Das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat im vergangenen Jahr über 3.000 private und gewerbliche Nutzer von Elektroautos befragt und die eigenen Angaben nach bislang größte und umfangreichste Studie zur Untersuchung von Erstnutzern von E-Autos in Deutschland erstellt.
Die deutschlandweit durchgeführte Befragung richtete sich an insgesamt 9.217 Halter, auf die mindestens ein batteriebetriebenes oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug zugelassen ist. „Eine Befragung zu diesem Thema ist in einem solchen Umfang bisher einzigartig“, erklärt Stefan Trommer, Projektleiter im DLR-Institut für Verkehrsforschung. „Die Zahl der Teilnehmer ist mit 3.111 sehr erfreulich und bietet uns für den deutschen Raum einen repräsentativen Einblick in Einstellungen zum Elektroauto und seiner Nutzung“, so Trommer weiter.
Der durchschnittliche private Nutzer: Männlich, gebildet, 51 Jahre
Elektroautos werden laut dem DLR im privaten Bereich vor allem von gut gebildeten, männlichen Personen mit höheren Einkommen genutzt. Das Durchschnittsalter liegt dabei mit 51 Jahren höher als bei Käufern von konventionellen Neuwagen. Die Mehrheit der Nutzer lebt in einem kleinstädtischen bis ländlichen Umfeld, nur knapp jeder Fünfte (22 Prozent) in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Über die Hälfte wohnt in Kleinstädten und Landgemeinden mit einer Größe von weniger als 20.000 Einwohnern.
Trotz ausgeprägtem Umweltbewusstsein gaben vier von fünf Personen an, neben einem Elektroauto noch einen weiteren Pkw zu besitzen. Die Hälfte der Halter hatte allerdings bereits vor der Anschaffung eines Elektroautos zwei herkömmliche Pkw und eines dieser Fahrzeuge bewusst durch ein elektrisches Auto ersetzt.
Die gewerblichen Nutzer von Elektroautos sind laut der DLR-Studie mehrheitlich kleine Unternehmen mit maximal 49 Mitarbeitern und – inklusive dem Elektroauto – neun Fahrzeugen. Knapp über die Hälfte der gewerblichen Fahrzeuge kommen in großen und mittleren Städten zum Einsatz.
Motive zur Kaufentscheidung: Umweltbewusstsein & Fahrspaß
Sowohl bei den privaten als auch den gewerblichen Nutzern stand dem DLR zufolge bei der Anschaffung eines Elektroautos das Interesse an der neuen Fahrzeugtechnologie sowie die Reduzierung der Umweltbelastung im Vordergrund. Aber auch günstigere Kraftstoffkosten pro Kilometer und der Fahrspaß am Elektroantrieb bewegten die Nutzer zum Kauf eines Elektroautos. Externe Anreize wie die Befreiung von der Kfz-Steuer oder kostenloses Parken und Aufladen spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle bei der Kaufentscheidung.
Gemeinsamkeiten & Unterschiede bei der Nutzung von Elektroautos
Bei der Nutzung der Elektroautos konnten die DLR-Forscher kaum Unterschiede zur Nutzung herkömmlicher Pkw feststellen, die Stromer werden demnach im privaten Alltag wie konventionelle Pkws genutzt. 43 Kilometer legen rein batteriebetriebene Fahrzeuge dabei an einem Werktag im Durchschnitt zurück. Plug-in-Hybride legen im Durchschnitt 42 Kilometer zurück, davon 30 Kilometer elektrisch.
Die jährliche Fahrleistung der Elektroautos sei im Vergleich zu konventionellen Neuwagen geringer. So absolvieren private Nutzer von rein batteriebetriebenen Elektroautos mit ihren Neuwagen jährlich 10.300 Kilometer, Nutzer von Plug-in-Hybriden 13.600 Kilometer. Dass dies unter der Jahreskilometerzahl eines herkömmlichen Pkws liegt (15.400 Kilometer), erklärt sich laut dem DLR durch Einschränkungen aktueller Elektroautos im Langstreckenbetrieb.
Mehr als die Hälfte der privaten Nutzer erklärten, aufgrund der eingeschränkten elektrischen Reichweite keine Wochenend- oder Urlaubsfahrten mit ihrem Elektroauto zu unternehmen. Fast drei von vier Befragten (72 Prozent) nutzen für längere Strecken und Ausflüge einen zusätzlichen, „normalen“ Pkw. Jeder fünfte Unternehmer (21 Prozent) gab an, dass die aktuellen Elektroauto-Modelle aufgrund der geringeren Zulademöglichkeiten nur begrenzt zum Transport von Waren und Gütern nutzbar seien.
