Autonom gesteuerte Fahrzeuge sollten bei einem unvermeidlichen Unfall Passanten schützen, und nicht die Autofahrer. Dafür hat sich der Vorstandschef des Automobilzulieferers Continental, Elmar Degenhart, ausgesprochen. Er sei „dafür, dass im Zweifelsfall der Schutz von Fußgängern Vorrang haben muss vor dem Schutz der Insassen des Fahrzeugs, die sich in einem vergleichsweise geschützten Raum befinden“, sagte Degenhart der Welt am Sonntag. „Da brauchen wir Pragmatismus und gesunden Menschenverstand“, fügte er hinzu.
Degenhart erwartet, dass der zunehmende Erfolg von Elektroautos zunächst Arbeitsplätze bei Continental kosten wird. Es werde „aufgrund der geringeren Wertschöpfung zum Verlust an Produktionsarbeitsplätzen kommen“, sagte er. Insgesamt seien 30.000 der rund 218.000 Arbeitsplätze bei Continental abhängig vom Verbrennungsmotor. Dafür würden allerdings wahrscheinlich auch viele neue Stellen „im Bereich der Elektromobilität neu angesiedelt werden können“. Ob letztendlich mehr Jobs wegfallen oder neu entstehen werden, lasse sich noch nicht sagen. Es sei „genug Zeit, diesen Prozess so zu gestalten, dass wir dessen Konsequenzen deutlich abmildern und Schmerzen im großen Stil vermeiden können.“
Er kritisierte den Vorschlag der Grünen, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab 2030 ganz zu verbieten. „Ich halte diese Forderung für populistisch“, sagte der Continental-Chef der Welt am Sonntag. Degenhart erwartet, dass die Bedeutung von Mobilitätsdiensten wie Carsharing stark zunehme wird. „In etwa 40 Jahren wird die Mehrzahl der Fahrzeuge in Städten nicht mehr im Privatbesitz sein.“ Das könnte auch das traditionelle Reifen-Geschäft von Continental betreffen. „Es ist zum Beispiel vorstellbar, dass wir künftig keine Lkw-Reifen mehr verkaufen, sondern sie vermieten und nach gelaufenen Kilometern abrechnen“, sagte Degenhart. Auch für Pkw-Reifen sei so ein Modell vorstellbar.