Die beiden Pressetage auf der IAA sind vorüber, erste Eindrücke verarbeitet und jetzt geht es daran, alles Gesehene in größere Zusammenhänge zu packen. Das Medienecho ist wie bei jeder IAA enorm. Natürlich geht es im Jahr 2013 sehr viel um Elektroautos, da nun auch endlich deutsche Hersteller in diesen Markt einsteigen. Elektromobilität hat sich zu viel mehr als einem reinen „Auto-Thema“ entwickelt, wir haben daher über den Tellerrand geschaut und die Reaktionen von Medien ausserhalb der Automobilbranche für unsere Leser eingefangen:
Wirtschaftwoche Green
Etwas spät, findet Wirtschaftswoche Green und kommentiert: „BMW feiert in Frankfurt seine eigene Inthronisierung als Innovationsführer der Branche. Mit dem i3 und i8 glauben die Bayern, das erste in Großserie gefertigte ‚echte‘ Elektroauto auf den Markt zu bringen. Volkswagen möchte ‚elektrisieren‘, mit dem e-up und e-Golf die ersten Stromer für ‚die breite Bevölkerung‘ bauen. Und Mercedes verpasst seiner S-Klasse einen Plug-In Hybrid. Man könnte das alles als riesige, deutsche Elektro-Party begreifen, neben der die ausländische Konkurrenz völlig verblasst. Die Wahrheit sieht aber anders aus.“ Wie diese Wahrheit der „Spätzünder im Angriffsmodus“ aussieht, lesen Sie bei Wirtschaftswoche Green.
Die Zeit
Etwas versöhnlicher argumentiert Die Zeit: „Die aus deutscher Sicht wichtigsten Neuheiten stehen auf dem Stand von BMW. Mit dem vollelektrischen i3 und dem Plug-in-Hybriden i8 macht sich die Marke zukunftsfest. Die Bayern haben Milliarden in die Entwicklung dieser Kombination aus Leichtbau und Elektromobilität gesteckt. Und auch wenn angezweifelt werden darf, dass von Beginn an mit jedem verkauften Exemplar Geld verdient wird: Die Saat, die BMW hier streut, könnte mittelfristig eine ähnlich große Ernte einbringen wie die Hybridstrategie des Kooperationspartners Toyota. Verwirrend und teuer am Anfang, folgerichtig und maßgebend für die kommenden Jahre.“ Immerhin, so Die Zeit weiter, solle der Automarkt in den nächsten Jahren stetig wachsen, die globalen Gewinne sollen bis zum Jahr 2020 um 25 Milliarden Euro auf 79 Milliarden Euro steigen. Umso wichtiger ist es also, sich in Zukunftstechnologien schon jetzt als starke Marke zu positionieren.
FAZ
Die FAZ nahm, da nun „die Generation iPod in die Autos einzieht und ihr Entertainment-Programm gleich aus der Datenwolke mitbringt“ vor allem moderne Web-Applikationen unter die Lupe und schreibt: „Es wird darauf zu achten sein, dass die Emotionen nicht zu kurz kommen. Auf dieser IAA sind hierfür vor allem dynamisches Design sowie Unterhaltungs- und Internetdienste zuständig. Die Apps ziehen ins Auto ein, frei programmierbare Anzeigetafeln kommen überall in Mode. Bei Citroën lassen sich schon persönliche Fotoalben auf dem Display zusammenstellen, auf dass die geliebte Kinderschar nicht nur aus dem Bilderrahmen auf dem Schreibtisch lächele. Opel, derzeit ziemlich weit vorn in guten und günstigen Infotainmentsystemen, will sprachbegabte Apps in den Insignia holen, die Fragen verstehen und die Antworten direkt ins Navigationssystem einspeisen.“
taz
Die Berliner taz richtet ihr Augenmerk auf die Zeitenwende bei den Antrieben, der Verbrenner habe ausgedient und sei in nicht allzu ferner Zukunft reif für das Museum: „Mit all ihren Zahnrädern und Riemen, Belüftungsklappen und Ansaugstutzen, Schläuchen, Ventilklappen, Pleueln und Kurbelwellen wirken diese Triebwerke wie anatomische Präparate, die verchromten Herzen freundlicher Roboter. In Glanz und Blüte stehen sie, der Stolz ihrer Ingenieure, und werden doch eines nicht allzu fernen Tages als rührende Relikte des fossilen Zeitalters gelten.“