Der Bundesverband eMobilität (BEM) hat „den anhaltenden Protektionismus der deutschen Automobilbranche durch die Bundesregierung“ kritisiert. Der BEM bemängelt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel diesen Monat vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags davor gewarnt habe, die deutsche Autoindustrie durch zu hohe Umweltauflagen zu überfordern. Zudem habe sich die Unionsfraktion gegen klare Fahrverbote für stark umweltbelastende Autos in Städten ausgesprochen.
„Die aktuellen Äußerungen der Bundeskanzlerin, mit denen sie sich weiterhin schützend vor die deutsche Autoindustrie stellt, bedeuten, dass die Gewinne der Konzerne höher bewertet werden, als die Gesundheit der Bevölkerung und die langfristige Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Anstatt durch klare politische Ansagen und Rahmenbedingungen notwendige Innovationen in der deutschen Auto- und Zulieferindustrie auszulösen und den unausweichlichen Strukturwandel politisch zu fördern, verhandelt die Bundeskanzlerin in Europa, den USA und China um eine Aufweichung der dortigen ambitionierten Umweltschutzvorgaben“, sagte der Präsident des BEM Kurt Sigl.
„Es hat sich nie ausgezahlt, eine überholte Technologie mit staatlichen Mitteln zu unterstützen, wie wir aus den Erfahrungen der Industriegeschichte gelernt haben. Das führt nur zu schnellerem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und letztendlich zum Sterben ganzer Branchen. Mit der von der Bundesregierung gewünschten Arbeitsplatzsicherung hat das wenig zu tun. Wir erinnern uns nur an die deutsche Feinmechanik und Optik sowie den Montan-Standort an Rhein und Ruhr – alles unwiederbringlich dahin! Trotzdem ignorieren die deutsche Autoindustrie und die deutsche Politik in trauter Zweisamkeit den Mobilitätswandel und pampern entgegen jeder Vernunft althergebrachte und liebgewordene Diesel und Benziner“, erklärte BEM-Hauptstadtrepräsentant Reinhard Löser.
„Die Gefahr, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand zu verlieren, geht nicht von der Elektromobilität aus, schon gar nicht von den Importeuren, die heute bereits alltagstaugliche Elektrofahrzeuge anbieten, sondern von einer Bundeskanzlerin und einem Verkehrsminister, die Innovationen verschleppen und die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Automobilbranche aufs Spiel setzen. Wenn wir nur 10 bis 15 Prozent unserer heimischen Wertschöpfung an US-amerikanische und asiatische Player verlieren, wirkt sich das direkt negativ auf unseren Wohlstand aus“, so Sigl.
Stephan meint
Naja, was heißt, um die Autoindustrie nicht zu überfordern? Anhand VW sieht man doch, das sie jetzt schon überfordert sind. :D
Aber solange man der Autoindustrie, was wohl nie kommen wird, die Pistole in Form von bspw. Absatzmengen von bspw. E-Autos aufzubrummen, wird nix passieren.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
also einen Verkehrsminister in Deutschland gibts nur auf dem Papier mehr auch nicht…
Die Kanzlerin hat glaube ich in Europa und mittlerweile in der Welt genug Baustellen, die Sie in den Griff bekommen muss. Ich möchte Sie da nicht aus der Verantwortung nehmen, aber darauf verweisen, dass Sie sich vermutlich da auf Ihr Team verlässt bzw. verlassen muss. Leider sind dort viele Leute, die einfach nur einen Stuhl warm halten und sich vermutlich schon damit beschäftigen was Sie nach Ihrer politischen Karriere machen.
Das einzige was die Kanzlerin aus meiner Sicht aktiv forcieren könnte wenn Sie wollte, dass Unternehmen wie Tesla Ihre Gigafactory in Deutschland errichten mit staatlichen Förderungen um einfach Arbeitsplätze zu sichern und den Wettbewerb zu sichern. Nunja das ist wahrscheinlich nur mein Gedanke.
Zum Thema Verschlafen, Wohlstand verlieren, Arbeitsplätze in Gefahr sehe ich die Sache so, dass die meisten jetzigen Politiker und Manager, Vorstände die aktuell im Amt sind + die was bewegen könnten über 60 sind. Mit wenigen Ausnahmen natürlich.
Diese Personen leben im hier und jetzt und die wollen natürlich die wenigen Jahre bis zur Rente noch schaffen und versuchen dahingehend Geld abzugreifen, Pensionen zu sichern und fertig. Hauptsache Sie selbst sind abgesichtert.
