Der chinesische Elektroautobauer Nio will seine Preise in Europa erhöhen und Fahrzeuge in Zukunft in etwa so teuer verkaufen wie Porsche, sagte CEO William Li laut der Automobilwoche. Das sei eine Reaktion auf die höheren EU-Zölle auf in China hergestellte Stromer.
Die Einfuhrzölle auf Nio-Fahrzeuge sind von 10 Prozent auf 31 Prozent gestiegen. Gegenüber Analysten erklärte Li dem Bericht zufolge: „Mit dem Tarif in Europa wird der Verkaufspreis im Grunde auf dem Niveau des Preises für einen Porsche liegen. In diesem Fall wird der Markt immer begrenzter.“
Nio hat in Europa bisher noch nicht den erhofften Erfolg. Laut dem Marktbeobachter Dataforce hat das Unternehmen in den ersten zehn Monaten des Jahres nur 1513 E-Autos verkauft – 27 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In Deutschland setzte die Marke sogar 72 Prozent weniger ab.
Das bestverkaufte Modell von Nio, das mittelgroße SUV EL6, kostet in Deutschland aktuell ab 65.500 Euro und liegt damit deutlich unter dem Grundpreis des neuen elektrischen Porsche Macan, für den mindestens 80.700 Euro fällig werden. Das China-Modell ist zudem 12.000 Euro günstiger zu haben, wenn die Kunden die Batterie mieten statt kaufen und damit Zugang zu Nios Netzwerk von 56 Batteriewechselstationen in Europa erhalten.
Nio hatte schon zuvor erklärt, sich als Premiumhersteller von Elektroautos zu sehen. Den Massenmarkt sollen zwei neue Marken erschließen: Onvo und Firefly. Onvo wurde bereits offiziell vorgestellt, das erste Modell – der L60 – ist ein SUV-Crossover. Diesen Monat will man in China das Debütmodell von Firefly präsentieren – laut der Automobilwoche ein Kleinwagen, der auch mit Blick auf Europa entwickelt wurde.
Vorerst ist weiter China der wichtigste Markt für Nio: Dort wurden die meisten der insgesamt 170.257 Neuwagen bis einschließlich Oktober verkauft. Dazu zählten auch bereits 4319 Onvo-Elektroautos. „Auf den globalen Märkten wird sich Nio mehr auf die Marke Onvo stützen“, sagte Li den Analysten.
Der anhaltende Aufbau der Marke(n), der Ausbau des Modellangebots und die Expansion kosten Nio viel Geld. Profitabel ist das Unternehmen daher bislang nicht, im dritten Quartal belief sich der Verlust auf 721 Millionen US-Dollar.
Gernot meint
„Nio will in Europa deutlich härter scheitern.“
Wäre die zum Inhalt passende Überschrift. Mehr als 2 Jahre nach dem Markteintritt setzt Nio in Deutschland 30 Autos im Monat ab. Im Vergleich zu Nio ist selbst Ferrai ein Volumenhersteller. Eine kräftige Preiserhöhung würde den Absatz noch mal mindestens halbieren.
Die Ressourcen, um als chinesisches Noname-Startup gleich 3 neue Marken in Deutschland zu etablieren, hat Nio nicht ansatzweise. Es wäre sinnvoller, unter der Marke Nio günstigere, kleinere Autos zu verkaufen. Auch die deutschen Premiumanbieter Audi, BMW und Mercedes bedienen das Kompaktsegment und teils das Kleinwagensegment. Und auch Onvo und Firefly sind nicht auf Dacia- oder Lada-Niveau positioniert.
Hinzu kommt bei Nio der Fetish mit dem Wechselstationsnetzwerk, das E-Mobilität teuer macht. Aktuell gibt es rechnerisch nur grob alle 1000 Autobahnkilometer eine Wechselstation (wobei die Wechselstationen nicht an der Autobahn liegen). Damit das Wechselprinzip wenigstens eine zarte Chance hat, in der Praxis ein Vorteil zu sein, bräuchte Nio hunderte Stationen allein in Deutschland. Das wäre aber enorm kapitalintensiv.
