Das US-Start-up Canoo hat Insolvenz angemeldet und den Betrieb eingestellt. In einer Mitteilung heißt es, dass es nicht gelungen sei, eine ausreichende Finanzierung für den weiteren Betrieb des Unternehmens zu sichern.
Canoo wurde Ende 2017 gestartet. Die Gründer kamen vom damaligen Start-up Faraday Future, die ein eigenes E-Auto-Unternehmen aufbauen wollten. Unter der Bezeichnung Evelozcity entwickelten sie eine modulare Elektrofahrzeug-Plattform, die Kabinen in verschiedenen Formen und Größen erlauben sollte. Unter dem Namen Canoo wollte man dann elektrische Autos, Kleinbusse und Transporter verkaufen – später auch nach Europa.
Canoo war 2021 durch die Fusion mit der SPAC Hennessy Capital Acquisition Corp. im Rahmen eines sogenannten Spac-Deals beschleunigt an die US-Börse gegangen, wobei es rund 600 Millionen Dollar einnahm. In den Jahren seit dem Börsengang hat das Unternehmen eine kleine Anzahl seiner Elektrotransporter hergestellt und sie an – zum Teil zahlende – Partner für Tests übergeben. Die Canoo-Fahrzeuge wurden von der US-Post, dem US-Verteidigungsministerium und der Nasa genutzt.
Das Unternehmen hatte Berichten zufolge zuletzt Schwierigkeiten, Abnehmer für seine Elektro-Lieferwagen zu finden. Das Management hatte nach eigenen Angaben „Gespräche mit ausländischen Kapitalgebern“ geführt, um das Projekt weiterführen zu können. Sie endeten aber ohne Erfolg. Zudem habe man versucht, das Start-up durch staatliche Fördergelder weiter betreiben zu können. Auch dies brachte jedoch nicht den erhofften Erfolg.
Laut dem Insolvenzantrag gibt es derzeit Hunderte von Gläubigern, denen Canoo Geld schuldet, berichtet Techcrunch. Die Schuldensumme liege bei 164 Millionen-US-Dollar, dem stünden Vermögenswerte von 126 Millionen US-Dollar gegenüber.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ach daher hat Tesla das fußgängerfreundliche Design des Zubertruck übernommen.
Future meint
Alles ist Tesla und Tesla ist alles ;-)
Trotzdem geht es hier mal um die genialen Ideen von Canoo.
Dirk meint
Sehr schade, das Konzept und das Design waren klasse. Nicht der Würfel oben, sondern der Rundlichere, der ist sehr spacig. Die britische RoyalMail hatte die auch im Testbetrieb.
Aber der Markt ist eng, weil so viele Unternehmen gegründet wurden. Dass nicht alle überleben können scheint klar, aber wie immer überleben nicht die Besseren, sondern die mit dem stärkeren Marketing.
Future meint
Ja genau. Das Beitragsfoto ist schlecht gewählt.
Canoo steht mit der Form des Lifestyle Vehicle auch für die maximale Ausnutzung des Innenraums auf einer Elektroplattform. Genial finde ich die Lösung, das das Auto damit vorn und hinten nahezu identisch aussieht. 2020 gab es dafür zurecht den Red Dot Design Award. Vielleicht greifen andere Hersteller diese Ideen ja mal auf – wer weiß.
Future meint
Es ist wirklich schade, dass es Canoo nicht geschafft hat. Fast hätten sie in Europa sogar produziert. Es gab sogar Verträge über Tausende Fahrzeuge. Konzept und Design waren hervorragend. Es wird deutlich, wie schwierig es ist, in der Branche als Startup über eine lange Zeit das notwendige Kapital zu erhalten. Jetzt sind also nur noch Lucid und Rivian übriggeblieben. Aber beide sind finanziell ja viel besser ausgestattet als Canoo.
Kaiser meint
Lese ich richtig, ein US Startup geht Insolvent? Dachte sowas gibt’s nur in Deutschland.
Future meint
Der Unterschied zwischen Amerika und Europa ist doch, dass eine Insolvenz nicht so negativ dargestellt wird wie in Europa. Die vielen Risikokapitalgesellschaften wissen genau, dass nicht jedes Investment zu einem neuen Apple oder Tesla führen kann. In Europa sieht man das anders und es wird grundsätzlich weniger in Startups investiert. Deshalb ist die Startup-Kultur auch weniger ausgeprägt als in USA. In Deutschland kommt noch hinzu, dass es immer weniger Gründer gibt. Aber wenn niemand gründet, kann ja auch nix mehr schiefgehen.
