Vor einigen Wochen hatten wir für das ZDF-Magazin Wiso einen Aufruf gestartet und unsere Leser um Ihre Meinung zu zeitbasierten Abrechnungsmodellen gebeten. Wir hatten aufgrund der vielen konstruktiven Kommentare unter unserem Beitrag und den vielen persönlichen E-Mails den Eindruck, dass sich Elektroauto-Fahrer aktiv mit Tarifen und Abrechnungsmodellen auseinandersetzen und sich vorab überlegen, an welche Dose sie ihren Stromer hängen.
Leider zeigt schon der Titel des daraus für das ZDF entstandenen Beitrags, dass all die hilfreichen Kommentare unserer Leser wohl umsonst waren: Mit „Wucher-Tarife beim Strom-Tanken“ ging der Beitrag am 9. Februar auf Sendung. Der „arme Testkunde“, wie ihn René von ZOE elektrisierend nennt, hat sich vorab anscheinend überhaupt keine Gedanken um Tarife gemacht: „Sprecher: ‚Er achtet nicht auf den Tarif‘ und Testkunde: ‚…ich bin davon ausgegangen, das wird schon irgendwie ein Preis wie Zuhause sein…‘, schreibt René und trifft mit seinem Statement dazu den Nagel auf den Kopf: „Na mal ganz ehrlich, wenn ich mich nicht über einen Tarif informiere, darf ich mich auch nicht beschweren, wenn er teurer als erwartet ist. Das ist beim Elektroauto nicht anders als beim Handy.“
Der Testkunde aus dem Beitrag durfte für einmal Aufladen, in diesem Fall knapp 100 Kilometer Reichweite, etwa 15 Euro bezahlen. Das ist deutlich teurer als Benzin für einen Verbrenner für die gleiche Strecke. Im Beitrag wird sodann auch der Vorwurf laut, dass EnBW seine Kunden in die Falle locke. Aber: Wer ein Elektroauto fährt, sollte wissen, wie lange sein Auto an welcher Dose lädt. Zudem informiert EnBW seine Kunden „sowohl auf der Homepage, über die man die Ladekarte bestellt als auch im Flyer, der der Ladekarte beiliegt“, dass das Laden am Typ2-Stecker pro Stunde fünf Euro kostet, schreibt René, der laut eigener Aussage „selbst ein Elektroauto für den Privatgebrauch ausgewählt hat und damit 18.000 km im Jahr zurücklegt.“
Der Elektroauto-Vielfahrer hätte auch gleich einen Tipp parat für den unwissenden Wiso-Testkunden: Er „hätte sein Fahrzeug ja ebenso gut an die Schuko-Steckdose der Ladesäule anschließen können. Dort bekommt er die 3,6 kW, die sein Wagen ausnutzen kann, und bezahlt dafür nur 1,50 Euro die Stunde – also 42ct/kWh. Das ist zwar noch immer teurer als der Strom Zuhause, er hätte aber seine Vollladung über drei Stunden nur mit 4,50 Euro bezahlen müssen.“
In seiner ausführlichen Kritik zur Wiso-Sendung hat René noch weitere Ungereimtheiten in dem ZDF-Beitrag entdeckt und gibt einige Vorschläge, wie man Käufer von Elektroautos besser und umfassender informieren kann. Den kompletten, lesenswerten Artikel dazu finden Sie auf ZOE elektrisierend.