Der Chef des Coburger Automobilzulieferers Brose Kurt Sauernheimer hat in einem Interview über den zu frühen Start seines Unternehmens in die Elektromobilität, den chinesischen Markt und den Fokus für die nächsten Jahre gesprochen.
„Wir sehen in der Elektrifizierung mehr Chancen als Risiken“, sagte Sauernheimer. Mit seinem bestehenden Produktprogramm – etwa bei Türen und Sitzen – sei das Unternehmen „in fast jeder größeren E-Mobilitätsplattform“ vertreten. Es böten sich zudem neue Möglichkeiten, unter anderem bei der Kühlung von Batterien. Mit seinem aktuellen Portfolio machte der Zulieferer zuletzt einen Jahresumsatz von 6,5 Milliarden Euro.
Zusammen mit dem Antriebsspezialisten SEW hat Brose bereits vor einigen Jahren Elektromotoren produziert, das Gemeinschaftsunternehmen aber bereits wieder aufgelöst. „Wir sind sowohl mit dem Elektroantrieb wie auch mit der induktiven Ladetechnik wahrscheinlich sechs oder sieben Jahre zu früh gestartet“, so Sauernheimer. Das Projekt könnte wiederbelebt werden, habe „momentan aber eine geringe Priorität“.
Bei E-Mobilität will sich Brose neben der Kühlung von Batterien verstärkt auf elektrifizierte Nebenaggregate konzentrieren, die in konventionell angetriebenen wie auch in elektrifizierten Fahrzeugen eingesetzt werden können – etwa Ölpumpen, Lenkungsmotoren oder Kältemittelverdichter, die nur im Bedarfsfall arbeiten. „Bei diesen Produkten sehen wir noch enormes Potenzial“, unterstrich Sauernheimer.
China ist laut dem Brose-Chef „schon heute der Standort für E-Mobilitätsanwendungen“. Die Produktentwicklung und Wertschöpfung müsse daher auch von westlichen Unternehmen der Automobilbranche dort angesiedelt werden. „Sowohl die chinesische Gesetzgebung als auch die Nachfrage im Markt“ mache dies erforderlich.