Auf Autofahrer könnten an Tankstellen bald zusätzliche Kosten zukommen: Geht es nach dem Willen der deutschen Autoindustrie, so die Welt am Sonntag, müssen die Fahrzeughalter künftig einen Betrag für „Emissionsberechtigungen“ leisten. Für jedes ausgestossene Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) soll direkt der Verursacher zahlen. Beim heutigen Marktpreis von Emissionsrechten wären der Welt zufolge etwa 1,4 Cent pro Liter Benzin fällig – auf eine Jahresfahrleistung von 15000 Kilometern umgerechnet ergäbe das Mehrkosten von um die zwanzig Euro im Jahr.
Nach Informationen der Welt am Sonntag formiert sich im Verband der Automobilindustrie (VDA) bereits eine breite Mehrheit für diesen Vorschlag, darunter auch Branchenriesen wie Daimler und BMW. Damit wolle sich die „wahrscheinlich einflussreichste Lobbygruppe der deutschen Wirtschaft jetzt starkmachen für die Idee, den motorisierten Straßenverkehr zu einem Teil des europäischen Emissionshandels zu machen.“
Bislang sind nur die Betreiber von Kraftwerken und Industrieanlagen verpflichtet, beim Emissionshandel mitzumachen: Für jede Tonne ausgestossenes CO2 müssen sie beim Umweltbundesamt einen Berechtigungsschein ersteigern. „Wer umweltfreundlicher produziert als erwartet, kann seine überzähligen Emissionszertifikate später am Markt weiterverkaufen“, schreibt die Zeitung. Über eine europaweite Regulierung stelle das „Cap-and-Trade“-System des Emissionshandels sicher, „dass die von der Politik vorgegebenen Klimaschutzziele auch tatsächlich erreicht werden.“
„Revolution im Klimaschutz“
„Einer Revolution im europäischen Klimaschutz“ komme es gleich, dass sich jetzt die Autoindustrie in diesem System integrieren will. „Immerhin ist der Verkehr nach der Energiewirtschaft die zweitgrößte Quelle klimaschädlicher Kohlendioxidemissionen“, so die Welt am Sonntag. Die deutschen Hersteller glauben demnach auch, dass sie mit Hilfe des Emissionshandels noch strengere Vorgaben der EU-Kommission zu CO2-Grenzwerten verhindern könnten.
Ein Konzept für die Integration des Verkehrs in den Emissionshandel soll bereits vorliegen. Die Autohersteller folgen demnach einem Vorschlag des Bundesverband Emissionshandel und Klimaschutz (BVEK), der die Mineralölkonzerne in die Pflicht nimmt, die notwendigen Emissionszertifikate zu kaufen. Die Kosten dafür sollen dann an den eigentlichen Verursacher der CO2-Emissionen weitergereicht werden: den Autofahrer. „Der separat ausgewiesene CO2-Preis auf der Tankrechnung soll für ihn Anreiz sein, weniger Auto zu fahren oder auf ein sparsameres Modell zu wechseln“, schreibt die Welt am Sonntag.
Klagen der Autofahrer will der Emissionshandelsverband von vornherein verhindern und plädiert deshalb dafür, dass die Einnahmen aus der Versteigerung der Emissionsrechte in Zukunft nicht mehr in den Staatshaushalt fließen: „Stattdessen sollten die Gelder direkt an die Bürger ausgeschüttet werden, etwa durch eine jährliche Gutschrift auf die Einkommensteuer“, heißt es in dem Bericht. Würde pro Kopf der selbe Betrag ausgeschüttet, würde umweltfreundliches Verhalten belohnt werden – denn Fahrern eines sparsamen Kleinwagens bliebe relativ zu ihren Benzinkosten mehr von der Gutschrift als Fahrern von Spritschluckern.