Die Wende zur Elektromobilität in Deutschland ist ins Stocken geraten. Imelda Labbé, Präsidentin des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), sieht die Gründe in mangelnder Ladeinfrastruktur und zu hohen Preisen für Strom und Fahrzeuge. Für das Gelingen der Transformation sei eine langfristige gemeinsame Planung aller Beteiligter nötig, sagte sie in einem von der Porsche-Presseabteilung veröffentlichten Interview.
Die Autoindustrie sei mitten in der Transformation. „Wir haben schon viel geschafft sowohl was Konnektivität als auch die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen, also den Weg Richtung autonomem Fahren, angeht. Wir sehen starke Wachstumsraten bei den Elektrofahrzeugen und sehr hohe bei den Plug-in-Hybriden“, so Labbé. „Man muss aber auch dazu sagen, wir sind nicht auf dem Transformationsplan, der von der Europäischen Kommission zur Erreichung der CO₂-Ziele vorgelegt wurde. Solange die Rahmenbedingungen für Elektromobilität nicht passen, kaufen die Kunden nicht genug und deshalb droht natürlich für die Industrie immer noch die Strafkulisse. Dagegen müssen wir ganz dringend was tun.“
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen seien im Wesentlichen drei Dinge ausschlaggebend: „Die Menschen haben nach wie vor ein Problem mit der Reichweite. Wir haben viel getan, um Ladeinfrastruktur aufzubauen, aber wir sehen jetzt, dass wir noch nachsteuern müssen. Wir brauchen mehr Schnelllader, insbesondere in ländlichen Gebieten. Dreiviertel aller Gemeinden haben immer noch keinen Schnelllader. Die Strompreise sind massiv zu hoch, das heißt, die Cost-of-Ownership für Elektrofahrzeuge ist zu hoch und wir brauchen auch attraktive Einstiegsangebote. Dafür ist – wie jetzt im Koalitionsvertrag zumindest mal avisiert – eine Förderung von Elektrofahrzeugen erforderlich.“
„Wir müssen alle Beteiligten zusammenbringen“
Der Lösungsansatz muss laut Labbé ein gemeinsamer von Politik und Industrie sein. „Das heißt, wir müssen jetzt alle die, die hier einen Beitrag zu leisten haben, an einen Tisch bringen und gemeinsam einen Fünfjahresplan erstellen. Wir haben im Moment zu viele Ad-hoc-Maßnahmen.“
Die Lobbyistin hob das Beispiel Förderung hervor: „Für einige Jahre aktiv, dann vor Weihnachten kurzfristig gelöscht, dann lange nichts mehr. Jetzt wieder eine Ankündigung, aber Unklarheit, wie viel es sein wird. Das Gleiche bei der Ladeinfrastruktur und beim Strompreis. So geht’s nicht. Wir müssen alle Beteiligten zusammenbringen – auch die Stadtplanung und die Infrastrukturplanung – und müssen für Deutschland einen richtigen Industriemasterplan machen. Einen Plan, der verlässlich ist und der klar an Ziele gebunden ist, die aufeinander abgestimmt sind. Wenn wir dieses Puzzle zusammensetzen, dann funktioniert’s auch.“
Nach der Perspektive für internationale Automobilhersteller auf dem deutschen Markt gefragt, sagte Labbé: „In den letzten Jahren konnten wir einen sehr kontinuierlichen Wachstumstrend der Internationalen beobachten. Deren Marktanteil liegt jetzt bei 43 Prozent. Ich glaube, 50 Prozent können sie durchaus erreichen. Das Thema Einstiegsmobilität spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Menschen wollen bezahlbare Mobilität. Sowohl im Erwerb oder Leasing von Fahrzeugen als auch im Unterhalt und da haben bis dato die internationalen Marken stärker vorgelegt. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass die gesamte Industrie jetzt diesen Trend erkannt hat und bei den Einstiegssegmenten nachlegt. Insofern wird’s auch nach vorne spannend bleiben.“
Michael meint
Man könnte meinen, es gibt eine angfritstige Plannung, aber tatsächlich erleben wir täglich, dass Probleme, die von einfachen Youtubern seit Jahren angemahnt werden, jetzt plötzlich auch von der Politik erkannt werden. Beispiel Autobahnraststätten. Wenn 80 Prozent der Autos elektrisch sind, dann kann man vorhersehen, dass 100 Ladesäulen nötig werden Das ist anders als beim Tanken. Da hätte man von vornerein jeweils 20 Parkplätze an Ladesäulenbetreiber vergeben können Dann würden heute schon 20 Tesla Supercharge neben 20 EN-BW Ladern und 20 Aldi Chargern stehen. Mit Konkurenz in den Preisen und genau da wo 90 Prozent der Fernreisenden die Säulen brauchen.
