Das Fahrzeugtestprogramm Green NCAP, dem auch der ADAC angehört, wird künftig nach einem neuen Standard arbeiten. Erstmals weltweit werde in einem Nachhaltigkeits-Bewertungssystem für Autos der komplette Lebenszyklus eines Fahrzeugs betrachtet – von der Herstellung bis zum Lebensende, verkündet der ADAC. Die Ergebnisse der aufwändigen Tests und Erhebungen sind über adac.de/greenncap abrufbar. Bislang wurden zwölf Fahrzeuge nach dem neuen Analyseschema bewertet.
Kleine und sparsame Elektroautos wie der Mini Cooper E und Fiat 600e schneiden hier besonders gut ab und erhalten auf Anhieb die Bestwertung von 5 Sternen. Dass Elektroautos nicht per se ein Top-Ergebnis einfahren, sieht man am 2,7 Tonnen schweren SUV Kia EV9 mit einem Ergebnis von nur drei Sternen. Der umweltschonendste Benziner ist der Hyundai i20 1.0 T-GDI (3,5 Sterne).
Im Testverfahren von Green NCAP liegt der Fokus auf den Umweltauswirkungen eines Fahrzeugs. Dabei spielten bislang vor allem die Kraftstoffeffizienz und die Emissionen durch Abgase bei der Fahrt eine Rolle. Neu ist nun, dass eine komplette Lebenszyklus-Analyse (Life Cycle Assessment, kurz LCA) für die Bewertung herangezogen wird. Diese berücksichtigt auch Faktoren wie die Rohstoffgewinnung, Fahrzeug- und Batteriefertigung, Transport sowie Wartung, Recycling und Entsorgung.
Für den Vergleich wird eine Lebensdauer von 16 Jahren und 240.000 Kilometern angenommen. Die Bewertung erfolgt nach wie vor nach dem Euro-NCAP-Sterne-Schema von einem bis fünf Sterne (Bestnote). Die Sternebewertung basiert auf einem Gesamtergebnis das sich zu je einem Drittel aus dem „Clean Air Index“, dem „Energy Efficiency Index“ und „Greenhouse Gases“ zusammensetzt. Weitere Hintergründe dazu gibt es hier (ENG).
Der Aufbau einer kompletten LCA-Analyse stellte das Konsortium von Green NCAP laut dem ADAC vor eine große Aufgabe. Denn anders als Abgaswerte, die im Betrieb aktiv gemessen werden können, müssten die Emissionen aus der Herstellung auf anderem Weg erhoben werden. Das Programm kombiniere künftig fortschrittliche Straßen- und Labortests unter verschiedenen Bedingungen mit allgemeinen LCA-Berechnungen auf Basis anerkannter, begutachteter Methoden und Datenquellen.
Für einige Parameter (z. B. Produktion) werden regionale Durchschnittsfaktoren angewendet, um den Umweltstatus der Industrie in verschiedenen Regionen widerzuspiegeln. Gerade bei Elektrofahrzeugen zeigt die LCA wichtige Informationen zur Umweltbilanz: Auch wenn sie auf der Straße keine Emissionen verursachen, entstehen Treibhausgase bereits vor der ersten Fahrt – wie bei Verbrennern, wenn auch in geringerem Maße. Green NCAP berücksichtigt zudem auch den Schadstoffausstoß aus der Energieversorgung, etwa aus Fabriken und Kraftwerken, die Kraftstoffe oder Strom produzieren. Neu ist auch, dass in die Bewertung künftig auch Nicht-Abgasemissionen aufgenommen werden, etwa durch Partikel aus Bremsen- und Reifenabrieb.

FrankyAC meint
Green NCAP… kennen wohl nur ADAC-Mitglieder. ;)
M. meint
„Green NCAP is a green vehicle assessment programme hosted and supported by the European New Car Assessment Program (Euro NCAP) in cooperation with European Governments.“
(Wikipedia)
NeutralMatters meint
240.000km auf 16 Jahre ist eine eher hohe Hausnummer, das bedeutet eine Jahresfahrleistung von 15.000km, das ist deutlich mehr, als der Bundesdurchschnitt, der bei 12.300km lag, Benziner fuhren gemäß KBA sogar knapp unterhalb von 9.600km im Jahr, Diesel dafür ca. 17.200km.
Rechnet man die 16 Jahre auf den Durchschnitt ergeben sich 197.000km, bei Benzinern 154.000km und bei Dieseln 275.000km – die Annahmen für die LCA orientieren sich eher am „Diesel-Vielfahrer“, als am Durchschnitt oder am „Benzin-Nutzer“.
EdgarW meint
Du hast die dritte Gruppe vergessen:
1. Benziner: 9.580 Kilometer.
2. Diesel: 17.187 Kilometer.
3. Sonstige Antriebe (Elektro, Hybrid etc.): 15.852 Kilometer.
oder 253.632 km in 10 Jahren.
NeutralMatters meint
Diese Gruppe wird stark durch die Dienstwagenbesteuerung (0,5%; 0,25% Regel) beeinflusst, in die Gruppe zählt nach KBA Elektro-, Gas-, Hybrid- und andere Antriebe hinein.
Im Grunde ist’s aber die Dieselgruppe, nur eben gesammelt als alles Sonstige. Die Grundsätzlichen „Use-Cases“ bleiben ja gleich.
Bei der Jahresfahrleistung kann man sagen, dass 38,7% der Fahrleistung durch „Diesel-PKW“ (Dienstwägen) erbracht wird, 13,6% durch Sonstige und 47,7% durch Benzin-PKW – also knapp die Hälfte der Nutzer liegt eher bei den 10.000km im Jahr, das ist schon signifikant als Einzelgruppe.
Versucht man nun eine LCA anhand dieser Fahrleistung zu machen, verschiebt sich auch die Perspektive, bzw. wird man einer sehr großen Nutzergruppe nicht wirklich gerecht.
Methodisch muss man es aufteilen in „Vielfahrer“ und „Wenigfahrer“, wenn nicht sogar einer mittleren Gruppe, um sauber zu separieren.
Hans Meier meint
Am Schluss steht:
Wichtig: Schadstoffe (z.B. NOx oder Partikel) werden in der Plattform nicht berücksichtigt, deshalb ist sie ergänzend zu den Green‑NCAP‑Bewertungen zu verstehen und nicht 1:1 vergleichbar.
Sollen einfach schauen das es nicht zum Greenwashing-Tool wird. Vorallem gehört auf die Plattform auch das Aufzeigen der Mobilität ohne Auto mit Alternativen und der Preis der Fahrzeuge in Relation zur Umweltauswirkung. Bringt ja nichts 40k Autos zu empfehlen die kein vernünftiger Privatmensch kauft um der Umwelt (& dem Hersteller) was gutes zu tun wenn es von der km/d keinen Sinn ergibt und die Karre meistens rumliegt.
eBikerin meint
„Vorallem gehört auf die Plattform auch das Aufzeigen der Mobilität ohne Auto “
Nein – Euro NCAP ist eine Testorganisation für Kraftfahrzeuge. Die müssen gar nichts ausser ihrem Job nachkommen. Wenn du jemanden brauchst der dir erklärt, dass ÖPNV oder Fahrrad billiger und Umweltschonender sind als Individualverkehr, sorry aber dann kann man dir echt auch nicht helfen.