Lothar Schupet, CEO der China-Automarke Zeekr in Europa, hat mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) über die Expansionspläne des chinesischen Elektroautobauers gesprochen. Der Anbieter gehört wie Volvo und Polestar zum Geely-Konzern der Volksrepublik und ist bereits etwa in Schweden, Norwegen und Dänemark aktiv – bald soll Deutschland folgen.
Zeekr wolle sich in Europa auch über das Design differenzieren, vor allem aber mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem biete man in Sachen Leistung, Materialien und Technologie mehr als die Konkurrenz, so Schupet. Viele Kunden weigerten sich mittlerweile, für ein vergleichbares oder schlechteres Angebot einer europäischen Marke deutlich mehr zu bezahlen.
Die Marke verkaufe keine „nackten Fahrzeuge“, bei denen man noch eine ganze Reihe von Optionen und die Benutzung von Fahrerassistenzsystemen hinzubuchen muss. Zeekr biete zudem gute Fahrleistungen, oft auf höherem Niveau als bei Premium-Marken. Und weil man von der Qualität überzeugt sei, erhalten die Kunden zehn Jahre Garantie.
Auf die Unterschiede zu anderen nach Europa drängenden China-Marken gefragte, sagte der Manager: „Die Anmutung unserer Produkte macht den Unterschied – der sogenannte ‚look and feel‘. Hier unterscheiden wir uns deutlich von anderen chinesischen Herstellern.“ Auch bei den Fahreigenschaften und der Fahrwerkabstimmung machten Zeekr-Fahrzeuge den Unterschied aus.
„Unser gesamtes europäisches Management besteht aus Europäern“
Zeekr sei anders als andere Marken aus China stark in Europa investiert. Die Marke habe ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Göteborg, Schweden, das in einer Abspaltung von Volvo entstand. Dort habe man eine eigenständige Elektro-Plattform entwickelt. Auch das globale Zeekr-Designzentrum stehe in Schweden. „Wir verstehen europäische Kunden, unser gesamtes europäisches Management besteht aus Europäern“, erklärt der Chef für die Region.
Zeekr sei noch eine kleine, junge Marke – „aber mit der Kraft eines Riesen“. Denn der Mutterkonzern Geely verfüge über große finanzielle und herstellerische Ressourcen. „Aber eben mit europäischer Seele. Wir exportieren nicht einfach Autos aus China“, sagt Schupet. Natürlich erziele man Kostenvorteile dank gemeinsamer Technologie mit Polestar und Volvo. Im chinesischen Werk Taizhou würden Fahrzeuge aller drei Marken gefertigt, aber die drei Marken würden klar differenziert. Letzteres werde in den nächsten Jahren noch stärker der Fall sein. Damit es nicht zu Überlappungen kommt, schaue man sich statt Produktgruppen eher Kundengruppen an.
E-Autos und bald auch Hybride
Zeekr wägt laut Schupet sehr genau ab, welche seiner in China lancierten neuen Modelle auch in Europa eine Chance haben. Man überlege, in Europa neue Fahrzeugsegmente zu kreieren. Als erste Modelle für Deutschland werden der Kompaktwagen X, der Shooting Brake 001 und das Mittelklasse SUV 7X erwartet. Neben diesen Elektroautos will Zeekr laut dem Europa-Chef auch E-Autos mit Verbrennungsmotor als Stromgenerator für mehr Reichweite importieren.
Die im letzten Jahr eingeführten EU-Strafzölle auf in China gebaute Elektroautos werde man nicht an die Kunden weiterbelasten, so Schupet. Die Effizienz der chinesischen Werke sei sehr hoch, die Flexibilität groß. Und es gebe auch immer die Möglichkeit, Zeekr-Autos in einem europäischen Geely-Werk zu produzieren. Vorerst werde aber weiter in China gefertigt.
Grundsätzlich strebe Zeekr in Europa kein besonders schnelles Wachstum an. Man wolle gemeinsam mit Partnern wie Emil Frey für den Vertrieb in der Schweiz „Schritt für Schritt wachsen“. Das sei realistischer und nachhaltiger. Ab wann genau die Chinesen ihre Autos auch in Deutschland anbieten, konkretisierte er nicht.

paule meint
Wenn es nicht funktioniert wie geplant kaufen die einfach weiter europäische Markennamen. Irgendein Chinese wird bald Porsche im Portfolio haben.
R2D2 meint
Als chinese würde ich doch erstmal 1.x Mrd Leute beglücken, als paar Neandertaler in Europa.
RW meint
Es existiert in Europa kein Markt für Autos über 50k die nicht von europäischen Herstellern kommen. Wann verstehen die das endlich? Das hat bei Lexus nicht geklappt, bei Genesis nicht und bei Cadillac genauso wenig. Bietet einen 7X für 45.000 EUR oder lasst es direkt bleiben.
David meint
Wenn das der Fall wäre, würden sie gar nicht erst mit der Marke auf den Markt kommen. Der Markt hier ist feindlich für chinesische Fahrzeuge und gerade Geely müsste das wissen. Sie haben nur Erfolg, wenn sie ihre Fahrzeuge als Europäer tarnen.
TomTom meint
Mal abwarten.
Die Tasten sich ran wie die Koreaner einst.
Und da sie kein explosives Wachstum erwarten kann die Strategie der Überzeugung durch Leistung recht gut funktionieren.
Wenn das Gesamtpaket stimmt entwickelt sich das Wachstum von ganz allein…
MrBlueEyes meint
„Wenn das Gesamtpaket stimmt entwickelt sich das Wachstum von ganz allein…“
Das denken gerade alle Chinesischen Marken… es können aber nicht alle wachsen… erst recht nicht neben der mittlerweile guten bis sehr guten Deutschen Konkurrenz… das werden die Chinesen auch noch merken… frage mal bei NIO nach z.B….
Gernot meint
Der Vergleich mit den Koreanern greift überhaupt nicht. Die sind hier vor 34! Jahren als absolute Billigheimer in den Markt eingestiegen, haben sich über die Jahre Marktanteile erobert und sich dann mit steigender Qualität und besserem Design über Jahrzehnte langsam etwas nach oben gearbeitet.
Zeekr möchte direkt ins Premiumsegment einsteigen. Ausstattungsbereinigt sind die Autos billiger als Vergleichbares von Audi oder BMW. Aber diese Autos werden einen deutlich höheren Wertverlust haben. Und unter dem Strich spart man dann kein Geld. Anders als Autos von Audi, BMW, oder Mercedes bieten die Autos null Status und Reputation. Das ist Käufern aber wichtig.
Das alles heißt nicht, dass die Autos schlecht sind. Überhaupt nicht. Aber der Markt funktioniert hier anders als der in China, wo Marken bei Autos kaum noch eine Rolle spielen. Die Aussage, dass man den hiesigen Markt versteht, wirkt das wie das Pfeifen im Wald.
M. meint
Die Koreaner kamen mit (auf heute umgerechnet) 15k-Autos um die Ecke. Hyundai Atos und solche Kisten.
15k – das kann man mal riskieren. Bei 50 oder 60k will man das nicht nur nicht, man braucht es auch nicht.
Thorsten 0711 meint
Im Gegensatz zu Korea und Japan hat China in Europa keinen besonders guten Ruf. Viele denken bei Chinaware an Ramsch. Ja Xiaomi und Co verkaufen hier ziemlich gut. Allerdings sind günstige (Android) Smartphones im Gegensatz zum Auro auch oft Wegwerfartikel.