Aber wir wollten ja auf Wasserstoff warten.
Jeff Healey meint
„(…) und wir brauchen auch attraktive Einstiegsangebote.“
Das unterschreibe ich sofort.
Wo sind sie denn, die E-Auto-Einstiegsangebote ab 14, 15 tausend Euro?
South meint
Das ist genau einer der Kernprobleme. Eigentlich sollten wir E Autos für die unteren Autoklassen erschwinglich machen, bei den höheren Klassen ist der (aktuelle) Preisaufschlag ja eher zu verkraften. Im Prinzip wird aber genau das Gegenteil gemacht und immer weiter nach oben geöffnet. Der Grund ist simpel, es geht primär um die Förderung der Autoindustrie und die ist in der BRD eher in den Hochpreissegmenten unterwegs.
Für die nachhaltige Mobilität ist das ein Bärendienst. Es verschärft die soziale Ungerechtigkeit….
Rüdiger meint
genau, Freibier für alle.
South meint
Nö, genau eben nicht. Auch wenn es schwerfällt. Erst lesen, verstehen, dann antworten… das war auch zu DM Zeiten schon Basis schickliches Benehmens…
Dieseldieter meint
Bei den eherhochpreisigen bekommst du sogar oft beim E-Auto das bessere Angebot. BMW ist ein gutes Beispiel, oder (ausstattungsbereinigt) id7/ Passat.
Ich glaube allerdings, es ist noch nicht möglich für 15.000 € ein stark nachgefragt es E-Auto zu bauen. Wir die 500 km-Fraktion: kaum so d die erreicht, wird nach 700 km gerufen – kaufen tut davon trotzdem kaum einer. Kaum gibt’s den lang ersehnten 20.000-€ Kleinwagen, schlägt auch kaum jemand zu – siehe Dacia spring oder Leapmotor T03.
Wenn ein 15.000€-Auto mit 200 km wltp kommt, wissen wir glaube ich alle ziemlich genau, wie die Verkaufszahlen aussehen.
South meint
Die Preisklasse von 15T€ sind auch beim Verbrenner die Ausnahme. Da reden wir vom untersten Rand eines Nischenanbieters der Kleinwagen. Die meistverkauften Kleinwagen wie bei nem Polo/Corsa, da ist man eher knapp bei 20T€. Und es gibt nen Grund, warum die sich besser verkaufen, trotz höherem Preis.
Auch der Rest ist eine krasse Ausnahme. Also nö, ist ja der ID.7 schon ein Auto der oberen Mittelklasse, vom Aufpreis eines BMW ganz zu schweigen…denkst du wirklich ein Kunde entscheidet sich zwischen nem neuen Corsa oder nem gebrauten i5, A6 oder ID.7 ?
Und E Autos sind auch noch sehr jung, überhaupt die ersten Modelle gibts seit so 10 Jahren, langstreckentaugliche Modelle seit ungefähr fünf Jahren… wie immer frisst es sich von den oberen Klassen runter bis es letztendlich beim Kleinwagen ankommt.
South meint
Und ob E Kleinwagen ein Erfolg werden könnte? Yoa, also nüchtern betrachtet haben Kleinwagen immer so um die 12-15% Marktanteil (eher überschaubar) und sehr viele Kleinwagen werden als Zweitautos genutzt.
Die Darstellung, dass also ein E Kleinwagen nur brauchbar wäre, wenn er 500km fährt ist m.E. übertrieben bis falsch, der Kleinwagenmarkt kann heute sicher Autos mit deutlich weniger Reichweite aufzunehmen. Wer doch mehr Reichweite braucht, der wird dann eine Klasse höher einen Gebrauchten nehmen, ein Kompaktklasseauto wie z.B. der ID.3.
