht (9-15%): Anbieter von Medikamenten oder anderen Anwendungen gegen Übergewicht bzw. Diabetes.
Fünf Arenen, die heute relevant sind, könnten laut den Studienautoren bis 2040 ihren Status als Arena wegen zurückgehender Wachstumsraten verlieren. Dazu zählen Biopharma, Consumer Electronics, informationsgetriebene Business Services, industrielle Elektronikanwendungen sowie Payments. Darüber hinaus gelte es, mögliche zusätzliche Arenen im Blick zu behalten – unter anderem grüner Wasserstoff, Kernfusion, Virtual und Augmented Reality oder das Web3.
tutnichtszursache meint
Ich würde mal gerne so eine Studie aus 1990 oder 1995 lesen, was wir denn alles 15 Jahre später angeblich gemacht haben werden.
Ich halte solche Studien für Unsinn, wer kann schon 5 Jahre voraussehen oder konnte jemand Anfang 2019 Covid und einen Krieg in Europa voraussagen?!
Future meint
Es gibt auch militärische Studien. Da schneidet Deutschkand nicht gut ab bei der Verteidigungsfähigkeit. Auch Zoonosen haben Wissenschsftler schon vor Jahren vorausgesagt. Man muss diese Studien nur beachtrn und Ernst nehmen.
Hier geht es jetzt ist um wirtschaftliche Zukunftsthemen. Wer das alles für Unsinn hält, ist für die Zukunft ganz schlecht aufgestellt. Es ist wichtig, dass diese Szenarien thematisiert werden. Sonst sind die Chinesen und Amerikaner auch bei diesen Themen bald wieder weit voraus.
Jörg2 meint
Beim Rückblick findet man immer die passende Voraussage.
Die anderen 99% waren dann halt falsch.
Finde in den aktuellen Voraussagen das eine %.
Future meint
Aber jetzt kennen wir ja alle das Szenario von McK für unsere Zukunft.
Da kann sich also in 2040 keiner mehr beschweren, dass man sich sowas damals in 2024 überhaupt nicht hat vorstellen können.
Das gilt natürlich auch für unsere Mobilitätsindustrie.
Jörg2 meint
Wenn es ausreichend schwammig formuliert ist, maximal auslegungsfähig, zwei…drei undefinierte Randbedingungen als mögliche Einflussgrößen in den Raum gestellt werden…
M. meint
Ja, wir kennen jetzt das von McK, die meisten von „uns“, weil es hier vorgestellt wurde.
Es gibt andere Studien mit anderen Vorhersagen, die hier nicht vorgestellt wurden, die „wir“ dann nicht kennen – zumindest nicht alle von „uns“.
Die Frage ist dann auch, ob es wichtig ist, dass genau die Menschen, die auf dieser Seite unterwegs sind, genau diese Studie kennen, und was die daraus ableiten können, oder welche Handlungen diese Menschen einleiten können.
Die Menschen, die in der Verantwortung (und Kraft ihres Amtes autorisiert) sind, sei es bei Unternehmen oder in der Regierung, die werden diese Studie kennen – und 65 andere Studien auch, die von dieser mehr oder weniger abweichen werden, und jede wird hinreichend unscharf sein, um später zumindest teilweise zuzutreffen – zu einem anderen Teil eben nicht. Auf der anderen Seite kann man sich nicht sicher sein, dass bei der Aussicht auch andere Interessen eine Rolle spielen, um gewisse Dinge voranzutreiben. Wenn da z.B. steht, dass Kernkraftwerke eine Rolle spielen werden, von Windkraft und PV aber keine Rede ist, unterstelle ich schon, dass eine gewisse Vorstellung vorhanden ist, wie etwas aussehen SOLL. MACHEN kann man das sicher auch anders.
Das ganze ist sicherlich fundierter als ein Horoskop. Aber wenn dort drin steht „morgen wird Ihnen etwas tolles passieren“, dann trifft das auf eine genügend große Gruppe in irgendeiner Weise schon zu. Auf eine andere Gruppe halt nicht.
Also:
Klar sollte man diese Themen im Auge haben. Weiter beobachten. Aber das als Fahrplan zu betrachten, wie es laufen wird, das ist nicht nur naiv, sondern auch gefährlich.
Gernot meint
Das, worum es hier im Artikel geht, ist keine wissenschaftliche Studie sondern ein Meinungsbeitrag von McKinsey, bei dem es auch vor allem um Eigeninteressen gehen könnte.