Fazit: Nio hat eine völlig verkorkste Europa-Strategie. Entweder wird Nio aufgekauft oder Nio wird nicht überleben.
Petr Seliger meint
B ist richtig.
Akuwechselstationen sind kapitalintensiv und zum Schluss müssen es die Kunden bezahlen. Und das tut kein Kunde freiwillig. Wechselbare Aku macht auch das Fahrzeug teuer. Ladezeiten werden jedes Jahr verkürzt…
JimBeam69 meint
Ich habe den Eindruck, dass chinesische Manager einem veralteten/falschen Bild von Europa anhängen. 1) Europa = alle Leute sind stinkreich und 2) Diese Leute sind dazu auch noch saudumm. Schlussfolgerung: 70k € für einen No-Name Hersteller, nach westlichem Maßstab, werden schon funktionieren! Ich lach mich schlapp. Ich würde für eine Chinakarre nicht mal 30k € ausgeben, aus Prinzip nicht. Zuerst muss ein Grundvertrauen in die Marke hergestellt werden, was durch solide und bezahlbare, besser noch, günstige, Fahrzeuge geschieht. Sieht der Kunde, dass die Karren ihr Qualitätsversprechen einhalten, kann man mittels dann neuerer Modelle schrittweise um 5000€ im Preis klettern. Aber dass Hersteller einer Nation, die in absehbarer Zeit einen Taiwan Krieg vom Zaun brechen wird, mit allen darauf folgenden Konsequenzen für globale Lieferketten, der Meinung seien, sowas verkauft sich schon abseits von China, zeugt von Realtitätsverweigerung.
H24menie meint
Warten wir mal ab ob tatsächlich erhöht wird. Ich weiß, was er gesagt und gemeint hat.
Die „gewollt“ schlechten Übersetzungen vom Chinesischen sind ja bekannt.
Das Nio auch ohne DE/EU, Mercedes, Audi, Skoda bereits mit den E-Auto Verkäufen überholt hat, Kia und Hyundai eingeholt hat, und BMW auf den Fersen ist, wird nie erwähnt.
Lieber irreführende Nachrichten veröffentlichen, die aus dem Kontext gezogen werden.
Alles Gute den Lemmingen.
wiesmaim meint
Das sprichwörtliche Pfeifen im Walde, wirklich absurd zu glauben, die Chinesen machten die Elektroautos genauso teuer wie die europäischen. Reines Wunschdenken
ChriBri meint
Was hat er denn tatsächlich gesagt und gemeint?
wiesmaim meint
„Mit dem Tarif in Europa wird der Verkaufspreis im Grunde auf dem Niveau des Preises für einen Porsche liegen. In diesem Fall wird der Markt immer begrenzter.“
Tarif soll Strafzoll heißen und mit begrenzter meint er, dass er die Autos nicht mehr unter der Marke Nio verkaufen wird
ChriBri meint
Ah, ok, danke für die Übersetzung! Schauen wir, was draus wird. Wäre schön, wenn die sich am Markt stabilisieren könnten.
David meint
Tariff ist richtig übersetzt, aber begrenzt heißt vermutlich begrenzt. Denn es ist logisch, dass man mit 80 k Grundpreis nur noch ein begrenztes Kundensegment anspricht. Der Q6 ab 65 k wird sich deutlich besser verkaufen, als der Porsche ab 80 k.
Und falls nach Strafzoll der Nio so viel kostet, wie der Porsche, wäre das eine bewusste Entscheidung von Nio, die eigenen Preise trotz der Strafzölle nicht zu senken. Im Original Interview widmet man eigenen Absatz der Markenstrategie und sagt, dass man auf globalen Märkten die teuren Fahrzeuge von Nio unter der Marke Onvo fassen möchte.
Das macht für mich jetzt auch keinen Sinn, denn das bringt ja schon wieder Kosten mit sich, um eine neue Marke einzuführen. Also, selbst wenn der Original Artikel nicht besonders korrekt wiedergegeben wurde, ist unterm Strich für mich die Nio-Strategie nicht nachzuvollziehen.
