Die Unternehmensberatung McKinsey hat untersucht, wie der Coronavirus die Mobilität verändert. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass das Mobilitätsverhalten auch nach der Lockerung der wegen der Pandemie eingeführten Ausgangsbeschränkungen in vielen Regionen ein anderes als vor der Krise sein wird. Für die Automobilindustrie und Mobilitätsanbieter werden dadurch deutliche Auswirkungen erwartet.
„Die Mobilität wird sich aus vier Gründen verändern: gesamtwirtschaftliche Lage, Regulierung, Technologie und Kundenverhalten“, sagt Timo Möller von McKinsey. Nach der akuten Krisenbewältigung gelte es für die Anbieter, ihre Strategie diesen Veränderungen anzupassen.
Gesamtwirtschaftliche Lage
Durch das Herunterfahren der Fabriken wurden laut McKinsey bisher rund 7,5 Millionen weniger Autos produziert als ursprünglich geplant. Auf dem Höhepunkt der Krise seien über 90 Prozent der Autowerke in China, Europa und den USA stillgestanden. Auch auf der Nachfrageseite zeigten sich die Folgen des Virus: Insgesamt dürfte der Markt für neue Pkw in diesem Jahr weltweit um rund 20 bis 25 Prozent zurückgehen, prognostizieren die Berater. In Deutschland seien allein im April rund 60 Prozent weniger Autos als im Vorjahr verkauft worden. In Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien habe der Rückgang sogar bis zu 95 Prozent betragen.
Neben den Autobauern leiden auch die Mobilitätsanbieter: Die ÖPNV-Nutzung ist der Untersuchung zufolge in vielen Städten um 70 bis 90 Prozent eingebrochen. Sogenannte Ridehailing-Dienste verzeichneten 60 bis 70 Prozent weniger Kunden. Zahlreiche Anbieter von E-Scootern haben ihren Dienst in Deutschland zeitweise eingestellt. „Die Schwäche einzelner Mobilitätsanbieter kann mittelfristig zu mehr Fusionen und Übernahmen führen – die Konsolidierung der Auto- und Mobilitätsindustrie wird durch die Coronakrise beschleunigt“, meint Kersten Heineke von McKinsey.
Regulierung
Auch die Rolle des Staates wird sich verändern, glaubt McKinsey. Aktuell falle die Reaktion der Regulierer weltweit unterschiedlich aus: Während in manchen Regionen Umweltvorgaben gelockert würden, habe China die Förderung für Elektrofahrzeuge als Reaktion auf die Pandemie verlängert. „Nicht nur in Deutschland wird über Kaufanreize diskutiert, die eine umweltpolitische Lenkungswirkung hin zu E-Autos beinhalten“, so Möller. Ein weiterer Coronavirus-Effekt sei, dass Stadtverwaltungen im Lockdown Straßen für Fußgänger und Radfahrer umgewidmet haben und erfolgreiche Projekte wohl nach der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen beibehalten werden – auch, um den Abstand zwischen Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten.
Technologie
Kurzfristig würden Investitionen in neue Technologien wie das autonome Fahren zurückgestellt, so McKinsey weiter. Langfristig könnten solche Technologien gewinnen, die den physischen Abstand zwischen Menschen befördern – wie eben autonomes Fahren oder Sharing-Angebote. Die E-Mobilität wird nicht signifikant beeinträchtigt, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. „Die Verkäufe von E-Autos waren im März und April in China und Europa erstaunlich stabil“, erklärt Heineke. Nur in den USA, wo wegen der geringeren Besteuerung der Benzinpreis stärker mit dem Rohölpreis korreliere, könnten durch das derzeit niedrige Preisniveau Verbrenner-Autos wieder attraktiver werden.
Kundenverhalten
In Zukunft werden viele Kunden die Wahl ihres Transportmittels nicht nur auf Basis von Preis und Komfort treffen, sondern auch anhand der wahrgenommenen Infektionsgefahr, erwartet McKinsey. Menschen mit privatem Pkw würden diesen stärker nutzen. Auch Fahrradfahren und Laufen würden kurzfristig gewinnen – zu Lasten des ÖPNV, wie es in China zu beobachten sei. Außerdem könnte die Erfahrung mit dem Arbeiten von zuhause aus dazu führen, dass die Pendelmobilität in Zukunft insgesamt zurückgehen wird.
