Elektroautos brauchen – wenn sie nicht gerade am Schnelllader hängen – stundenlang, bis sie wieder aufgeladen sind. Auf dem für Innovationen bekannten Autosalon in Genf allerdings wird ein Prototyp zu sehen sein, dessen neue Technik ein viel schnelleres „Auftanken“ ermöglichen soll.
Noch macht das Liechtensteiner Unternehmen Nano Flowcell AG ein großes Geheimnis um seinen Quant getauften Prototypen – mehr als zwei Bilder der knapp 5,25 Meter langen Sport-Limousine hat der Hersteller noch nicht veröffentlicht. Und auch über die Technologie ist noch wenig zu erfahren.
Bei der Speichertechnik dürfte es sich wohl – passend zum Markennamen und dem Teaservideo auf der Unternehmenswebsite – um eine sogenannte Redox-Flow-Batterie handeln. Die Technik wird bereits vielfältig eingesetzt, etwa zum Speichern von Stromüberschüssen in Wind- und Solarkraftanlagen. Unter Experten gilt diese Technik auch für Elektroautos als Energiespeicher der Zukunft.
Einfach tanken
Vereinfacht erklärt handelt es sich bei der Redox-Flow-Batterie um eine Mischung aus Akku und Brennstoffzelle. Die zum Aufladen benötigte Energie kommt dabei nicht aus der Steckdose, sondern wie auch beim Wasserstoffauto aus der Zapfpistole an der Tankstelle. Allerdings wird die Redox-Flow-Batterie nicht mit Wasserstoff betankt, sondern mit einem Elektrolyt, das Energie in Form von Strom an den Motor abgibt. Der Tankvorgang soll nicht länger dauern als bei herkömmlichen Diesel- oder Benzinautos.
Ein weiterer Vorteil: Redox-Flow-Zellen entladen sich nicht von selbst, wie etwa herkömmliche Akkus. Ein Elektroauto mit dieser Technik wäre also auch nach längerer Standzeit fahrbereit. Weitere Details verraten die Entwickler leider erst zum Start des Genfer Automobilsalons.
Markteinführung eigentlich bereits für 2012 geplant
Schon im Jahr 2009 wurde der Quant in Genf präsentiert, und zwar von niemand geringerem als dem renommierten Supersportwagen-Hersteller Koenigsegg. Die damals eingesetzte Technik stammte von dem Schweizer Unternehmen NLV Solar und sollte nahezu 500 Kilometer Reichweite ermöglichen. Die Ladezeit wurde mit 20 Minuten angegeben.
Ein Jahr später hatte Koenigsegg sich jedoch aus dem Quant-Projekt zurückgezogen, NLV Solar brachte dennoch im Jahr 2010 eine neue Version mit nach Genf. Eine serienreife Ausführung des Quant mit mehr als 600 PS Leistung sollte 2012 auf den Markt kommen. Wie bei so vielen angekündigten Supersportwagen der Fall, fand dies jedoch am Ende nicht statt.
Nun scheinen der Quant und die Redox-Flow-Batterie jedoch zurück zu sein, um erneut für Furore zu sorgen – wir sind gespannt!
JoSa meint
Wer braucht mit einem Elekroauto eigentlich noch diese Großtankstellen an der Autobahn ?
Da würden sich bei stärkerer Verbreitung von E-Fahrzeugen nur lange Warteschlangen bilden.
Es gibt genug kleine Rastplätze an denen man Ladepunkte einrichten kann.
Und solange man nicht einen Schluck von der Elekrolytflüssigkeit einer Redox-Flow-Batterie
trinken kann, ohne ensthafte Probleme zu bekommen, möchte ich diese auch nicht in die Umwelt entlassen.
Es sei den die Elekrolytflüssigkeit ist Kochsalzlösung.
http://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/news/2015/guenstige-speicher-fuer-windstrom/
Gruß
JoSa
schimschal meint
Nanoflowcell Batterie gibt es nur im frühen Versuchsstadium im Labor. Vielleicht werde Sie nie für Autos einsetzbar sein. Der Quant kann nur ein Fake sein. Meinung eines Elektrochemikers.
Michael Kalthoff meint
Also ich bin nun eine Woche Think City gefahren. Gut das Auto ist nur für die Stadt geeignet, Autobah eher weniger, 120 Km sind drin, für die Stadt akzeptabel und man bekommt es eigentlich immer hin abends aufzuladen.
Aber die Akkuspeichertechnologie ist meiner meinung nach nur ein Nischenprodukt und kann nicht sinnvoll für die breite Masse adaptiert werden.
