„Einen der größten Umbrüche seit Bestehen des Automobils“ prophezeit VW-Chef Martin Winterkorn. Auf dem Genfer Auto-Salon stellte er die wie in Stein gemeisselten Modellstrategien der Autohersteller in Frage. Und zeigt gleichzeitig, wie Volkswagens Alternative dazu aussehen könnte.
Vor dem Hintergrund immer schneller wechselnder Kundenwünsche etwa gelte es zu hinterfragen, „ob jedes bestehende Modell immer automatisch einen Nachfolger erhält.“ Damit zweifelt er an der jahrzehntelangen Praxis vieler Hersteller. Auch VW bringt Bestseller wie Golf, Polo und Passat bereits seit Mitte der 1970er Jahre in immer neuen Generationen auf den Markt.
Wahrscheinlicher sei, so Winterkorn, dass Kunden vermehrt komplett neue Konzepte und Karosserievarianten wünschen. Modulare Baukästen seien ein Schlüsselelement dafür, dass Volkswagen diesen Wünschen auch entsprechen könne: „Sie versetzen uns in die Lage unsere Autos viel schneller, flexibler und wirtschaftlicher zu entwickeln und zu bauen als bisher.“ Davon wird etwa bereits der neue Passat deutlich profitieren.
Gewohnte Modellzyklen „überholt“
Auch die branchenüblichen Modellzyklen von teilweise sieben bis acht Jahren glaubt Winterkorn überholt. Die Hersteller müssen sich schneller auf die sich rasant verändernden Kundenbedürfnisse einstellen, so der VW-Chef. Zudem habe die Tatsache, dass Autos mehr und mehr zu Computern auf Rädern werden, „revolutionäre Folgen für die zukünftige Bedienung“: Der VW-Konzern zeigt in Genf anhand mehrerer Studien, wie das virtuelle Cockpit der Zukunft aussehen könnte und mit dem neuen Audi TT ein Serienmodell, das einen frei konfigurierbaren Bildschirm hat.
Die Unabhängigkeit von den bisherigen Modellzyklen erlaube unter Mithilfe digitaler Systeme auch eine komplett neue Herangehensweise an künftige Modellüberarbeitungen: „Vielleicht besorgt der Kunde einen Teil des Facelifts von morgen ja sogar selbst, per Softwareupdate in der heimischen Garage“, so Winterkorn. Fest steht: Volkswagen will „Denken und Handeln neu justieren“ und hat bereits erste Schritte eingeleitet. In der Zukunftsinitiative „Future Tracks“ sollen die cleversten Köpfe aus Entwicklung, Produktion und Strategie neue Wege beschreiten.
Nachdem VW mittlerweile mit etwas Verspätung auch verstärkt Modelle mit Elektro- und Hybridantrieb auf den Markt bringen will, scheint Europas größter Automobilhersteller sich nun tatsächlich ganzheitlich und mit voller Kraft in Richtung moderne Mobilität zu bewegen.