Deutschlands Elektroindustrie kriselt: Der Branchenverband ZVEI meldet für 2024 schlechte Zahlen, Verbandspräsident Gunther Kegel spricht von „erdrutschartigen Rückgängen“ bei allen relevanten Kennziffern. So sei die Produktion um 9,3 Prozent eingebrochen. Der Umsatz gab nominal um 6,4 Prozent auf 223 Milliarden Euro nach.
„Die Schwere des wirtschaftlichen Einbruchs wird auch deutlich, wenn wir auf die Corona-Zeit zurückblicken“, sagte Kegel laut der Welt. So habe der Produktionsrückgang während der Hochphase der Pandemie nur bei etwa 6 Prozent gelegen.
Laut ZVEI werden die Kapazitäten der Unternehmen nur noch zu 73 Prozent genutzt. „Das sind zehn Prozentpunkte weniger als im langjährigen Durchschnitt und liegt sicherlich mehr als 15 Prozentpunkte unter unseren Zielwerten“, erklärte Kegel. Eine schnelle Trendumkehr sei nicht zu erkennen. „Der Auftragseingang ist anhaltend schwach und das Geschäftsklima weiterhin negativ.“
Für 2025 rechnet der ZVEI mit einem weiteren Schrumpfen der Produktion, vorerst um zwei Prozent – obwohl der Industriezweig auf Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung spezialisiert ist. „Die Epizentren“ des Einbruchs seien Deutschland und China, sagte Kegel. Die Schwäche des hiesigen Marktes sei „zu einem guten Teil politisch hausgemacht, also nicht nur konjunkturell, sondern auch struktureller Natur. Die Standortbedingungen sind in Teilen nicht wettbewerbsfähig“.
„Wir brauchen eine Effizienzwende – nicht nur technologisch, sondern auch politisch und regulatorisch mit weniger Bürokratie, mehr Freiheit für Unternehmergeist und mehr Raum für Innovation und Investition“, forderte Kegel. „Unser Land bleibt schon seit Jahren unter seinen Möglichkeiten: Wir sind zu behäbig, zu kompliziert, zu ambitionslos. Es wird verwaltet und umverteilt und nicht gestaltet. Es fehlt an Mut, an Freude an Veränderung und an technologischem Fortschritt.“
„Wir haben eine erstaunlich robuste Beschäftigungssituation angesichts der schwachen Zahlen“, merkte Kegel an. Rund 892.000 Mitarbeiter waren zum Jahreswechsel bei den Unternehmen in Deutschland angestellt, etwa zwei Prozent weniger als im Vorjahr. 2025 könnte es allerdings zu einem deutlichen Abbau kommen, warnt der Branchenverband.
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