Nio hat seine Finanzergebnisse für 2024 veröffentlicht. Der chinesische Elektroautobauer machte auch im zurückliegenden Jahr wegen der Kosten für den Aufbau von inzwischen drei Marken und des Produktangebots sowie des zunehmenden Exports einen hohen Verlust.
Die Fahrzeugverkäufe sorgten für einen Umsatz von umgerechnet rund 7,43 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2024, was einem Anstieg von 18,2 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Die Fahrzeugmarge betrug dabei 12,3 Prozent, nach 9,5 Prozent im Jahr 2023.
Der Gesamtumsatz belief sich auf 8,38 Milliarden Euro und lag damit 18,2 Prozent über dem des Vorjahres. Die Bruttomarge lag bei 9,9 Prozent, verglichen mit 5,5 Prozent im Vorjahr. Der Verlust aus dem operativen Geschäft betrug 2,79 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3,4 Prozent entspricht. Der Nettoverlust wuchs dagegen um 8,1 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro.
„Mit Blick auf das Jahr 2025 werden wir uns verstärkt auf die Steigerung der Rentabilität konzentrieren, indem wir die Kosten durch technologische Weiterentwicklungen senken, die betriebliche Effizienz optimieren und das skalierbare Wachstum beschleunigen“, sagte Finanzchef Stanley Yu Qu.
Nio-Gründer und -CEO William Bin Li zeigte sich trotz der anhaltend hohen Verluste zufrieden: 2024 habe man mit 221.970 Fahrzeugen einen neuen Auslieferungsrekord erzielt. In diesem Jahr werde die Kernmarke Nio ihre Premium-Positionierung durch die Einführung weiterer technologie- und erlebnisorientierter Produkte festigen. Mit den neuen Marken Onvo und Firefly nehme man zudem den Massenmarkt ins Visier. Das soll auch die Expansion des in Europa schon länger aktiven Unternehmens forcieren.
Für das erste Quartal 2025 erwartet Nio zwischen 41.000 und 43.000 Fahrzeugauslieferungen, was einem Anstieg von etwa 36 bis 43 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal im Jahr 2024 entsprechen würde. Die Gesamteinnahmen sollen zwischen rund 1,6 und 1,64 Milliarden betragen.
Mäx meint
Wir hatten das ja schon mal diskutiert mit Nio.
Ich bin ja der Ansicht, dass die Gruppe es eher nicht überleben wird.
Schon richtig, mit Stückzahlen um 500k könnte man so langsam in rentable Regionen kommen, aber…
Onvo entwickelt sich irgendwie so gar nicht zum Stückzahlbringer wie es mal geplant war.
Letzte Woche haben die halb so viel verkauft wie Nio selber obwohl Onvo 2025 doppelt so viel verkaufen soll wie Nio. Klar nur ein Modell und demnächst kommt ein zweites.
Aber ob das die Zahlen dann vervierfacht?
Dazu hat Onvo eher bei Nio selber gewildert als bei anderen Marken.
Und nun soll Firefly es als dritte Marke auch zu Stückzahlen schaffen.
Ob Firefly nicht dann eher wieder bei Onvo wildert als bei anderen Marken muss man mal abwarten.
Mäx meint
Das sollte eigentlich zu Gernot.
andi_nün meint
Der Fehlschlag der Wechselstationen zeigt sich in den Zahlen schon sehr deutlich.
Die Autos gefallen mir recht gut, aber die hohen Premiumpreise für einen Chinesen von dem man nicht weiß, wie lange er noch am Markt sein wird. Mutig.
Mäx meint
Naja CATL und Nio haben jüngst erst eine Kooperation aufgesetzt für Batteriewechselstationen.
Irgendwie scheint das ganze Konzept in China noch nicht ganz beerdigt zu sein.
CATL kann man ja jetzt nicht gerade als verblendet hinstellen.
IDFan meint
CATL baut aber keine Autos, sondern wäre der Lieferant. Da riskieren sie wenig.
Mäx meint
Es ging ja darum festzustellen ob Batteriewechselstationen DOA sind oder nicht.
CATL war es zumindest 300 Mio. wert.
F. K. Fast meint
Ich denke auch, dass chinesische Marken erfolgreicher wären, wenn sie eher im günstigen Bereich ordentliche Wagen anbieten würden. So wie das Hyundai/Kia vor 20 Jahren begonnen haben und lange vorher die Japaner.
MG hat ja relativ günstige Modelle angeboten, bringt jetzt aber schnell einen Modellwechsel, was die Käufer des ersten MG4 nicht sonderlich freuen wird. Besser wäre gewesen, das bestehende Modell zu verbessern und die bereits verkauften mit sinnvollen Software-Updates und belastbarer Garantie zu versorgen.