Aber wie erwänht wurde, diese Flow Cell Technik verbunden mit vernünftiger Leistung in einem brauchbaren Auto mit Tankinhaltgrößen die derzeitigen Autos entsprechen würde die Reichweite dann warscheinlich auf 1500Km steigern. Das ist mehr als heute mit Benzin möglich ist und wenn dann auch noch die kurzen Aufladezeiten möglich wären, dann wäre das Elektoauto (bei entsprechendem Preis und der kommt wenn die Masse das bestellt) wirklich eine Alternative. Aber, der Strom kommt nicht aus der Steckdose, erst wenn auch die Produktion davon grün erzeugt wird, dann ist der Umstieg geglückt.
Ansonsten fährt sich ein Elektroauto einfach, gleichmäßiges Drehmoment und Hochbeschleunigen, angenehm zu fahren, bis auf das sonore Geräusch des Motors/Frequenzumrichters.
ecomento.de meint
Danke für den Erfahrungsbericht!
VG
ecomento.de
tachy meint
Das Reichweitenproblem ist längst durch Tesla gelöst worden. 400 km Reichweite mit Schnelladern an den Autobahnen löst das Problem. Nach 4 Stunden Fahrt macht jeder ne Pause. Nach 40 Minuten Ladestopp gehts weiter.
ecomento.de meint
Leider kann sich (noch) nicht jeder einen Tesla leisten… Dafür ist Teslas Technik allerdings schon heute auf dem Markt und wird voraussichtlich in wenigen Jahren zu deutlich niedrigeren Preisen verfügbar sein.
VG
ecomento.de
Realist meint
Wenn Elektroautos zukünftig die Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ablösen sollen, ist die Aufrechterhaltung der Betankungsinfrastruktur die einzig praktikable Lösung. Methanol für die Brennstoffzelle oder ein Elektrolyt für die Redox-Akkutechnologie würden das vorhandene Tankstellennetz nutzen und somit die Reichweitenfrage lösen können.
Stromzapfstellen würden die Bedürfnisse großer Mengen von akkubetriebenen Fahrzeugen (aktueller und zukünftiger Autobahnbetrieb) hinsichtlich der Ladezeiten und erforderlicher Stromstärken nicht bewältigen können. Daher ist für mich das an der Steckdose betriebene Batteriefahrzeug nur eine kurzfristige Interimslösung, es sei denn, dass zukünftige Akkutechnologien größere Reichweiten zulassen, und die Akkus im Standbetrieb (daheim, Hotel, Parkplatz, etc.) nachgeladen werden können. Die Technologie von Nano Flowcell scheint ein erster Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Es sollte niemand glauben, dass der einmal erreichte Komfort, ob bei Hersteller oder Verbraucher, ohne unabwendbar zwingende Gründe aufgegeben wird.
ecomento.de meint
Komfort ist das richtige Stichwort: Die Verbraucher sind heute beim Autofahren einen gewissen Standard sowie Unkompliziertheit gewohnt – da muss das Elektroauto noch näher rankommen.
VG
ecomento.de
Starkstrompilot meint
Hallo, Strom tanken können, klingt natürlich verlockend nach alter Welt. Wenn ich dieses Elektrolyt selbst aufladen kann, find ich’s überlegenswert. Für Langstrecken kann man tanken. Die Frage bleibt dann, wer baut ein Versorgungssystem für die 10-20% Langstrecke, die wir so im Schnitt fahren. Lohnt sich das. Wahrscheinlich nicht. Nur wenn man immer tanken muss und dann bin ich dagegen, weil wir dann wieder ein Versorgungssystem mit Tanklastern oder ähnlichem brauchen. Es findet Transport statt. Direkter Strom braucht das nicht. Und was kostet das Tanken dann wieder. Die Latte von Tesla liegt hoch: Gratisstrom. Ich glaube nicht, dass das zu machen ist.
Wie sieht es ökologisch aus? Flüssigkeiten laufen gern mal aus. Im Erdreich bestimmt äußerst problematisch und hochgiftig. In stabile Batterien eingesperrt find ich so Elektrolyte immer noch am Besten. Audi will ja mehr zur Feststoffbatterie. Klingt für mich noch sicherer. Wann sagt Tesla was dazu?
Also, Flüssigkeiten zum Stromtanken? Ich weiß nicht so recht.
Außerdem, warum muss es eigentlich immer so ein Designbock sein? Ginge nicht auch mal ein normales Fahrzeug mit hoher Reichweite. Das würde wahrscheinlich ähnlich viel Aufsehen erregen und man könnte es sich vielleicht sogar leisten.
Euer Starkstrompilot
Armin Kauf meint
Die Idee, ein futuristisches Sportdesign als Zugmaschine für neue Technologien zu nutzen, ist ein bewährtes Mittel. Parallel gehe ich mit dem „Starkstrompilot“ weiter oben. Bitte um Darstellung einer Kompaktlimousine (Family) mit Reichweiten von über 1000km. Dann kommt man der Verkaufbarkeit der Sache sicher näher.
Weiter so
Bravo
Ein Fahrzeugbau-Ingenieur