„Noch nie war der Technische Kongress des VDA so spannend wie diesmal: Mit der Elektromobilität und dem vernetzten und automatisierten Fahren erleben wir zwei große Innovationstreiber, die weltweit ihre Wirkung entfalten. Autofahren wird damit noch sicherer, effizienter und komfortabler. Die technologische Entwicklung legt ein hohes Tempo vor. Für die deutsche Automobilindustrie sind das große Herausforderungen, aber auch große Chancen, die wir nutzen werden“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt des 18. Technischen Kongresses des VDA.
Neben der Optimierung der klassischen Verbrennungsmotoren habe die deutsche Automobilindustrie in den vergangenen Jahren 14 Milliarden Euro in die Elektromobilität investiert. Rund 30 Serienmodelle (rein batterie-elektrisch, Plug-in-Hybrid, Range-Extender) deutscher Marken seien bereits verfügbar. „Damit zählt Deutschland laut aktuellem Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey gemeinsam mit China und Japan zu den wichtigsten Herstellerländern von Elektrofahrzeugen.“ Besonders erfreulich sei der Markterfolg, den die deutschen Hersteller mit ihren Elektroautos in den USA haben: Innerhalb eines Jahres konnten sie ihren Marktanteil auf gut 20 Prozent mehr als verdoppeln. Um die notwendige Marktdurchdringung auch in Deutschland zu erreichen, müsse die Politik kluge Anreize setzen, die stimulieren und fördern. Erfreulich sei, dass in den vergangenen Wochen die Debatte dazu wieder aufgenommen wurde.
Wissmann ging auch auf den zweiten großen Innovationstrend ein – das vernetzte und automatisierte Fahren: „In den nächsten drei bis vier Jahren investieren die deutschen Hersteller und Zulieferer dafür 16 bis 18 Milliarden Euro. Wesentliches Ziel ist es, den Straßenverkehr noch effizienter und noch sicherer zu machen. Gerade weil künftig weltweit immer mehr Menschen in Städten leben werden, brauchen wir eine nachhaltige urbane Mobilität, die die Effizienz des Lieferverkehrs erhöht, die Infrastruktur besser nutzt, Emissionen weiter reduziert und die Verkehrssicherheit deutlich erhöht.“
Erste Schritte hierfür seien die konsequente Einführung der Grünen Welle (damit könnten die Emissionen um bis zu einem Drittel gesenkt werden) und die optimierte Parkplatzsuche. Laut einer Prognos-Studie erfordert Parksuchverkehr in Deutschland jährlich 560 Millionen Stunden. Durch eine verbesserte Nutzung verfügbarer Daten zur Parkraumnutzung und die Erschließung zusätzlicher Datenquellen ließen sich davon bis zu 30 Prozent einsparen – das entspreche einer CO2-Reduktion von einer halben Mio. Tonne.
Einen ganz entscheidenden Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit werde das vernetzte und automatisierte Fahren leisten. Wenn Autos miteinander kommunizieren und sich gegenseitig „warnen“ können, werden die Unfallzahlen deutlich zurückgehen.
Die Vernetzung erfordere aber auch neue Formen der Zusammenarbeit von Automobilindustrie, Mobilitäts- und Logistikdienstleistern und der Politik, vor allem mit den Kommunen. Um entsprechende Rahmenbedingungen und Planungssicherheit zu schaffen, seien nicht nur technische Anpassungen, sondern auch Änderungen bestehender rechtlicher Vorschriften erforderlich, betonte Wissmann.
Wissmann verteidigt den Diesel
Wissmann ging ausführlich auf das Thema Diesel und Schadstoffemissionen ein: „Lassen Sie mich noch einmal klar stellen: Defeat devices zur Manipulation von Tests sind illegal und sie widersprechen unserem Selbstverständnis. Meine Bitte lautet: Aus diesen Vorgängen kein Pauschalurteil über die Automobilindustrie und ihre über 800.000 Beschäftigten allein in Deutschland abzuleiten. Dazu gehört auch, dass wir gemeinsam einer Diskreditierung der Dieseltechnologie die Stirn bieten.“ Softwaremanipulation, wie sie VW eingesetzt hat, habe mit Dieseltechnologie nichts zu tun.
