Neben den Autoherstellern müssen auch Zulieferer beim Wechsel zu Elektromobilität große Herausforderungen bewältigen. Viele mittlere und kleine Firmen, die sich auf Verbrenner-Technik spezialisiert haben, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die IG Metall will, dass Branche und Staat schwächelnde Autozulieferer unterstützen.
Die Gewerkschaft werde bei einem Auto-Gipfel Anfang kommender Woche im Kanzleramt Stützungsmaßnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe vorschlagen. Das bestätigte Frank Iwer, Leiter Koordinierung und politische Planung bei der IG Metall, am Dienstag der Wirtschaftswoche. Das Ziel sei, einzugreifen, bevor ein Unternehmen in Not gerate und saniert werden müsse.
Der Vorschlag der IG Metall sehe vor, dass Autohersteller und Bundesregierung kurzfristig benötigte Mittel zur Rettung von Zulieferern je zur Hälfte übernehmen, erläuterte Iwer. Zudem sei denkbar, dass unter Koordinierung von Politik und Gewerkschaften eine Auffanggesellschaft gegründet werde, mit der angeschlagene Zulieferer restrukturiert werden könnten.
Für Unternehmen, die profitabel und stark genug sind, aber nur schwer an Kapital für Investitionen kommen oder für die Umstellung auf die E-Mobilität große Summen benötigen, soll nach den Plänen der IG Metall ein Transformationsfonds aufgelegt werde. Durch den Fonds vergebene Kredite sollten eine Laufzeit von sechs bis acht Jahren haben und für Investoren am Kapitalmarkt attraktiv sein. „Die Bundesregierung sollte eine Basis-Verzinsung von etwa 1,5 Prozent garantieren“, so Iwer.
Mit dem vorgeschlagenen Fonds orientiere sich die IG Metall an Modellen aus dem Ausland: „Es gibt in Dänemark ein ähnliches Fondsmodell, das sehr gut funktioniert“, sagte Iwer. Die Autohersteller sollen Medienberichten zufolge Interesse an der Idee gezeigt haben. Der wichtigste Punkt der Beratungen mit Kanzlerin Angela Merkel aus Sicht der Industrie sei derzeit aber der Aufbau der Infrastruktur für E-Mobilität, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums teilte mit, dass man die Forderungen der Gewerkschaft kenne, sich diese „aber aktuell nicht zu eigen“ mache.
nichtdieMama meint
Lang leber der Deutsche Steuermichel.
Peter W meint
Es ist verrückt! Man liest ständig, dass das E-Auto bis 2040 höchstens 30% der Gesamtproduktion erreicht, aber bereits jetzt wird nach Milliardenhilfen verlangt. Unsere Industrie ist also nicht in der Lage in 20 Jahren 30% weniger Verbrenner und dafür mehr E-Autos zu bauen ohne Pleite zu gehen.
Da kommen bestimmt auch bald die Stromkonzerne und wollen Milliardenförderungen, weil sie ein paar Stromkabel erneuern müssen, die schon 50 Jahre alt sind und die 10% mehr Strom nicht verkraften.
Das wird noch lustig, armes Deutschland!
Michael meint
Jahrzentelang wurden Milliarden verdient und enorme Gewinne gemacht. Jetzt will man Fördergelder? Demnächst auch Förderung für die Deutsche Bank und die Post?
Deutschland soll die eMobilität fördern und nicht die verschlafenen Autobauer.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich verstehe gar nicht wo das Problem ist. Eine ähnliche Problematik bezüglich „unwirtschaftlichen“ Firmen hatten wir doch erst in der jüngeren Vergangenheit. Nannte sich Treuhand und da wurde das doch schon alles bestens erprobt. Kann man doch jetzt auf die (erfolgreich) gesammelten Erfahrungen zurückgreifen.
Jörg2 meint
Für solche Probleme (Firma kommt in finanzielle Schieflage) gibt es die Insolvenzordnung, Insolvenzgeld vom Arbeitsamt (3 Monate) und Auffanggesellschaften.
