Der für das nächste Jahrzehnt erwartete Boom von Elektromobilität könnte in Deutschland zahlreiche Arbeitsplätze gefährden: Laut einer aktuellen Umfrage unter Personalchefs und Zulieferern ist fast jeder zweite Job in der Automobilbranche auf dem Prüfstand.
„Sollte sich das Elektroauto zu 100 Prozent gegen den Verbrenner durchsetzen, würden rund 350.000 Arbeitsplätze wegfallen, die am Verbrennungsmotor hängen. Das wäre beinahe jeder zweite Arbeitsplatz in der deutschen Automobilindustrie“, sagte Eckart Eller, Chef des Personalberaters Elnet Group, der Bild am Sonntag.
Laut Elnet arbeiten knapp 812.000 Menschen in der Autoindustrie, 250.000 davon seien direkt von der Antriebstechnik abhängig. Hinzu kämen weitere 50.000 bis 100.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern, die zu anderen Technikbereichen gehören.
„Die Unternehmen müssen sich dringend darauf einstellen, ihre Mitarbeiter auf die Wende hin zur Elektromobilität vorzubereiten“, mahnte Elnet. Die Technik von Elektroautos ist weniger komplex als bei Verbrenner-Autos und kommt daher mit weniger Teilen aus. Die wichtigste Stromer-Komponente – die Batterie – wird zudem bislang nahezu exklusiv in Asien produziert.
Guenther Huck meint
Ich war bis vor Kurzem auch der Meinung, dass die deutschen Autobauer den Wandel hin zur Elektromobilität einfach verschlafen haben. Man kann die Manager verteufeln und ihnen vorwerfen, dass sie noch immer auf Verbrennungsmotoren setzen und die Akkuproduktion den Asiaten überlassen.
Aber: Haben sie wirklich die Macht sich gegen die Investoren zu stellen oder sind sie nur „kleine, gut bezahlte Angestellte“ die im Auftrag einer globalen Finanzmafia agieren müssen? Wer sind die größten Aktionäre der weltweit agierenden Konzerne? Wer bestimmt die Aufsichtsräte? Wer hat das Sagen?
Es sind „institutionellen Investoren“ die weltweit agieren und sich „ihre“ Spielplätze nach ganz anderen Kriterien auswählen. Und da hat Deutschland und Europa eben schlechte Karten.
Wer mit Namen wie BlackRock, State Street, Vanguard, Capital Group, Harris Associates, Natixis, Wellington, Fidelity, Dodge&Cox oder Amundi nichts anfangen kann, ein interessanter Artikel dazu:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=41340
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Im österreichischen Kurier vor 2 Tagen (auch im Netz zu finden):
„Infineon Österreich hat heute seine Bilanz und Pläne präsentiert: Mittelfristig sollen in Österreich 860 neue Jobs in Forschung und Entwicklung geschaffen werden, davon 350 in Villach, 290 in Graz und 220 in Linz. Am Standort Villach werden für einen Neubau 40,1 Millionen Euro investiert.“
Einmal abgesehen von der Standort- und Investitionsentscheidung für Austria, auch in D werden sicher neue -andere- Arbeitsplätze und Dienstleistungen entstehen.
Zweifelsohne wird der sog. Paradigmenwechsel in der Automobilbranche, vor allem in Verbindung mit der KI (künstlichen Intelligenz [engl. ai = artificial intelligence]) im Bereich Digitalisierung in den kommenden Jahren / Jahrzehnten zu einem gewaltigen Umbruch in der Arbeitswelt sorgen. Nicht nur in der Autobranche!
Ob neue Arbeitsplätze in gleichem Maße entstehen werden, wie die Anzahl der weg fallenden, mag heute sicher noch niemand sagen können. Alles andere, insbesondere Horrorszenarien kommen einer Wahrsagerei mit Kristallkugel gleich.
Thomas meint
Verstehe die Aufregung nicht ganz. Ist eigentlich logisch, dass hier einige Jobs wegfallen werden. Dass auch einige hinzukommen, darum gehts hier gar nicht. Wichtig ist, dass eine Transformation stattfindet, und nicht versucht wird mit Steuergeldern „too big too fail“-Unternehmen künstlich am Leben zu erhalten. Sollte das passieren, hoffe ich dass viele viele Leute mit mir auf die Straße gehen und dagegen demonstrieren.
Peter W meint
Da fahren die Leute dann mit dem Diesel zur Demo …
Ich demonstriere indem ich keinen Verbrenner kaufe. Wenn das die Runde macht, wachen die Halsabschneider ganz schnell auf.
Fotolaborbär meint
Wat enne Quatsch. Umfrage bei den heutigen Personalchefs! Die mit der Elektrifizierung einhergehenden neuen Jobs können die doch gar nicht beurteilen. Wir müssen die neuen Personaler befragen. – von teilweise noch nicht gegründeten Unternehmen.
