Der schwedische Elektroauto-Akku-Hersteller Northvolt hat nun auch in seinem Heimatland Schweden Insolvenz angemeldet. Es sei trotz intensiver Gespräche nicht gelungen, die Voraussetzungen für ein Überleben des Unternehmens in seiner jetzigen Form zu schaffen, teilte das Start-up mit.
Der Insolvenzantrag bei einem Gericht in Stockholm sei „die einzig gangbare Lösung“. Gleichzeitig verfolge man alle realistischen Optionen, um die Finanzierung des operativen Geschäfts im Insolvenzverfahren zu sichern. Die US-Tochter und die Deutschland-Tochter stellten keinen Insolvenzantrag, betonte Northvolt. Im November hatte Northvolt in den USA bereits ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts eingeleitet.
Northvolt ist angetreten, um eine große europäische Produktion von Batteriezellen für E-Fahrzeuge zu etablieren. Derzeit dominieren Akkufertiger aus Asien den Markt. Das 2016 gestartete Unternehmen hat bisher noch keinen Gewinn erwirtschaftet und kämpft mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte Northvolt 2024 seine Ausbaupläne zurückgefahren, tausende Mitarbeiter entlassen und Tochtergesellschaften verkauft.
In der aktuellen Mitteilung zur Insolvenz in Schweden erklärt der Akkufertiger: „Wie viele Unternehmen im Batteriesektor war Northvolt in den letzten Monaten mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die sich gegenseitig verstärkten und die Finanzlage des Unternehmens beeinträchtigten, darunter steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität, Unterbrechungen der Lieferkette und Veränderungen der Marktnachfrage. Darüber hinaus sah sich das Unternehmen beim Hochfahren der Produktion mit erheblichen internen Herausforderungen konfrontiert, die in einer hochkomplexen Branche erwartet wurden, aber auch unvorhergesehen waren.“
Tom Johnstone, Interimsvorsitzender des Verwaltungsrats von Northvolt: „Wir hatten uns vorgenommen, etwas Bahnbrechendes zu schaffen – einen echten Wandel in der Batterie- und Elektrofahrzeugindustrie sowie in der europäischen Industrie insgesamt voranzutreiben und den Übergang zu einer grünen und nachhaltigen Zukunft zu beschleunigen. Das Ergebnis ist besonders hart, wenn man nicht nur das Engagement und Interesse bedenkt, das wir in den letzten Monaten bei potenziellen Partnern und Investoren hatten, sondern auch die deutliche Verbesserung und den Aufwärtstrend, den wir in der Northvolt-Produktion in Skellefteå beobachten konnten, wo sich die Zellproduktion der Serienproduktionslinien verdoppelt hat und wir seit September eine 50-prozentige Verbesserung der Produktionsausbeute erreicht haben.“
Bei Northvolt hofft man nun, durch die Insolvenz einen Neuanfang realisieren zu können. Dazu sucht das Unternehmen weiter nach Investoren. Johnstone: „Wir sind zuversichtlich, dass die von uns geschaffene Grundlage – die Technologie, das Fachwissen und das Engagement für Nachhaltigkeit – weiterhin den Wandel in der Branche vorantreiben wird.“
Tadeky meint
Das war von Anfang an ein Luftschloss dubioser Geschäftemacher. Ausser bunte Bilder hatte man nichts in der Tasche. Umsonst sind VW, BMW und Co nicht ausgestiegen.
Malthus meint
Bund & Länder haben noch einige hundert Millionen unserer Steuergelder in die dt. Tochter investiert- tls. unabgesichert.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Northvolt-Krise-Diese-Steuergelder-stehen-auf-dem-Spiel,northvolt478.html
Peter meint
Es steht ja auch Einiges auf dem Spiel, wenn man keine eigene massenhafte Zell-Produktion in Europa und D hinbringt.
Das ist normales Risikokapital bei neuen Industrien. Setze auf mehrere Pferde und kalkuliere ein, dass es nicht alle Pferde ins Ziel schaffen. Und weil das private Risikokapital in Europa vergleichsweise selten ist (anders, als in USA), muss halt bei Schlüsselindustrien der Staat her. Die Klattens, Quandts, Schwarzs, Mercks, Reimans, Albrechts und Kühnes dieser Republik machen es ja nicht.
Andi EE meint
VW ist doch grösster Anteilseigner von Northvolt. Die haben Abnahmeversprechen zurückgezogen, trotzdem gehört VW ja ein Fünftel von Northvolt. Also ein Fünftel von nichts.
150kW meint
Ähm Northvolt produziert schon. Das ist etwas mehr als bunte Bilder.
Tadeky meint
Die produzieren viel heisst Luft in Schweden. Marktfähige Produkte haben sie bisher nicht geliefert. Deswegen zieht VW sein eigenes Batteriewerk hoch.
Peter meint
Die eigenen Werke von VW waren von Anfang an parallel zum Zukauf geplant, es ist eine Mischkalkulation aus Eigenproduktion und Zulieferung. Das wurde von Anfang an klar kommuniziert.
tutnichtszursache meint
Es geht nicht ums schiere produzieren. Es geht darum maximal 5% Ausschussquote in der Zell-Produktion zu haben um wirtschaftlich arbeiten zu können und das ist Northvolt nicht gelungen.
Stefan meint
Northvolt produziert marktfähige Produktie, also Akkuzellen in größerer Zahl.
Die Kosten sind aber viel höher als bei Zellen aus Asien.
Ob die Zellfabriken in China nur 5 % Ausschuss haben?
Letztlich zählt der Ausschuss zu den Herstellungskosten.
Future meint
Die Skalierung der Produktion beherrschen offenbar nur die Asiaten. Das ist nicht so einfach. Zuletzt ist Northvolt nicht einmal die Kathodenherstellung gelungen. Den Europäern fehlt einfach die Expertise. Es reicht eben nicht, bei den Zellen immer nur zu forschen, wenn dann die Produktion in der Praxis nicht gelingt. In Asien klappt beides. Für Heide ist das sehr traurig jetzt.
A-P meint
Autsch!
Powerwall Thorsten meint
Da geht sie hin die künftige Akku Versorgung europäischer Automobilhersteller
Future meint
Aber wir sollten positiv denken. Der Weltmarktführer CATL skaliert gerade sein Werk in Thüringen und plant weitere europäische Produktionsstandorte. Das wurde doch gerad ein Davos bestätigt. Und VW steigt mit der Giga Sagunto auch bald groß ein.