M. meint
Moment.
Was ist da jetzt wörtliche Übersetzung, und was hast du selbst „übersetzt“?
Was jemand „gemeint hat“, dazu gibt es schon immer wieder unterschiedliche Ansichten.
Aber eine vierte Marke (die man noch viel weniger kennt als NIO) als Luxusmarke einzuführen, das wäre bestimmt ein Knaller.
EVFan meint
Die Marke Nio ist ja sogar in China in der Krise – Verkäufe sinken, obwohl Elektroautos boomen. Da wird doch nur eine Erklärung gesucht für das Managementversagen. Sowas gibt es auch bei chinesischen Unternehmen.
Dagobert meint
Ich empfinde die Preise für Nio (selbst ohne Akku) für einen chinesischen Neueinsteiger im europäischen Markt durch die komplette Modellpalette als mindestens 15.000 € zu hoch angesetzt.
ChriBri meint
Finde ich eigentlich nicht, da die schon sehr hochwertig daherkommen. Ich halte es falsch, alte Vorurteile auszukramen a la Chienesisch = billig… mit der Einstellung unterschätzt man Konkurrenten fahrlässig.
ChriBri meint
Bei einer derartigen Preissteigerung sehe ich keine Zukunftsfähigkeit mehr für das Unternehmen, das dürfte dann spätestens in zwei Jahren nicht mehr am Markt sein. Eigentlich schade, weil die Fahrzeuge ziemlich stylisch sind (meine Meinung), das Akkuwechselsystem ist interessant, wenn die Infrastruktur durchgängig ist. Aber wenn jetzt schon die Absatzzahlen zu gering sind, wie sollen sich diese nach oben entwickeln, wenn die Preise um 20-30 % angehoben werden?
M. meint
Haha.
Na dann, Nio: war nett, euch kennenzulernen. Wenn’s auch nur kurz war.
Envision meint
BMW und Mercedes next Gen Plattformen stehen kurz vor Launch, decken dann u.a. den attraktiven Bereich der Mittelklasse SUV/Limos ab. (GLC/iX3/CLA,i3 Limousine – später folgen wohl noch Kombi, shooting Brake)
Wird ein hartes Pflaster gerade im wichtigen Business Kunden Segment, Preiserhöhung dürfte die – hiesigen – Mengen auf noch unrentableres Niveau bringen.
CJuser meint
Wohl eher C-Klasse Limousine, als CLA Coupé.
Die deutsche Premium-Mittelklasse – das man es überhaupt noch Mittelklasse bezeichnen mag – ist sowieso weitestgehend unerschwinglich geworden, wer es nicht gerade über die Firma angeboten bekommt. Leider findet aber auch kein Umdenken statt, diese wieder attraktiver zu machen. Statt eine C-Klasse mit Luftfederung anzubieten, sollte diese eher kundenfreundlicher eingepreist werden. Dann wäre bspw. auch eine A-Klasse Limousine komplett überflüssig gewesen. Ist dann doch kein Wunder, wenn man zu Japanern, Koreanern und jetzt Chinesen greift. Also nicht nach Kaufanreizen bei der Politik betteln, sondern besser die Klappe halten!
Envision meint
Naja, aber als Jahres/Zweijahreswagen sind die deutschen Premiums dann oft sehr attraktiv bepreist, ein ordentlichen EQE 350+ gibt’s schon für 46k, meist mit dicker Anschlussgarantie.
CJuser meint
Wie kommt man denn auch auf den Gedanken, gleich den teuersten Mitbewerber zum Vergleich heranzuziehen? Ich finde NIO überhaupt nicht zu günstig im Marktvergleich. Der Q6 e-tron beginnt auch nicht wirklich günstiger. Hier sind die Strafzölle wohl eindeutig falsch gesetzt worden.