Ladeverhalten
Hinsichtlich dem Ladeverhalten ergab die Studie, dass die meisten privaten Nutzer ihr Elektroauto täglich am Wohnort aufladen. Etwa ein Drittel (36 Prozent) der Befragten nutzt zudem zusätzliche Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz. Gewerbliche Nutzer laden ihr Auto fast täglich auf dem eigenen Betriebsgelände. Zusätzlich werden 29 Prozent der gewerblich zugelassenen Fahrzeuge am Ende des Tages auf dem Privatgrundstück des Fahrers abgestellt und dort geladen.
Nur jeder fünfte Befragte gab an, mindestens einmal wöchentlich eine öffentliche Ladesäule zu nutzen. Eine deutliche Mehrheit sieht jedoch eine ausreichende Verfügbarkeit an Schnellladepunkten im (halb-)öffentlichen Raum als absolut notwendig an. Die technischen Voraussetzungen für eine Schnellladung sollten dabei in jedem Elektroauto serienmäßig vorhanden sein. Nur 17 Prozent der privaten und 20 Prozent der gewerblichen Nutzer wären bereit, bis zu 1.000 Euro Aufpreis beim Kauf eines E-Autos für diese Funktionalität zu bezahlen.
Hohe Zufriedenheit
Trotz vorhandener Einschränkungen zeigten die vom DLR befragten Nutzer insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit ihren Neuwagen. Die Forscher nehmen an, dass sich die Nutzer vor dem Erwerb ausführlich mit den Einsatzmöglichkeiten und Besonderheiten eines rein elektrisch betriebenen Fahrzeugs auseinandergesetzt haben. Die große Mehrheit der gewerblichen Nutzer wäre jedoch bereit gewesen, einen Mehrpreis für eine größere Reichweite zu bezahlen.
84 Prozent der privaten Halter würden die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs weiterempfehlen und der Großteil der gewerblichen Elektroautohalter plant sogar die Anschaffung weiterer Elektrofahrzeuge.
Birgit meint
Die Aussage, „es gäbe noch keine langstreckentauglichen E-Autos“ ist nicht nur falsch, sondern ich habe immer mehr den Eindruck, dass bewusst Fehlinformationen wie diese verbreitet werden. Unabhängig vom Anschaffungspreis bleibt ein Elektroauto ein Elektro-Auto und man hätte vielleicht besser schreiben sollen, dass die Befragten Teilnehmer vornehmlich Elektro-„Kleinwagen“ gekauft haben. Ich fahre mit unserem Tesla bevorzugt Langstrecke, so wie die meisten Tesla-Käufer, da diese Autos dafür konzipiert wurden. Ja, es gibt sie! Auch wenn man von den Konkurrenzfirmen immer wieder falsch beraten wird mit der Aussage (so wie in diesem Artikel) „so etwas gäbe es noch nicht.“ Ein Unding! Ich bin mittlerweile in 2,5 Monaten ca. 14.500km gefahren – weil es das enorm gut ausgebaute Supercharger-Netzwerk möglich macht, weil es Spaß macht, weil es 0 Benzin verbraucht, weil es machbar ist. Spontane Spazierfahrten, Länderübergreifende Langstreckenfahrten, alles kein Problem!
Warum wird in diesen Artikeln und Befragungen nur immer so einseitig berichtet? Soll damit der Glaube bewahrt werden, dass sich eine Anschaffung noch nicht lohnt? Dass die Autos noch nicht ausgereift sind? Soll verhindert werden, dass man über den Tellerrand ins benachbarte Ausland blickt und erschrocken feststellt, dass dort schon fast eine Mehrheit an Elektro-Autos auf der Straße unterwegs ist, jedoch nicht von unseren Automarken-Platzhirschen, sondern von einem genialen Newcomer aus den USA? Anscheinend ist das so. Also, liebe zukünftige Autokäufer: Erkundigt euch selbst genau, was es am Markt bereits gibt und was möglich ist und lasst euch nicht von abstrusen Falsch-Aussagen in die Irre führen und manipulieren.
ecomento.de meint
Fairerweise muss gesagt werden, dass es im Original „…erklärt sich durch Einschränkungen der E-Autos im Langstreckenbetrieb“ heißt. Unabhängig davon empfinden viele Besitzer eines herkömmlichen Fahrzeugs aber selbst beim Model S die Ladestopps und die damit einhergehende Wartezeit sowie den Planungs-„Aufwand“ als zu lästig.
Dadurch, dass es heute so gut wie überall Tankstellen gibt, haben die meisten Benziner- & Diesel-Fahrer eine enorme Erwartungshaltung was das Tanken/Laden angeht – überall und jederzeit sozusagen. Das hat sich über Jahrzehnte in den Köpfen eingenistet, so schnell wird das Ganze daher wohl auch leider nicht als Gegenargument verschwinden.
Vorerst liegt es also wohl vor allem noch an Elektroauto-Fans und -Fahrern wie Ihnen, Zweiflern und Zögernden aufzuzeigen, wie und was bereits möglich ist.
VG
TL | ecomento.de