B.Care meint
Das ist so nicht richtig. Deutschland verzeichnet pro Jahr ca. 330.000 Gründungen, Tendenz die letzten Jahre steigend, nur ab 2023 gab es einen leichten Rückgang. Das hängt mit der niedrigen Arbeitslosenzahl zusammen, in wirtschaftlich schlechten Zeiten steigt die Zahl der Neugründungen wieder an.
Dein “ immer weniger “ ist nichts als Polemik.
McGybrush meint
Gründungen in Deutschland müssen immer mit den Bedingungen betrachtet werden.
Startup ist was anderes als „ich eröffne eine Botique in einer Innenstadt“
Und in Deutschland zählen PV Anlagen die über „Libhaberei“ hinaus gehen auch zu Firmengründungen. Denn man istcab dem Tag Stromproduzent. Das verfällscht die Statistik zu den wirklichen Firmengründungen, geschweige Startups die Grundlegend was neues bringen wollen.
Future meint
Die fehlende Bereitschaft zum Unternehmertum ist ein ganz großen Problem in Deutschland. Das ist auch im Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge ein wichtiges Thema im Land: »Zehntausenden Unternehmen droht in den kommenden Jahren die Schließung, weil Inhaber keinen Nachfolger finden. Das ist ein Problem für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland.« Das sagt die DIHK auf tagesschau.de am 12.01.25.
Kaiser meint
300k neue Dönerbuden, Shisha Bars und Barbershops.
Future meint
»51 Prozent der Start-up-Gründungen in den vergangenen fünf Jahren stammen aus den USA. Damit sichern sich die Vereinigten Staaten den ersten Platz des globalen Rankings. Auf dem zweiten Platz des Ländervergleichs liegt China mit fast zehn Prozent. Mehr als 500 Start-ups wurden hier im Untersuchungszeitraum registriert. Auf dem dritten Platz liegt Großbritannien mit fünf Prozent. Indien und Deutschland folgen auf den Plätzen vier und fünf mit 3,35 und 3,05 Prozent. Hierzulande wurden in den vergangenen fünf Jahren mindestens 170 neue Start-ups gegründet.« Quelle: Gisma, 2024.
Berücksichtigt wurden Startups, die in den letzten fünf Jahren gegründet wurden und bislang Finanzierungen in einer Höhe von insgesamt mindestens zehn Millionen Euro erhalten haben. Durch diese Mindestfinanzierungssumme fallen Dönerbuden und private PV-Stromerzeuger aus der Statistik.
B.Care meint
PV Betreiber fallen unter Gewerbeanmeldungen, das sind nochmal über 800.000 mehr pro Jahr, die habe ich extra nicht berücksichtigt. Natürlich gibt es Firmenschließungen, aber “ drohende“ 10.000 in den nächsten Jahren sind pro Jahr? Und wieviele bestätigte Gründungen stehen dem pro Jahr gegenüber? Genau!
Dirk meint
@B.Care und Future: da widerspricht sich doch gar nicht, das sind eben unterschiedliche Zahlen/Statistiken.
Allerdings hat es natürlich wenig wirtschaftliche Folgen, wenn eine Dönerbude zumacht als ein Startup mit Millionenförderung und Dutzenden MA.
Gibt es eine Definition von „Startup“? Eine Dönerbude würde ich keinesfalls so bezeichnen, da keine neue Geschäftsidee dahintersteht und auch vom Konzept kein strukturelles Wachstum angenommen werden kann.
Steffen meint
PV-Anlagen als Gewerbe? Eher nicht. Meine 22 kWp fielen explizit NICHT unter „Liebhaberei“, aber eine Gewerbeanmeldung (Stichwort Gewerbeschein) macht seit vielen Jahren keiner mehr für ne PV-Anlage. Man war nur früher vor dem Finanzamt ein Unternehmen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das in die Zahl der Neugründungen o.ä. reinlief. Das würde so gar keinen Sinn machen.
eBikerin meint
Nein private PV Betreiber fallen da nicht darunter. Wenn die PV auf deinem Dach und unter 30 kWp ist , musst du kein Gewerbe anmelden.
Darum macht das auch niemand
B.Care meint
Ok, danke, wusste ich nicht. Jedenfalls positiv die vielen Gründungen und Neu Gewerbe, ist eben doch nicht alles so negativ in D wie manche es gerne darstellen.
Mary Schmitt meint
Wenn „eine Insolvenz nicht so negativ dargestellt wird wie in Europa“, dann sind die Menschen immer noch auf der Straße ohne Abfindung, gerne ohne die letzten Gehälter. Da kann man sich das so schön reden, wie man will.