Wissmann unterstrich: „Wir müssen deshalb die Vorteile des Diesels für die CO2-Senkung der Öffentlichkeit stärker bewusst machen. Das wird nicht von heute auf morgen gelingen, das braucht Zeit. Aber es ist wichtig. Der Klimagipfel in Paris hat sich zum Ziel bekannt, den CO2-Ausstoß zu verringern, um so einen wesentlichen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.“ Klar sei: „Wer Ja sagt zum Klimaschutz“, müsse „auch Ja sagen zum Diesel“.
„Würden in Deutschland nur noch Dieselfahrzeuge zugelassen werden, würde nur durch die Neufahrzeuge pro Jahr so viel CO2 eingespart, wie eine Stadt mit 70.000 Einwohnern pro Jahr emittiert. Darum halten die deutsche und die europäische Automobilindustrie am Diesel fest“, so Wissmann. „Wir sind davon überzeugt, dass der Diesel nicht nur beim Verbrauch und damit bei den CO2-Emissionen seine Vorteile ausspielen kann. Mit modernster Euro-6-Abgastechnologie kann er auch die anspruchsvollsten Schadstoff-grenzwerte im Labor und auf der Straße einhalten. Und zwar legal und ohne Tricks.“
Der Diesel betreffe keineswegs nur die Hersteller. Gerade die Zulieferer hätten den Diesel mit Euro 6 zur „Luftverbesserungsmaschine“ mit entwickelt: „Der eine oder andere Zulieferer beschäftigt Tausende qualifizierter Mitarbeiter, die ihr ganzes Können dieser Technologie für Umwelt und Klima widmen“, betonte Wissmann.
Wissmann begrüßte den ab 2017 kommenden Straßentest RDE (Real Driving Emissions): „Dieser zusätzliche Test soll die Unterschiede zwischen Prüfstand und Autoalltag verringern.“ Der VDA-Präsident wies darauf hin, dass die RDE-Vorgaben der EU sehr anspruchsvoll seien: „RDE wird unter beinahe beliebigen Umgebungsbedingungen gemessen. Beschleunigung, Strecke, Außentemperatur, Windverhältnisse und Verkehrslage sind zufällig. Das ist für unsere Unternehmen eine große technologische Herausforderung mit hohen Investitionen.“ Einen wichtigen Beitrag werde auch der kommende Labortest WLTP leisten, der den veralteten Prüfzyklus NEFZ ablöst.
Frank meint
Also den Diesel als Klimaretter zu verkaufen, darauf muss man erst mal kommen. Sicher hat Herr Wissmann diesen Luftverbesserer an seine eigene Hauslüftungsanlage angeschlossen, damit auch in der Wohnung gesunde Luft ist?
Wer so etwas sagt, muss jedenfalls an keiner viel befahrenen Straße wohnen und ist auch ganz sicher privat krankenversichert.
Diesel erzeugen u. a. krebserregenden Feinstaub und schon allein der Lärm den sie abgeben macht krank. So etwas gehört mit extra Strafsteuer belegt.
Wir wäre es dagegen, wenn alle Neuwagen Elektroantrieb hätten, wie es in Norwegen Regierungsziel für einen überschaubaren Zeitraum ist. Dann wäre es bald nicht nur deutlich gesünder an unseren Straßen, sondern die Klimaziele könnten auch erreicht werden. Das würde aber auch erfordern, dass alle Bremsen der Energiewende endlich gelöst werden. Es braucht tausende kleine Blockheizkraftwerke und neue Dach-Photovoltaiken, damit der Fahrstrom dort erzeugt wird, wo er getankt wird: Am Wohnhaus oder auch beim Arbeitgeber.
Das Öl hat der Menschheit nicht so viel Glück gebracht, enorme Umweltschäden und so manchen schlimmen Krieg. Mir reicht es, ich fahre elektrisch. Mit Auto und Fahrrad.