Der Plan, alte Diesel-Pkw aus Innenstädten zu verbannen, ist eines der aktuell am heißesten diskutierten Mobilitätsthemen. Kritiker des Vorhabens verweisen auf den zu geringen Effekt eines Verbots auf die Konzentration von Luftschadstoffen und schlagen stattdessen bzw. als begleitende Maßnahme vor, zunächst den ÖPNV, allen voran die städtischen Busflotten zu elektrifizieren.
Ob allerdings Elektrobusse zur Senkung von Feinstaubwerten und Stickoxidbelastung in Innenstädten beitragen können, steht Medienberichten zufolge in Frage: Es gebe „keine belastbaren Zahlen über den generellen Anteil von Bussen an der Luftbelastung aus dem Straßenverkehr“, sagte Marcel Langner vom Umweltbundesamt (UBA) der Nachrichtenagentur DPA.
Demnach waren Daten der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg aus dem Jahr 2014 zufolge in Stuttgart, wo alte Diesel ab 2018 ausgesperrt werden sollen, normale Pkw für den Großteil von Feinstaub (72 Prozent) und Stickoxiden (63 Prozent) verantwortlich. Schwere Nutzfahrzeuge, zu denen auch Busse zählen, machten demnach 30 Prozent der Stickoxide und 22 Prozent des Feinstaubs aus.
Der von Bussen verursachte Anteil an Luftschadstoffen dürfte aber weit darunter liegen, schätzt Langner. „Wenn alle Busse von Diesel auf Elektro umgestellt würden, gäbe es keinen Rieseneffekt“, sagte er. „Das wäre noch nicht die Lösung des Problems.“
Ab 2030 mehr als 70 Prozent der Busse emissionsfrei?
Busunternehmer und kommunale Busflotten bevorzugen weiterhin die Diesel-Technologie, schon allein aus Kostengründen: Etwa 750.000 Euro koste ein Elektrobus, sein Pendant mit neuestem Euro-VI-Dieselmotor liege bei etwa 300.000 Euro, sagte ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) der DPA. Zahlen des Kraftfahrtbundesamt zeigen, dass Anfang 2016 von 78.345 in Deutschland zugelassenen Bussen nur 458 ganz oder teilweise mit Strom betrieben wurden, 1430 mit Gas und 76.334 mit Diesel.
Zwar sind Elektrobusse bislang meist nur in Testprojekten im Einsatz: Gut 20 dieser Projekte gibt es dem VDV zufolge in Deutschland, z.B. in Hannover, Leipzig, Dresden oder Berlin. Aber die immer schärfere CO2-Gesetzgebung, immer strengere Vorgaben zur Luftreinhaltung in den Städten und der Wunsch nach Lärmvermeidung in Ballungsgebieten dürften dafür sorgen, dass sich auch die rein elektrischen Busse nach und nach durchsetzen werden.
Auto- und Bushersteller Daimler rechnet damit, dass im Jahr 2030 mehr als 70 Prozent aller neu zugelassenen Stadtbusse über einen emissionsfreien Antrieb verfügen. Wäre schön. Dann könnte man auch an Bushaltestellen und Busbahnhöfen wieder frei und unbeschwert durchatmen.
N. Poerner meint
Die neuen Busse mit unterschiedlichsten alternativen Antrieben die derzeit in Betrieb gehen sind ein echter Quantensprung. Noch vor 3 Jahren wurden uralte Dieselbusse eingesetzt hinter denen man das Gefühl hatte, man könnte die Luft kauen. Jeder Schritt nach vorne zählt und sei er auch noch so klein.
Vince meint
Das Wort „Klimaschutz“ scheint eine doppelte Bedeutung zu haben? Üblicherweise geht es bei Klimaschutz um das Weltklima und damit um CO₂, in diesem Fall scheint es aber eher um das „Stadtklima“ zu gehen und damit um Luftschadstoffe – CO₂ ist da unkritisch, da wir es selber ständig ausatmen, schädigt es unsere Atemwege nicht. Vielleicht hätte man den Titel etwas eindeutiger wählen können, so könnte er manch einen Leser auf die falsche Fährte führen.
Thomas Wagner meint
Dieselbusse sind nicht nur ein Abgas- sondern viel mehr noch ein Lärm-PROBLEM.
Es gibt wenige Fahrzeuge in Innenstädten, die einen derartigen Lärm verursachen
als die Linienbusse des ÖPNV.
randomhuman meint
Man muss überall ansetzen. Es sollte oberste Priorität von Städten bei der Reduzierung von Schadstoffen sein den Lieferverkehr, ÖPNV, Taxis usw. umzustellen und zwar auf elektrische Antriebe. Das ist ein Gesamtprojekt eine Mammutaufgabe. Da müssen die Städte sofort ran und Richtlinien dafür erstellen. Natürlich mit finanzieller Unterstützung.
Mike meint
Nein,….natürlich kein Rieseneffekt….wie übrigens kein einzelnes Projekt im Umweltschutz ein Rieseneffekt sein kann!
Aber ein wichtiger Baustein hin zum Rieseneffekt, im Bus und LKW Bereich! ;)
Obwohl, mit dem Wort Rieseneffekt kann ich nichts anfangen!
Die bisherigen Umweltschäden sind unumkehrbar, wir können nur hoffen das z.B. so kleine Schritte wie Elektrobusse ,alternative Antriebe im Straßen,Luft und Schiffsverkehr, oder Abschaltung der Kohlekraftwerke etc.etc. , die Klimaveränderungen vielleicht nicht ganz so dramatisch ausfallen über die Jahrzehnte und gar Jahrhunderte ?
Jürgen Baumann meint
Völlig richtige Bemerkung. Wir können den Effekt jeder Aktion beliebig kleinrechnen. Wenn das alle machen, dann geht am Ende gar nichts.
Pamela meint
Wissmann zufolge seien ja nur „vier Prozent des Feinstaubs in Stuttgart auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zurückzuführen“, davon ist der Anteil der schweren Nutzfahrzeuge wiederum nur 22%, dh. diese sind nur zu 0,88% an der Feinstaubbelastung in Stuttgart beteiligt, also demnach die Busse fast mit Nullkommanix.
Sicher bekommen wir irgendwann noch die geringen Prozentsätze für die durch den Verkehr verursachten Stickoxide nachgereicht, um die dann noch geringere Belastung durch die stinkenden qualmenden Dieselmonsterbusse zu definieren.
Was bedeutet schon unsere subjektive Wahrnehmung bei einer Stunde im Bussbahnhof, wenn es doch fundamentierte alternative Fakten gibt.
EcoCraft meint
Wer hat den auch behauptet, dass die elektrifizierung der Busse DIE Lösung sein?
Es ist jedenfalls KEINE Lösung an den meist sehr alten Bussen für ÖPNV und Schulverkehr festzuhalten.
Die Elektrifizierung des Personennahverkehrs ist nur eine von vielen Maßnahmen die umgesetzt werden muss, wenn man die bekannten Probleme angehen will.
So wie es nicht hilft, nur Dieselwagen an belasteten Tagen aus der Innenstadt auszusperren, so hilft es auch nicht wenn nur die Busse umgestellt werden… Es braucht einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen das sollte doch jedem klar sein.
Sich einzelnen Schritten zu entziehen mit der Begründung „Das alleine löst das Problem auch nicht“, ist doch kindisch.