IDFan meint
7,5 Mrd. Umsatz, 2,8 Mrd. Verlust. Das alleine heißt nichts. Aber die Strategie mit drei Brands und den Wechselstationen überzeugt mich nicht. Drei Brands glaubwürdig zu führen kostet viel Geld, was bei dem geringen Umsatz von Nio keinen Sinn macht. Die Wechselstationen sind in hohem Konflikt mit den Superschnellladern der Konkurrenz.
In China hat man idR keine Wallbox, man muss also draußen „tanken“. Da gerät der Zeitvorteil des Wechselns gerade in große Gefahr. Der Kostennachteil durch Personalkosten und Bevorratung ist sowieso groß. Man konnte auch keine relevanten Partner gewinnen, um diese Strukturkosten zu verringern.
Um den 150 kWh-Semi-Solid-Akku ist es seltsam stumm geworden, er scheint selbst in China nur seltenst verfügbar zu sein und wird in neuen Modellen wie dem gerade erscheinenden ET9 nicht homologiert zu sein. Der dagegen lädt mit bis zu 600 kW, was die eigenen Wechselstationen konterkariert, aber dafür spezielle Schnelllader erfordert.
Also großes Chaos der Marken und Systeme, keine Linie erkennbar.
Gernot meint
Bei 400.000-500.000 Fahrzeugen im Jahr dürfte Nio Skaleneffekte erreichen, mit denen sie überlebensfähig sind. Von 122.000 Fahrzeugen im Vorjahr auf 222.000 ist diesbezüglich ein Riesensprung für Nio. Und wenn der Verlust trotzdem leicht schrumpft, heißt das, dass es bei der Rentabilität zumindest in die richtige Richtung geht und sich der Verlust pro abgesetzten Autos ungefähr halbiert hat. Soweit das Positive.
In Europa auf 3 Marken zu setzen, ist ein klarer strategischer Fehler. Und das Wechselstationskonzept ist und bleibt ein krasser strategischer Fehler. Es ist kapitalintensiv. Es verteuert zwingend Elektromobilität. Es skaliert schlechter als Ladesäulen. Es wird in 5 Jahren auch keinen Zeitvorteil mehr bieten. Das mindert die Chancen, dass Nio es schaffen wird.
Je nachdem wie Nio beim autonomen Fahren weiter vorankommt, könnte aber auch noch ein großer Player aus der Branche den Laden kaufen. Nio wäre aktuell für knapp 8 Mrd. zu haben und VW hat jüngst z.B. auch 5 Mrd. in Rivian gesteckt, um ein bisschen Software und Elektronik-Architektur zu bekommen.
IDFan meint
VW hat nur 1,5% eines Jahresumsatzes investiert und bekommt dafür nicht nur eine zukunftsweisende Hardware/Software Architektur für alle Konzernmarken, sondern auch die Vermarktungsrechte an dieser Architektur.
Nio hat aber nichts dergleichen zu bieten. Vom Wunderakku ist nichts mehr zu sehen und beim autonomen Fahren sind sie bisher nicht hervorgestochen. Mit den Wechselstationen hat man zudem einen Klotz am Bein, wie Teslas sein 500 V Ladenetz. Beides disruptionsgefährdet.
Gernot meint
Nio ist bei autonomen Fahren ganz vorn dabei (zumindest in China). Nio hat in seinen Autos 11 Kameras verbaut, 4 x Radar, 12 x USS und ein hochauflösendes Lidar, das das Auflösungsäquivalent einer Kamera mit rund 5 Mio. Pixeln bietet und 500m weit schauen kann. Das ganze funktioniert offensichtlich schon viel besser als Teslas FSD und eben auch bei widrigen Bedingungen wie Dunkelheit und starkem Regen. Natürlich ist am Ende entscheidend, welche Firmen mit Level 4/5 zuerst durchs Ziel gehen. Aber die Chancen stehen nicht so schlecht, dass Nio dazu gehört. Wenn Nio dazu gehört, dürfte es aber zu teuer werden, noch in Nio zu investieren. Wenn, müsste man jetzt bald reingehen.
Spiritogre meint
„Wenn Nio dazu gehört, dürfte es aber zu teuer werden, noch in Nio zu investieren. Wenn, müsste man jetzt bald reingehen.“
Niemand mit Verstand investiert in eine Pleite-Firma wie Nio. Chinesische Aktien sind davon ab immer ein enormes Risiko.
Envision meint
Chinesische Firmen, vor allem große, kann man aber nicht einfach kaufen, maximal 49%, dann wirds nur in absoluten Ausnahmen genehmigt.
Futureman meint
Bei den Zahlen sollte der Chef eher hoffen, das Umsatz und Verkaufszahlen nicht weiter steigen, da ansonsten der Verlust immer größer wird.
Wie das mit einer Streuung der Marke auf noch mehr verschiedene Produkte besser werden soll, erschließt sich mir nicht.