Das Center of Automotive Management (CAM) aus Bergisch Gladbach hat seinen letzten „Electromobility Report“ des Jahres veröffentlicht. In dem Bericht beleuchten die Branchenexperten die internationalen Markttrends der E-Mobilität und die Absatzentwicklung der Automobilhersteller. In China und den USA gab es demnach zuletzt eine rückläufige Marktentwicklung, in Deutschland dagegen eine hohe Dynamik.
Insgesamt bestimmen dem CAM zufolge derzeit vor allem regulative Bedingungen und unterschiedliche Förderkulissen die Marktentwicklung der E-Mobilität. Das Gesamtjahr 2019 zeige sich global als ein Übergangsjahr der alternativen Antriebsart mit eher stagnierenden weltweiten Absatzzahlen. Ab 2020 rechnet das CAM bedingt durch weitere Regulationen und neue Fahrzeugmodelle mit starken Zuwächsen der E-Mobilität.
China
China verzeichnet gemäß der Auswertung 2019 nach 11 Monaten einen signifikanten Absatzrückgang bei Elektroautos (das CAM versteht darunter reine Batterie-Autos sowie plug-in-hybride Modelle) von rund 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Seit der Anpassung der E-Auto-Subventionierung Mitte des Jahres sei der Elektromobilitäts-Markt in China „regelrecht eingebrochen“. Allein im November seien die Absatzzahlen von rein elektrischen Fahrzeugen um 41 Prozent und von Plug-in-Hybriden um 54 Prozent und damit weit überdurchschnittlich zum ebenfalls rückläufigen Gesamtmarkt (-9 %) gesunken.
Im Gesamtjahr bis Ende November stieg laut dem CAM in China die Zahl der nur mit Batterie betriebenen E-Autos auf rund 832.000 an, was einem Anteil von 78 Prozent entspricht. Rund 22 Prozent der E-Fahrzeuge waren Plug-in-Hybride. In den ersten 11 Monaten des Jahres 2019 wurden auf dem chinesischen Markt rund 1,01 MIllionen Elektrofahrzeuge abgesetzt. Der Marktanteil der E-Fahrzeuge an den Gesamtzulassungen stieg von 4,1 auf 4,4 Prozent. Nach Hochrechnungen des CAM ist für das Gesamtjahr in China ein Rückgang des E-Fahrzeugabsatzes von 1,255 auf rund 1,1 Millionen Einheiten (inklusive leichte Nutzfahrzeuge) zu erwarten. Das würde einem Marktanteil von etwa 4,5 Prozent entsprechen.
USA & Norwegen
In den USA verringerten sich ebenfalls die Absatzzahlen für E-Fahrzeuge in den ersten 11 Monaten des Jahres 2019, berichtet das CAM. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum werde ein Rückgang um rund 5 Prozent auf 296.000 Einheiten erwartet. Trotz rückläufiger Absatzzahlen bleiben die USA den Zahlen zufolge nach China mit weitem Abstand der zweitwichtigste Markt für Elektromobilität. Insgesamt sank in den USA der Marktanteil von E-Autos von 2,0 Prozent auf 1,9 Prozent. Rund 69 Prozent der abgesetzten E-Fahrzeuge waren dabei reine Batterie-Modelle.
Norwegen ist derzeit nach Absatzzahlen das zweitwichtigste E-Automobilland in Europa: In den ersten 11 Monaten stiegen die Neuzulassungen von E-Autos auf 74.000 Einheiten (+12 %), so das CAM. Gleichzeitig bestätigte das Land seine Ausnahmeposition beim Marktanteil, der von 48,4 Prozent im Vorjahr auf 56,1 Prozent stieg. Rund 87 Prozent der E-Fahrzeuge waren zuletzt Batterie-Autos, 13 Prozent Plug-in-Hybride.
Deutschland
Deutschland wird nach Prognosen des CAM im Gesamtjahr 2019 zum drittgrößten E-Fahrzeugmarkt aufsteigen, demnach werden bis zum Jahresende rund 110.000 E-Fahrzeuge neu zugelassen. Nach aktuellem Stand wurden bis einschließlich November rund 97.000 E-Autos abgesetzt. Mit einem absoluten Zuwachs von etwa 35.000 Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (+49 %) nimmt Deutschland eine Treiberrolle beim Wachstum der Elektromobilität ein. Der Marktanteil stieg von 1,9 auf 2,9 Prozent an, darunter 59 Prozent reine Batterie-Autos und 41 Prozent Plug-in-Hybride. Für das Gesamtjahr könnte laut dem CAM in Deutschland erstmals die Marke von mehr als 3,0 Prozent Marktanteil von rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-In-Hybriden durchbrochen werden.
„2019 ein Übergangsjahr der Elektromobilität“
„Das Jahr 2019 ist ein Übergangsjahr der Elektromobilität mit zwiespältigen Tendenzen“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel. „Es zeigt sich, dass die Absatzdynamik im positiven wie im negativen Sinne durch regulatorische Rahmenbedingungen in erheblichem Maße beeinflusst ist. Um Fehlsteuerungen und daraus folgende Marktverzerrungen zu vermeiden, muss die Politik langfristig angelegte Förderkulissen entwerfen, die sowohl die umweltpolitischen als auch soziale und wirtschaftspolitische Ziele adressieren.“
In Deutschland bestehe Anpassungsbedarf, etwa im Hinblick auf die „artgerechte“ Förderung von Plug-in-Hybriden oder auch bezüglich der Dauer und Höhe der Förderung, sagt Bratzel. Grundsätzlich erwarte das CAM im neuen Jahr in Deutschland und Europa „eine sehr hohe Dynamik“, die neben der Regulatorik vor allem von den „massiven Produktanstrengungen“ vieler Hersteller getrieben sein werde.
Swissli meint
Für Europa sehe ich nicht nur 2020 als Übergangsjahr, sondern auch noch 2021.
2020 wird die Erfüllung von 95g CO2 im Fokus sein. Eine Übererfüllung ist nicht zu erwarten, sondern eine Punktlandung.
2021 wird die Erfüllung der 2025/2030 Grenzwerte im Fokus sein, weil 2021 die Basis für die Grenzwertberechnung sein wird. Ziel Autohersteller: 95 g CO2 halten, nicht senken!
Tesla wird als einziger auf Teufel komm raus in 2020/21 E-Autos verkaufen wollen. Deshalb wohl auch die frühzeitige Lancierung des Model Y. Das Zeitfenster 2020/21 kann Tesla dann voll ausnutzen.
Bei Volkswagen bin ich mir nicht sicher, ob sie in diesem Zeitfenster die künftigen Grenzwerte höher gewichten, oder den Vorsprung (I.D. Reihe) gg. den anderen Verbrennerautoherstellern wahren/ausbauen. Es wird wohl eine Mischung – BEV Markt mit angezogener Handbremse aufrollen.
2020/21 wird auch die PHEV kurz beflügeln. Für die Autohersteller der leichteste und wirtschaftlichste Weg zur Grenzwerterfüllung. Allerdings auch ein sehr kurzsichtiger Weg. 2022 werden BEV nachgefragt…
Wie auch immer: 2022 wird das BEV Jahr!