Thomas Oppermann, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag, äußerte sich in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel ausführlich zu den Themen Elektromobilität, Diesel-Krise und warum Kanzlerin Angela Merkel und Verkehrsminister Alexander Dobrindt seiner Meinung nach bei beiden Themen wenig erreicht haben.
Merkel habe sich „weggeduckt und die Frage der Elektromobilität Alexander Dobrindt überlassen, der mehr als unglücklich agiert“ habe. „In der Dieselaffäre“ habe Dobrindt sogar „komplett versagt“. Allerdings seien auch die Autokonzerne nicht unschuldig, die Elektromobilität etwa hätten sie „in erster Linie selbst verschlafen“.
Wie viele Jobs durch den Wandel in Deutschlands Vorzeigeindustrie „verloren gehen beziehungsweise neu hinzukommen“, sei „noch offen“. Entscheidend für die Zukunft werde es sein, „ob es uns gelingt, die ganze Wertschöpfung bei der E-Mobilität in Deutschland zu halten“. Die deutsche Autoindustrie müsse „sich aus dem Zangengriff zwischen chinesischen und amerikanischen Herstellern befreien und endlich Elektrofahrzeuge entwickeln, die den Ansprüchen der Kunden entsprechen“.
Sollte der SPD bei der Wahl im September der Machtwechsel gelingen, wolle die Partei „ein Programm auflegen, um die gesamte kommunale und staatliche Fahrzeugflotte in vier Jahren auf Elektromobilität umzurüsten“, so Oppermann. Dabei gehe es „um einige Zehntausend Fahrzeuge. Wenn der Staat von seinen Bürgern verlangt, dass sie sich auf Elektromobilität einstellen, muss er damit selber in seinem Bereich vorangehen“.
Für gewerblich genutzte Elektroautos würde die SPD „eine Sonder-Afa auf den Weg bringen, damit Unternehmen ihre Flotten umstellen. Damit würde auch der Gebrauchtwagenmarkt bei Elektrofahrzeugen angekurbelt“, so Oppermann.
In der Diesel-Krise erwartet der SPD-Politiker „von der Autoindustrie mehr als nur Kaufprämien beim Umstieg auf neue schadstoffarme Autos“. Fahrer von älteren Dieselfahrzeugen etwa, „bei denen Software-Veränderungen nicht ausreichen, können sich auch mit einer Kaufprämie keinen Neuwagen leisten“. Diese Leute dürfen „jetzt nicht die Dummen sein. Deshalb muss die Industrie alle verkauften Fahrzeuge technisch so nachrüsten, dass sie weiterhin in die Innenstädte fahren können und keinen Wertverlust erleiden“.
Peter W. meint
Das ist Wahlkampfgetöse, sonst gar nichts.
NurMalSo meint
Jawohl… die heiße und somit auch amüsante Phase des Wahlkampfes ist da XD
„wolle die Partei „ein Programm auflegen, um die gesamte kommunale und staatliche Fahrzeugflotte in vier Jahren auf Elektromobilität umzurüsten““
Wenn ich mir die Fuhrparks der Kommunen in der Region so ansehe, dann sehe ich da viele Autos die schon 10 und mehr Jahre auf dem Buckel haben…
Mal ganz davon abgesehen, dass viele dieser Fahrzeuge aus den kommunalen und staatlichen Fahrzeugflotten gar nicht durch eAutos ersetzt werden können.
1. Zweifel ich an der Verfügbarkeit der vorhandenen Modelle
2. Gibt es eine Menge Wagen in den Fuhrparks für die es noch kein passendes äquivalent gibt. So gut wie jedes Sozialamt hat ein oder zwei T4/Multivan/Sharan (oder verlgeichbar) – sollen die alle gegen 100.000€ T-MX ersetzt werden? Was ist mit den Bauhofsfahrzeugen zum Müll- und Grünschnittsammel? Die Räumfahrzeuge für den Winter? Wo soll da passender Ersatz besorgt werden?
