Das Container-Hinterlandlogistik-Netzwerk Contargo hat am Terminal in Neuss die offizielle Eröffnung seiner Ladeinfrastruktur für elektrische Lkw gefeiert. An 15 Standorten richtet das Unternehmen aktuell bis zu 90 Ladepunkte sowie Energiemanagementsysteme einschließlich Batteriespeicher für seine wachsende E-Lkw-Flotte ein. Damit entsteht den Angaben nach mit Förderung durch den Bund Deutschlands größte private Ladeinfrastruktur für E-Lkw.
„Am Standort Neuss eröffnen wir heute symbolisch für alle anderen Standorte acht Ladepunkte, die aber für viel mehr stehen“, so Jürgen Albersmann, CEO Contargo. „Es ist der Grundstein für die Dekarbonisierung unserer Lkw-Flotte. Wir, als eines der größten, trimodalen Hinterland-Containerlogistik-Netzwerke, sehen uns in der Verantwortung echte Lösungen zu präsentieren, um gemeinsam mit unseren Kunden die Verkehrswende aktiv voranzutreiben. Dieses Engagement ist wichtig, da der Kombinierte Verkehr in den nächsten Jahren stark wachsen wird.“
Ähnliche Anlagen entstünden derzeit an 14 weiteren Standorten der Contargo Gruppe. Bisher seien 22 Ladepunkte an sieben Standorten mit einer Leistung von je 250 kW in Betrieb. Insgesamt 90 sollen es zunächst werden. Dank der eigenen Ladeinfrastruktur könne das Unternehmen seine vollelektrischen Lkw mit Ökostrom versorgen.
Insgesamt umfasst die Flotte der vollelektrischen 44-Tonner bei Contargo aktuell 57 Fahrzeuge, weitere 33 sollen bald ausgeliefert werden. „Sobald die 90 Ladepunkte betriebsbereit sind, sollte ein Hochskalieren der Flotte realisierbar sein“, heißt es. „Die Ladeinfrastruktur ist also auf weiteres Wachstum ausgerichtet, sodass künftig auch Fahrzeuge von Subunternehmen dort laden können.“
„Vollständige Integration in das Ökosystem der Containerterminals“
„Es handelt sich hierbei nicht nur um einfache Ladesäulen, sondern um eine vollständige Integration in das Ökosystem der Containerterminals“, erklärt Olaf Jahn, Betriebsleiter in Neuss und standortübergreifend verantwortlich für das Energiemanagement des Projekts. „Dank unseres intelligenten Energiemanagementsystems können wir unsere verschiedenen Verbraucher – von den Krananlagen über die Büroinfrastruktur bis hin zu Reefer-Containern und den Ladepunkten für E-Lkw – optimal an das verfügbare Stromangebot anpassen.“
Den Strom erhalten die Contargo-Terminals künftig nicht nur von ihrem Stromanbieter, sondern auch durch Rekuperation von den Krananlagen und aus Photovoltaikanlagen. Die Batteriespeicher sorgen dafür, dass keine Lastspitzen entstehen und den operativen Betrieb zusätzlich verteuern. Zudem können Überschüsse für Zeiten mit großem Strombedarf vorgehalten werden.
Diese Integration des Aufbaus der Ladeinfrastruktur, durchgeführt im laufenden Betrieb, sei eine außerordentlich komplexe Aufgabe, unterstreicht Pinar Yüzgec Elma, Projektleiterin Ladeinfrastruktur bei Contargo. „Zum einen haben wir uns mit einer sehr großen Anzahl Beteiligter abzustimmen, von Netzbetreibern über Grundstückseigentümern bis zu Baubehörden, zum anderen haben die wenigsten davon Erfahrung mit so einem Projekt. Dennoch ist es beeindruckend zu sehen, wie alle gemeinsam an dieser zukunftsweisenden Lösung arbeiten.“
86 E-Lkw und 93 Ladesäulen werden im Rahmen der Richtlinie über die Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur mit rund 42,4 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Davon werden rund 15,1 Millionen Euro im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten im Programm NextGenerationEU bereitgestellt.
Jörg2 meint
Dieses Beispiel (eigene Ladeinfrastruktur auf den eigenen Betriebshöfen) zeigt schön, dass eine Argumentationslinie „BEV im Transportwesen auf Strecke geht erst, wenn der Staat für öffentliche Lkw-Ladeinfrastruktur gesorgt hat…“, dass eine solche Argumentationslinie Quatsch ist.