Ich bezweifle das ernsthafte Interesse, ob Umweltschutzauflagen, Wohlstand, Gesund und Arbeitsplätze der normalen Bevölkerungsschicht in 10 Jahren die MEISTEN interessiert.
EcoCraft meint
Also ich sehe die Automobilhersteller sehr viel mehr in der Verantwortung als die Kanzlerin. Die hat noch genug andere „Problemfelder“ auf nationaler und internationaler Ebene zu bespielen. Die Rettung der deutschen Autoindistrie, sollte man ihr nicht auch noch aufhalsen.
Vorstände, Manager und Aktionäre sind eigentlich gefordert über den politischen Wahlzyklus von 4-5 Jahren hinaus zu sehen und sich an langfristige Zielvorstellungen zu binden. Sie leiten die Unternehmen, sie treffen die Entscheidungen, sie bekommen dafür (i.d.R. sehr viel) Geld. Ihre einzige Aufgabe ist es das Unternehmen so aufzustellen, dass es noch Jahrzenhte bestehen soll.
Aber auch hier wird nur zu kurzfristig gedacht. Es geht immer nur um die aktuellen Quartalszahlen, den Jahresbericht, die Dividende die ausgezahlt werden und die Boni die in diesem Jahr eingestrichen werden können. Da liegt doch ein Fehler im System.
Pamela meint
Es ist doch noch mal ein Unterschied, ob sich die politische Führung aus dieser Misere komplett raushält (was ich auch für falsch hielte) oder ob sie international tätig wird, um sinnvolle Umweltstandards für Interessen der deutsche Automobilindustrie wieder aufzuweichen.
EcoCraft meint
Was hieltest du den für richtig?
Die Regierung soll sich also nicht raus halten, die Deadlinies für Einführung von Grenzwerten, soll sie aber auch nicht verschieben. Wie soll sie dann eingreifen oder Position beziehen? Wenn sie sich nicht raus hält, kann sie nur belohnend oder bestrafend in den Prozess eingreifen.
Belohnend wäre zum Beispiel durch die Vergabe von Fördermitteln oder steuererleichterungen.
Bestrafend, wäre die noch frühere Einführung von noch strengeren Grenztwerten. Das kann ja auch keiner wollen, wenn damit Arbeitsplätze in Gefahr geraten.
Ist es der richtige weg, Fördermittel auszuschütten und Steuervorteile zu gewähren nur weil die Branche es selbst verschlafen hat sich frühzeitig um ihre eigene Zukunft zu kümmern? Und die jetzt einen Wettbewerbsvorteil erhalten, obwohl sie noch immer nicht übermäßig motiviert an die Sache rangehen? Ist das fair?
Pamela meint
Wofür belohnen ?
Fördern + fordern ! Klare Zielsetzungen und deren Erfüllung mit den Subventionen verbinden, sonst Rückzahlung.
Nicht wie hier geschehen:
http://www.greenmotorsblog.de/politik/subventionen-fur-elektromobilitat-%E2%80%93-vw-daimler-und-bmw-sahnen-ab/6479/
Wieso bestrafen ?
Wenn man die Einhaltung der bestehenden Vorgaben richtig kontrollieren würde, gäbe es dazu keinen Anlass,
weil die Automobilbosse dann wüssten, dass sie da nicht drum herum kommen.
Nicht so wie hier geschildert:
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/dieselfahrer-zahlen-fuer-abgasluege-100.html
“ … 2009. Für Dieselautos werden die Stickoxid-Grenzwerte immer strenger, um die Gesundheit der Bürger zu schützen. Und das Umweltbundesamt führt wieder Abgastests durch. In dem neuen Bericht vom TÜV Nord heißt es wieder: Alarmierend ist das Ergebnis der Messungen bei den Dieselfahrzeugen.“
Besonders auffällig dieses Mal Dieselautos von Mercedes, Audi, Opel, Toyota und wieder VW. Grenzwertüberschreitung bei Stickoxiden: rund 300 Prozent. Konsequenzen für die Hersteller: keine. …“
Man hätte danch auch sofort auf den Einbau von Katalysatoren (500-1000 €) bestehen können, aber da reicht es unserer Regierung schon, wenn ein paar Manager sagen „das ist zu kompliziert“.
Arbeitsplätze hätte man dadurch nicht gefährdet. Dieses Problem werden wir hier nur bekommen, wenn Verantwortliche weiter dem kommenden Strukturwandel entgegengähnen.
Pamela meint
Wow ! Kann man irgendwo unterschreiben ?