Rosenbauer hat einen „Revolutionary Technology“ (RT) an die Feuerwehr der Hansestadt Hamburg übergeben. Dieser RT ist als elektrisches Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (eHLF 20) ausgeführt. Außerdem sind zwei elektrische Rettungswagen neu in der Flotte.
Das neue eHLF20 entspricht der Beladung eines konventionell angetriebenen HLF20 mit Ausrüstung für Brand-, Hilfeleistungs- und Rettungseinsätze. Der integrierte Wassertank fasst bis zu 1.600 Liter, zusätzlich werden bis 120 Liter Schaummittel mitgeführt. Mit dem Wassertank an Bord kann die Brandbekämpfung bereits anlaufen, bis eine Wasserversorgung über einen Hydranten hergestellt ist.
Der Rosenbauer RT (kurz für Revolutionary Technology) ist ein elektrisches Feuerwehrauto mit sogenanntem Range Extender. Zwei E-Motoren sorgen für 350 kW/476 PS Antriebsleistung. Der Strom stammt aus einer Hochvolt-Batterie mit 100 kWh oder von einem dieselbetriebenen Verbrennungsmotor als Range Extender von BMW – ein drei Liter großer Reihensechszylinder. Der Verbrenner soll einen „Dauerbetrieb des Fahrzeuges im Fahr- und Einsatzgeschehen“ ermöglichen. Insgesamt sind vier Elektromotoren von Volvo Penta verbaut: Die beiden Einheiten für den Antrieb, eine als Generator für den Range Extender und eine für elektrische Antriebe der Löschtechnik.
„Mit seinem vollelektrischen Antrieb, dem integrierten Energy Backup System und der Höhenverstellbarkeit meistert er nicht nur den regulären Einsatzbetrieb der Berufsfeuerwehr zuverlässig, sondern auch in Extremsituationen“, so Rosenbauer über das Fahrzeug für die Hamburger Berufsfeuerwehr. Dieses Exemplar verfügt als Sonderausstattung über ein höhenverstellbares Fahrwerk, das im obersten Niveau Wasserdurchfahrten bis zu einer Tiefe von 800 Millimetern ermöglichen soll – etwa bei Überschwemmungen im Hafengebiet.
Dank eines Spiegel-Ersatzsystems mit Kameras ist der Hamburger RT nur 2,35 Meter breit. Mit der Hinterachslenkung und 4,10 Metern Radstand soll das Fahrzeug extrem wendig sein. Auch die Kabine mit integriertem Fahrer- und Mannschaftsraum entspreche den Anforderungen der Hansestadt Hamburg, heißt es.
„Mit der Beschaffung unserer vollelektrisch angetriebenen Einsatzfahrzeuge gehen wir neue Wege bei der Brandbekämpfung und im Rettungsdienst und setzen damit ein Zeichen für eine noch schlagkräftigere und zukunftsfähige Feuerwehr Hamburg“, sagt Jörg Sauermann, Amtsleiter Feuerwehr Hamburg. „Vor allem die Konzeption des neuen elektrischen Hilfeleistungslöschfahrzeugs vereinfacht die Arbeit an den Einsatzstellen erheblich. Wir sind stolz darauf, dass wir heute die individuell auf Hamburg angepassten Fahrzeuge entgegennehmen dürfen. Mit diesem Projekt zeigen wir, dass durch die moderne Antriebstechnologie viele Vorteile für die Gefahrenabwehr in einer Großstadtmetropole generiert werden können.“
Zwei E-Rettungswagen ebenfalls eingeflottet
Parallel zum eHLF20 hat die Feuerwehr Hamburg zwei vollelektrische Rettungswagen in die Flotte aufgenommen. Die beiden Fahrzeuge sind an den Feuer- und Rettungswachen Billstedt und Berliner Tor stationiert. Sie wurden auf Basis eines MAN-Fahrgestells durch die Schweizer Firma FLUX voll elektrifiziert und durch die Firma WAS zu Rettungswagen auf- und ausgebaut.