Steven B. meint
Das nenne ich mal Selbstbewusstsein! Wir sind niemand in Europa, aber verlangen den gleichen Preis wie Porsche, nein, eine Historie haben wir auch nicht, aber wir kosten von nun an einfach soviel wie ein Porsche!
Sry wo sind bitte schön die Umsätze die ein solchen Vorgang möglichweise stützen könnten? Sie sind schlichtweg nicht vorhanden. Bitte aufwachen!
aha meint
Vielleicht ist es eben auch denen klar und die Meldung soll nur deren Anspruch, auf der gleichen Ebene zu sein, verstärken. So als Werbung. Und dann werden sie am Ende doch günstiger sein und die Kaufenden sollen denken dass sie einen guten Deal machen.
Aber ja, sie haben es nicht so richtig geschafft bisher und es klingt nicht danach, dass sie einen Erfolg daraus machen werden.
Mike meint
Vielleicht denken sie: selten = teuer?
MrBlueEyes meint
R.I.P. NIO
Futureman meint
Das war es mit Nio in Europa. Und bei den weiter auflaufenden Verlusten wird es insgesamt schwierig für den Hersteller.
David meint
Das ist eine ausgezeichnete Idee. Schließlich wird alles teurer. Es war ein Management Fehler, und der wird hiermit zugegeben, in Deutschland z.B. für den EL6 nur 65.000 € verlangt zu haben. Da muss man 80.000 verlangen. Dann wird man an die Spitze der Zulassungsstatistik gelangen. Aber das ist ja jetzt erkannt worden. Und es ist nicht zu spät. Für Preiserhöhungen ist es übrigens nie zu spät. Vielleicht sollte Nio auch in die Uhrenproduktion einsteigen und sich preislich gleich an Rolex orientieren?
Steffen meint
Meine ID.7-Wunschkonfiguration wurde heute ca. 200 € günstiger im VW-Konfigurator, haha. ;-)
Besser-BEV-Wisser meint
Habe viel Geld und stehe ich vor der Frage Porsche oder Nio kaufen.
Mhhh, schwer….
David meint
Das mag jetzt eine schwere Frage sein. Aber wenn der Nio aus gleicher Klasse endlich etwas teurer als der Porsche ist, dann sieht’s doch ganz anders aus. Dann nimmt man sofort den Nio,
Mäx meint
Also mal im Ernst. Mittelmäßiger Verbrauch, schlechte Ladeleistungen und hohe Preise.
Damit wird in Europa nix zu holen sein.
Bleibt also weiterhin nur der chinesische Markt.
Die Guidance vom Management war 72-75k für das Q4.
Aktuell heißt das für den Dezember mehr als 30k Einheiten.
Nach 2 Wochen im Dezember liegt man inkl. Onvo bei ca. 11k.
Also müssen die nächsten 2 Wochen doppelt so viel abgesetzt werden wie bisher, um das Ziel zu erreichen…
brainDotExe meint
Aber das wiederspricht doch allem was hier in den Kommentaren immer gepredigt wird.
Dass die Chinesen in allem viel besser sein.
Viel effizienter, mehr Ladeleistung, bessere Ausstattung und günstiger ;)
Mäx meint
Das(!) verstehen viele, wie auch du anscheinend nicht. Man guckt auf einen NIO ET5 und denkt sich, die Situation ist in China genau so, nein.
Der Wettbewerb dort ist sehr viel härter und BEV konkurrieren dort noch viel mehr mit Verbrennern.
Und dort machen unsere OEM 30-40% des Umsatzes…
Guck dir XPeng G9/6 an, LiAuto Mega, Xiaomi SU7.
Die bringen demnächst die SUV Variante raus, die im Prinzip aussieht wie ein Ferrari Purosangue.
brainDotExe meint
Das ist mir bewusst.
Um den Markt in China ging es mir bei der Aussage auch überhaupt nicht. Dort sind andere als die von mir genannten Aspekte wichtig.
Mir geht es um den deutschen bzw. europäischen Markt, wo gesagt wurde, dass die Chinesen den fluten werden, weil sie alles viel besser können.