Das Kernkraft eine Boombranche ist/wird, ist beispielsweise höchst fragwürdig. Auch bei uns gibt es ja interessierte Kräfte, die beständig erzählen wollen, dass Deutschland beim Thema Energie angeblich auf einem gefährlichen Sonderweg wäre und alle anderen auf Atomkraft setzen. Die offizielle Statistik der IAEA besagt, dass die Zahl der weltweit betriebenen Atomreaktoren seit 20 Jahren fällt. Zwar nur langsam, aber sie fällt. Der Neubau von herkömmlichen AKWs ist längst zu teuer. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA (siehe Vogtle 3). Ich bin da völlig unideologisch und schließe nicht aus, dass SMR doch noch ein Erfolg werden. Aber bislang sind auch sämtliche SMR-Projekte gescheitert, weil zu teuer.
Future meint
Klar, alle »Studien« der Berater sind immer vor allem PR in eigener Sache. Aber wir wissen alle, dass diese Berater bei unseren Lieblingsunternehmen und den Regierungen eine wichtige Funktion erfüllen, denn da gibt es jede Menge Ratlosigkeit bei den Zukunftsstrategien.
Ben meint
Covid konnte man nicht vorhersagen, was man aber wusste ist das wenn Menschen immer weiter in den Lebensraum von Tieren dringen und drängen es früher oder später zu weiteren Zoonosen kommt wie schon bei HIV und Vogelgrippe als berühmt Beispiele.
Auch ein Krieg in Europa han man bis 2030 vorhergesehen gibts bei YT nen interesanten Kanal dazu.
Future meint
Besonders nach der Annektion der Krim hätte Europa aufwachen müssen. Stattdessen hat man das mehr oder weniger so hingenommen. Also, die Warnsignale waren schon da, aber die Party in Europa sollte halt erstmal so weitergehen, nicht nur wegen der billigen Energie.
M. meint
Kernkraftwerke sind eine neue Arena? Warum?
Wer die kleiner werden sollen?
Interessant auch, dass EE überhaupt keine Rolle mehr spielen sollen.
Das bietet ja gleich Potential für die nächsten “ Arenen“.
David meint
Ich weiß jetzt nicht so genau, was das hier mit dem Kernthemen dieses Blogs zu tun hat. Dieser Beitrag betrifft ja die Zukunft der Wirtschaft allgemein. Aber wenn es schon da drum geht, fände ich’s interessanter, wenn man auch die Spielfelder prognostizieren würde. Denn die Frage ist, ob es 2040 noch einen Welthandel geben wird. Russland ist schon raus, mit China wird die Sache immer schwieriger und die USA schotten sich sogar gegenüber ihrem Nachbarn ab, wenn Trumpeltier das Sagen hat. Ebenso ist die Frage, was Indien macht, wenn sie als Markt deutlich attraktiver werden.
M. meint
Russland ist nicht raus.
Die sind mit uns raus. Mit China machen die immer noch Geschäfte. Mit Indien auch, größer Ölkunde.
Und mit den USA in Zukunft auch wieder. Gewisse Menschen in der kommenden Administration pflegen da ja Kontakte. Ich würde jedenfalls keine Wette auf das Gegenteil abschließen. Sobald das Streitthema „Ukraine“ ausgeräumt ist, geht es da „aufwärts“.
David meint
Die nächsten vier Jahre mit Trump/Murks sind doch bei einem Zeitstrahl bis 2040 völlig vernachlässigbar. Wobei ich die Ukraine auch geopfert hätte. Warum sind das unsere Freunde? Wegen der Klitschkos?
Future meint
Deutschland hat in Europa wenige Freunde, wenn man sich da so umhört. Nein, es wird ja nicht bei der Ukraine bleiben. Russland wird weitermachen – da sind sich die Militärstrategen einig. Als nächstes wird es ein baltisches Land treffen, damit Kaliningrad keine Exklave mehr ist, falls die NATO unter der neuen Administration Schwäche zeigt. Ein Opfer kommt dann zum nächsten.
Aber interessant, dass du in dem Punkt mit Trump und Musk übereinstimmst. Das wird schon noch was mit euch dreien.
M. meint
Manchmal ist bist du echt peinlich.
Andreas meint
Putin ist 72 Jahre alt, der kann ja den ein oder anderen Tag umkippen, dann ist der Grund ja weg.
Gerry meint
Ich fürchte der bleibt noch lange, selbst dann wenn er schon zu sabbern anfängt. 😳
M. meint
Oder er wird 92.
An der medizinischen Versorgung wird’s in seinem Fall ja mal nicht scheitern.
Und er ist weniger verwirrt als sein am. Amtkollege.
Ob du für den Vergleich den Ex-/aktuellen oder zukünftigen Inhaber heranziehst, ist völlig egal.
Future meint
Putin ist sehr sportlich. Und er war KGB-Agent in Deutschland.
Das sind große Vorteile gegenüber so manchen Gegenspielern
M. meint
Zumindest hat er ein sehr sporliches Image.
Was das für sein Hirn bedeutet, steht aber auch einem anderen Blatt.
Zu erst einmal ist er ja auch noch „jünger“.