Zusätzlich sind bereits seit Sommer 2024 zwei Kommandowagen auf Basis des Elektro-SUV VW ID.4 in der Flotte. Sie werden von den Ärzten der Leitenden Notarztgruppe sowie dem Pressedienst der Feuerwehr Hamburg genutzt.
Offiziell sind alle fünf Elektro-Feuerwehrfahrzeuge derzeit im Probebetrieb. Dieser soll sich über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren erstrecken und ist an mehreren Feuer- und Rettungswachen vorgesehen.
Michael meint
100KWh sind nicht gerade üppig für so ein Auto. Warum nicht ein 200KWh Pack wie es die großen Volvos haben?
M. meint
Da gibt es wohl einen Zielkonflikt.
Für die meisten Einsätze werden die 100 kWh reichen, für ein paar besondere aber nicht mal 200 oder noch mehr.
Vielleicht reicht der Platz aber nicht für noch mehr Batterien UND noch den Diesel, auf den man vielleicht auf keinen Fall verzichten kann.
Dass das Teil ungenutzte Hohlräume spazieren fährt, kann man wohl ausschließen. Da sollte ein Blick auf das Titelbild reichen.
Tom meint
Weil Fahrzeuge der Feuerwehr immer eine bestimmte Norm erfüllen müssen. Bei einem Löschfahrzeug wie hier besagt diese Norm das es nicht schwerer wie 15t wiegen darf.
South meint
Also da bin ich jetzt eher nicht so der Fan. Klar, man kann einen Teil der THW, FW und Rettungsflotte elektrisch betreiben, aber wie man im Ahrthal gesehen hat, können Großereignisse eintreten, die einen völligen, dauerhaften Ausfall der Infrastruktur, incl. Strom zur Folge haben. Für diesen Fall sollte man tatsächlich eher Dieselfahrzeuge und Pumpen in Reserve haben… deshalb einen Alltagsteil elektrisch, yoa, aber für Großereignisse braucht man noch Diesel, zumindest Notstromaggregate auf Dieselbasis. Nachdem da die Laufleistung nicht hoch ist, wäre sogar teure E Fuels da eine sinnvolle Sache….
PP meint
Deshalb ist er ja auch nicht rein elektrisch.
„Der Strom stammt aus einer Hochvolt-Batterie mit 100 kWh oder von einem dieselbetriebenen Verbrennungsmotor als Range Extender von BMW – ein drei Liter großer Reihensechszylinder.“
Tom meint
Ich finde es immer Spannend wie das Ahrtal hier als negatives Beispiel genannt wird.
Ich war dort im Einsatz, und ja, dort war die komplette Infrastruktur verloren.
Jetzt muss man aber auch sagen das dass Ahrtal nur ein relativ kleiner Fleck auf der Landkarte ist, eine Orte bzw wenige Kilometer weiter hat man überhaupt keine Auswirkungen mitbekommen.
Strom, Gas, Wasser, das alles war dort verfügbar.
Und das das hier gezeigte Fahrzeug noch einen Range Extender besitzt, gibt es hier überhaupt kein Nachteil…
Wayne meint
Da hast du sicher recht. Aber ein Netzausfall kann sich aufgrund der Verbundnetze auf große Teile erstrecken.
Der Gedanke hier bivalent zu sein finde ich sinnvoll und auch die Batteriegröße auf ein sinnvolles Maß zu begrenzen.
Wenn ihr angerückt seid werdet ihr wahrscheinlich ein Aggregat dabei haben?
South meint
Sorry, ja das mit dem Range Extender hatte ich überlesen…
EdgarW meint
Der E-Rettungswagen ist endlich mal ein sinnvoller Elektroumbau des MAN TGE (im Gegensatz zu MANs eigener Variante eTGE mit 36 kWh Mini-Akku): Reichweite bis 480 km bzw 320 km „bei voller Nutzlast“:
https://www.fluxmobility.ch/sonderfahrzeuge/elektrische-ambulanz
David meint
Im Grunde genommen müssen alle Rettungsfahrzeuge, besonders aber Feuerwehren elektrisch werden. Es sind Fahrzeuge ohne hohe Laufleistung, die nur geringe Reichweite benötigen, aber bisher aufwändig, als Verbrenner vorgewärmt werden müssen.