Jörg2 meint
Ich würde mich freuen, wenn einige der Firmen (und deren Kunden) erkennen würden, dass man nicht wirklich für jeden Kundenkontakt quer durch die Republik düsen muss.
Der Anteil der „zügigen Vielfahrer“ könnte dann vielleicht etwas zurück gehen.
DumpfBlödelPendler meint
Ich gehöre auch zu den Pendlern die täglich ihre km schrubben. Seit zwei Monaten mache ich Home Office. Ein Segen!!! Schade nur, daß wir dafür erst eine Corona-Krise brauchten… Ich bin da sicher nicht der Erste bzw. Einzige, der da schon seit Jahren den Arbeitgebern die „tauben“ Ohren abkaut.
Swissli meint
Die Mobilität wird sich ein klein wenig verringern, aber hauptsächlich weil Homeoffice von den Arbeitgebern endlich „entdeckt“ wurde, und künftig mehr Arbeitnehmer (zumindest Teilpensum) von zuhause arbeiten werden.
Ansonsten hinterlässt Corona keine Spuren in der Mobilität – das ist Wunschdenken von gewissen politischen Kreisen.
Futureman meint
Gut, das eine Studie braucht, um festzustellen das bei einer Ausgangssperre weniger Verkehr ist!
Ernesto 2 meint
Nur gekaufte Studien sind gute Studien… die hängen ihr Mäntelchen nach dem Wind der gerade bezahlt. Kein Problem, morgen zahlt ein anderer und dann gibt’s das passende Resultat, ist ja egal, Hauptsache die Knete stimmt. Merkt eh keiner, was kümmert mich mein gekauftes Geschwätz von Gestern, wenn ich morgen mein Geschwätz wieder gegen Geld verkaufen kann. Überflüssigste Meldung des Tages…..müssen halt mal wieder in der Zeitung stehen.
E2D2 meint
Ich hoffe das die Automobilindustrie merkt dass das Geld bei den Kunden doch nicht so locker sitzt und endlich kleine, leichte Pendlerfahrzeuge kommen ohne jeglichen Schnickschnack und unter 15tsd Eur. Ein ID1 Ist ja schön und toll nur immernoch doppelt so teuer wie ein VW up 60ps und wahrscheinlich ein gutes stück schwerer aber bestimmt mit 5g und supercomputer ab 2025 verfügbar… Ein einfaches Auto mit 60PS, 120kmh spitze, 250km reichweite, Licht, Lenkrad, Airbag, Bremse.
Alter_eg.o meint
…das ist doch exakt meine ZOE, nur noch besser
Ebi meint
McKinsey und ihre Glaskugeln. In D wird die kurzfristige Entwicklung des Automobilmarktes von der Höhe und Art der kommenden Förderung abhängen, dazu brauche ich kein McKinsey, ebenso für die Erkenntnis, dass viele Hersteller sparen müssen und weniger in kostspielige Features wie „autonomes Fahren“ investieren……..wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das auch für Kalifornien gilt ;-).
Frakrei meint
Weil in Kalifornien wächst das Geld an Bäumen und muss nur runter gepflückt werden. Da muss nicht gespart werden. Da werden vielleicht mal ein paar Häuser verkauft und dann flutscht es wieder ;-)
alupo meint
Dass Tesla bei Investitionen und Forschung nicht sparen kann sollte jedem klar sein.
Tesla wächst nur mit Investitionen wie in GF3, GF4 und GF5 in Verbindung mit dem Ausbau der GF1 und GF2. Das sind Ausgaben in Milliardenhöhe. Aber anders geht es gar nicht um die strategischen Ziele des Unternehmens zu erreichen.
Cash haben sie genug. Sie haben doch erst im Mai wieder eine zinsgünstige Kreditoption für die GF3 über 500 Millionen bekommen. Da mache ich mir als Kleinaktionär keine Sorgen.
Und der Verkauf flutsch weltweit (nicht nur in den USA), immer schön auf dem Niveau der Produktionskapazität.