Lithium ist ein wichtiger Bestandteil von Akkus, wie sie etwa in Elektroautos, für Smartphones oder Laptops benötigt werden. Bisher wird das Metall vor allem in Australien, Argentinien, Chile und China gefördert. Insbesondere diese geopolitischen Abhängigkeiten sind der Grund dafür, dass Deutschland nach Wegen sucht, Lithium im Inland zu gewinnen.
Das Forschungsprojekt „Li+Fluids“ unter Beteiligung der Fraunhofer IEG hat das Potential von Lithium aus Tiefenwässern in Norddeutschland untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. Die Studie geht von circa 0,39 bis 26,51 Millionen Tonnen Lithium aus. Zum Vergleich: Die Deutsche Rohstoffagentur schätzt den deutschen Lithium-Bedarf auf bis zu 0,17 Millionen Tonnen im Jahr 2030.
In den hydrothermalen Fluiden des Norddeutschen Tieflands haben Forschende bereits früher Lithiumgehalte von bis zu 600 Milligramm pro Liter Tiefenwasser nachgewiesen – insbesondere in Wässern aus den Rotliegend Sandsteinen, dem Zechstein Karbonat und dem Buntsandstein. Die Region lebte lange von der Erdgas-Industrie. Ehemalige und aktive Bohrlöcher – die den einfachen Zugang zu tiefen Schichten ermöglichen – gibt es noch immer etliche.
Bis zu 26,51 Millionen Tonnen Lithium im deutschen Untergrund
Neben dem Norddeutschen Becken hat das Projekt „Li+Fluid“ auch das Thüringer Becken untersucht und Steckbriefe mit Daten zur potenziellen Lithiumgewinnung aus hydrothermalen Fluiden erstellt. Das Ergebnis: Die untersuchten Gesteinsformationen verfügen über ein Potential von circa 0,39 bis 26,51 Millionen Tonnen Lithium gelöst im Tiefenwasser – ausreichend für den deutschen Bedarf mehrerer Jahrzehnte.
Katharina Alms, Projektleiterin auf Seiten des Fraunhofer IEGs: „Um die Wirtschaftlichkeit der Lithium-Gewinnung zu steigern, haben wir auch die Kombination mit Geothermieanlagen untersucht: Aus dem geförderten heißen Tiefenwässern könnte in einem Nebenprozess das im Fluid gelöste Lithium abgeschieden werden.“ Das heiße Wasser könnten die Betreiber dann für die Beheizung von Gebäuden, für Produktionsprozesse oder die Stromgewinnung einsetzen. Anschließend flösse das nun deutlich kühlere und abgereicherte Fluid wieder in den Untergrund.
Spezielle Kriterien müssen gegeben sein
Allerdings müssen für den gemeinsamen wirtschaftlichen Betrieb von Geothermieanlage und Lithiumabscheidung einige Kriterien erfüllt sein, wie eine ausreichend große Fließrate des Untergrundes. So wie im niedersächsischen Munster: Dort ertüchtigen die Stadtwerke derzeit eine alte Erdgasbohrung. Spätestens 2026 will der Energieanbieter die ersten von 4.000 Haushalten mit Fernwärme aus der Anlage versorgen. Gleichzeitig streben die Stadtwerke eine Förderung von bis zu 500 Tonnen Lithium im Jahr über die Anlage an.
Alms: „Wir gehen davon aus, dass ähnliche Konstellationen wie in Munster noch an weiteren Standorten im Norddeutschen Tiefland zu finden sind. Um diese zu identifizieren, benötigen wir jedoch zusätzliche Forschungsprojekte.“
Soeri# ch meint
Dass wäre super wenn wir unser eignes Lithium fördern könnten. Dann wäre die Abhängigkeit weg.
David meint
Dig it, Baby, dig it!
M. meint
„Pump it, Baby“ trifft es wohl eher. ;-)
M. meint
„Die Studie geht von circa 0,39 bis 26,51 Millionen Tonnen Lithium aus.“
Also reichen die Vorkommen (nach „Stand 2030“) für 2 bis 155 Jahre. Kann damit jemand planen?
Wie so oft hier, muss man sprichwörtlich „tiefer schürfen“:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0375650524002931?via%3Dihub#sec0009
Kurz: die 26 Mio Tonnen sind vermutlich da, aber man weiß nicht, wie viel davon gewonnen werden kann. 26 Mio. Tonnen werden es bestimmt nicht sein, aber möglicherweise etwas mehr als 0,39.
Nur: dadurch, dass diese nicht auf einmal gefördert werden, sondern gewisse Förderstellen funktionieren, andere aber nicht, ergibt sich einfach, dass pro Jahr sicher einige Hundert Tonnen, vielleicht auch wenige Tausend Tonnen pro Jahr gefördert werden können, ein TEIL des Lithiums also künftig aus Deutschland kommen kann. Die grundsätzliche Abhängigkeit von Importen wird aber NICHT beendet.
Batterierecycling – im eigenen Land! – bleibt als 2. Standbein damit unverzichtbar.
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„Zum Vergleich: Die Deutsche Rohstoffagentur schätzt den deutschen Lithium-Bedarf auf bis zu 0,17 Millionen Tonnen im Jahr 2030.“
0,17 Mio. Tonnen = 170.000 Tonnen = 170.000.000 kg
Das ist ja schon ein bisschen was.
Das wird jetzt sicher nicht nur für Autobatterien gedacht sein, aber zur Einordnung: Pro 10 kWh kann man von etwa 1 kg Lithium ausgehen (sagt ein gewisser Hr. Fichtner, der versteht davon was):
https://www.energie360.ch/de/magazin/e-mobilitaet/elektroauto-batterie-recycling/
Bei durchschnittlich 60 kWh (brutto natürlich!) sind es also 6 kg Li, damit reichen 170.000 Tonnen bzw. 170.000.000 kg für ca. 28 Mio. Autobatterien á 60 kWh.
Also, ganz offensichtlich geht es bei dem Bedarf nicht nur um Autos ;-)
Wenn man mal – rein hypothetisch – davon ausgeht, dass anno 2030 in Deutschland Zellen in der Größenordnung von 2 Mio Fahrzeugen á 60 kWh hergestellt würden, braucht man dafür 12.000 Tonnen Li. (und anderen Kram natürlich auch).
Davon 1/4 selbst zu fördern, das ist vielleicht sogar möglich.
sebastian meint
Die Zahlen sind schlicht falsch und wurden so offenbar aus Unwissenheit von allen Medien so übernommen.
Richtig ist, dass die Deutsche Rohstoffagentur von einem Bedarf 2030 von „49.000 – 168.000 t“ ausgeht, wie man bei denen nachlesen kann.
a.) Hier stellt man schon mal fest, dass es sich bei den 0,17 um den absoluten Maximalwert der Einschätzung handelt.
b.) Viel entscheidender ist aber: Es handelt sich bei diesen Werten aber nicht um die Masse des Lithium, sondern um LCE, also Lithiumcarbonatequivalente.
Die 170.000 Tonnen an LCE-Bedarf entsprächen „nur“ rund 34.000 Tonnen Lithium.
Interessant wäre dann hierzu erfahren, ob es sich bei Mengen an Vorkommen im Untergrund wirklich um Lithium handelt oder man es auch hier falsch übernommen hat und LCE gemeint ist, wovon dann nur ein Fünftel aus Lithium bestünde.