Sollten Firmenteile noch marktgängig produzieren können, wird der Insolvenzverwalter diese Teile in ruhiges Wasser bringen.
Die Idee der IGM zögert einen solchen notwendigen Prozess auf Kosten der Mitbewerber marktverzerrend, und letztendlich zum Schaden aller, nur hinaus.
Politiker sollten nicht Unternehmer spiele. Gewerkschafter auch nicht.
jomei meint
Ebend. Und für solche Unternehmen, deren überfällige Insolvenz durch Politik und Lobbyisten (die flexibleren Mitbewerber und Steuerzahler schädigend) verschleppt wird, gibt es den passenden Begriff „Zombiefirmen“.
Das Beispiel Holzmann (Baukonzern) zeigt, dass auch Banken solche Zombiefirmen mit billigen Krediten (die kein seriöser Handwerker bekäme) künstlich weiter beatmen.
Die Älteren erinnern sich: Holzmann hat die oft in seriösen traditionellen Familienunternehmen organisierte mittelständische Konkurrenz durch aggressive Dumpingpreise kaputtgemacht, war also ein Marktzerstörer. Als es durch gleiche Praktiken der globalen Konkurrenz ausgestochen zu werden drohte, drängte der damalige Bundeskanzler Schröder die Gläubigerbanken, durch günstigere Kredite den Holzmann-Konzern zu retten, und wurde von der Belegschaft mit „Gerhard, Gerhard“-Rufen bejubelt. Mir scheint, die IGM macht sich zum Sprachrohr ebensolcher Marktzerstörer.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
1+++
Siehe auch die ganze Subentioniererei beim Kohleausstieg; das lähmt ganze Regionen bis hin zum Kollaps.
nilsbär meint
1+
christoph meint
Btw.: … kann es sein, dass uns heute die Kapazitäten fehlen für unsere maroden Straßen und Brücken?
Aber der Staat soll ja lenken und (wir) bezahlen …
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
1+++
Jensen meint
Menschlich und sozial ist es immer ganz schlimm, wenn man merkt (noch schlimmer, wenn nicht), dass die Firma in der man arbeitet, keine besonders guten Perspektiven hat, weil eben die angebotenen Produkte/Dienstleistungen am Markt weniger oder nicht mehr gefragt werden. Es nur allen Beteiligten gegenüber fair, mit aller Offenheit aufzuzeigen, wo der Weg im Automobilbau hingeht. Dass eben die Teile, die zur Verbrennertechnik gehören, da nicht mehr das richtige Pferd sind, muß sich eben jeder in der Branche klar machen. Der Wandel von der analogen zur Digitalfotografie ist da eine passende Parallele. Filmherstellung, Filmentwicklung und die nachfolgenden Prozesse sind alle weggefallen. Und durch die Digitaltechnik
neue Arbeitsbereiche und Dienstleistungen entstanden. Wer hätte schon voraussagen können, dass sich Menschen aller Altersgruppen mit Ihren Smartphones an das Bildterminal das örtlichen Drogeriemarktes setzen, um Bilder die mit dem Telefon aufgenommen wurden, ausbelichten zu lassen.
nilsbär meint
Firmen mit unseren Steuergeldern ’sanieren‘, deren Produkte (Verbrennertechnologie) nicht mehr gefragt ist, bedeutet Diebstahl aus unseren Taschen. Werden Bäcker saniert, weil deren Semmeln nicht mehr gekauft werden? Oder Hersteller von Pferdekutschen, Schreibmaschinen, Tastentelefonen, Hörrohren und Plumpsklos?
Jeder Politiker, der so was macht, sollte wegen Veruntreuung von Staatsgeldern bestraft werden.
Anders bei den dort beschäftigten Menschen. Hier würde ich Sonderunterstützungen, Gratisweiterbildung, Umzughilfen etc. durchaus befürworten.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und so schlagartig geht es mit dem Systemwechsel jetzt auch wieder nicht. Wenn Unternehmen jetzt schon straucheln, wurden bereits lange vorher Fehler gemacht, die nichts mit der e-Mobilität zu tun haben.