Gntrkrng meint
Die bekommen ihren CO2 Rucksack halt nie weg bei 30.000 bis 50.000 km bei End of life
Mary Schmitt meint
Kann man so nicht sehen. Es ist doch erwähnt worden, dass herkömmliche Fahrzeuge der Feuerwehr permanent an Standheizungen hängen. Die sind der Vergleich.
Frank W meint
Im Prinzip richtig. Aber man muss die Einsatzdauer bei Großschadenslagen / Katastrophen berücksichtigen. Diesel nachtanken, kann man per Kanister an der Einsatzstelle. Strom ist dann ggf. nur über eigene Generatoren verfügbar ?!
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wo ist das Problem? Feuerwehren und THW haben doch genügend Stromgeneratoren.
M. meint
Naja, der eingebaute Stromgenerator ist halt schon noch leistungsfähiger als das, was man so rumschleppen kann. Und ein extra Zugfahrzeug braucht man auch nicht.
Wäre schon maximal umständlich, ein Stromaggregat hinter sich herzuziehen, das im Sonderfall das Zugfahrzeug mit Strom versorgt, oder?
Tom meint
Auch hierfür gibt es Normen bzw gewisse Parameter die erfüllt werden müssen um eine Zulassung als Feuerwehrfahrzeug zu bekommen.
Ein Löschfahrzeug z.b. muss mit einer Tankfüllung mind. 400km fahren bzw 4std Dauertbetrieb möglich sein.
Dank des Range Extender ist hier beides möglich.
EdgarW meint
@Frank W, genau dafür ist ja der eingebaute Generator da. Er dient weniger als Range Extender, sondern viel mehr bei langen Einsätzen für die AUfrechterhaltnug der Stromversorgung aller Systeme (auf dem Rückweg in dem Fall dann natürlich auch als RE). Er ist obendrein angenehm leise da an seinem Einbauort perfekt dämmbar, sehr viel günstiger als Lkw-Diesel-Motoren und sehr leicht und günstig zu warten, da es sich um einen Großserien-BWM-Sechszylinder Diesel handelt und er oben im Fahrzeug eingebaut ist, wo er am leichtesten für die Wartung zugänglich ist – sehr viel leichter als am sonstigen Einbauort. So wurde das alles mal in einem Video geschildert, es ging um die Erprobung in Berlin. Und all diese Lösungen sind mit den großen Berufsfeuerwehren zusammen entwickelt worden. Zu guter letzt bietet er auch noch einen geräumigeren – und ruhigeren – Innenraum, als die vergleichbaren Verbrennerfarhzeuge.
Mal kurz gesucht, der YT-Kanal mit dem Video (ich meine es waren 2 Teile) ist „Felix Goldbach“, früher „Money For Future“. Gerne gucken, sehr interessant.
Swissli meint
Eben „ohne hohe Laufleistung“. Die Dinger stehen extrem viel herum. Was nicht rumfährt, kann mit Batterie auch nicht wirklich CO2 einsparen. Gäbe sinnvollere Anwendungen für Elektrifizierung von Fahrzeugen.
Dieseldieter meint
Ich habe heute einen Bericht gelesen, in dem die Polizei Württemberg ihre ca. 530 Audi Q4 Etron trotz 530 km wltp als „dienstuntauglich“ einstuft.
Demnach werden die Wagen nachts vollgeladen, stehen aber tagsüber trotzdem regelmäßig an der Ladesäule. Die Polizisten sind angehalten, in der Zeit „Sachbearbeitung per Diensthandy“ zu machen. Entweder wird die Polizei für solche Meldungen auch von der Öllobby bezahlt, oder es läuft doch nicht alles so rund wie manche hier es darstellen.