Gut, viel Blabla und Glauben. :-)
Beispiel aus der Praxis. Der VW E Up hat sich zumindest sehr gut verkauft.
Dieseldieter meint
Äh, das war so gemeint dass ein Kunde sich zwischen 4er / i4 oder Passat / id7 entscheidet. Natürlich nicht id7 oder Corsa, das klingt jetzt etwas konstruiert. Guck doch einfach Mal, was du für 15.000-16.000€ alles für Verbrenner bekommst, nur geh nicht nach Listenpreis. Da ist schon der ein oder andere halbwegs ausgestattete Wagen dabei. Jedenfalls muss du damit als Straßenparker nicht alle 3 Tage schauen, wo du jetzt deinen Strom herbekommst.
Fakt ist, das was elektrisch bis 20.000€ kostet verkauft sich fast gar nicht. Corsa und Sandero sind dagegen regelmäßig vorbei mit dabei, und beide gibt’s Recht gut ausgestattet unter 20.000€.
Wenn ein e-Kleinwagen mit 500 km wltp für 20.000 kommt – das würde gut laufen. Aber diese Notlösungen mit mini-Reichweiten, mit denen du dann noch eine Stunde am Schnelladern stehst? Will keiner.
Dieseldieter meint
Nachtrag: den e up gab’s auch mal zum Preis eines Handyvertrags zu leasen. Den Dacia spring gerade für 89€.
Ersterer war wohl zu stark verlustbehaftet, zweiter ist und bleibt ein Ladenhüter.
Jeff Healec meint
„Fakt ist, das was elektrisch bis 20.000€ kostet verkauft sich fast gar nicht.“
Dann würde ich mir vielleicht mal die Frage stellen, warum das so ist!
Es gibt den technisch völlig veralteten Spring, einen KleinSTwagen, in Anbetracht der quasi nicht vorhandenen Sicherheit zum Mondpreis, es gibt den Leapmotor T03, ebenfalls ein KleinSTwagen, und es gibt demnächst den e-C3 mit beschnittener Reichweite, einen rudimentär ausgestatteten Kleinwagen, für den in der günstigeren Basis-Variante weder für Geld noch gute Worte essenziell wichtige Ausstattungs-Optionen zu haben sind.
Die Industrie verhindert mit großem Erfolg die Verbreitung günstiger Einstiegs-E-Mobilität.
Wie man so lange so konsequent am Marktbedürfnis vorbei entwickeln kann, das ist geradezu Oscar-Preiswürdig.
And the Winner is…europäische Autoindustrie!!!
Das dicke Ende kommt.
Jeff Healey meint
Ja, so ist es. Auch wenn manch einer das hier wieder ins Lächerliche ziehen möchte.
Rüdiger meint
Wo sind sie denn, die E-Auto-Einstiegsangebote ab 14, 15 tausend Euro?
…..
wenn ein Dacia Sandero ohne nix schon 12K+ kostet?
Unter welchem Stein lebt ihr eigentlich?
Futureman meint
Während hier noch gestritten wird, wer wieviel Förderung bekommt und wie man gleichzeitig möglichst lange an alter Technik festgehalten werden kann, senkt der Marktführer in China ein weiteres Mal die Preise.
Inzwischen liegen dort die meisten E-Autos preislich weit unter den Verbrennern. Da können die europäischen Hersteller froh sein, dass die Transportkapazitäten knapp und teuer sind und die Zölle die Preise weiter hoch halten.
Das Auto ist auf dem Weg, ein weiteres elektronischen Produkt mit dem, bei dem Segment gültigen Preisentwicklungen. Sprich, Verdoppelung der Produktion entspricht Preissenkung um ca. 20 Prozent.
Die Entwicklung bleibt spannend und geht manchen wohl zu schnell.
South meint
Schon lustig. Habeck musste die Direkt-Subventionierung auf Druck der FDP zurücknehmen und heute wird sich darüber beklagt, wobei man noch nachschicken muss, dass diese Prämie mittlerweile eh ausgelaufen wäre.
