„Wer erst jetzt anfängt, sich tiefergreifend mit Elektromobilität zu befassen, für den könnte es eng werden“, sagte Peter Gutzmer, Technikchef des Automobilzulieferers Schaeffler, in einem Interview mit dem Fachblatt Automobil Produktion. Man dürfe sich die Hinwendung zur Elektromobilität „nicht so vorstellen, dass es ‚Klick‘ macht und man legt den Schalter um“. Vielmehr sei es „Teil der strukturellen Arbeit, sich permanent damit zu beschäftigen, wie sich Märkte und Umfeld aufgrund von sozialen, politischen und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen verändern“.
Die Schaeffler-Marke LuK habe sich bereits „seit Ende der 90er Jahre mit der Entwicklung von Hybridlösungen“ beschäftigt. Auslöser dafür seien zwei Ereignisse gewesen: „Zum einen die freiwillige Vereinbarung zur Absenkung des CO2-Ausstoßes. Und zweitens die Erkenntnis, dass Toyota eine Hybrid-Lösung an den Markt bringen wird“, so Gutzmer.
Der erste Toyota-Hybrid, der Prius, sei um das Jahr 2000 herum „eine einschneidende Geschichte“ gewesen. „Stellen Sie sich vor: Da kommt ein Fahrzeug, das möglicherweise gar keine Kupplung mehr braucht und damit ein zentrales Produktfeld von uns verändert oder sogar ganz in Gefahr bringt. Da liegt es doch in der Verantwortung der Führung des Unternehmens, sich permanent einer solchen Aufgabenstellung in aller Ernsthaftigkeit anzunehmen“.
Heute ganz oben auf der Zukunftsagenda von Schaeffler stehe „ganz klar das Thema Umwelt in allen Facetten; Ressourcenschonung, Emissionssenkung, beziehungsweise -vermeidung, die CO2-neutrale Mobilität“. Ein weiteres großes Thema seien „Überlegungen in Zusammenhang mit der Urbanisierung. Wie wirkt sich der Globalisierungstrend aus, wie verändert sich die Mobilität in und zwischen den Städten und Regionen. Was ist die Mobilität der Zukunft“.
Möglicher Einstieg ins Batterie-Geschäft?
Konkret für Schaeffler bedeute dies, sich „zunächst einmal mit den verschiedenen Lösungen zu den Antriebskonzepten“ zu beschäftigen, „übrigens auch zum verbrennungsmotorischen Antrieb“, so Gutzmer im Interview. „Intensiv“ arbeite Schaeffler „aber auch beispielsweise an Batterien“. Hier wollen die „Vorentwickler Erkenntnisse gewinnen, wie der weitere Weg aussieht“. Der Erfolg der Elektromobilität stehe und falle „mit dem Batteriesystem, der Ladeinfrastruktur und wie die elektrische Energie erzeugt wird“.
Der Schaeffler-Technikchef glaubt, „dass wir gut beraten sind, das Thema Elektrifizierung – und ich sage bewusst Elektrifizierung – beschleunigt auf den Markt zu bringen. Das heißt: Wir sprechen nicht von dem einen elektrischen Antrieb. Wir sprechen von Hybriden, Plug-in-Hybriden und zusätzlich dann von rein elektrischen Fahrzeugen“.