M3 meint
Sie sind gefangen in ihrer alten Denkweise…
Peter W meint
Umfrage 2
Verbrennungmotoren gefärden jeden 2. Sadtbewohner. Kinder sind sogar zu 80% betroffen.
Achso, das ist ja nicht so wichtig …
Fritz! meint
„Umfrage: E-Mobilität gefährdet fast jeden zweiten Job“
Den Titel finde ich zu reißerisch, mein erster Gedanke betraf die gesamte deutsche Wirtschaft, nicht nur die KFZ-Wirtschaft. Besser fände ich:
Umfrage: E-Mobilität gefährdet fast jeden zweiten Job in der Automobilbranche
Redaktion meint
Guter Hinweis – aktualisiert!
VG
TL | ecomento.de
Steve meint
Zukunft wird nicht über Umfragen entschieden, schon gar nicht über solche bei Personalchefs. Diese Meldung ist ganz einfach einseitiger Humbug mit Angstmacherei.
Und auch die „Bild am Sonntag“ macht unsere Zukunft nicht, sie beschreibt ja schon die Gegenwart mangelhaft und einseitig.
Wenn man vor etwas mehr als 100 Jahren die „Personalchefs“ der Kutschenbauer und Droschkenfahrer gefragt hätte, wäre was ähnliches rausgekommen!
JoSa meint
Wird wohl daran liegen, das die Presse nach dem Motto schreibt…
Nur schlechte Nachrichten, sind gut für unser Image.
„Denn WIR klären die Massen auf!“
:D
lenzano meint
oh man, es wird immer gesagt dass so und so viele Arbeitsplätze wegfallen werden.
Beleuchtet auch mal einer die Gegenseite, welche Arbeitsplätze geschaffen werden?
Auch ein Elektroauto baut sich nicht von alleine, selbst der geringeren Komplexität.
Desweiteren hat ein Elektroauto auch komponenten, die ein heutiger Verbrenner nicht hat.
Wenn man allerdings diese Komponenten von Firmen zukauft, die nicht in Deutschland sitzen oder von den hiesigen Zulieferern nicht zu bekommen sind, dann ist es doch allerhöchste Zeit sich darum zu kümmern!
Dieses Rumgejammere auf den „verloren gehenden“ Arbeitsplätzen ist aus meiner Sicht selbst verschlafenes und damit selbst verschuldetes Elend.
Redlin, Stefan meint
Phänomenale Erkenntnis. Ich glaube allerdings nicht, dass die deutschen Konzernlenker so naiv sind und nicht wissen was sich ändern wird. Im Moment macht es eher so den Eindruck als vollzögen die mit ihren Fabriken das Prinzip des Coitus Interruptus. So lange wie möglich Spaß haben und so spät wie möglich rausziehen. Das kann klappen, muss es aber nicht. Und es wird dabei mit uns und unserer Volkswirtschaft gespielt. Die Politik sollte zur Zeit weise steuern mit Regelungen, damit es die Bosse nicht überreizen.
Gabor Reiter meint
Ich glaube, wir steuern leider auf eine Katastrophe der dt. Autowirtschaft zu. Die tollen Zahlen, die man heute noch hört, ist nur noch Strohfeuer, was schnell abbrennt. Die Politik würde etwas bewegen, aber die Autowirtschaft droht immer mit der Trumpfkarte „Arbeitslosigkeit“ und dadurch mit zunehmendem Extremismus. Das schreckt jeden Politiker zurück. Eine Pattsituation.
Die Arbeitslosigkeit wird aber zwangsläufig kommen und somit ist das nur ein Teufelskreis. Die E-Mobilität, aber vor allem die große Digitalisierung und IR 4.0 werden für eine generell und übergreifende hohe Arbeitslosigkeit sorgen. Das sind die großen Herausforderungen der Zukunft, an die sich keine Partei heranwagt.
M. E. kann sich die Autoindustrie einfach nicht umstellen. Dazu müsste sie komplett neu anfangen. Welcher Kutschenhersteller hat später Autos gebaut? Oder welcher Dampflokhersteller hat die Revolution zu E- und Dieselloks überlebt? Keiner! Die disruptive Innovation verdrängt nicht nur alte Märkte, sondern lässt sie komplett verschwinden in nicht linearer, sondern exponentieller Zeit.
M3 meint
Stimmt leider. Jedoch entsteht die Arbeitslosigkeit nicht durch die E-Autos, sondern durch die Hinhaltetaktig der „ethablierten“ Autobauer. Die sich jahrelang gegen jede Neuerung gesperrt haben, es immer wieder abgetan haben und nicht langfristig geplant haben. Ebenso durch die unmutigen Politiker die lieber der Autolobby folgen, statt innovative Impulse zu setzen.
Immer nach dem Motto „Augen zu und durch“. Hinterher kann man ja immer noch auf einen steuerfinanzierten Rettungsschirm setzen.