Die Leasing- und Dienstleistungsgesellschaft ALD Automotive und das Autoleasing- und Fuhrparkmanagement-Unternehmen LeasePlan in Deutschland haben die neueste Ausgabe des „Ayvens Mobility Guide“ veröffentlicht. Er liefert eine globale Analyse zum Fortschritt der Elektrifizierung in den verschiedenen Ländern.
„Der Umstieg auf Elektromobilität muss und wird passieren, aber er braucht Zeit und wird nicht linear verlaufen. Unser Mobility Guide soll einen Ansatz bieten, um Hürden anzugehen, die den Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität erschweren. Dabei sind Elektrofahrzeuge eine Lösung, um CO2-Emissionen zu reduzieren und Klimaverpflichtungen schrittweise zu erfüllen. Der Leitfaden klärt über die Elektrifizierung auf und soll insbesondere Fuhrparkleiter mit internationalen Flotten unterstützen“, so Martin Kössler, Geschäftsführer von ALD Automotive und LeasePlan in Deutschland.
Der Mobility Guide bewertet 47 Länder auf der Grundlage von drei E-Mobilitäts-Reifegraden: Developed (ausgebaut), Transitioning (im Übergang) und Emerging (aufstrebend). Zur Bestimmung dieser drei Entwicklungsstufen wurde eine Bewertungsmethode herangezogen, die sechs Kernfaktoren und Hürden bei der Umstellung auf Elektromobilität berücksichtigt, um eine Gesamtbewertung der Länderreife auf einer Punkteskala von 0 bis 100 zu erhalten:
- Anzahl an Elektrofahrzeugen (Batterie-Elektrofahrzeuge/BEV und Plug-in-Hybride/PHEV)
- Ladeinfrastruktur
- Besteuerung und Regulierung
- Angebot an umweltfreundlichen Antrieben
- Relevanz für die Nachhaltigkeit
- Gesamtbetriebskosten im Vergleich zu Verbrennern
Eine Übersicht und Bewertung der steuerlichen Rahmenbedingungen und regulatorischen Anforderungen für Elektrofahrzeuge in 37 Ländern gehört ebenfalls zum Inhalt.
Elektrifizierung kommt voran, West- und Nordeuropa vorne
Deutschland liegt beim Elektromobilitäts-Reifegrad bei der Analyse insgesamt auf Platz 9 (63/100) unter den 13 Ländern mit dem Attribut „ausgebaut“. 13 europäische Länder fallen in die Kategorie „ausgebaut“ (2023 waren es noch 11 Länder), was auf eine starke Präsenz von Elektrofahrzeugen und günstige Bedingungen für eine weitere Elektrifizierung hindeutet. „Dieser Anstieg ist das Ergebnis einer breiteren Akzeptanz von E-Fahrzeugen und einer großen Auswahl an verfügbaren Modellen“, so die Studienautoren.
Am weitesten entwickelte Länder, was die Einführung von Elektrofahrzeugen angeht, sind Norwegen (82 von 100 Punkten), die Niederlande (80/100) und Finnland (74/100).
Auch neue geografische Regionen wie Süd- und Osteuropa sowie Thailand (43/100), in denen mehr Elektrofahrzeuge eingeführt werden und die Ladeinfrastruktur ausgebaut wird, tragen aktiv zum Wachstum des E-Mobilitätsmarkts bei.
Breiteres Stromer-Angebot, bessere Ladeinfrastruktur
Die Ladeinfrastruktur variiert der Analyse nach von Land zu Land immer noch stark. Auf einer Skala von 0 bis 20 sind die Niederlande mit 17 Punkten das reifste Land in Sachen Ladeinfrastruktur, noch vor dem E-Mobiltäts-Pionier Norwegen (15/20). Österreich (16/20), Deutschland (14/20) und Dänemark (14/20) haben ihre Ladeinfrastruktur-Werte klar verbessert und den Zugang zu Lademöglichkeiten deutlich erleichtert. In Australien (4/20), Irland (5/20) und Polen (5/20) dagegen kann die Infrastrukturentwicklung mit dem rasanten Anstieg an Elektrofahrzeugen kaum Schritt halten.
In 20 Ländern gibt es mittlerweile 100 verschiedene BEV-Modelle. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der verfügbaren E-Modelle auf dem Markt rasant angestiegen und decke mittlerweile ein breiteres Spektrum an Pkw- und Transporter-Segmenten ab, so die Studienautoren. Mit der Markteinführung neuer Modelle werde zudem eine breitere und stärker diversifizierte Kundenbasis mit unterschiedlichen Wünschen und Budgets angesprochen.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wurde unter anderem durch die Umsetzung der europäischen „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ (AFIR) weiter vorangetrieben, die die EU-Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, in regelmäßigen Abständen Ladesäulen an großen Autobahnen zu installieren.
Abwärtstrend bei Gesamtbetriebskosten kehrt sich in einigen EU-Märkten um
Die Kosten für den Betrieb eines Elektroautos liegen laut der Studie bei 0,39 Euro pro Kilometer und bei 0,40 Euro für einen Verbrenner. In 13 europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal und die Schweiz) bleiben die Gesamtbetriebskosten (TCO) für Elektrofahrzeuge wettbewerbsfähig (15 Länder in 2023). Insgesamt aber sind sie in einigen Märkten im Vergleich zu Verbrennern wieder teurer geworden.
