Uber will grüner werden, dazu setzt der US-Fahrdienstvermittler künftig stark auf E-Mobilität. Konzernchef Dara Khosrowshahi will laut einem Interview mit Welt.de weltweit den Verkehr elektrifizieren.
In diesem Jahr hat Uber wie viele Unternehmen mit den Auswirkungen des Coronavirus zu kämpfen. Eigentlich wollte man 2020 profitabel werden, die Pandemie habe nun aber alles verändert. Um die Verluste durch den deutlich gesunkenen Umsatz abzufedern, entließ Uber ein Viertel der Belegschaft. Das Geschäft erhole sich nun schneller als erwartet, so Khosrowshahi. Insbesondere der Essens-Lieferdienst Uber Eats werde stark nachgefragt. Man sei daher zuversichtlich, im nächsten Jahr profitabel zu werden.
Neben den finanziellen Herausforderungen und Bemühungen, den Schutz der Passagiere in Uber-Fahrzeugen zu erhöhen, hat bei dem Unternehmen zunehmend die Elektrifizierung der weltweiten Flotte Priorität. „Wir wollen bis 2030 in allen großen Städten in den USA, in Kanada und Europa auf Elektroautos umstellen und bis 2040 weltweit nur noch 100 Prozent emissionsfreie Fahrten vermitteln“, erklärte Khosrowshahi.
Uber nutzt vor allem selbstständige Fahrer. Da sich für sie der Wechsel auf einen Stromer nicht rechnet, müsse man ihnen wirtschaftlich helfen, erklärt der Firmenchef. Das tue Uber etwa mit dem Angebot Uber Green, das in Deutschland gestartet wurde. Bei dieser Option werden Elektroautos an die Kunden vermittelt, das soll nun global ausgeweitet werden. „Damit können wir zu einem Beschleuniger der Transformation hin zur Elektromobilität werden“, glaubt Khosrowshahi.
Darauf angesprochen, dass das Ziel von emissionsfreien Fahrten bis 2040 zwanzig Jahre und damit noch recht weit in der Zukunft liege unterstrich Khosrowshahi, dass es sich um eine große Veränderung handele. Mit dem aktuellen Plan stelle man die Flotte immer noch schneller um, als es die meisten Fuhrparks in den jeweiligen Ländern vorhaben. „So wie Tesla die Elektroauto-Produktion anführt, wollen wir bei der Elektrifizierung der Verkehrsnetze führen“, sagte der Uber-Boss.
Die Vision des Unternehmens sei es, eine größere Rolle im Leben der Menschen zu spielen: Man wolle „der Dienst sein, der sie überall hinbringen kann innerhalb ihrer Stadt und auch darüber hinaus“. Man habe zudem vor, ihnen alles Mögliche zu liefern – „auf eine nachhaltige Weise“. Auch das Fliegen ist für Uber ein Teil des zukünftigen Angebots. Elektrische Flüge werden nach Ansicht von Khosrowshahi innerhalb der nächsten fünf Jahre machbar sein, ein kommerzieller Massenmarkt sei mit dieser Technik in zehn Jahren realistisch.
Die absolute Marktführerschaft strebt Uber laut Khosrowshahi bei der Mobilität nicht an. Der Mobilitätsmarkt sei so enorm, dass ihn keiner dominieren können. „Das stärkste Netzwerk wird hier ein offenes Netzwerk sein. Es geht darum, die größte Zahl von Fahrzeugen anzubieten, das größte Verkehrsvolumen und die meisten Nutzer zu erreichen“, so Khosrowshahi. Uber werde daher auch Busse, U-Bahnen, elektrische Fahrräder und andere Verkehrsmittel integrieren.
In Deutschland hat es Uber deutlich schwerer als in anderen Ländern, da der Dienst hier bisher aufgrund des Personenbeförderungsgesetzes nicht in der sonst üblichen Form angeboten werden kann. Dennoch bekenne sich Uber zu Deutschland: Das Land sei der größte Markt in Europa, als globales Unternehmen müsse man hier auf Dauer präsent sein. Die aktuellen Gesetze hierzulande sollte sich jedoch ändern, meinte Khosrowshahi. „Sie sollten nachhaltiger werden, ökologischer, ökonomischer und praktischer.“ Die Vorgaben müssten den Verkehrssektor in den nächsten 50 Jahren in den Blick nehmen, anstatt die Vergangenheit festzuschreiben.