Es wird mehr solcher Betriebshof-Lösungen geben. Es werden sich die Frachtführer ihre Strukturen über Kreuz zur Verfügung stellen. Es wird Öffnungen für Dritte geben (Auslastung, Einnahmen).
Es bleiben dann nur sehr wenig Verkehre nicht versorgt. Die brauchen dann auch mal eine völlig öffentliche Ladesäule. (Mit der Ladeleistungsentwicklung an den Pkw-Ladesäulen schließt sich diese Lücke.)
Mit der Kostenrechnung (Frachtrate) wird es hier eine zügige Umstellung auf BEV-Lkw geben.
So meine sehr persönliche Annahme.
Andi_XE meint
Fernverkehr per LKW wird in den Container-Terminals wohl eher die Ausnahme sein.
Die Termianls liegen in der Regel an Binnenhäfen.
Die Container müssen dann vom Schiff auf LKW oder Schiene umgesetzt werden und in der Region zum Adressaten. Andersherum aus der Region auf die Schiene oder Binnenschiff und weiter……
Stefan meint
Viele Container gehen auf Güterzüge, einige aufs Schiff und ein relativ großer Teil auch auf LKW.
Es gibt gar nicht so viele Binnenschiffe für Container, dass Sie alle Container übernehmen könnten, die einem LKW-Fernverkehr entsprechen würden.
Und auch nicht so viele Güterzüge…
Die Hauptstrecken der Bahn sind sowieso überlastet und wenn man mehr Güterzüge auf Nebenstrecken haben möchte, müsste man Strecken zweigleisig ausbauen und elektrifizieren, wo die Rechnungsprüfer ein Kosten/Nutzen-Verhältnis unter 1 ermitteln.
(Oldenburg-Osnabrück z.B.)
Ossisailor meint
Mein Kommentar hängt in der Warteschleife. Es gibt einen Youtuber, der mit einem 42 Tonner Elektro-Truck (IVECO) Fernverkehr quer durch Europa betreibt und wöchentlich über diese Touren quer durch D, GB, F und ES u.a. berichtet. Der lädt meist an Schnellladern an der Autobahn (die für PkW) zwischen 250 bis 350 kW, je nach Verfügbarkeit und nutzt dafür die vorgeschriebenen Ruhepausen. Entsprechend plant er die Touren auch nach Lade- und Abladezeiten etc. Es ist erstaunlich, wie gut das jetzt schon geht. Seine Spedi hat inzwischen einige E-Trucks, auch von Scania, alles Sattelschlepper und auch eine eigene Lade-Infrastruktur inkl. Windrad und PV.
Tatsächlich werden aber in D und anderswo inzwischen LKW-Schnellladeparks gebaut.
David meint
Wir alle kennen Elektrotrucker. Der Iveco ist übrigens in Wirklichkeit ein Nikola vom Erzfeind von Murks. Der hat seine Gurke noch lange nicht serienreif und der Iveco/Nikola fährt mit über 1200 PS schon eine Zeit im harten Speditionsalltag. Und ist ein absolut überzeugendes Fahrzeug.
Nostradamus meint
Ladeleistung 250 kW – wie viel Zeit braucht ein 44-Toner, um seine Batterie von 20 bis 80 % zu laden? Was ist die Reichweite eines 44-Toners auf der Autobahn, Geschwindigkeit 100 km/h?
Mäx meint
1. Frage:
Ca. 1,5-2h (je nach Batteriekapazität)
2. Frage
Bei 100km/h? Schwierig zu sagen, fahren die meisten SZM eher max. 92km/h in Europa, gibt ja nur ganz wenige Ausnahmen mit Tempolimit >80km/h.
Nehmen wir also diese 92km/h.
Vermutlich so um die 400km-450km (je nach LKW) bei konstant 92km/h.
In 4,5h fährt man allerhöchstens 400km…das ist dann aber auch wirklich 400km 92km/h Limiter, ohne Baustelle, ohne Überholverbot ohne Abfahrt usw.
Meistens rechnet man auf der Autobahn eher mit max. 380km und realistischerweise mit 350-360km.
Also in einer 9h Schicht so ca. 700km bis max. 750km.
Nostradamus meint
Vielen Dank! :-)
Ben meint
Hier werden alle Fragen perfekt und in der praktischen Realität beatwortet:
https://youtube.com/@elektrotrucker?si=K_2ZxiOTlN4lUp-i
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Da setzt aber mal eine Gruppe ein gut durchdachtes ganzheitliches Konzept in die Tat um; Respekt.