Wenn VW überraschend feststellt, 7.000 Mitarbeiter zuviel in der Verwaltung zu haben, frage ich mich, wer denn da lange und gut geschlafen hat. Oder ist das Ganze etwa ein Ergebnis von Gewerkschaftspolitik?
Topifun meint
Der Vorstandsvorsitzende von VW Herr Diess, hat gestern gerade in der Sendung Lanz auf die Frage nach Stellenabbau durch die Elektromobilität geantwortet, dass zirka 20 Prozent der Mitarbeiter nicht mehr gebraucht werden. Das bedeutet allein bei VW in Deutschland zirka 23 Tausend Arbeitsplätze.
Das die Gewerkschaft davon nicht begeistert ist leuchtet zwar ein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass es so kommen wird.
eMobilitätsberater meint
@Nielsbär: 1 +
Gunarr meint
Die Autohersteller sollen nun also Geld vom Staat bekommen, damit sie ihre angeschlagenen Zulieferer billig aufkaufen können. Das ist schön für die Autohersteller, aber mit Marktwirtschaft hat das nichts mehr zu tun. Hier werden wieder Verluste sozialisiert, während die Gewinne in privater Hand bleiben.
Tobias Rupp meint
Eigentlich geht es hier um die Unterstützung der Zulieferer und nicht der Hersteller.
Macht das Ganze deswegen aber trotzdem nicht verständlicher. ;-)
Stefan meint
Die Hersteller haben in den letzten beiden Jahrzehnten die Zulieferer gemolken bis zum geht nicht mehr und dann bei der Umstellung auf E-Autos gleichzeitig gefordert das die Zulieferer alles im Sortiment haben sollen was Sie sich wünschen.
Das so etwas irgendwann schief geht ist klar.
Im Endeffekt ist das Geld das jetzt bei den Zuliefern fehlt die letzten 20 Jahre an die Aktionäre der Autohersteller ausgezahlt worden.
Und jetzt solls der Steuerzahler richten bevor noch überhaupt ein Not entstanden ist. Absurd
Pamela meint
Jeder Handwerker, jedes kleine und mittelständige Unternehmen musste sich den immer höher werdenden gesetzlichen Anforderungen und den immer steigenden Kundenanforderungen stellen. Durch Krisen kamen nur die, die zu Mehrleistungen in der Lage waren und mit Gewinnen zukunftsorientiert und verantwortungsbewusst gehaushaltet haben, damit sie investieren konnten, der Rest ging Pleite.
Da wurde keiner aufgefangen, da hieß es immer „so ist die freie Marktwirtschaft“.
Wenn jetzt im Zuge der Disruption Arbeitnehmer frei werden, gibt es neue interessante Arbeitsplätze. Flexibilität ist gefragt.
Muss an einen 25-jährigen RWE-Mitarbeiter denken (Interview), für den die Welt zusammenbricht, weil er genau diesen Job jetzt nicht bis zur Rente machen kann.
Ich bin nicht gegen ein paar sinnvolle Programme, aber bitte nicht für hoffnungslosen Dahinsiechen.
Wenn wir in Deutschland nicht endlich flexibler werden, gehören wir bald zu den Sorgenkindern Europas.
MiguelS NL meint
Ich denke Deutschland könnte sehr flexibel sein und sogar mit dem was im Ausland an positives entwickelt auch mithalten, das Problem ist aber die Kultur der Entscheidungsträger und die der Einflussreichen.
„Durch Krisen kamen nur die,…“
So ist es, wenn ich als Freelancer morgen nicht mehr beauftragt werde weil der Kunde andere Anforderungen stellt die ich nicht mehr bieten kann, darf ich dann zum Staat um meine Hand aufzuhalten oder wird von mir erwartet dass ich selbst was da gegen unternehme?
Tobias Rupp meint
Ich finde es mehr als beschämend, dass diese Forderung auch noch von der IG-Metall kommt. Von einem Arbeitgeberverband hätte ich das eher erwartet, auch wenn es nicht weniger frech gewesen wäre.
