Stéphane Séjourné ist als Industriekommissar zuständig für die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union (EU). In einem Handelsblatt-Interview äußerte er sich unter anderem dazu, was in Brüssel hinsichtlich der Förderung von Elektroautos auf der Agenda steht. Die Diskussionen dazu beginnen diesen Donnerstag mit der Automobilindustrie.
„Zunächst wollen wir Anreize schaffen, damit Unternehmen ihre Fuhrparks schneller auf E-Autos umstellen“, erklärte Séjourné. Das könne durch steuerliche Vorteile oder eine Entlastung bei regulatorischen Anforderungen erfolgen. Zusätzlich prüfe man, ob europäische Gelder für „soziale Leasingmodelle“ bereitgestellt werden könnten. Das würde es Haushalten mit niedrigerem Einkommen ermöglichen, zu günstigen Konditionen ein Elektroauto zu leasen. Man wolle hier rasch Klarheit schaffen.
Ab diesem Jahr gelten für die Autohersteller in der EU deutlich strengere CO2-Flottengrenzwerte. Halten Unternehmen diese nicht ein, drohen ihnen empfindliche Strafzahlungen. Um dies zu vermeiden, ist der Verkauf von mehr lokal emissionsfreien E-Autos zentral – doch die Nachfrage nach Stromern schwächelt aktuell. Aus der Branche und von der Politik kommen daher Forderungen, die EU-Ziele abzuschwächen.
„Ich halte es für widersprüchlich, dass wir einerseits die europäische Automobilindustrie stärken wollen und sie andererseits mit hohen Strafen belegen“, sagte der Industriekommissar dazu. „Das ergibt keinen Sinn. Wir wollen Investitionen in Zukunftstechnologien fördern, nicht Unternehmen bestrafen, die sich in einem Transformationsprozess befinden.“ Daher arbeite man „an einer Lösung bei den Strafzahlungen für das Jahr 2025 in diesem Sinne“.
„Außerdem müssen wir sicherstellen, dass europäische Hersteller nicht gegenüber internationalen Konkurrenten benachteiligt werden“, erklärte der EU-Politiker. Deshalb arbeite man an einer „pragmatischen Lösung“, die den Unternehmen Planungssicherheit gebe und gleichzeitig die Klimaziele nicht gefährde.
Mit Blick auf die Herausforderungen bei der Sicherung von Rohstoffen, insbesondere bei Batterien und anderen Schlüsselindustrien, sagte Séjourné: „Wir müssen unsere Abhängigkeiten reduzieren und unsere Versorgung sichern.“ Das umfasse drei Hauptpunkte: „Wir wollen Rohstoffe in Europa abbauen und die Gewinnung strategischer Ressourcen auf europäischem Boden wieder aufnehmen. Zweitens: Wir müssen unsere Handelsbeziehungen diversifizieren und Partnerschaften mit Ländern wie Kanada, Mexiko und Lateinamerika stärken.“
Drittens arbeite man an strategischen Vorräten, um Engpässe zu vermeiden. Gerade bei Batterien sei die Europäische Union noch immer zu 80 Prozent von China abhängig. Das sei ein Risiko, das sich die EU nicht leisten könne, insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen. Man werde dafür sorgen, dass kritische Lieferketten widerstandsfähiger werden.
Stefan S meint
Eine einfache Förderung für BEV in Europa wäre, wenn alle regierungs PKW und alle kommunalen PKW nur noch als BEV gekauft würden. Das wäre sicherlich ein Schub bei den Absatzzahlen.
Das kann dann auch für die Kommunen gerne bezuschusst werden.
Jeff Healey meint
„(…). Daher arbeite man „an einer Lösung bei den Strafzahlungen für das Jahr 2025 in diesem Sinne“
Die beginnende Aufweichung der CO2-Vorgaben ist ein Fehler. Der Erhalt unserer Atmosphäre erlaubt keine weiteren Verzögerungen.
David meint
Der Erhalt der Atmosphäre ist durch CO2 Anstieg überhaupt nicht gefährdet. Hier verwechselst du die Buzzwords, mit denen Leute deines Zuschnitts in alle Diskussionen gehen. FCKW, Methan oder NOx, da greift dieses Narrativ. CO2 ist mit dem Treibhauseffekt verbunden. Das nur, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht etwa damit Leute deiner Art, bei denen Gewissen über Wissen steht, mal die Klappe halten.
Jeff Healey meint
Leute meines Zuschnitts?
Sind wir heute etwas arg arrogant unterwegs, @David?
Die Klimaveränderung wirkt sich heute schon negativ auf unsere Lebensbedingungen aus.
So recht?
eHannes meint
Keine Sorge, wir haben verstanden, was Jeff meinte! Zum „Erhalt unserer Atmosphäre“ gehört auch, den CO2-Gehalt nicht steigen zu lassen. Das zitierte Methan ist übrigens auch mit dem Treibhauseffekt verbunden – nur um den Faktor 30x wirksamer als CO2. Was soll diese Korinthenkackerei?
David meint
Was heißt denn „wir“? Hat es hier eine Forumssprecherwahl zu deinen Gunsten gegeben? Mir ging es um die Narrative der „Besorgten“. Die sind nämlich nicht hilfreich. Es ist übrigens genausowenig fünf vor Zwölf.
Wir haben den Klimawandel, und wir müssen ihn managen. Bis PKW und Nutzfahrzeuge zumindest lokal emissionsfrei sind, brauchen wir gute 30 Jahre. Gleiches gilt für Industrie und Energieerzeugung, die Nummer 1 bei der Verschmutzung, Die Zeit werden wir uns nehmen müssen. Wir als Menschheit. Das ist schlicht alternativlos.
Andi EE meint
Für das dass dein Arbeitgeber weltweit der grösste Verursacher von CO2-Emissionen mit seinen Produkten ist, verhältst du dich unfassbar arrogant, das ist wirklich nicht mehr zu toppen. 👎
Andi EE meint
„Wir müssen unsere Handelsbeziehungen diversifizieren und Partnerschaften mit Ländern wie Kanada, Mexiko und Lateinamerika stärken.“
Das ist ja alles schön und gut, solang diese Staaten (OEM Produktion) nicht zu einem hohen Prozentsatz diese Güter für die USA produzieren. Schlussendlich geht’s doch drum, dass diese Billiglohnländer (Mexico) halt schon die Arbeitsplätze aus den USA abziehen. Und dann diese OEMs in den USA nur noch ein wenig zusammenbauen und dann so tun, als sei das Made in USA. Und der Gipfel, sich dann noch mit den paar wenigen Arbeitsplätzen brüsten, von denen die Löhne durch die Gewerkschaften geboostet werden.
Seid doch mal ehrlich, wollt ihr das Volk hier immer mit diesem einseitigen Müll informieren. Es sind Missstände und eine verlogene Argumentation, ja eben auch mit Ford und GM die genauso verfahren. Der einzige Autobauer in den USA mit einem hohen US-Produktionsanteil ist Tesla, so verrückt das klingt. Die alten Autobauer haben viel mehr Produktion ausgelagert.