Zu den kosten, gerade für haushaltsschwache Kommunen, will ich mich mal nicht äußern. Die haben eigentlich genug andere Baustellen an denen gearbeitet werden muss und wo Geld dringender gebraucht werden könnte als im Fuhrpark.
Pamela meint
„Was ist mit den Bauhofsfahrzeugen zum Müll- und Grünschnittsammel? Die Räumfahrzeuge für den Winter? Wo soll da passender Ersatz besorgt werden?“
Wir haben doch inzwischen gelernt:
Das kann die Deutsche Post :-)
NurMalSo meint
Landtagswahlen sind bereits in wenigen Wochen! Und die Legeslaturperiode dauert nur knapp 4 Jahre
Auch die Post hat den Streetscooter nicht in wenigen Wochen oder Monaten entwickelt oder zur Serienreife gebracht. Auch hier gingen mehrere Jahre voraus. Vom Streetscooter Work und Work L werden täglich 12 Stück produziert. Wenn das zweite Werk eröffnet sollten es 24 werden. Jetzt dank dem Work XL wahrschein weniger.
Wo sollen da noch die Produktionskapazitäten für alles kommunalen Fuhrparke herkommen? Das Kerngeschäft der deutschen Post ist auch ein gänzlich anderes. Ich denke nicht, dass es große Bestrebungen geben wird den Sektor der eMobilitätsFertigung sehr stark auszubauen. In erster Linie werden die Wagen für den eigenen Fuhrpark gebaut. der verkauf an Drittkunden ist nur das Sahnehäubchen, weil mit sehr wenig Mehraufwand eine gute Rendite eingefahren werden kann. Aber noch Wagenkonzepte zu entwicklen, auszuarbeiten und später zu fertigen und zu vertreiben die nichts mit den eingen Kenntnissen zu tun haben (Müllwagen, Räumfahrzeuge etc.) – denke, dass werden die sich nicht ans Bein binden.
JuergenII meint
Habe ich in den letzten Jahren irgendwas verpasst? War die SPD in der Opposition und war machtlos gegenüber der Willkür der Kanzlerin oder des Verkehrsministers?
Nicht wirklich! Ganz im Gegenteil, man hat auch bei der SPD die Nähe zu den Großkonzernen geschätzt, hat alles dafür getan, das diese weiterleben konnten, und damit hunderttausende von Jobs im Kleingewerbe geopfert (z.B. Energiewende).
Wie war das in Niedersachsen? Soviel ich weiß regiert da die SPD oder soll man sagen die Lobbyisten von VW?
Herr Oppermann sollte doch mal erklären warum die SPD in der Regierung nicht mehr getan hat um die Wende zum emissionslosen Fahrzeug stärker voranzutreiben. Wo sind denn die Pläne dafür? Immerhin soll Deutschland 2050 CO2 neutral sein. Weiß der eigentlich was das bedeutet? Wie will seine SPD das schaffen, ohne massiv in den Wirtschaftskreislauf einzugreifen. Sei es durch Quoten oder eine alternative Besteuerung der subventionierten Diesel-PKW Produzenten.
Also Herr Oppermann setzten Sie sich mit Ihrem Koalitionspartner zusammen und machen sie Nägel mit Köpfen. Wenn es für die Regierenden wichtig ist, werden da über Nacht Entscheidungen herbeigeführt. Siehe Air Berlin! Da wird doch wohl ein Fahrplan bis 2030 zur Umstellung der Fahrzeugneukäufe die sprichwörtlichen Peanuts sein. Den könnten Sie sogar noch im August festzurren und in der ersten Septemberwoche verabschieden. Mitenthalten kann ja auch gleich der grobe Fahrplan sein, wie sie 25% der heute Beschäftigten in absehbarer Zukunft in Lohn und Brot halten wollen oder ihnen zumindest ein sozialverträgliches Leben ermöglichen.
So einfach ist das, da braucht man nicht die Wahl abwarten. Zu 80% werden Sie aber erst gar nicht mehr in der Regierungsverantwortung stehen. Deshalb wohl die Äußerungen?
Bracame meint
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