Zudem müsste man erwähnen, dass E Autos immer noch ordentlich gefördert werden, eben nur nicht mit einer direkten Prämie im Privatbereich, sondern in den Flotten. Die Idee dahinter, nachdem genau die deutschen Hersteller natürlich das beste Standing bei den Firmenflotten haben, fließt das Geld genau in diese Richtung und soll noch deutlicher auf die Premiumhersteller zugeschnitten werden. Prinzipiell sind Subventionen auf Dauer Schall und Rauch, technologiebesoffen führt zu gar nichts. Glasklar ist die Industrie am Zug ernsthaft konkurrenzfähige E Produkte auf den Markt zu bringen. Sie dürfen den technischen Anschluss nicht verlieren. E Autos fahren wir so oder so, und die Schmerzgrenze liegt schon weit vor 100% E Autoquote, es ist also nur noch die Frage, ob sie aus unserer Produktion kommen werden…
Jensen meint
@ South: Sehr gute Zusammenfassung!
Auch ich hatte eigentlich darauf gehofft, dass das Experiment der vorherigen Regierung (nämlich die Opposition mitfahren zu lassen) besser funktioniert. Robert Habeck hat gute Arbeit geleistet.
Nun stecken wir in einem neuen Experiment, in dem die Wirtschaft eine Dame unmittelbar von der Lobbybank auf den Ministerposten gesetzt hat. Die Interessen ihrer alten Wegbegleiter hat sie ja schon formuliert.
Rüdiger meint
na logo… von Kinderbücher zur Wirtschaft ist es nur ein Katzensprung.
Niemand würde sich von einem Hausmeister operieren lassen, aber Habeck hat gute Arbeit gemacht… *g
Donald meint
Ja, Erfahrung in der Wirtschaft ist von Vorteil. Sieht man schön bei mir, ein supererfolgreicher Wirtschaftsboss als Präsi….läuft!
South meint
Finde ich auch, besser einen Unternehmer wie Trump, ich mein, geballte Kompetenz…der ist auch zeitlich nah bei Rüdiger… Deutsche Mark, Alpen durch Klimawandel entstanden…
Rüdiger meint
South meint
….
subventionen sorgen dafür das die Preise steigen. Oder wurden USB Sticks mit 80 GB jemals gefördert/subventioniert? Ich habe mehrere Hundert DM damals für 5,25 Laufwerk bezahlt. Später kamen die besseren 3,5 Zoll…
lernt mal die basics bevor ihr weiter Unheil und Unfug verbreitet.
South meint
Hihihihi, ich lerne tatsächlich immer gerne auch was Neues dazu, aber es würde mich tatsächlich erschüttern, wenn du mir was sinnvolles Neues beibringen könntest, da sind wir bei dir eher in Kategorien schon früher was alles besser und Alzheimer. Würde jetzt normalerweise die Anschub Subventionen und Preissensitivität erklären … die Theorien sollte es auch schon zu DM Zeiten gegeben haben, aber in deinem Fall ist das tatsächlich Zeitverschwendung…
Rüdiger meint
Du pickst dir immer die Dinge raus, die dir passen um mich lächerlich zu machen, auf der Seite bleibt das eigentliche Thema: das Preise durch Subvention unnötig steigen. Da kommt nie etwas von dir.
Aber hey, such dir wieder was über mich aus du ar Sch loch
Mäx meint
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Rüdiger meint
Wir brauchen eindeutig wieder den Robert. Der würde uns dann mit lustigen Schautafeln erklären, das nicht die Industrie stockt, sondern aktuell nur pausiert.
Future meint
Blume und Zipse sind ja leider noch da und erklären uns alle 2 Wochen die Technologieoffenheit. Aber Zipse geht nächstes Jahr endlich in Rente. Vielleicht wird er ja dann auch Honorarprofessor in Amerika – so wie Habeck.
brainDotExe meint
Erfolg gibt Zipse Recht.
BMW macht bisher alles genau richtig.
Tinto meint
Das ist aber genau das was den selbsternannten Nestbeschmutzer hier massiv stört, dass heimische Marken erfolgreich sind.
Mäx meint
Ach wir haben doch jetzt Fritzl der die gleiche Politik macht wie der schlechteste Wirtschaftsminister aller Zeiten.
Sind die, die kopieren eigentlich noch schlechter oder nur genau so schlecht?