Ich kann nur hoffen, dass kein Politiker diese Forderung unterstützt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, auch wenn sie schlußendlich dennoch stirbt.
Tobias Rupp meint
Mel nebenbei. Wenn nur die Firmen unterstützt werden die es nötig haben, weil zum Beispiel jahrelang gepennt haben, andere Firmen aber schlauer waren und rechtzeitig umgeschwenkt sind werden nicht unterstützt…..
Ist das nicht Wettbewerbsverzerrung?
Die Firmen die eben nicht gepennt haben sind dann also die gear**ten, oder was?
Rechtlich gar nicht zulässig würde ich mal sagen.
teslatom meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
MiguelS NL meint
Sehe ich auch so.
Unglaublich wie unverschämt und dass nach dem es seit Jahren Warnungen aus Ecken gegeben hat aber die Industrie die Elektromobilität mit große Worte ganz stur Jahrzehnt schlecht geredet hat.
Nach dem die negativen Aüsserungen der Industrie zur Elektromobiliät intensiviert haben, war es noch einge Frage von wenige Woche was diese Meldung bzw. Aufforderung von der Industrie angeht.
MiguelS NL meint
@EV1
jomei meint
Steinkohlesubventionen 2.0 zur Finanzierung von Museumsindustrien aus den Taschen der Krankenschwestern, Altenpfleger, Müllarbeiter, Feuerwehrmänner, Polizisten… Zum Fremdschämen.
nilsbär meint
1+
Miro meint
….uuuuuuuund da kocht die Wut wieder mal auf!
Es wird so getan als würde man es ja nicht von der deutschen Bevölkerung nehmen sondern von einer Institution, die das Geld einfach herzaubert…das ist nicht mehr dreist…das ist legalisierter Diebstahl. Als würde jemand einfach vorbeikommen, meine Geldbörse nehmen und sagen: Ich brauch mal 50,- € von Dir…meine Firma geht sonst pleite. Oder willst du etwa, dass du keinen VW/BMW/Mercedes mehr kaufen kannst?
nilsbär meint
1+
Guter Vergleich!
Düsentrieb meint
+1
EV1 meint
Erst gegen die Elektromobilität agitieren und die Lobbyisten vorschicken um die Entwicklung zu bremsen und sich dann von den Steuerzahlern auffangen lassen.
Respekt! So unverschämt muss man erst mal sein.
Bei Lanz hat Herr Diess gestern von 20% Verlust der Arbeitsplätze alleine bei VW gesprochen und er hat bestimmt nicht übertrieben, im Gegenteil.
Karla01 meint
Nein das macht nichts, das ist halt der Lauf der Zeit. Wer zu spät reagiert muss halt pleite gehen, die Dinos müssen halt aussterben. Ich mein, die Zeichen der Zeit habe ich ja schon oft genug genannt in den letzten Monaten, wer nicht hört muss fühlen. Die paar tausend Arbeitskräfte kann das Sozialsystem tragen und die persönlichen Schicksale dahinter sind weit weg von mir. Das Geld soll lieber genutzt werden um irgendwelche Startups zu finanzieren welche sich ausschließlich mit der Entwicklung rund um den BEV beschäftigen.
MiguelS NL meint
Sind mehr als ein par Tausend und obwohl ich gegen solcher Rettungsmaßnahmen bin, tun mir die betroffenen Mitarbeiter leid, die wissen oft nicht besser.
„Das Geld soll lieber genutzt werden um irgendwelche Startups zu finanzieren welche sich ausschließlich mit der Entwicklung rund um den BEV beschäftigen.“
Wie Pamela schon geschrieben hat, hauptsache vernünfige Programme. Z.B. der Staat soll nur bis zu einem bestimmten Graf helfen, ab einen bestimmten Punkt sollen Investoren es übernehmen können. Wenn es keine Wirtschaftliche Tragfläche (Ausblick) gibt dann ist die Geschäftsidee auch nicht lebensfähig.
Die IG-Metall und Ihre Mitglieder haben gezeigt dass sie nicht fähig sind.