China drückt bei der Elektromobilität aufs Tempo: Mit 43 Prozent Anteil an der Weltproduktion von 870.000 E-Fahrzeugen liegt das asiatische Land deutlich vor Deutschland mit 23 Prozent und den USA mit 17 Prozent. Die Volksrepublik steigerte 2016 auch den Marktanteil bei wichtigen Komponenten: In der weltweiten Produktion von Batteriezellen kommt China nun auf 25 Prozent und bei E-Motoren auf 37 Prozent Weltmarktanteil.
Auch auf der Nachfrageseite ist China äußerst dynamisch, liegt allerdings nach wie vor auf Rang vier hinter Norwegen, den Niederlanden und Schweden. Deutschland rangiert in der Gesamtbetrachtung von Marktgröße und Rahmenbedingungen im hinteren Mittelfeld der 15 bei Elektromobilität führenden Länder. Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey & Company, in dem die Unternehmensberatung regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität misst.
China im vergangenen Jahr erstmals mit größter Elektroauto-Flotte
„Die Zukunft der E-Mobilität entscheidet sich in China“ erläutert Nicolai Müller, Seniorpartner von McKinsey, die Ergebnisse. Seit dem vergangenen Jahr fahren auf chinesischen Straßen mehr als 650.000 E-Fahrzeuge (Plug-In-Hybride und rein batterieelektrische Autos). Damit hat China die USA als Land mit der größten E-Auto-Flotte erstmals überholt.
Auch die Marktdynamik spricht für das asiatische Land: Fast die Hälfte der im Jahr 2016 weltweit 743.000 neu zugelassenen E-Fahrzeuge entfielen auf China (352.000 Einheiten). Der Markt wuchs dort im abgelaufenen Jahr um 69 Prozent, während in Europa nur sieben Prozent mehr Zulassungen zu verzeichnen waren auf nun 202.000 Elektroautos. Die USA kamen auf 159.000 verkaufte E-Autos; ein Plus von 37 Prozent.
Bei der Technologie zeigen sich regionale Unterschiede: Während in China und den USA rein batterieelektrische Fahrzeuge dominieren, haben über die Hälfte der in Europa verkauften Elektrofahrzeuge einen Plug-In-Hybrid-Antrieb.
„Gerade auf der Angebotsseite wird sich viel tun“
„Drei Faktoren erklären die große Dynamik auf dem chinesischen Markt“, so McKinsey-Experte Müller. „Zum einen ist China mit 75 verfügbaren E-Modellen das Land mit der größten Modellvielfalt, zum anderen wirkt eine Kombination aus direkten finanziellen Anreizen und nicht-finanziellen Vorteilen wie beispielsweise eine leichtere Zulassung in den großen Städten als Beschleuniger.“ Und drittens baue das Land die Ladeinfrastruktur massiv aus.
Die Einführung der Kaufprämie für Elektrofahrzeuge in Deutschland hat dagegen noch nicht zu einem signifikanten Anstieg der Verkäufe geführt. Zwar legte der Markt für E-Autos 2016 um elf Prozent zu; das Gesamtniveau bleibe mit rund 27.000 verkauften Fahrzeugen jedoch niedrig.
Deutschland bleibe bei der E-Mobilität dennoch am Ball, ist sich Müller sicher: „Gerade auf der Angebotsseite wird sich viel tun. In den kommenden Monaten werden deutsche Hersteller zahlreiche neue Modelle auf den Markt bringen.“ Außerdem werde die Ladeinfrastruktur Stück für Stück verbessert: „Das angekündigte Joint Venture zahlreicher Hersteller zur Ausbau der E-Ladestationen kann hier einen großen Beitrag leisten.“
Ernesto2 meint
Wie üblich spricht man auch hier lieber von „angekündigten“ anstatt „realisierten“ Projekten. Das hat bei mir jede Glaubwürdigkeit verloren…
Peter W meint
Ich könnte mir gut vorstellen, dass BYD bald im europäischen Markt auftaucht. Dann kommt das Elektroauto für alle, und wird eventuell so preiswert, dass der elektrische Zweitwagen endlich attraktiv wird. Das wäre meiner Meinung nach ein großer Schritt in die Elektromobilität.
Fritz! meint
Der BYD e6 ist in Deutschland erhältlich, allerdings zu einem völlig indiskutablen Preis von ca. 65.000,– Euro. Dafür bekomme ich fast schon ein Model S in kleinster Version.
Peter W meint
Ups, war wohl nix mit chinesisch preiswert.
Der Statistiker meint
Leider vermischt auch McKinsey hier Elektroautos mit elektrifizierten Autos. In den Berechnungen der netten Grafik sind nämlich nicht nur Elektroautos, sondern auch Plug-In Hybride und rein mit fossilen Brennstoff fahrende Hybride enthalten. Sonst wäre zB. Spanien weit abgeschlagen mit ihren gerade mal 2.005 BEVs im Jahre 2016. Aber dafür haben die Spanier über 30.000 „normale“ Hybride angemeldet.
Wäre einmal interessant die Länder mit den Zulassungen von echten Elektroautos (BEVs) zu vergleichen! Hoffentlich hört man bald auch Hybride als Elektroauto zu bezeichnen…
JuergenII meint
„In den kommenden Monaten werden deutsche Hersteller zahlreiche neue Modelle auf den Markt bringen.“
Äh, hab ich irgendwas verpasst? Außer ein paar pseudo Hybriden sehe ich da nicht viel Neues. Oder zählt etwa die Wiederaufnahme des Verkaufs eines E-Golfs zu den „zahlreichen“ Modellen? Selbst die Zukunft eines Ampera-e steht dank der Übernahme von PSA auf hölzernen Beinen. Wobei die 400 Fahrzeuge, die da evtl. nach Deutschland kommen auch nicht das Fass zum überlaufen bringt.
Is nu so + meint
Na, :-) schließlich ist die Produktion in der Gläsernen Manufaktur
in Dresden gerade angekurbelt + wird zügig Hochgefahren
randomhuman meint
Es wurde schon bestätigt, dass der Ampera-e wie gewohnt in Deutschland erhältlich sein wird. In Norwegen ab Mai und in Deutschland ab Juni/Juli 2017. GM hat da eine Übergangskooperation mit Peugeot geschlossen.