Ford baut in Köln nach einem teuren Umbau des Standorts nur noch Elektroautos. Wegen des zuletzt schleppenden Absatzes sollen Tausende Stellen abgebaut werden. Arbeitnehmer fordern kurz vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein starkes Signal für die Technologie.
„Vorbilder wie Frankreich haben gezeigt, dass die Förderung an das Einkommen gekoppelt oder in Form einer Pauschale bereitgestellt werden kann“, heißt es in einem Appell des Gesamtbetriebsrats an die Politik. Es soll also eine neue Elektroauto-Kaufprämie her, die letzte hat der Staat Ende 2023 abrupt beendet – danach sackte die Nachfrage nach E-Autos ab.
Das Kölner Ford-Werk wurde für knapp zwei Milliarden Euro umgebaut und auf Elektroautos ausgerichtet. Im Juni dieses Jahres startete der Konzern am Standort mit Verspätung die Serienproduktion seines ersten europäischen E-Autos, des für den Massenmarkt konzipierten Mittelklasse-SUV Explorer. Inzwischen wird auch der neue Capri in Form eines SUV-Crossovers hergestellt. Die Basis stellt jeweils im Rahmen einer größeren Kooperation der E-Auto-Baukasten MEB von Volkswagen.
Der Absatz von Ford-Elektroautos läuft schleppend, das gilt auch für Batterie-Modelle anderer Hersteller. Ohne Kaufprämie scheinen Vollstromer in Deutschland noch keine ausreichende Dynamik entwickeln zu können. Im November verkündete Ford daher Jobabbau-Pläne, von den derzeit rund 12.000 Arbeitsplätzen sollen bis Ende 2027 etwa ein Viertel wegfallen. Der Standort wurde schon in den vergangenen Jahren geschrumpft, 2018 gab es noch knapp 20.000 Stellen.
Der Betriebsrat und die IG Metall kündigten gegen das jüngste Kürzungsvorhaben des Managements Widerstand an. Der Besuch von Bundeskanzler Scholz wird laut dem Spiegel als Solidaritätsgeste des Sozialdemokraten verstanden. Die Ford-Arbeitnehmervertreter hofften, dass die Koalition aus SPD und Grünen, die im Bundestag nach dem Bruch des Ampel-Bündnisses mit der FDP keine Mehrheit hat, noch wichtige Impulse pro Elektromobilität setzen kann.
Der Ford-Betriebsrat setzt sich auch für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und „bezahlbaren“ Ladestrom ein, damit mehr Verbraucher die Vorteile von Elektroautos erkennen und sich eines zulegen.
„Als amtierender Bundeskanzler muss Olaf Scholz jetzt alles in seiner Macht Stehende tun, um Unternehmen wie Ford, die sich proaktiv auf die Transformation zur Elektromobilität eingelassen haben, zu unterstützen“, zitiert der Spiegel den Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka. „Lassen Sie uns gemeinsam an einer zukunftsorientierten Automobilindustrie arbeiten, die Arbeitsplätze in der gesamten Wertschöpfungskette sichert und die Energiewende vorantreibt.“
Steffen meint
Ich hoffe auch, dass die Restampel noch Akzente für E-Autos setzen kann, beispielsweise das schon beschlossene Gesetz für die Anhebung der Versteuerungsgrenze bei Dienstwagen. Allein wie soll das noch passieren? Kann ich nicht glauben…
Yoshi meint
Was ich nicht verstehe: Deutschland ist doch ein relativ kleiner Absatzmarkt.
Dem Vernehmen nach, zumindest wenn man die Kommentare hier liest, ist Deutschland bei der E-Mobiilität der einzige Bremser. Alle anderen Länder setzen zu 100% auf Elektro.
Wenn Ford und co auf den kleinen deutschen Markt verzichten können sie doch nun Vollgas bei der E-Mobilität geben und alle Welt mit BEVs beliefern, warum brauchen sie da noch die Zusage der Bundesregierung?
Future meint
Etwa 80 Prozent der deutschen Produktion wird ja exportiert. Aber in den großen Märkten werden die Marktanteile gerade neu sortiert. Es bleibt also spannend. Wer keine attraktiven Autos hinbekommt, der muss halt Werke schließen. Ford gehört offenbar dazu.
Ben meint
Das nennt sich im allgemeinen „Honig ums Maul schmieren.“
Gut 70-80% der Fahrzeuge aus Deutschland werden Exportiert, wobei der Hauptabsatzmarkt weiterhin China ist.
Weltweit sind die BEV Verkäufe(bis Nov.2024) um 22% gestiegen, in China 34%, in den USA 6,7% und in der EU(ohne DE) 6,6% mit DE 2,2%
In der EU sind es exakt 2 Länder mit rückläufigen BEV Verkaufszahlen, Deutschland und Italien.
LarsDK meint
Vielleicht hätte man lieber einen Ford Focus auf dem MEB bauen sollen anstelle von einer ID.4 Kopie?
ID.alist meint
Der meistverkaufte BEV Weltweit ist nicht in der Klasse eines Ford Focus, in Europa in 2023 auch nicht. ;-)
LarsDK meint
Dann hätten sie ja eine Lücke mit dem Ford Focus als Elektroauto.
Yoshi meint
Den Ford Focus Turnier bekommst du mit der Titanium-Ausstattung deutlich unter 25k und hast damit einen voll langstreckentauglichen
Familien Kombi mit voller Hütte. Wenn Ford den elektrisch anbietet und beim Preis die 4 vorne steht wird das der nächste Ladenhüter.
Das weiß man, daher lässt man es gleich sein.
banquo meint
@ecomento: Bitte führt die Bewertung positiv/negativ der Kommentare ein. Die Trolle hier intensivieren ihre Propaganda für die Erdöl-Industrie.
Mäx meint
Am Ende blasen VW und Ford also in das gleiche Horn: Kaufprämie
Das Bekenntnis der Politik muss Einhaltung der 2025ff Ziele heißen.
Die Diskussionen über eine Kaufprämie machen vor allem eins, potentielle Käufer von einem Kauf abhalten aufgrund der Unsicherheit die Prämie nicht zu bekommen.
Dazu: Ford hat mit Capri und Explorer teure Modelle in Köln. Als ob hier eine einkommensabhängige Prämie greifen würde.
Welche Familie mit wenig Einkommen denkt über den Neuwagenkauf von 40-50k Fahrzeugen nach?!