In Frankreich, Schweden und Spanien sind die TCO für Stromer aktuell höher als für Verbrenner. „Grund ist vor allem, dass staatliche Subventionen ausgelaufen oder die Energiekosten wieder gestiegen sind“, heißt es. In Großbritannien und Österreich entsprechen die Gesamtbetriebskosten für BEV mittlerweile wieder denen für Verbrenner.
Die Studienautoren abschließend: „Obwohl der E-Mobilitätsmarkt reift, gibt es immer noch eine ganze Reihe an Herausforderungen wie Preisschwankungen, steigende Gesamtbetriebskosten, geopolitische Spannungen, sich ändernde Regulierungen und Subventionen, neue Steuervorschriften und allgemeine Marktbedingungen.“
South meint
Als stark autoproduzierende Nation sollten wir deutlich die Accutechnik, -fabriken und die Ladeinfrastruktur fördern, damit die Kosten runterkommen. Direkte Subventionen bringen nicht viel, die Sacken nur die Hersteller ein. Wenn überhaupt dann nur für die Kleinwagen. Besser wäre ein stärkerer Malus für den Verbrenner, vorallem für die Segmente der teuren großen Spritschlucker. Und es muss wieder Planungssicherheit herrschen. Die unterschiedlichen Signale seitens der Politik, negativ vorallem von der Minipartei FDP bis in die EU durchgedrückt, muss und wird hoffentlich kommendes Jahr ein Ende haben. In der EU nimmt das Programm der konservativen den Punkt sinnvoller Weise ernster auf, als die derzeitige Koalition. Die Kunden wie die Hersteller werden nur ernsthaft umsteigen, wenn es sich lohnt…
Jeff Healey meint
Tja…
So müsste es eigentlich angegangen werden. Eigentlich.
Aber eigentlich sind wir auch schon längst abgehängt.
South meint
Also ich weiß nicht. So was ist immer schwer zu beurteilen, weil sich ja keiner bei seinem Wissensstand wirklich in die Karten schauen lässt. Einige heimische Hersteller haben durchaus respektable Programme aufgelegt wie z.B. VW und BMW. Der Knackpunkt wird in den kommenden Jahren die Skalierbarkeit sein. Dafür muss man wettbewerbsfähige Lieferketten und Produktion vorallem beim Accu haben, sonst kann man schlicht nicht kostendeckend zu einer vernünftigen Preis- Leistung produzieren. Und man braucht Zugang zur Accutechnik der nächsten Generation, wie die Feststoffaccus oder vielleicht auch sehr günstige Modelle mit Salzaccus. Die kommenden Jahre kann man wirklich noch vom Verbrenner leben, aber da keine Strategie zu haben, wird einen teuer zu stehen kommen. Und die Konkorrenz glänzt ja auch nicht gerade, Tesla stagniert auch und die Japaner sind gar abgeschlagen. Offenbar ist Toyota nicht so konfident auf Feststoffaccus…. ein wirklich spannender Markt…..
Ben meint
Absehbar ist das die deutschen Hersteller aus Deutschland verschwinden werden bzw. extra für den deutschen Markt ein Europa- Einheitsbverbrenner bauen, die deutschen sind inovationshassend, rückwärtsgewandt und zukunftsfeindlich sieht man am BEV Markt in Europa(6Monate) +9% wenn man Deutschland rausrechnet, inkl. Deutschland +1% Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas und noch sinil dazu…aber hey der Deutsche denkt dann einfach das alle anderen Unwissende sind und das Land der Dichter, Denker und Ingenieure es natürlich besser wissen muss.
Yoshi meint
Nö Ben, die hassen keine Innovationen. Sonst hätte ja hier keiner ein Smartphone oder ein E-Bike.
Beide Produkte bieten gegenüber ihren Vorgängern wesentliche Vorteile, kosten natürlich auch mehr aber bringen kaum jemanden an seine finanzielle Belastungsgrenze.
Die Parallele zum aktuellen Angebot im Bev-Bereich kannst du sicher ziehen.
GeoRG meint
Der Staat hat die Elektromobilität eigentlich ausreichend subventioniert: Stichwort BAFA. Jetzt ist die Wirtschaft gefragt. Sie muss endlich Elektroautos für den Massenmarkt anbieten und die Kunden mit ihren Produkten überzeugen. Auch für die Ladeinfrastruktur ist nicht der Staat sondern die Wirtschaft zuständig. Jeder Stellplatz sollte eine Lademöglichkeit haben. Der Staat muss nur günstige Rahmenbedingungen dafür schaffen, zum Beispiel das Recht eines jeden Mieters auf eine Lademöglichket an seinem Stellplatz. Installation und Betrieb der Lademöglichkeit muss dann der Mieter selber über eine Umlage bezahlen. Viel wichtiger aber ist der Ausbau öffentlicher Verkehrsangebote, damit mehr Menschen auf Bus Bahn und Radverkehr wechseln. Mehr Geld für die Schiene statt in die Straße.