Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender von Continental, sagte in einem Interview mit der WirtschaftsWoche, dass der Autozulieferer „nicht vor 2020“ Geld mit Elektromobilität verdienen werde. Das Unternehmen habe zwar „konkrete Aufträge in allen großen Märkten“ wie Asien, Amerika und Europa und „in den vergangenen Jahren mehr als eine Milliarde Euro“ in Elektromobilität investiert. „Der Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität“ brauche Degenharts Einschätzung zufolge aber noch Jahre, um „Fahrt aufnehmen“ zu können. Er rechnet damit erst im Zeitraum „zwischen 2025 und 2030“. Irgendwann dazwischen werde „die Zahl der Verbrennungsmotoren global ihren Spitzenwert erreichen und dann moderat fallen“, sagte Degenhart.
„Die notwendigen Entwicklungsaufwendungen“ dafür seien „die größte Herausforderung für unsere Industrie“. Für das Jahr 2025 rechnet der Continental-Chef nur mit etwa zehn Prozent reinen Elektroautos bei den Neuzulassungen. Hersteller wie VW und Daimler gehen davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt bereits ein Viertel der Neuwagen elektrisch unterwegs sind.
Als Grund für die lange Verzögerung führt Degenhart die Batteriezellen an, da sie „heute noch nicht können, was sie können müssen“, und „noch erheblich zu teuer“ seien. „Sowohl Volumen als auch Gewicht der Batterien“ müsse man „halbieren“. Für die Elektromobilität im Jahr 2025 seien nach Degenharts vorsichtiger Schätzung „Batteriezellen in einer Größenordnung von 1200 Gigawattstunden pro Jahr“ erforderlich: „Das sind grob gesagt 30 neue, riesige Batteriefabriken, wie sie Tesla in Nevada baut, für jeweils etwa drei Milliarden US-Dollar“, prognostiziert der Manager.
„Wenn wir damit hinreichend Geld verdienen – warum nicht?“
Da Continental befürchtet, bei der reinen Elektromobilität und speziell bei der Batterietechnologie „Milliarden auf das falsche Pferd zu setzen“, investiere der Zulieferer weiter gezielt in Verbrennungsmotoren, Hybridisierung, Direkteinspritzung, Turbolader, leistungsfähigere Elektronik und bessere Sensorik, so die WirtschaftsWoche.
Künftig sei allerdings auch eine Zellfertigung für Batterien denkbar: „Wenn wir damit hinreichend Geld verdienen und einen Kooperationspartner finden – warum nicht?“, sagte er dem Wirtschaftsmagazin.
Der am schnellsten wachsende Produktbereich seien Fahrerassistenzsysteme: Noch vor ein paar Jahren habe Continental „damit null Umsatz gemacht“. In diesem Jahr setze das Unternehmen „mit Sensorik und Software zum assistierten Fahren 1,2 Milliarden Euro um, 2020 werden es mehr als zwei Milliarden sein“. Und „wenn wir unser Geschäft mit Produkten zur Vernetzung mit anderen Autos und der Kommunikation des Autos mit dem Fahrer hinzunehmen, werden es bereits drei Milliarden Euro, und das ist nicht das Ende“, rechnete Degenhart vor.
Günther Huck meint
Eine neue Form des Lobbyismus!
Durch permanentes „Schlechtreden“ einer neuen Technologie wird von Automobilherstellern, Zulieferern und Investoren – den Gewinnern des heutigen Mobilitätsverhaltens – versucht die Kunden zu verunsichern um ihr eigenes, lukratives Geschäftsmodell solange wie möglich weiterzuführen.
Jeder, auch nur einigermaßen mit der Technik vertraute und mit etwas Hausverstand behaftete Mensch sieht doch, dass der Aufwand ein Elektroauto zu bauen bei weitem geringer ist als ein herkömmliches Verbrennerauto. Die Preise von BEV’s werden doch genau von jenen hochgehalten, die uns anschließend einreden, dass Elektromobilität zu teuer ist.
Herr Degenhart versucht das Gewicht und die Größe von Akkus (andere Lobbyisten nehmen den Preis) als K.O. Kriterium von Elektroautos zu verkaufen, OHNE die Anforderungen der Kunden in seine „Analyse“ einzubeziehen.
Private Autos werden derzeit im Schnitt ca. 30 km pro Tag bewegt, daher ist die Akkugröße und damit verbundene Reichweite von Elektroautos in Wirklichkeit kein Grund diese Technologie zu verhindern.
Es muss nur das Augenmerk beim Vergleich mit Benzinern auf wirklich wichtige Dinge gelegt werden und schon ist die Technologie von Benzin und Dieselmotoren nicht mehr konkurrenzfähig. Reden wir doch über Smog in Städten, Lärm, CO2 und Erderwärmung mit allen Folgen wie: Klimaflüchtlinge, Ressourcenkriege, Überschwemmungen, Klimakatastrophen – um nur einige zu nennen.
Im Gegenzug dazu klingen die Werbesprüche von der Reichweitenangst – die bei 95% der Fahrten gar kein Problem darstellen und in den restlichen 5% durch Verhaltensänderungen der Menschen leicht in den Griff zu bekommen sind – wie Peanuts.
Irgendwann sollten Menschen wie Herr Degenhart Verantwortung übernehmen und nicht die Gesundheit der Mensche und Zukunft unseres Planeten ihrer Geldgier opfern. Ich würde mich vor unseren Kindern schämen!
Peter meint
Ein guter Beitrsg Günther. Kann Dir nur zustimmen.
VW hätte mit den Strafzahlungen in den USA 5 große Batteriefabriken bauen können, wenn die Zahlen im Beitrag stimmen. Da zeigt sich, wie kurzsichtig unsere Industrie vorgeht, wenn man sich mit Betrügereien für einen vermeintlichen Vorteil solche Investitionschancen verbaut.
Wännä meint
Man bedenke: die Conti AG ist als größter Autozulieferer weltweit derart breit aufgestellt, dass sie es sich leisten können den Markt erstmal relativ ruhig zu beobachten und genau dann zuschlagen können, wenn andere vor dem Durchbruch stehen.
Kreisel electric (Österreich) oder swatch (Schweiz) mit ihren ehrgeizigen Plänen in der Batterieproduktion könnten einer dieser Kandidaten werden, die dann von der Conti-Gruppe geschluckt werden könnten, bevor sie ihnen zu teuer werden. Und schon wäre man drin im Batteriegeschäft. So einfach geht das. Man braucht „nur“ einen geldgierigen Haufen Aktionäre zu überzeugen…